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Rotary Magazin 11/2014

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Rotary Magazin 11/2014

GLOBAL OUTLOOK18Global

GLOBAL OUTLOOK18Global Outlook: Rotarischer Leitfaden zu öffentlichen AuftrittenPräsentationen,die mitreissenAngst vor öffentlichen Auftritten ist ein häufiges Phänomen, dem sich auch Rotarier, als führende Vertreter ihrer Berufe, regelmässigstellen müssen. Wie arbeiten Sie an Ihrer eigenen Redefähigkeit? Wir sprachen mit Chris Anderson, dem Mann hinter deninternational bekannten TED Talks, und baten ihn um Tipps für einen rundum gelungenen Auftritt.Seit der ersten TED-Konferenz vor30 Jahren sahen wir Präsentationenvon Politikern, Musikern und Prominentenaus dem Fernsehen, Sprecher,denen es sehr leicht fällt, voreinem Publikum zu sprechen. Aberauch weniger bekannte Akademiker,Wissenschaftler und Schriftsteller,die sich sehr unwohl dabei fühlen,Präsentationen zu halten. Über dieJahre entwickelten wir daher einVerfahren, um unerfahrenen Rednernzu helfen, ihre Reden in einenRahmen zu fassen, zu üben und sovorzutragen, dass sie für die Zuhörerspannend waren. Auf Grundlagedieser Erfahrungen bin ich überzeugtdavon, dass es durchaus erlernbarist, einen guten Vortrag zuhalten. In nur wenigen Stundenkann der Inhalt und die Vortragsweiseeines Redners von einem konfusenin einen faszinierenden Beitragverwandelt werden. Und auch wennmein Team sich auf das «18 Minutenoder kürzer»-Format von TED konzentriert,so sind die Lektionen, diewir gesammelt haben, durchausauch für andere Vortragende hilfreich.Den richtigen Rahmen setzenSie können keinen guten Vortraghalten, wenn Sie nichts Interessanteszu erzählen haben. Ein Konzeptund ein Rahmen zu dem, was Sieerzählen wollen, ist ein wichtigerTeil der Vorbereitung. Wenn ich angute Vorträge denke, dann denke ichdaran, dass das Publikum mit aufeine Reise genommen wird.Vortrag als Reise für den ZuhörerWenn Sie den Vortrag wie eineReise gestalten, dann ist die wichtigsteFrage, wo Sie beginnen undwo Sie enden wollen. Um den richtigenAusgangspunkt zu finden, überlegenSie sich, was das Publikumbereits über Ihr Thema weiss – undwie sehr es die Zuhörer interessiert.Wenn Sie annehmen, dass Sie mehrWissen und Interesse daran haben,als tatsächlich der Fall ist, wenn SieJargon verwenden oder zu technischwerden, dann verlieren Sie IhrPublikum. Die interessantestenSprecher sind sehr gut darin, einThema schnell vorzustellen, zu erläutern,warum es ihnen so wichtigist, und die Zuhörer davon zu überzeugen,dass es ihnen ebenfallswichtig sein sollte.Den grössten Fehler, den ich bei erstenEntwürfen für Präsentationensehe, ist, dass sie versuchen, zuviel zu behandeln.BeschränkenSieden Umfang IhresVortrags darauf, was in der gegebenenZeit gut erklärt werden kann –und erwecken Sie es mit Beispielenzum Leben. Um tiefer zu gehen undmehr Details zu geben, erzählen Sieuns nicht über Ihr gesamtes Studienfeld,sondern erzählen Sie von Ihremeinzigartigen Beitrag.Ablesen, auswendig, frei?Nachdem Sie den Rahmen gesetzthaben, können Sie sich auf Ihre Vortragsweisekonzentrieren. Es gibtdrei Hauptarten, einen Vortrag zuhalten: Sie können ihn direkt von einemSkript ablesen. Sie können einpaar Aufzählpunkte festhalten, dieaufzeigen, was Sie in jedem Abschnittsagen wollen, anstatt allesWort für Wort auszuformulieren.Oder Sie können Ihren Vortrag aus-ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN NOVEMBER 2014

