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Taxi Times Berlin - Juli 2018

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TAXI BERLIN TZB GMBH

TAXI BERLIN TZB GMBH BZP-VIZEPRÄSIDENT HERMANN WALDNER: » DRUCK VON DER STRASSE KANN SINNVOLL SEIN, MUSS MAN ABER SEHR GUT ABWÄGEN« In Zeiten der digitalen Konkurrenz auf dem Personenbeförderungsmarkt muss das Taxigewerbe seine Marktposition verteidigen. Daran muss jeder einzelne Fahrer mitarbeiten, sagt Zentralenchef und Gewerbevertreter Hermann Waldner. Warum wir eine Qualitätsoffensive brauchen und wie sensibel man beim Thema Taxi-Demos vorgehen muss, verrät er im Interview. Taxi Times: Herr Waldner, Uber in Berlin und München, Moia in Hamburg und Hannover, dazu Ride-Sharing-Angebote von Daimler, der Bahn und anderen: Wie bedroht ist das Taxigewerbe? Hermann Waldner: Es ist erheblich bedroht, da wir es hier mit Diensten zu tun haben, die dem Kunden auf den ersten Blick attraktiver erscheinen als das Taxi. Sie sind oft preisgünstiger, manche Fahrer tragen Anzüge, und natürlich ist auch Ridesharing ein Argument, da die Investoren es als große Marktlücke entdeckt und beworben haben und das Taxigewerbe hier softwaretechnisch nicht so schnell mitziehen konnte. Auch, wenn es das inzwischen auch bei uns gibt: Durch den anfänglichen Vorsprung konnte die Konkurrenz Kunden von uns abgreifen. Teils auch durch massive Verstöße gegen geltendes Recht. Doch anstatt das zu verurteilen, bekommt der Uber-Chef Dara Khosrowshahi sogar eine Audienz mit Wirtschaftsminister Peter Altmeier. Wie neidisch sind Sie da? Wirtschaftsorganisationen wie Taxifunkgesellschaften erscheinen ja im Vergleich zu Autoherstellern als sehr kleine Institutionen. Natürlich spielt eine Firma wie Taxi Berlin in der Bundespolitik eine viel geringere Rolle als Mercedes oder VW. Auf dem Regionalmarkt mag es etwas anders aussehen. Die Bundespolitik spricht aber mit dem Bundesverband BZP, der ja das Taxigewerbe politisch vertritt. Da werden wir schon ernstgenommen. Ich bin davon überzeugt, dass man in der Politik mit Erklären der Situation etwas erreichen kann. Deshalb ist es sinnvoll, die Lobbyarbeit fortzuführen und zu verstärken. Aus meiner Sicht macht der BZP hier eine sehr gute Arbeit. Derweil wird aber die Unruhe unter den Kollegen immer größer. Über soziale Medien wird einiges auf die Beine gestellt, zum Beispiel laufen Appelle für eine bundesweite Demonstration mit Schwerpunkt in Berlin. Wie positioniert man sich demgegenüber als Taxizentrale? Meiner Meinung nach kann der Druck von der Straße in bestimmten Situationen notwendig sein. Man muss aber sehr gut abwägen, damit es nicht nach hinten losgeht. Wenn wir über den derzeitigen großen Aufreger sprechen, dass Uber und andere Mietwagenunternehmen in Großstädten wie Berlin, München, Hamburg oder Köln taxiähnlichen Verkehr betreiben, dann geht es ja um konkrete Gesetzesverstöße. Wenn wir dagegen etwa beim Bundesverkehrsministerium demonstrieren würden, würde der Minister zurecht sagen: Dafür sind wir gar nicht zuständig. Die Ordnungsbehörden der Länder und Kommunen müssen kontrollieren, dass die geltenden Gesetze eingehalten werden. Wir dürfen also nicht durch unlogische Argumentation diejenigen Politiker verärgern, die uns sogar einigermaßen wohlwollend gegenüber stehen, indem wir sie zu Unrecht beschuldigen. Im schlimmsten Fall würde bei Politikern das Gefühl entstehen: Die machen ja eh Krawall, egal, was wir tun oder lassen, da können wir die Gesetze auch einfach ändern. Auch bei den Kunden könnte sich schnell eine ablehnende Haltung entwickeln, die sie dazu bringt, sich von uns „Krawallmachern“ abzuwenden und lieber Mietwagen zu fahren. Das wäre ein noch gefährlicheres Eigentor. Sie haben anfangs von der Attraktivität unserer Mitbewerber gesprochen. Die scheinen etwas zu bieten, was Kunden beim Taxi nicht bekommen. Das Taxigewerbe konnte sich ja Jahrzehnte lang darauf ausruhen, dass die Kundschaft keine Alternative hatte. Dass bei uns heute nur noch eine ganz geringe Kundenbindung besteht, haben viele Fahrer noch gar nicht begriffen. Wenn der Taxifahrer in der Großstadt aus einer selbstgefälligen oder gleichgültigen Haltung heraus eine schlechte Dienstleistung erbringt, geht der Kunde einfach weg – was auch den Kollegen gegenüber unfair ist. Es liegt nicht immer am Preis, wenn Kunden zur Konkurrenz abwandern. Höhere Preise bezahlt der Kunde aber nur dann, wenn auch die Qualität hoch ist. In Berlin müssen jetzt viele Taxifahrer aufwachen und sehr, sehr schnell sehr viel verändern. Welche Rolle kann und muss dabei die Zentrale spielen? Zunächst muss man wissen, dass Kundenbindung zwar über die Qualität möglich 18 JUNI-JULI/ 2018 TAXI

