Aufrufe
vor 2 Monaten

Rotary Magazin 04/2024

  • Text
  • Basel
  • Schweiz
  • Welt
  • Pakistan
  • Kinder
  • April
  • Suisse
  • Liechtenstein
  • Polio
  • Rotary

SCHWERPUNKT – ROTARY

SCHWERPUNKT – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – APRIL 2024 ROTARIERIN IM FOKUS WARUM DER KAMPF GEGEN P 22 1985 machte sich Rotary International auf, die Kinderlähmung auszurotten. Damals fielen der heimtückischen Krankheit jedes Jahr mehr als 350 000 Kinder in 125 Ländern zum Opfer. Dank vereinter Anstrengungen konnte die einzigartige öffentlichprivate Partnerschaft die endemischen Polio-Fälle um mehr als 99 Prozent reduzieren. Sind «null Fälle» irgendwann realistisch? Ein Gespräch mit der PolioPlus-Koordinatorin für den Distrikt 1980, Rot. Isabel Zimmermann vom RC Balsthal. Isabel, viele Rotarier fragen sich: Warum müssen wir jedes Jahr Millionen von Dollar für das PolioPlus-Programm von Rotary aufbringen, wenn sich die Zahl der Fälle doch so drastisch reduziert hat? Die Frage ist absolut berechtigt. Das Jahresbudget der Global Polio Eradication Initiative (GPEI) beträgt etwa eine Milliarde US-Dollar. Rotary steuert rund die Hälfte dieser Summe bei, entweder direkt oder indirekt. Was wir dabei aber nicht vergessen dürfen: Mit dem Geld werden nicht nur Kinder in den Grenzgebieten von Afghanistan und Pakistan geimpft, wo zuletzt noch endemische Fälle aufgetreten sind. Wir stellen vielmehr sicher, dass die Krankheit auch an anderen Orten der Welt nicht wieder Fuss fasst. Spätestens seit Covid-19 ist uns allen bewusst: Hochinfektiöse Krankheiten können sich durch Bevölkerungsbewegungen in rasender Geschwindigkeit ausbreiten. Das ist bei Polio nicht anders. Solange sich die Kinderlähmung in Pakistan und Afghanistan hält, besteht in allen Ländern der Welt die Gefahr einer Neuinfektion. «SOLANGE SICH POLIO IN PAKISTAN UND AFGHANISTAN HÄLT, BESTEHT IN ALLEN LÄNDERN DER WELT DIE GEFAHR EINER NEUINFEKTION» Wir haben das in der Vergangenheit immer wieder erlebt: Polio tauchte in Ländern wieder auf, die bereits als Polio-frei galten. Dies betraf insbesondere Länder des Nahen Ostens, Südostasiens und Afrikas. Im vorigen Jahr ist die Krankheit in London, New York, Kanada und der Ukraine wieder aufgetreten. Und sie könnte theoretisch auch in die Schweiz zurückkehren, schliesslich haben wir es in einigen Gebieten mit ganz erheblichen Impflücken zu tun. Stellen Sie sich nur einmal vor, auch hierzulande würden wieder Kinder durch Polio gelähmt … Wir wissen aus Modellrechnungen, dass die Kinderlähmung, wenn wir sie nicht ausrotten, weltweit wieder aufpoppen und innerhalb von zehn Jahren bis zu 200 000 neue Fälle jährlich verursachen könnte. Genau deshalb müssen wir die Krankheit restlos ausrotten. Und just aus diesem Grund hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Bemühungen um die Ausrottung der Kinderlähmung auf ihre höchste Alarmstufe gesetzt – noch höher als die Covid-19-Pandemie. Die Risiken, die ein Scheitern mit sich brächte, wären enorm. Rot. Isabel Zimmermann, RC Balsthal, ist PolioPlus-Koordinatorin für den Distrikt 1980 Worauf konzentriert sich Rotary in diesem Bemühen? Mit unserem globalen Budget machen wir vor allem zwei Dinge: Wir impfen Kinder, sehr viele Kinder, und wir überwachen die Krankheit aktiv, um nachvollziehen zu können, wie sie sich entwickelt.

