ITALIEN EIN PAAR STUNDEN AM STRAND Blick auf den Spiaggia dello Scario Das Castello thront auf einem 60 Meter hohen Lavafelsen über dem alten Hafen, der Marina Corta von Lipari Für einen echten Strandurlaub sind die Liparen nicht das richtige Ziel, doch ein Bad im tiefblauen, kristallklaren Wasser ist auf allen Inseln möglich. Unsere Favoriten unter den Stränden: Spiaggia Valle Muria auf Lipari. Malerischer Kieselstrand an der Westküste unterhalb des Aussichtspunktes Quattrocchi. Leider manchmal wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Spiaggia di Canneto auf Lipari, nahe der gleichnamigen Stadt. Steiniger, aber nicht schwarzer Strand. Stets gut besucht, Uferstraße mit Bars und Clubs im Hintergrund. Spiaggia Bianca auf Lipari. Hauptstrand der Insel, heller Steinstrand mit Liegenund Schirmverleih, Barbetrieb. Spiaggia dello Scario auf Salina. Kiesstrand, Verleih von Sonnenschirmen und Liegen, Bar. Baia Negra auf Vulcano. Schwarzer Lavasandstrand bei Porto di Ponente, mit Sonnenschirmen und Liegen. Scari auf Stromboli. Weitläufiger schwarzer Sand-, Kies- und Steinstrand. Der windzerzauste Fischer sortiert am Strand von Stromboli seine Netze Dornröschenschlaf riss. »Stromboli – Terra di Dio«, hieß der Streifen, der den Regisseur Roberto Rossellini und die Diva Ingrid Bergmann einander näherbrachte. Skandalös dabei? Beide waren verheiratet – nur nicht miteinander. Das auf der Insel gedrehte Melodram wurde kein großer Erfolg, doch das Eiland quasi über Nacht weltberühmt. In der Folge veränderte es sich massiv. Vorbei die Zeit, wo nur noch Alte die Insel bevölkerten. Designer aus Brooklyn, Hochschulprofessoren aus Deutschland, zivilisationsmüde Aussteiger aus aller Herren Länder haben sich damals begehrte Grundstücke gesichert, alte Bausubstanz liebevoll restauriert. Stromboli ist längst ein Gesamtkunstwerk, dessen Leben zu hundert Prozent vom Vulkan bestimmt wird. Fürs Sightseeing leiht man sich am Hafen am besten ein E-Bike und cruist durch die filmreifen Gassen bis zum »Ristorante Osservatorio« an der Nordspitze der Insel. Badehose nicht vergessen! Auf der fünf Kilometer langen Strecke warten zahlreiche lauschige Lavastrände. Seit einem großen Ausbruch 2019, bei dem ein Wanderer von Gesteinsbrocken erschlagen wurde, darf der Stromboli nicht mehr bestiegen werden, aber am Osservatorio lässt sich seine spektakuläre Feuerschau wunderbar beobachten. Jetzt trifft man sich eben dort – am besten zum Sonnenuntergang. Dann fräsen glühende Lavabrocken brennende Feuerschneisen durch das herannahende Dunkel. Poltern lautstark hinunter, um schließlich zischend im Meer zu verdampfen. Draußen auf dem Meer antwortet die Armada der Ausflugsboote zeitgleich mit einem Blitzlichtgewitter (zig Bootstouren im Hafen buchbar, ab € 25). Der Stromboli legt sich mächtig ins Zeug, im Abstand von zehn bis zwanzig Minuten kündigt animalisches Fauchen urgewaltige Eruptionen an. Fotos: Norbert Eisele-Hein, MARKA/ Roberto La Rosa/ Alamy, Sebàstian/ AdobeStock sich ruckzuck die Waden verbrennen. Sie attackieren zudem die Atemwege und Netzhäute. Eine