34 VERSCHLEISSSCHUTZ UND WARTUNG ZEITGEMÄSSE LAUFWERKSENTWICKLUNG Felddaten helfen bei Entwicklung leistungsfähiger Systemlösungen Auf der Bauma 2022 präsentierte Berco einen neuen, datengetriebenen Entwicklungsansatz. Der bekannte Hersteller und Lieferant von Laufwerksteilen für die weltweit wichtigsten Produzenten von Erdbewegungsmaschinen stellte das patentierte „Smart Undercarriage“- System vor, eine gemeinsame Entwicklung mit einem Spin-off der Universität Rom. Diese erste zur Marktreife gebrachte OEM-Lösung ermöglicht es, die Temperatur der Laufrollen kompakter Raupenlader (CTL) mit einem integrierten Sensor, einer Funk-ID (RFID) und einer Antenne konstant zu überwachen. Die Laufrollentemperatur kann auf dem Display der Maschine oder auf einem Smartphone bzw. Tablet angezeigt werden. Das „Smart Undercarriage“-System lässt sich leicht an jeder Laufrolle und allen CTL-Modellen installieren. So kann der OEM prüfen, ob die Komponente im optimalen Temperaturbereich betrieben wird, und falls nötig rechtzeitig eingreifen. Darüber hinaus ist die Entwicklung eines zusätzlichen „Smart Undercarriage“-Kits für Aftermarket- Kunden geplant. Der dauerhafte Empfang der gesammelten Temperaturdaten informiert über die Betriebsbedingungen der einzelnen Maschinen, woraufhin das Technologieangebot angepasst werden kann. Auch die kürzlich eingeführten Mobilund Web-Versionen der App „Bopis Life“ stiften Zusatznutzen. Die Cloud-basierte Plattform dient zur Erfassung aller Inspektionen, die von Berco-Kundendiensttechnikern und -Händlern durchgeführt werden. Die Materialstärke jeder Laufwerkkomponente wird mit Handwerkzeugen- oder Ultraschallgeräten gemessen und so deren Verschleißzustand überwacht. Händler können in der Folge ihr Bestandsmanagement und die Betriebsabläufe besser planen und die Gesamtbetriebskosten erheblich senken. Während Nutzer der Technik von einer höheren Maschinenbetriebszeit profitieren, wird Berco das konstant wachsende Datenarchiv als wichtiges Tool bei der Entwicklung immer leistungsfähigerer Systemlösungen im Segment von Laufwerksprodukten nutzen. Analysen werden unter anderem konstant bei einzelnen Schlüsselkomponenten, Maßkontrollen, metallurgischen und Funktionsprüfungen ausgeführt. Alle Benchmarking-Aktivitäten basieren auf der VAVE-Methode (Value Analysis and Value Engineering), die einen vorbereitenden Schritt bei der Entwicklung von Aftermarket-Produktlinien darstellt. „VA“ steht hier für die Funktionen eines Produkts und das Verhältnis zwischen seinem Wert und den verursachten FELDDATEN liefern den Ausgangspunkt für wichtige Weiterentwicklungen und Serviceleistungen an Berco-Laufwerken. Foto: Berco Kosten. Die Beurteilung von Design und Umsetzung erfolgt dann im Teilschritt „VE“, in dem jene Elemente entfernt werden, die nicht zur Funktionsweise des Produkts beitragen. Simulationstechniken wie FEM (Finite- Elemente-Methode) erlauben es, echte und virtuelle Umgebungen für alle neuen Komponenten zu kombinieren. Tests werden auf einem speziellen Prüfstand im Labor ausgeführt. Diese einzigartige Prüfeinrichtung gewährleistet schon im Frühstadium des Entwicklungsprozesses ein robustes Komponentendesign. Entsprechende Arbeitszyklen wurden gemäß den Erfahrungen der Ingenieure im Feldeinsatz festgelegt. Eine sehr fortschrittliche, selbst entwickelte Software mit Algorithmen kann exakt darstellen, was im laufenden Betrieb geschieht. So ist sichergestellt, dass jedes Produkt bereits in der Musterphase verbessert werden kann. Anwender erhalten damit schon zu Beginn der Entwicklung reelle Konzepte, während sich gleichzeitig die Zeit bis zur Markteinführung