SÜDAFRIKA KWAZULU-NATAL SÜDAFRIKAS TROPISCHER Dramatische Berge, wilder Busch und ganz viel Beach: Südafrikas Provinz KwaZulu-Natal bietet Safaris an Land und am Strand, Wandertouren und so manche Überraschung in der Multi-Kulti-Metropole Durban. REISE & PREISE gibt die besten Tipps für eine Selbstfahrertour im Mietwagen. VON HELGE BENDL Der Guide sagt: »Augen und Ohren offenhalten!« Und doch dämmern alle weg, weil einen der Geländewagen früh am Morgen wieder in den Schlaf schaukelt. Dann kommt das Auto zum Stehen, und alle Gäste sind wieder hellwach. Weil im dichten grünen Busch Äste knacken und irgendwelche Tiere mächtig schnaufen – nicht auf einer Seite der Straße, sondern rechts und links. Afrikas Natur inszeniert Choreografien, die man nicht erfinden kann, weil sie einem niemand glauben würde. So wie jetzt und hier im Hluhluwe-iMfolozi-Park. Die Ohren eines Elefanten zeigen sich im Dickicht. Ein mächtiger Bulle kommt zum Wagen und so nahe heran, dass man ihn riechen kann. Auf der anderen Seite tritt ein Breitmaulnashorn ins Rampenlicht. Als wäre das nicht genug, zeigen sich gleich um die Ecke badende Büffel, zickige Zebras, grasende Gnus, geduldige Giraffen und witzige Warzenschweine. Stadt, Land, Berg, Busch, Meer: Die Provinz KwaZulu-Natal bietet mehr als genug Abwechslung, ist aber klein genug, dass sie sich in zwei bis drei Wochen bei einer Mietwagentour erkunden lässt. Dabei gibt es Safari satt – und zwar nicht nur wie üblich an Land, sondern sogar am Indischen Ozean, wo Buckelwale schwimmen und Lederschildkröten ihre Eier ablegen. Südafrika wirkt hier im Nordosten einsamer und wilder als anderswo: Die sandigen Pisten des Tembe Elephant Park lassen sich nur im Ideale Surf-Wellen brechen sich am Strand vor der Küstenstadt Durban Durbans City Hall liegt im historischen Stadtkern 20 REISE-PREISE.de 3-2022
UNSER AUTOR EMPFIEHLT NORDOSTEN Blick im Oribi Gorge Nature Reserve in die Schlucht. Der Mzimkulwana- Fluss durchschneidet das Felsplateau Kultur und Kulinarik in den Midlands Die Midlands im Hinterland von Durban erinnern landschaftlich an England. Die Exotik Afrikas kommt bei Ardmore Ceramics aus dem Brennofen. Galerien auf der ganzen Welt reißen sich um die Kreationen, z. B. um Alex Sibandas Serie »Travellers of Africa« (www.ard more-design. com). Bekannt ist außerdem die Weberei Shuttleworth. Wer den haarigen Weg auf die Farm meistert, kann den Produktionsprozess bestaunen (www. shuttleworthweaving.com). Auch kulinarisch hat die Region viel zu bieten. Handgemachte Karamellbonbons verkauft Tasha’s Fantastic Fudge in Howick (www.tashasfudge. co.za), den Kaffee dazu bekommt man bei Terbodore in Curry’s Post (www.terbodore.com). Für Craft Beer ist die Nottingham Road Brewing Company die Top-Adresse (www.nottsbrewery.co.za), zur Übernachtung das schicke »Fordoun Hotel & Spa« (www.for doun.com, EZ/DZ € 109/165 ÜF). Geländewagen meistern, zu den Hippos und Krokodilen des iSimangaliso-Wetland-Park geht es nur per Boot. Majestätisch, schroff, scheinbar uneinnehmbar: Die Drakensberge sind die Alpen des südlichen Afrikas. Wer hier als Wanderer unterwegs ist, erlebt einen Panoramafilm in Überlänge. Zum Golfen und für die Adrenalinkicks geht es an die kaum bekannte South Coast. Um die Ecke liegt Durban, ein Stück Asien in Afrika: Als Lohnsklaven wurden viele Inder im 19. Jh. hierher verpflanzt, um auf den Zuckerrohrplantagen der britischen Kolonie Natal zu schuften. Bis heute prägen sie die Stadt. Auf dem Markt lässt sich ihre Kultur erleben – und die der afrikanischen Zulus. Die Küche spiegelt den Mix wider: Nirgendwo in Südafrika kann man so vielfältig essen wie hier, ob am Imbiss oder im schicken Restaurant. Doch Vorsicht: Wenn die PERFEKT GEPLANT MIT Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter. www.reise-preise.de/südafrika Liebe wirklich durch den Magen geht, dann ist die Begegnung mit KwaZulu-Natal oft eine überraschend scharfe Affäre. DURBAN Stadt für Entdecker Wo schlägt es, das Herz der Stadt? Morgens an der Golden Mile, der Promenade am Indischen Ozean, wo sich Surfer im Wasser tummeln und an Land Jogger ihre Runden drehen. Mittags im trubeligen Zentrum: Hier machen Zulufamilien Großeinkäufe, nebenan erstehen Inder die Zutaten für höllisch scharfe Curries. Und abends dann im Vorort Morningside, wo Menschen aller Hautfarben die Bars und Restaurants an der Florida Road bevölkern. In der Innenstadt treffen die Welten Afrikas, Indiens und Europas aufeinander – ein südafrikanisch-bunter Mix. Gut für einen ersten Überblick ist der Ricksha Bus, der zwei Mal täglich durch die Stadt gondelt (€ 6, www. visitdurban.travel). Weiter geht’s zu Fuß, auf einer individuellen Tour mit Dominic Naidoo (ab € 36/Pers., www.travelbugtours.co.za) oder auf einem von Durban Tourism organisierten Stadtspaziergang (€ 6). »Bereit für den Kulturschock?«, fragt Sabelo Mazibuko, Guide des »Oriental Walk-About«. Bei dem lässt sich die bröckelnde Architekturpracht der Art-Déco-Stadt bestaunen. Eine Straßenecke weiter beginnt Südasien: In den Boutiquen hängen so viele Saris, dass sie für alle Schauspieler eines Bollywoodfilms ausreichen würden; im Victoria Street Market gibt es Krimskrams und alles, was zum Kochen nötig ist. Gewürzhändler Dennis Chetty stammt aus Bombay. Er hat Kardamom fürs Hühnchen und Koriander für den Fisch, dazu Paprika und Chili bis hin zum brutalen »Schwiegermutter-Curry«, das unerbittlichste Verwandte einkocht. Afrika liegt gleich auf der anderen Straßenseite. Aus scheppernden Lautsprechern plärrt die Kwaito-Musik der Townships, Second-Hand-Klamotten türmen sich. Dann steht man im Muthi Market und blickt auf das Sortiment des größten Magier-Großhandels im südlichen Afrika. Im Angebot: Krokodilzahn und Schlangenhaut, Vogelklaue und Rattenfell, dazu Wurzeln, Rinden, Blätter, Samen. Inyangas, die Kräuterkundler der Zulus, mixen Medikamente für klaren Kopf und starke Knochen. Daneben werfen die Sangoma-Medizinmänner Knochen, um für ihre Fotos: Helge Bendl, agefotostock/ imago images, Alexandre G. ROSA/ Shutterstock 3-2022REISE-PREISE.de 21
