URUGUAY beherbergt, dem Teatro Solis und der Puerta Ciuadela, dem Tor zur Altstadt. Gleich um die Ecke der Puerta liegt das »Café Brasilero«, das älteste Caféhaus Montevideos. Ein perfekter Ort, sich auf einen Altstadtbummel einzustimmen. Ein besonderes Highlight ist das Museo Andes 1972, das einem tragischen Flugzeugabsturz in den Anden gewidmet ist, bei dem zwölf Menschen nach 72 Tagen in der Eishölle gerettet werden konnten. Stärkung nach diesem ergreifenden Museum bietet nebenan das spanische Kulturinstitut CCE. In der stylischen Caféteria begrüßt uns der aus Mexiko stammende Küchenchef Oscar Germes Castro in mexikanisch gefärbten Wienerisch und verwöhnt mit einem hervorragenden Mittagstisch. Flaniermeile am Río de la Plata: die Rambla von Montevideo Östlich des Plaza Indepencia beginnt die Hauptachse des modernen Zentrums, die Shoppingmeile Avenida 18 de Julio. Deren interessanteste Punkte sind der Plaza de Entrevero (am frühen Sonntagabend Milonga!) und etwas weiter das Hochhaus der Stadtverwaltung. Die Aussichtsplattform im 22. Stock ist werktags kostenlos zugänglich und bietet einen spektakulären Rundblick über die Stadt und den schlammig-braunen Río de la Plata, der Montevideo träge umfließt. Ihn säumt eine mehr als 20 Kilometer lange Rambla, die vom Hafen bis in den noblen Vorort Carrasco führt und zum Flanieren, Joggen oder Radfahren einlädt. Auf der Strecke liegt als erstes das Arbeiterviertel Barrio Sur, Zentrum des uruguayischen Karnevals. Mittwochs und samstags proben in den Straßen Candombe-Gruppen ihre Tänze und Musik für die Karnevalsumzüge. Hinter einem Küstenvorsprung mit weitläufigen Grünflächen folgen die trendigen Viertel Punta Carretas mit vielen Lokalen und Pocitos mit seinem beliebten Stadtstrand und dem als Fotomotiv unvermeidlichen Montevideo-Schriftzug, der über der Bucht thront. Jetzt verliert die Stadt ihre Patina. Hohe Apartmentbauten und Bürokomplexe prägen »Uruguay ist total entspannt – und immer noch ein Geheimtipp in Südamerika.« das Bild und münden in das Villenviertel Carrasco, dessen Silhouette vom luxuriösen »Gran Hotel« dominiert wird. In Punta del Este treffen sich die Reichen und Schönen 300 Kilometer Küste, Kultur, Kulinarik liegen vor uns. Nach rund zwei Stunden Fahrt, kurz vor dem mondänen Jetset-Badeort Punta del Este, schmiegt sich in die Steilküste von Punta Ballena das Casapueblo. Ein weißer Gebäudekomplex, dessen verspielte Architektur an die Bauten Gaudís erinnert und der von seinem Erbauer, dem »Picasso Südamerikas« genannten Künstler Carlos Páez Vilaró, in rund 30 Jahren errichtet wurde. Heute beherbergt er ein Hotel und ein sehenswertes Museum, das dem Künstler gewidmet ist. Am nahen Playa Las Grutas lassen sich Felshöhlen am Strand besuchen. Weinliebhaber und Wanderer zieht es in die nur wenige Kilometer im Hinterland gelegene Hügelkette Sierra de Ballena. In Punta del Este, wo Río de la Plata und Atlantik sich vermischen, lassen teure Apartmentkomplexe und Nobelboutiquen erkennen, dass sich hier die Schönen und Reichen ihr Stelldichein geben. Verschont davon scheint nur die etwas in die Jahre gekommene Altstadt rund um den alten Leuchtturm mit ihrer kleinen Papageienkolonie. Doch der Eindruck täuscht. Die alten Villen zeugen nur vom Understatement ihrer Besitzer. Fotos: Carly Alexander / Alamy Stock Photo; Philipp Berens; Ivo Antonie de Rooij / Shutterstock Wie vielerorts in Südamerika gehört auch in Uruguay das Grillen zum festen Bestandteil der kulinarischen Traditionen Gaudí lässt grüßen: Das »Casapueblo« in Punta Bellana erinnert an den Baustil des spanischen Architekten 86 REISE-PREISE.de 4-2023