19wendig lernen, was Üben heisst, bisSie jedes Wort verinnerlicht haben.Sollten Sie jedoch keine Zeit haben,eine Rede auswendig zu lernen undaus dem Tal der Unbeholfenheit herauszukommen,dann versuchenSie es bitte nicht mit dem freien Vortrag.Verwenden Sie Aufzählpunkteauf Karteikarten. Solange Sie wissen,was Sie zu jedem Punkt sagenwollen, klappt das auch. KonzentrierenSie sich auf die Übergänge voneinem Punkt zum nächsten.schön durchatmen und es klapptschon alles.Mein Rat: Lesen Sie nicht ab. Sobalddie Leute merken, dass Sie lesen,ändert sich auch, wie sie IhrenVortrag wahrnehmen. Eine persönlicheBeziehung verschwindet undalles fühlt sich gleich sehr viel formelleran.Viele der besten und beliebtestenTED Talks wurden Wort für Wortauswendig gelernt. Selbstverständlichist nicht jede Präsentation diesenZeitaufwand wert. Wenn Siesich jedoch dazu entschliessen,dann seien Sie auf einen bestimmtenVerlauf in der Lernkurve vorbereitet.Die meisten Menschen durchlaufen,was ich gerne als das «Talder Unbeholfenheit» bezeichne.Das heisst, sie haben nicht alleskomplett auswendig gelernt. WennSie den Vortrag halten und im Talstecken bleiben, dann merkt das Publikumdies. Ihre Worte hören sichauswendig gelernt an oder es gibtpeinliche Momente, in denen Sievor sich hin starren, um sich an dasauswendig Gelernte zu erinnern.Zum Glück ist es leicht, über diesenPunkt hinwegzukommen. Manmuss einfach oft genug üben. Dannkönnen Sie sich darauf konzentrieren,den Vortrag bedeutungsvollund authentisch zu halten.Chris Anderson ist der Kurator von TED(Technology, Entertainment, Design),einer Nonprofit-Organisation, die ursprünglicheine jährliche Konferenz inMonterey, Kalifornien, organisierte, diedurch die TED-Talks-Website, auf derdie besten Vorträge als Videos ins Netzgestellt werden, bekannt wurde.Entwickeln Sie BühnenpräsenzBei der Bühnenpräsenz kann etwasTraining wahre Wunder bewirken.Der häufigste Fehler, ist, dass dieVortragenden sich zu viel bewegen.Sie wiegen sich von Seite zu Seiteoder verlagern ihr Gewicht von einemBein aufs andere. Eine Persondazu zu bringen, den unteren Teilihres Körpers nicht zu bewegen,kann die Bühnenpräsenz dramatischverbessern. Manche gehenwährend einer Präsentation auf einerBühne gerne umher und das istin Ordnung, wenn es natürlich geschieht.Die Mehrheit jedoch solltelieber still stehen bleiben und sichauf Handgesten verlassen, um etwaszu unterstreichen.Der vielleicht wichtigste physischeAkt auf der Bühne ist der Augenkontakt.Suchen Sie sich fünf odersechs freundliche Gesichter in verschiedenenTeilen des Publikumsaus und sehen Sie sie beim Sprechenan. Stellen Sie sie sich alsFreunde vor, die Sie seit einem Jahrnicht gesehen haben und die Sieauf den neusten Stand Ihrer Arbeitbringen wollen. Augenkontakt hateine unglaubliche Wirkung undträgt mehr bei zu einem erfolgreichenVortrag als alles andere.Allgemein sorgen sich Menschen zusehr um die Nervosität. Nerven sindkeine Katastrophe. Das Publikumerwartet, dass Sie nervös sind. Esist eine natürliche Reaktion, die IhrenVortrag sogar noch verbessernkann: Sie gibt Ihnen Energie undsteigert die Konzentration. EinfachPowerPoint – ja oder nein?Die meisten haben die Ratschlägezu PowerPoint bereits vernommen:Einfach halten! Weniger ist mehr!Nutzen Sie eine Folie nicht als Ersatzfür Ihre Notizen; und wiederholenSie nicht wortgetreu, was aufder Folie steht. Diese Ratschlägesollten mittlerweile universell gelten,doch gehen Sie in irgendeinUnternehmen und Sie werden sehen,dass diese täglich missachtetwerden.Einige der besten TED-Sprechernutzen überhaupt keine Folien, undfür viele Talks braucht man sie auchnicht. Sollten Sie Fotos, Illustrationenoder Videos haben, die dasThema schön unterstreichen, dannja, zeigen Sie sie. Falls nicht, verzichtenSie lieber, zumindest für Teileder Präsentation. Und falls SieFolien verwenden, lohnt es sich, Alternativenzu PowerPoint zu erforschen.Die Kombination macht’sLetztlich stehen und fallen Präsentationenmit der Qualität der Idee,dem Vortrag und der Leidenschaftdes Sprechers. Es geht um Substanz,nicht um einen besonderenStil oder multimediale Pyrotechnik.Man kann Schwierigkeiten beim Referieren«wegtrainieren», doch istes unmöglich, eine gute Story «anzutrainieren»– der Vortragendemuss sein Rohmaterial mitbringen.Wenn Sie etwas zu erzählen haben,dann können Sie auch einengrossartigen Vortrag darum bauen.Chris AndersonVersion originaleen français:www.rotary.chwebcode 137ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN NOVEMBER 2014

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