City Funk Berlin «Die gute Marktposition des europäischen Taxigewerbes müssen wir unbedingt verteidigen.» FOTO: Taxi Times i s t , dass aber die beste Dienstleistung nur wenig nutzt, wenn die Kunden uns nicht kennen und uns gar nicht finden. Insbesondere junge Leute halten sich an die präsenten Apps und Portale. Da nimmt man den erstbesten Anbieter, das wird schon der Beliebteste und Beste sein. Wenn wir da den Markt den anderen überlassen und nicht unter den Besten ganz oben in der Liste sind, werden sich automatisch viele Benutzer gegen uns entscheiden. Und stattdessen bei Uber bestellen. Wenn Uber einen bisherigen Taxikunden abwirbt, dann ist er weg aus dem Taxigewerbe. Aber wir haben ja nicht nur Uber als Konkurrenz, sondern beispielsweise auch mytaxi… .. wo der Kunde aber wenigstens noch Taxi fährt.. So einfach ist es aber nicht. Wir haben ja gesehen, dass die Firma Uber in Berlin zuerst auch nur Taxen vermittelte, weil alles andere verboten war. Eines Tages wurden die vom Taxigewerbe angeworbenen Kunden dann aber in dunkle Limousinen gesetzt und wurden damit zum großen Teil dem Taxigewerbe entzogen. Wer glaubt, dass das bei mytaxi (Tochterfirma von Daimler, Anm. d. Red.) nicht passieren kann, den halte ich für naiv. Daimler ist angetreten, um Gewinn zu machen, und wenn die eines Tages sehen, dass ihre Marktposition stark genug ist, um zum Beispiel die Vermittlungsprovision auf 30 Prozent zu erhöhen – was sie ja schon mal versucht haben – oder Kunden auf ihre anderen Dienste umzuleiten, wenn es lukrativer ist, dann tun sie das selbstverständlich. Und hier kommen wir zu den großen Fehlern, die sowohl Benutzer als auch Unternehmer machen: Solche Dienste werden unterstützt oder in Anspruch genommen, ohne zu überlegen, wo das hinführt. Wo stehen Sie denn mit Ihren eigenen Apps aktuell im Ranking? In Berlin stehen wir mit unserer regionalen App „Taxi Berlin“, wenn man „Taxi“ und „Berlin“ eingibt, seit Jahren an erster Position. Mit der überregionalen App „taxi.eu“ stehen wir, wenn man das Stichwort „Taxi“ eingibt, auf Platz 2 im App-Store und im Google-Play-Store, und das ebenfalls stabil seit Jahren. Wie kommt das? Weil wir mit taxi.eu ein so großes und gut funktionierendes Netzwerk in so vielen Städten haben, dass die anderen es schwer haben, an uns vorbeizuziehen. Wenn es eh nur um einen hohen Listenplatz geht, ist dann die Bemühung um Qualität nicht vergebene Liebesmüh’? Nein. Ich habe zwar gesagt, dass die beste Qualität nichts nutzt, wenn man nicht vom Kunden wahrgenommen wird, aber umgekehrt gilt das natürlich ebenso. Das allerauffälligste, prominenteste Auftreten nutzt auch nicht, wenn keine Qualität dahinter ist. Außerdem bekommt man bei mangelnder Qualität schlechte Bewertungen und landet im Ranking gar nicht erst weit oben. Was passiert diesbezüglich bei Taxi Berlin? Wir geben dem Kunden die Möglichkeit, die Fahrt und den Fahrer zu bewerten, so dass er die Möglichkeit hat, einen Fahrer mit guten Bewertungen wieder zu bestellen. Das hat den Vorteil, dass Kunden, die besonderen Wert auf Qualität legen, nicht verprellt werden und einen anderen Dienst wählen. Zudem haben wir ein eigenes Qualitätsmanagement. Wir gehen jeder Beschwerde TAXI BERLIN TZB GMBH Persiusstraße 7, 10245 Berlin Telefon: +49 (0)30 / 690 27 20 Telefax: +49 (0)30 / 690 27 19 E-Mail: info@taxi-berlin.de www.taxi-berlin.de Öffnungszeiten Kundencenter und Technikcenter Mo, Di, Do, Fr 10.00 bis 17.30 Uhr Mi 10.00 bis 14.30 Uhr Geschäftsführer Hermann Waldner Presserechtlich verantwortlich für diese Seite: Hermann Waldner Redaktion: Axel Rühle (ar) Pressekontakt: presse@taxi-berlin.de TAXI JUNI -JULI/ 2018 19

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