Der Badeort Punta del Diablo ist Treffpunkt für Surfer und Lebenskünstler In Chuy wird die Gemächlichkeit unterbrochen. Die Grenze zu Brasilien verläuft in der Mitte der Hauptstraße. Auf beiden Seiten werben Shops für zollfreie Elektro- und Billigwaren und Kleinkriminelle warten auf ihre Gelegenheiten. Kurz hinter Punta del Este zweigt die Landstraße 104 ab und führt zum nächsten Kulturerlebnis der besonderen Art. Harmonisch in die sattgrüne Hügellandschaft wurde das Museum für moderne Kunst, die Fundación Pablo Atchugarry, platziert: moderne großzügige Architektur, faszinierende Exponate und ein weitläufiger Skulpturenpark. Charmante Badeorte reihen sich an der Atlantikküste Die edelste Perle der Atlantikküste liegt eine halbe Stunde Autofahrt weiter östlich: das ehemalige Fischerdorf José Ignacio. Von dessen Leuchtturm (150 enge Stufen!) bietet sich ein phänomenaler Rundblick. Im Winter von Juli bis Oktober ziehen hier Wale entlang der Küste. In den warmen Sommermonaten kommen wohlhabende Argentinier und Uruguayos in die Designhotels oder dezent gebauten Ferienhäuser und sorgen für lässiges Schickeriaambiente. Kanufahrer, Wanderer und Reiter finden ihre Paradiese in den tierreichen Landschaften der nahe gelegenen Lagunen José Ignacio und Garzon. Die feinen Sandstrände ziehen sich an der Atlantikküste entlang. Mit zunehmender Entfernung von Montevideo werden die Badeorte einfacher, aber nicht weniger reizvoll. PERFEKT GEPLANT MIT Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter. www.reise-preise.de/uruguay Entspannter Antiquar in Montevideo Zum in einem Naturschutzgebiet gelegenen Cabo Polonio führt keine normale Straße, hin kommt man mit einem geländegängigen Großtransporter. Einfache Hostels, ein unaufdringliches Nobelhotel und eine etwas inszeniert wirkende Hippiekultur prägen den nicht billigen pittoresken Ort, der 70er-Jahre Flair verströmt. Den Tag verbringt man mit Chillen, Schwimmen mit Delfinen, Wandern und Seelöwenbeobachtung. Familiär, günstiger und echt hippiesk ist Punta del Diablo. Surfer und Lebenskünstler prägen das Bild des Ortes mit seinen vielen Lokalen, meist einfachen Unterkünften und zwei ganz unterschiedlichen Stränden, dem quirligen Playa Riverio und dem ruhigen Playa de la Viuda. UNSER AUTOR EMPFIEHLT Wandertour durch die Schlucht der Raben Wir fahren landeinwärts. Endlose Weideflächen, über denen immer wieder Greifvögel und Geier kreisen, ziehen am Autofenster vorbei. Ziel ist die Quebrada de los Cuervos, die »Schlucht der Raben«, die 1986 zum ersten Naturschutzgebiet des Landes erklärt wurde. Durch die tiefe bewaldete Schlucht führt ein drei Kilometer langer, anspruchsvoller Wanderweg, den man in drei Stunden bewältigt. Die verbrauchten Kalorien lassen sich in der nahe gelegenen »Posada El Capricho« nachladen. Nächstes Ziel ist die Stadt San Gregorio in der Landesmitte, gelegen am Ufer des aufgestauten Rio Negro, dessen Wasserstand wegen mehrerer Dürrejahre erschreckend gesunken ist. So bleiben als Hauptattraktion die vielen kunstvollen Murales. Die letzte Etappe zurück zum Río de la Plata führt weiter durch endlose Weite und das am Río Uruguay gelegene Nuevo Berlin. Viel westlicher können wir in diesem Land nicht kommen. Bald tauchen die ersten Weingüter auf und schon sind wir zurück an unserem Ausgangspunkt Colonia del Sacramento, der ältesten Stadt des Landes. Die hübsche Altstadt ist Magnet für einen boomenden Ausflugstourismus, ein lebendiges Freilichtmuseum. Die gepflasterten Gassen und auffallend vielen Oldtimer aus den 1930er bis 50er Jahren geben perfekte Fotomotive ab. Besuch im Oldtimer-Museum Uruguayos haben ein Faible für Oldtimer. Beindruckend ist ein Besuch im Museo Cars, gelegen 20 Kilometer nördlich von Colonia del Sacramento an der Ruta 21. Erst kurz vor der Einfahrt weist ein Schild zu der in einer einsamen Senke gelegenen Lagerhalle, vor der rund zwanzig unrestaurierte Karossen stehen. Die Schätze, rund 40 liebevoll restaurierte Modelle von etwa 1920 bis 1960, warten in der 2.000 m 2 großen Halle. Darunter: eine Isetta, ein 1924er Dodge, ein 1929er Buick und ein schwerer Polizeistraßenkreuzer. Die Wände im Eingangsbereich sind mit historischen Fotografien und Plakaten stimmungsvoll dekoriert. Hinzu kommen Nachbauten von Shops, Tankstelle, Arztpraxen im Look der 20er- bis 50er-Jahre. Wer Glück hat, kann mit dem Museumsbesitzer in der Cafeteria fachsimpeln. Geöffnet Sa/So 11–18 Uhr, Mo–Fr 10–14 Uhr, Eintritt € 5. Fotos: Philipp Berens; Agustin Orduna Castillo / Alamy Stock Photo 4-2023 REISE-PREISE.de 87
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