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Taxi Times Berlin - Juni 2015

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TAXI BERLIN TZB GMBH

TAXI BERLIN TZB GMBH HERMANN WALDNER, GESCHÄFTS- FÜHRER VON TAXI BERLIN: „VON DER WERBUNG UNSERER WETTBEWERBER PROFITIEREN WIR Umquis aut alit lantur aut que con et uta delecatur atquam velit erfe AM MEISTEN“ Es sind harte Zeiten für etablierte Taxizentralen. Erst drängt ein US-Unternehmen wie Uber unter Missachtung sämtlicher gesetzlicher Bestimmungen auf den Markt, und dann eröffnet auch noch MyTaxi eine Preisschlacht um Marktanteile, indem man den Kunden zwei Wochen lang 50 Prozent des Fahrpreises erstattet. Hermann Waldner, Geschäftsführer von Taxi Berlin, erläutert im großen Interview, wie er den Wettbewerb annimmt und wohin er die Berliner Taxiunternehmer und deren Fahrer mit seiner Unternehmensstrategie führen will. Mit einer überraschenden Vision am Ende … TAXI TIMES: Zuerst Uber mit seiner App-Vermittlung an Privatfahrer, jetzt MyTaxi mit 50 Prozent Rabatt. Herr Waldner, macht es derzeit noch Spaß, eine Taxizentrale zu leiten? HERMANN WALDNER: Selbstverständlich macht es noch Spaß. Das liegt auch an der guten Unterstützung vom Taxigewerbe. Was macht Sie so zuversichtlich? Die Erfahrung, dass uns im Endeffekt keine Kunden weggenommen werden. Ich habe sogar den Eindruck, dass die hohen Geldsummen, die derzeit für Taxiwerbung durch MyTaxi und andere ausgegeben werden, unserer Taxizen trale zugutekommen. Warum? Weil wir bei Schnelligkeit und Zuverlässigkeit immer um Längen besser sind als jeder andere Wettbewerber in Berlin. Ich habe den Eindruck, dass die meisten Taxiunternehmer und Taxifahrer, die in Berlin mit uns arbeiten, verstanden haben, wie wertvoll es ist, eine eigene Vermittlung zu haben, und sich nicht den Spekulationen der Startups ausliefern wollen. Weiterhin spielen unsere Bemühungen um eine verbesserte Besetzung unseres Callcenters – der guten Bedienung der Auftragsspitzen zu jeder Zeit und auch besonders der zusätzliche Einsatz von Mitarbeiterinnen der Verwaltung in Peak-Zeiträumen des Callcenters – auch eine ganz entscheidende Rolle. Unsere Vermittlungszahlen im April konnten wir gegenüber dem Vergleichszeitraum von April 2014 um 13,7 Prozent steigern. Dann hat Sie dieser große Sprung gar nicht überrascht? Doch, im ersten Moment schon, wenn man bedenkt, wie viele Wettbewerber sich in Berlin tummeln. Aber bei näherer Betrachtung ist das eigentlich ganz logisch. Wenn unsere Wettbewerber so viel Werbung für das Taxigewerbe machen, profitiert der Stärkste am meisten davon – und das sind nun mal wir. Wie viel Prozent aller Taxibestellungen kommen über Ihre Apps Taxi Berlin und taxi.eu? Im letzten Jahr waren es konstant fünf Prozent, mittlerweile hat es sich bei sechs Prozent eingependelt. Wenn Taxi Berlin tatsächlich der Stärkste auf dem Markt ist und die Zahl der App-Besteller zunimmt, wäre es dann nicht zu überlegen, auch eine Rabattaktion zu starten? Das wäre nicht zu finanzieren. Rechnen wir das am Beispiel unserer Aprilzahlen durch: 650 000 Vermittlungen, davon sechs Prozent per App, macht also 39 000 Fahrten. Bei einem geschätzten durchschnittlichen Tourenumsatz von 13 Euro würden wir also in einem halben Monat 19 500 Fahrten mit 6,50 Euro bezuschussen. Das wären FOTO: Taxi Berlin 12

TAXI BERLIN TZB GMBH Hermann Waldner hat in Berlin eine Taxizentrale aufgebaut, die mittlerweile zu den größten in ganz Europa zählt. Betrachten wir das Ganze einmal aus der Sicht des Unternehmers und seiner Fahrer. Sie bekommen aufgrund dieser Marketing-Aktion mehr Fahrten zum vollen Taxitarif, erwirtschaften mehr Umsatz. Haben Sie Verständnis für die Fahrer, die dabei mitmachen? Gewerbepolitisch und strategisch habe ich kein Verständnis. Wenn ich mir aber anschaue, wie sehr die Betriebe in Berlin unter dem Mindestlohn leiden, kann ich es unter dem wirtschaftlichen Aspekt verstehen. 120 900 Euro Kosten für eine zweiwöchige Marketingaktion. Das wäre für eine Taxizentrale mit 5 800 angeschlossenen Taxis nicht zu stemmen? Es wäre nicht zu verantworten. Das ließe sich auf Dauer aus unserem Vermittlungsbetrieb schlicht und einfach nicht refinanzieren. Ich halte es aber auch grundsätzlich für falsch, so in einen Markt zu gehen, der im Moment mit den jetzigen Tarifen wirtschaftlich schwer zu kämpfen hat. Der Kunde gewinnt durch solche Rabattaktionen den Eindruck, dass Taxifahren auch für weniger Geld möglich ist. Genau, das ist aber ein völlig falsches Signal, das darüber hinaus wettbewerbsverzerrend ist. Bleiben wir mal in der der Kundenperspektive. Lockt Taxifahren für die Hälfte auch Kunden ins Taxi, die sonst nicht fahren würden? Davon bin ich überzeugt. Wir haben als Taxigewerbe in den vergangenen Jahren ja selbst schon solche Preis-Anreize geschaffen. Man denke beispielsweise nur an den „Winketarif“, der eine kurze Taxistrecke zu einem Preis ermöglicht, der nur wenig über dem der öffentlichen Nahverkehrsanbieter liegt. »Uber und MyTaxi wollen bis zu 30 Prozent vom Tourumsatz.« Worin liegt dann Ihrer Meinung nach die gewerbepolitische und strategische Gefahr? Da schließe ich mich ganz der Sichtweise von Michael Müller an, dem Präsidenten des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbands e. V. (BZP). Wenn man zu Beginn auf die Billig- und Fang-Provisionsangebote der Start-ups eingeht, schaufelt man sich sein eigenes Grab, indem man MyTaxi und Uber zu einem stärkeren Marktanteil verhilft. Später werden sie sich das Geld in Form von höheren Provisionen wiederholen. MyTaxi bezeichnet dies als unwahre Unterstellung. Dann müssen wir uns doch nur an das Jahr 2014 erinnern, als man bis zu 30 Prozent des Fahrtumsatzes haben wollte. Auch Uber versucht längst, in den Märkten, wo sie bereits einen großen Marktanteil erobert haben, 30 Prozent abzugreifen. Das wird der Weg sein, wenn man sich den Riesenkonzernen ausliefert. TAXI JUNI / 2015 13

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