SCHWERPUNKT – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – APRIL 2024 OLIO WEITERGEHEN MUSS Im vergangenen Jahr beispielsweise wurden mehr als 800 Millionen Kinder geimpft. Die meisten von ihnen stammten aus ressourcenarmen Gebieten, wo das Risiko einer erneuten Polio-Infektion am höchsten ist. Diese Gebiete sind in der Regel von komplexen, langwierigen Notsituationen betroffen. Dazu gehören der Nordwesten Nigerias, der Osten der Demokratischen Republik Kongo, der nördliche Jemen und das südliche Zentrum Somalias. Und natürlich Afghanistan und Pakistan. Wenn man sich die Herausforderungen vor Augen hält, die in den betroffenen Gebieten herrschen, ist die Zahl von 800 Millionen umso beeindruckender. Aber das PolioPlus-Netz ist so gut etabliert, so tief in den lokalen Gemeinschaften und Kulturen verwurzelt, dass wir trotz dieser Herausforderungen in der Lage sind, 800 Millionen Kinder in diesen Gebieten zu erreichen. Und sehr oft sind wir in der Lage, diesen Kindern neben den Polio-Impfstoffen auch weitere Gesundheitsfürsorge anzubieten. Ebolainfizierter mit dem Flugzeug von Sierra Leone nach Lagos, Nigeria. Als er dort ankam, traten die Symptome auf, und der Mann wurde vom PolioPlus-Überwachungsbeauftragten in Lagos identifiziert, der die notwendigen Schritte einleitete, um ihn zu isolieren, die Kontaktsuche zu organisieren und die Be - handlung zu beginnen. Dadurch wurde im Wesentlichen verhindert, dass Ebola in Nigeria Fuss fasst. Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas und ein wichtiger internationaler Verkehrsknotenpunkt. Hätte sich Ebola dort etabliert, wäre die Epidemie noch viel schlimmer gewesen, als sie es ohnehin schon war. Aber das wurde dank des PolioPlus-Überwachungssystems verhindert. DIE «GLOBAL POLIO ERADICATION INITIATIVE» Angeführt wird die «Global Polio Eradication Initiative» (GPEI) von nationalen Regierungen, von Rotary In - ter national, der Weltgesundheitsorganisation, UNICEF, den US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC), der Bill and Melinda Gates Foundation sowie Gavi, der Vaccine Alliance. Ihnen allen ist es zu verdanken, dass im Jahr 2023 lediglich zwölf Kinder vom Polio-Wildvirus betroffen waren; alle zwölf waren in den Grenzgebieten Pakistans und Afghanistans zu Hause. 23 Ist das das «Plus» in «PolioPlus»? Ganz genau! Das «Plus» heisst: Wir rotten Polio aus, aber wir tun es so, dass es den Gemeinschaften bei vielen anderen Dingen hilft. Ich habe die aktive Krankheitsüberwachung erwähnt: Es handelt sich um ein globales Netz, das eingerichtet wurde, um jeden Polio-Fall überall auf der Welt innerhalb von 14 Tagen zu erkennen und zu untersuchen. Das ist ein riesiges Netzwerk. Das bedeutet, dass wir im Grunde mehr als 100 000 «verdächtige» Polio-Fälle aufspüren und untersuchen, das heisst Kinder, die ähnliche Symptome aufweisen, nur um auszuschliessen, dass diese Fälle nicht durch Polio verursacht werden. Denn wenn es sich um Polio handelt, müssen wir das sofort wissen, damit wir sofort reagieren und grössere Epidemien verhindern können. Auf der anderen Seite hilft es aber auch, viele andere Krankheiten zu erkennen. Nur ein Beispiel: Während des Ebolaausbruchs 2014 in Westafrika reiste ein Impfkampagne in Nigeria: Rotary International arbeitet dazu eng mit der Regierung Nigerias zusammen

Rotary Magazin