20 WIRTSCHAFT Technologieoffenheit und Fairness schaffen Vertrauen beim Bauen Das neue Netzwerk NACHHALTIG. MINERALISCH. BAUEN. verbindet mehr als 20 Verbände der bauausführenden Wirtschaft sowie der mineralischen Baustoff- und Recyclingindustrie, darunter auch MIRO. Gemeinsam bekennen sich die Interessenvertreter zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für den Klimaund Ressourcenschutz. Branchenspezifische Roadmaps, die den Weg in die Klimaneutralität weisen, werden bereits umgesetzt. Neue Forschungsergebnisse peilen eine vollständige Verwertung mineralischer Bauabfälle an. Also wo ist das Problem? Es liegt viel näher, als gedacht – nämlich auf der Hand. Die Tatsache, dass die gebaute Umwelt in Deutschland mit etwa 22 Mio. beheizten Gebäuden und rund 830.000 km Verkehrsinfrastruktur maßgeblich aus mineralischen Baustoffen besteht, hat einen wichtigen Grund: Mineralische Baumaterialien wie Beton und Mauerwerk ermöglichen langlebige Bauwerke, denn erst die optimale Kombination von Konstruktion und Material entscheidet über die Länge des Lebenszyklus, und damit auch über die Nachhaltigkeit. Neben diesem klassischen Beleg, der uns tagtäglich begegnet, möchte das Netzwerk einen weiteren aktiven Beitrag zur Erreichung der Klima- und Ressourcenziele leisten. Allerdings werden dazu verlässliche Rahmenbedingungen gebraucht, die nun seitens des Bündnisses von der nächsten 20 VERBÄNDE, EINE MEINUNG: Alle Forderungen im Positionspapier sind wohlbegründet. Bundesregierung mit einem Positionspapier eingefordert werden. Im Kern wird darin betont, dass die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und leistungsfähiger Infrastruktur an einen technologieoffenen Innovationswettbewerb geknüpft sein muss. Denn um bei künftigen Bauprojekten Klimaneutralität und Ressourcenschutz gleichermaßen effizient zu verknüpfen, braucht es die gesamte Vielfalt an Baustoffen, die sich im fairen Wettbewerb miteinander bewähren. Statt gesetzlich vorgeschriebener Quoten für bestimmte Bauweisen, sollte die bestmögliche Erfüllung festgelegter Nachhaltigkeitsanforderungen und Ressourceneffizienzkriterien Maßstab für die Baustoffentscheidung sein. Auch dass eine transparente Nachhaltigkeitsbewertung aller Baustoffe und Bauweisen einen lebenszyklusbasierten Ansatz einschließt, gehört zum selbstverständlichen Standard. Nur die Ökobilanzierung von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum Abriss eines Bauwerkes und der Wiederverwertung der Baustoffe liefert hierfür ehrliche Ergebnisse. In diesem Zusammenhang wäre es auch geboten, die aktuell auf Energieeffizienz basierende Fördermittel- und Kreditvergabe durch eine lebenszyklusbasierte Nachhaltigkeitsbewertung zu ersetzen, wobei außerdem die kalkulatorische Gebäudenutzungsdauer einer aus der Baupraxis belegten Korrektur von 50 auf 80 Jahre bedarf, um realistischere Ergebnisse zu erhalten. Selbst ein Abriss oder Rückbau besiegelt nicht das Ende der mineralischen Roh- und Baustoffe: Mit geschlossenen Stoffkreisläufen und einer Wiederverwertungsquote von über 90 % leistet die mineralische Baustoffindustrie einen signifikanten Beitrag zur Ressourcenschonung. Durch Recycling- Baustoffe aus mineralischen Bauabfällen werden heute 12,5 % des Bedarfs an Gesteinskörnungen gedeckt. Da das begrenzte Abfallaufkommen eine weitere Steigerung nicht zulässt, fordert das Bündnis, zumindest alle Hürden beim Einsatz von Recycling-Baustoffen fallen zu lassen. Ist eine technisch und umweltverträglich gleichwertige Anwendung im Vergleich zu Primärmaterial möglich, darf es in der bauordnungsrechtlichen Behandlung keine Nachteile geben. Güteüberwachte Recyclingbaustoffe sollten deshalb aus dem Abfallregime entlassen und Primärbaustoffen grundsätzlich gleichgestellt werden. Produktneutrale Ausschreibungen sowie eine Weiterentwicklung des Förderbonus für nachhaltige Gebäude können dazu beitragen, dass sich Recycling- Baustoffe am Markt besser platzieren lassen. Weiter geht das Positionspapier auch auf die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie im Zusammenhang mit der Energieversorgung ein. Die Dekarbonisierung der mineralischen Baustoffindustrie kann schließlich nur gelingen, wenn regenerativ erzeugter Strom und Wasserstoff in ausreichender Menge zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung stehen. Um ferner eine finanzielle Überbelastung der Unternehmen zu vermeiden, sollte ebenfalls die Finanzierung der Energiewende grundlegend umstrukturiert werden. www.nachhaltig-mineralisch-bauen.de GESTEINS Perspektiven 5 | 2021
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