FFP-2 Maske und ein feuchtes Halstuch leisten hier gute Dienste. Wieder im Hafen, verheißt das Schild Zona delle Acque Calde einen pompösen Kurbetrieb. In Wahrheit handelt es sich um eine eher schmucklose Schlammpfütze. Aber das Dümpeln in der 34 ° C warmen Schwefelsuppe entspannt die Muskeln. Tipp: Schmuck ablegen, Metalle beschlagen sofort. Für die meisten Besucher ist die Insel damit abgehakt, dabei gibt es gerade für Radfahrer noch grandiose Touren. Der kleine Appendix Vulcanello lässt sich prima mit dem Rad erkunden. Die Auffahrt nach Lentia beschert den direkten Einblick in den Krater. Richtig anstrengend wird es bei der Inseltraverse nach Gelso, da kommen auf den bald 30 PERFEKT GEPLANT MIT Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter. www.reise-preise.de/liparen Kilometern hin und zurück etliche steile Höhenmeter zusammen, bis man am Südende am Spiagga dell Asino wieder in die Fluten hüpfen kann. Nett gebettet und gut getafelt Vulcano: FLAIR Im Hauptort Vulcano lockt die schnuckelige »Pensione La Giara« mit einer schönen Frühstücksterrasse (www. pensionelagiara.com, +39-090-6018280, EZ/DZ € 52–90/64–140 ÜF). Fünf Gehminuten vom Strand bietet das ruhig in einem Pinienhain gelegene »Hotel Orsa Maggiore« Balkonzimmer, einen schönen Pool und ein gutes Restaurant (www. orsamaggiorehotel.eu, +39-090-9852018, EZ/ DZ € 49–199). Im »La Forgia da Maurizio« gibt es ein Fine-Dining-Menü mit äolisch-arabisch-indischen Köstlichkeiten für € 35. STROMBOLI Das Gesamtkunstwerk Es war ein handfester Hollywoodskandal, der die Liparischen Inseln 1949 aus ihrem Nett gebettet und gut getafelt Stromboli: Individuelle Zimmer, einen prachtvollen großen Garten und eine Dachterrasse zum Frühstücken hat das Bed & Breakfast »Il Giardino Segreto« (www.giardino segretobb.net, +39-347-5601347, EZ/DZ ab 50 ÜF); Gratis-Gepäcktransport vom Hafen. Das »Hotel Villagio Stromboli« bietet klassisch-schöne Zimmer mit Balkonen, meist mit Meerblick (www.villaggiostromboli.it, +39- 090-986018, EZ/DZ ab € 80/110 ÜF). Einen Garten zum Schwelgen und wunderbar eingerichtete Zimmer hat das kleine Boutiquehotel »La Locanda del Barbablù« (www.barbablu.it, +39-090-986118, EZ/ DZ ab € 75/99); gehobene Küche, lässige Bar, stilvoll eingerichtet. Im »Ritrovo Ingrid« gibt es verführerische Süßspeisen und Eis, aber auch Pizza und Pasta (ab € 9) bis weit nach Mitternacht – der Treff auf Stromboli, direkt bei der Kirche. Fantastische Fisch- und Pastagerichte und dazu eine Terrasse mit Bestblick auf das Inselchen Strombolicchio hat »Le Terrazze di Eolo«. Unser Tipp: die Spaghetti mit Venusmuscheln für € 17. 58 REISE-PREISE.de 3-2022
