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3-2022 REISE & PREISE

Beschreibung

TANSANIA • SANSIBAR

TANSANIA • SANSIBAR Schon der Name klingt geheimnisvoll und entführt in eine Welt aus 1001er Nacht. Ein Versprechen, das Stone Town – ein Stadtjuwel mit UNESCO- Auszeichnung – einlöst. Aber auch mit Puderzuckerstränden, duftenden Gewürzplantagen und einer einzigartigen Kultur, in der sich Afrika und Arabien mischen, lockt die Insel vor der Küste Tansanias. SANSIBAR Tropenparadies im Indischen Ozean VON ELKE HOMBURG Salim ist Beachboy von Beruf, sein Arbeitsplatz der Matemwe Beach an Sansibars Ostküste. Das Kostüm des Massai-Kriegers verleiht ihm den Hauch von Wildnis und Abenteuer, der bei vielen Touristen gut ankommt. Nur die Sonnenbrille und das Smartphone, das neben der Machete im Gürtel steckt, passen nicht so recht Auf einem Felsen thront das Restaurant »The Rock« vor dem Strand von Pingwe – bei Ebbe erreicht man es zu Fuß, sonst mit dem Boot zum Outfit. Er vermittelt Edelsteine, Gemälde und Massagen – ganz nach Bedarf. Wenn gewünscht, bietet er Frauen auch seine Gesellschaft an. Seit Beginn der Pandemie liefen die Geschäfte schlecht, denn viele Hotels waren monatelang geschlossen. Erst langsam kehren die Besucher zurück. Hartnäckig umwirbt Salim deshalb die wenigen Strandspaziergänger. Dass bei mir nichts zu holen ist, merkt er schnell. »Hakuna matata, kein Problem«, grinst er und steuert auf ein junges Paar zu. So fein wie Puderzucker und fast so weiß ist der Sand am Matemwe Beach – ein Verkaufsargument für den relativ jungen Badeort mit Hotels meist der gehobenen Kategorie und noch viel Platz am Strand. Hinter dem Strand 92 REISE-PREISE.de 3-2022 liegt der Alltag des Fischerdorfes. Am späten Vormittag hat sich das Wasser mehrere Hundert Meter zurückgezogen, die Gezeiten sind heftig an der Ostküste zwischen Matemwe und Jambiani. Jetzt kommen die Dorffrauen in bunten Kanga-Tüchern an den Strand. Sie sind Bäuerinnen der besonderen Art und züchten Seetang in Gärten, die die Hälfte des Tages unter Wasser liegen. An Holzpflöcken in Reih und Glied spannen die Frauen im sandigen Boden Nylonschnüre wie Wäscheleinen im Miniaturformat, an denen sie die Setzlinge festknoten. Nach vier bis sechs Wochen ist Erntezeit. Die Algen sichern den Frauen ein faires Einkommen, denn Seetang ist heiß begehrt als Grundstoff für vegane Gelatine, Medikamente, Kosmetika und Nahrungsmittel. Was nicht in den Export geht, wird direkt vermarktet – die Besucher aus Europa lieben Seetang-Seifen und -Kekse als Mitbringsel. Sansibar boomt, ist aber bodenständig geblieben Auch in Nungwi an der Nordküste geht das Leben noch seinen geruhsamen Gang, aber

Die vor der Ostküste Afrikas gelegene Inselgruppe hat traumhafte Strände und ist von fischreichen Gewässern umgeben die Infrastruktur hat sich in den letzten Jahren stark verändert. »1995 gab es auf der ganzen Insel nur zwei Hotels«, erzählt Mohammed, der ein kleines Reisebüro betreibt. Dann kamen die ersten Ausländer, um zu investieren. Sie bauten Unterkünfte für Traveller, dann mehr und mehr bessere Hotels. Dazu Restaurants, Bars, Moped-Vermietungen und die übliche touristische Infrastruktur. Ein Vorteil Sansibars gegenüber anderen Urlaubsparadiesen im Indischen Ozean wie Mauritius oder den Seyschellen: Die Insel ist bodenständig und hat sich nicht dem Luxustourismus verschrieben. Ein Grund, weshalb sie als künftige Top-Adresse für digitale Nomaden gehandelt wird. Doch gerade läuft alles noch auf halber Flamme und das Leben in Nungwi ist wieder ein bisschen so wie früher. Wie eh und je fahren abends die Fischer mit ihren traditionellen Dhaus aufs Meer hinaus und kommen morgens mit der Flut zurück. Den Fang verkaufen sie auf dem Fischmarkt gleich hinter dem Strand. Ein Stück weiter zimmern Männer in einer Dhau-Werft eifrig an neuen Booten aus Mahagoni- und Mangrovenholz. Erst die Europäer brachten die Gewürze nach Sansibar Keine Frage: Ich bin da, wo der Pfeffer wächst. Trotz Tourismus ist der Gewürzhandel Standbein Nummer eins der Inselwirtschaft. Die meisten Plantagen liegen im üppig-tropischen Westen der Insel, wo Reis, Kokospalmen, Bananenstauden, Zuckerrohr wachsen und Mangos in verschwenderischer Fülle von den Bäumen baumeln. Wie in Südostasien oder der Karibik. Nur der ein oder andere Baobab, Affenbrotbaum, erinnert daran, dass ich in Fotos: MariusLtu/ Matej Kastelic/ iStock 3-2022 REISE-PREISE.de 93

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