verkürzt. Die Daten, die bei den Inspektionen vor Ort sowie umfassenden Untersuchungen im Labor und am Prüfstand erfasst werden, vermitteln Berco ein besonderes Verständnis der einzelnen Anwendungen und wirken positiv auf die weitere Entwicklungsarbeit. Im Ersatzteilgeschäft setzt sich das vielfältige Angebot des Unternehmens aus drei Linien zusammen: Original Line heißt, Händler erhalten Komponenten, die bezüglich ihrer Geometrie und der Herstellungsprozesse identisch zu entsprechenden Teilen der Erstausrüster sind. Die Service Line ist auf Maschinen der Baubranche ausgelegt und bietet ein sehr ausgewogenes Preis-Leistungs- Verhältnis. Die Platinum Line wurde für den Betrieb unter extremen Bedingungen mit hoher Schlag- und Abriebbelastung entwickelt. Hier erreichen die Produkte eine außergewöhnliche Lebensdauer, die jene der Erstausrüstung um bis zu 35 % übertreffen kann. Im Bereich Aftermarket bietet Berco Antriebsräder, Leiträder, Laufrollen, Raupenketten, Bodenplatten und Fahrwerksysteme an. Das Unternehmen ist seit 1999 Teil der Thyssenkrupp-Unternehmensgruppe und gehört seit 2017 zur Business Unit Forged Technologies – dem größten Stahlschmiedeunternehmen weltweit. www.thyssenkrupp-berco.com/de GESTEINS Perspektiven 1 | 2023
Bestandsaufnahme ERGEBNIS MIT SPAREFFEKT: Nur eine einzelne Hartgusskachel musste bei Henne tatsächlich gegen eine neue ausgetauscht werden. Das Mosaiksystem hat die Erwartungen des Kieswerksbetreibers somit umfänglich erfüllt. Fotos und Grafik: RWEV BERECHENBAR: Erwartbare Schwerpunktbereiche für Verschleiß lassen sich bei ausreichend guter Datenlage ermitteln. Das Mosaik nach einem Jahr Vor Jahresfrist berichteten wir darüber, dass sich die Firma Henne Kies und Sand aus Nienburg in ihrem Werk in Landesbergen bei Stolzenau an der Weser für Verschleißschutz aus Hartguss und Polyurethan in Kachelform entschieden hat. Die je nach punktuellem Verschleißangriff wählbaren Elemente bilden am Ende ein einsatzbezogenes Mosaik und wurden für die Auskleidung der neuen Prall- und Überlaufkästen gewählt. Diese an der Anwendungspraxis orientierte Art des Verschleißschutzes ist eine Spezialität der RWEV GmbH aus Hannover. Der Neukonzeption des Prallkastens und der Übergabestellen lagen Erfahrungen bezüglich des Verschleißes der bisherigen Anlagenteile zugrunde. Bereiche, an denen das Material mit großer Wucht auftrifft, wurden mit Hartguss- und im weiteren, entschleunigten Materialfluss mit Polyurethan-Noppenkacheln geschützt. Bekannt als Materialfänger, bilden diese Kacheln stabile Materialpuffer aus, dank der sie eine besonders lange Standzeit erreichen. An den Seiten des Materialstromes sind glatte Kacheln die bessere Wahl. Gemäß der erforderlichen Abwägung zwischen Verschleißschutz und Gewicht besteht ein Großteil der gewählten Kacheln aus Polyurethan mit 85° Shore A, woraus trotz eingegossenem Stahlkern eine Gewichtsersparnis von etwa 50 % gegenüber Hartgusskacheln resultiert. Nun, nach einigen Monaten Einsatzerfahrung, zeigt sich, dass die Verschleißintensität an einer Aufprallstelle besonders intensiv gewirkt hat. Allerdings musste dank Mosaiksystem nach etwa einem Dreivierteljahr nur eine stark in Mitleidenschaft gezogene Kachel tatsächlich ausgetauscht werden, der Rest erledigt weiterhin seine Schutzaufgaben. Der nur sehr kleine auszutauschende Bereich spart natürlich wie erhofft Kosten und der Wechsel der einzelnen Hartgussplatte war rasch erledigt. Da der Verschleiß in den Prall- und Überlaufkästen sehr punktuell auftritt, zeigen sich die Vorteile des Mosaik-Systems hier sehr deutlich. www.rwev.de
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