UNSER AUTOR EMPFIEHLT Die Vulkaninsel Stromboli erhebt sich 924 Meter aus dem Meer INSELPERLEN FÜR KENNER Mit E-Bike oder Vespa auf Tour Mit einer Vespa oder einem E-Bike ist man unabhängig. Lipari, Salina, Panarea und Vulcano sind perfekt für eine Tour mit dem eigenen Gefährt. Stromboli hat nur eine kleine, feine Runde – die schafft man auch zu Fuß. Die Verleiher warten immer schon in den Häfen. Auf Lipari hat Bruno Scolari, etwas oberhalb des alten Hafens, eine sehr gute Auswahl (E-Bike ab € 30/Tag). Auf Vulcano PANAREA Die Luxusinsel Das mondäne und teure Panarea, wo Mailänder Multis und römische Industrielle gern mit der Hummerzange hantieren, wird über ein paar malerische Fahrwege erschlossen, die fest in der Hand von motorisierten Dreirädern sind. Zu Fuß oder eben mit der Ape geht es zu den Überresten eines Rundhüttendorfs aus dem 2. Jahrhundert vor Christi oberhalb der Punta Milazzese. Darunter befindet sich ein schöner Strand, der auch von den Ausflugsbooten angesteuert wird. Ein weiterer Paradestrand befindet sich bei Punta Torrione – und bei Basiluzzo erkennt man im glasklaren Wasser noch die Überreste einer antiken römischen Villa. Nett gebettet und gut getafelt Panarea: Von innen wie außen schick ist das weiß verputzte Hotel »Lisca Bianca« über dem Hafen (www.liscabianca.it, +39-090- 983005, EZ/DZ ab € 90 ÜF). Ein stylisches Boutiquehotel mit Panoramablick und opulentem Frühstücksbuffet ist das »Quartara Hotel« (www.quartarahotel.com, +39-090-983027, EZ/DZ ab € 140/150 ÜF). Zum Hotel gehört der Gourmettempel »Broccia«. SALINA Die grüne Insel Das fruchtbare Salina mit seinen beiden hohen Felsengipfeln, dem Monte Fossa delle Felci und Monte dei Porri, wurde durch den 1994 erschienen Film »Il Postino« (»Der Postmann«) quasi über Nacht bekannt. Im Film brachte der Postmann, gespielt vom Massimo Troisi, dem auf der Insel im Exil lebenden Dichter Pablo Neruda die Post ins Haus, in den entlegenen Ort Pollara an der Westküste. Pollara ist das Zentrum des Kapernanbaus – die weltbesten Kapern stammen von hier. Bei einer Rad- oder Bustour auf den Spuren des Briefträgers, über die Berge nach Pollara, Rinella oder auf der geschlängelten Küstenstraße nach Lingua, bieten sich jede Fantastischer Ausblick vom Belvedere Quattrocchi auf Lipari bekommt man bei Luigi Rent in Porto di Levante E-Bikes und Roller für € 25, Quads für € 55 und lässige Beach Buggys für € 60 am Tag (www. nolosprintdaluigi.com), außerdem Trekkingausrüstung. Auf Salina und Panarea werden für eine Vespa ab € 30 verlangt. Auf Stromboli vermietet Molotre stylishe E-Cruiser für € 10 pro Stunde (www.molotre.it). Menge Fotomotive. Im Fährhafen Santa Marina Salina wurde dem Schauspieler Troisi ein Denkmal gesetzt, der tragischerweise nur zwölf Stunden nach Beendigung der Dreharbeiten an einem Herzinfarkt starb. Nett gebettet und gut getafelt Salina: Neben dem Hafen, direkt am Strand, bietet das Hotel »Mercanti di Mare« schlichte, luftige Zimmer (www.hotelmercanti dimare.it, +39-090-9843536, EZ/DZ ab € 100). Die »Trattoria Cucinotta« serviert äolische Spezialitäten wie Schwertfisch-Carpaccio als Vorspeise (€ 15) und Riesengarnelen nach Palermo-Art als Hauptspeise (€ 25); Blick auf das Meer, unbedingt vorbestellen (090-9843475). FILICUDI & ALICUDI Inseln im Dornröschenschlaf Filicudi (150 Einwohner) hat mittlerweile ein paar Straßen, aber auf den mittelalterlichen Steintreppenwegen nach Pecorini Mare und Perfekt um in Ruhe zu entspannen. Marina Corta, der Platz am kleinen Hafen von Lipari 3-2022REISE-PREISE.de 59
