42 Technik Viel Klimaschutz, wenig Öl-Bedarf Kaltrecycling: Die Zukunft der Fahrbahnsanierung Das Kaltrecycling bituminöser Fahrbahnen wird weltweit erfolgreich eingesetzt, führt aber in Deutschland nach wie vor ein Schattendasein. Die Schnorpfeil Bau GmbH kennt das Potenzial dieser Bauweise schon viele Jahre aus unterschiedlichsten Projekten und hat sie 2020 wissenschaftlich analysiert. Der Fokus lag auf der CO 2 -Einsparung. Dabei wurde sehr deutlich: Mit Kaltrecycling werden erhebliche Mengen CO 2 eingespart. Weitergehende Analysen zeigten, dass besonders bei der Sanierung teerhaltiger Fahrbahnen die klassische Entsorgung über 320 % mehr CO 2 emittiert als das Kaltrecycling. Ganz aktuell gewinnt zudem auch die Abhängigkeit von erdölbasierten Rohstoffen wie Diesel und Bitumen an Bedeutung. Hier punktet das Kaltrecycling ebenfalls, denn diese Bauweise benötigt nur Bruchteile dieser Stoffe im Vergleich zu konventioneller Sanierung. Aktuell sucht die Bauwirtschaft aktiv nach Möglichkeiten zur Einsparung von CO 2 . Um das Einsparpotenzial des Kaltrecyclings in situ (d. h. vor Ort) detailliert bewerten zu können, untersuchte die Hochschule Koblenz im Rahmen einer Masterarbeit die Sanierung einer bituminös gebundenen Fahrbahnbefestigung mit teer- bzw. pechhaltigen Bestandteilen wissenschaftlich [1]. Maßgeblich unterstützt Kaltrecycling – nachweislich gut Seit über 30 Jahren befassen sich wissenschaftliche Untersuchungen mit dem Kaltrecycling. Dabei war stets klar, dass diese Bauweise Transporte, Kraftstoffe und Rohstoffe einspart. Unsicher waren viele bezüglich der Qualität der Fahrbahn. Studien zur Dauerhaftigkeit und den Gebrauchseigenschaften kalt recycelter Fahrbahnen aus Südafrika [2], Dänemark [3] und den USA [4] zeigen, dass entsprechend sanierte Fahrbahnen auch nach Jahren der Belastung intakt sind. Das deckt sich mit Erfahrungen aus Deutschland, denn auch im hiesigen Straßennetz gibt es vereinzelt Abschnitte auf Autobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen, deren Unterbau kalt recycelt wurde. Sie halten seit vielen Jahren den Belastungen ohne Schäden stand. wurde sie dabei von der Schnorpfeil Bau GmbH. Unter die Lupe genommen wurden der CO 2 -Ausstoß und das notwendige Transportaufkommen während der Bauausführung, die Kosten und die Bauzeit. „In Verantwortung für das, was wir zukünftigen Generationen hinterlassen, leisten wir als mittelständisches Unternehmen unseren Beitrag dazu, klimaschonende Bauweisen zu fördern“, erläutert Andreas Tiemann, Geschäftsführer der Schnorpfeil Bau GmbH, die Motivation. Teerhaltiger Fahrbahnbelag Konkret ging es um die Sanierung einer Kreisstraße (K 33) in Rheinland-Pfalz mit ca. 6,25 m Breite, 2,1 km Länge, einem 18 cm dicken, teerhaltigen gebundenen Oberbau und einer da runterliegenden ungebundenen Schicht von 27 cm Stärke. Dort wurde gemäß der Vorgaben des Merkblatts KRC (M KRC) Anhang 2 der teerhaltige Oberbau an Ort und Stelle in eine 18 cm starke KRC-Schicht umgewandelt. Sie wurde überbaut mit einer neuen Asphalttragschicht (10 cm) und einer 4 cm starken Asphaltdeckschicht. Bei konventioneller Bauweise hätte der gebundene Fahrbahnaufbau komplett abgefräst und durch eine Asphalttragschicht von 14 cm und eine Asphaltdeckschicht von 4 cm ersetzt werden müssen. Außerdem hätte die anstehende Frostschutz-Schicht mit Verformungsmodul auf OK FSS von 45 MPa ausgetauscht werden müssen. Dieser Arbeitsgang konnte durch den oben genannten Aufbau gemäß Merkblatt KRC entfallen. 3|2022
Technik 43 „Über den Bauprozess hinaus haben wir auch die Entsorgung des teer- bzw. pechhaltigen Materials beleuchtet.” CO 2 -Emissionen bei Sanierung teerhaltiger Fahrbahnen: Die klassische Bauweise mit Entsorgung emittiert mehr als das 4,2-Fache an CO 2 im Vergleich mit dem Kaltrecycling in situ. Die Untersuchung verglich die CO 2 -Emissionen, die Bauzeiten und die Kosten bei diesem KRC-Projekt mit dem entsprechenden konventionellen Prozess unter der Berücksichtigung des teerhaltigen Fahrbahnbelages. Der Einsatz der Baumaschinen vor Ort, der Betrieb der Mischanlage sowie die Materialtransporte von und zur Baustelle flossen in die Berechnung ein. Entsprechend ergaben sich für das Kaltrecycling in situ die folgenden Einsparungen: • 80 % weniger Transportfahrten • 22 % geringerer Bedarf an neuem Mischgut • 76 % weniger CO 2 -Emissionen • 54 % weniger Bauzeit • 58 % weniger Kosten Schon alleine durch Maschinen, Mischanlage und Transporte für den Bau entstehen beim Kaltrecycling erheblich weniger CO 2 -Emissionen als bei der konventionellen Bauweise. 3|2022
Laden...
Laden...
Laden...