BERLIN NEWS Hermann Waldner, Thomas Grätz und Michael Müller (v. r. n. l.) bei der Scheckübergabe an Mehmet K. (2. v. l.). VERSTÄRKUNG BEI DER VIP-TAXI-SCHULUNG Holger Pätzeldt verstärkt ab sofort das Referententeam der VIP-Schulungen von Taxi Berlin in der Persiusstraße. Als Chorleiter und Anbieter diverser Workshops verfügt er über die nötige Schulungserfahrung. Dazu kommt das Fachwissen aus dem Taxibereich, da Herr Pätzeldt bereits 1975 den P-Schein gemacht hat und seit 1982 30 Jahre lang als Taxiunternehmer tätig und acht Jahre Mitglied der Vollversammlung der IHK zu Berlin gewesen ist. In diese Zeit fällt auch sein Engagement für die Berliner Taxivereinigung BTV, deren Vorsitzender er in den 90er-Jahren war. Als Referent möchte Pätzeldt die Kurs inhalte der VIP-Schulung um den einen oder anderen Aspekt bereichern: „Ein Thema, welches mir persönlich am Herzen liegt, ist die Verbesserung der Erste-Hilfe-Ausbildung von Taxifahrern. Berliner Taxifahrer sollen fit sein, Sofortmaßnahmen in kritischen Situationen anzuwenden. Wichtig finde ich es auch, dass jeder Taxifahrer neue Situationen gut bewältigen kann. Im Taxigewerbe treffen wir ständig auf neue Menschen, da ist es besonders entscheidend, angemessen auf schwierige Situationen zu reagieren und ein Eskalieren zu vermeiden.“ Die VIP-Kurse von Taxi Berlin sind eine Weiterbildungsmaßnahme für Taxifahrer, um die Dienstleistungsqualität des Berliner Taxigewerbes in Zeiten wachsender Konkurrenz durch Uber, MyTaxi und Co weiter zu steigern. Die Anmeldung zu den Kursen ist über Taxi Berlin telefonisch unter 690 27 20 möglich oder per E-Mail an: unternehmerbetreuung@taxi-berlin.de. jh SICHERES FAHREN FÜR 24 TAXIFAHRER Auch dieses Jahr werden Taxi Deutschland Berlin e. V., die Innung des Berliner Taxigewerbes, die TaxiFunk Berlin TZB GmbH sowie die WBT Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Taxi besitzer eG wieder ein Fahrsicherheitstraining in Oranienburg-Lehnitz durchführen. Teilnehmen am 29. August 2015 können bis zu 24 Taxifahrer. Die Kosten belaufen sich auf 101,70 Euro, von denen 50 Euro die Berufsgenossenschaft übernimmt. Erstmals können in diesem Jahr zusätzlich bis zu zwölf Kollegen mit ihrem eigenen Motorrad am Training teilnehmen. „Egal, ob in Ihrer Freizeit oder auf dem Arbeitsweg – Ihre Sicherheit ist wichtig“, schreibt Leszek Nadolski, Vorsitzender der Innung, in seiner Einladung. Bei ihm oder auch in den Geschäftsstellen der anderen drei oben erwähnten Verbände bzw. Zentralen können sich interessierte Taxifahrer anmelden. jh TAXISTIFTUNG HILFT BERLINER ÜBERFALL- OPFER Mehmet K. wird diese Schicht im Oktober nie mehr vergessen können. Ein äußerst brutaler Fahrgast hatte den Berliner Taxifahrer in der Osloer Straße überfallen und ihn mit einem Messer so schwer an der Hand verletzt, dass der linke Ringfinger dauerhaft geschädigt bleiben wird. Das Messer hatte den Nerv völlig zertrennt. Mehmet K. hatte wochenlang nicht arbeiten können, und auch heute fährt noch immer die Angst mit. Um wenigstens die finanziellen Folgen des Überfalls ein wenig aufzufangen, half nun die Taxistiftung Deutschland. Den Scheck überreichten der BZP-Präsident Michael Müller und Geschäftsführer Thomas Grätz in ihrer Funktion als Vorstände der TAXIStiftung Deutschland. Auch Hermann Waldner, Geschäftsführer von Taxi Berlin, war erschienen. Die TAXIstiftung Deutschland unterstützt Taxifahrer und deren Angehörige, die Opfer von brutalen Taxiüberfällen oder gar Morden geworden sind. Die Kontaktaufnahme ist über die Verbände und Zentralen möglich. jh GEWALTFREIES FAHREN AUF 40 TAXIS Dank des kostenlosen Engagements von 40 Taxikollegen konnte sich das Berliner Taxigewerbe an der Aktion „Gewalt fährt nicht mit“ beteiligen. Besagte Unternehmer hatten die Türen ihrer Taxis als kostenlose Werbeflächen zur Verfügung gestellt. Die Aktion ist ein Demonstrationszug verschiedener Motorradfahrer, zu denen auch einige Taxikollegen zählen. Insgesamt 2800 Motorräder bildeten am 9. Mai eine rund zehn Kilometer lange Kolonne, die sich von der Alboinstraße in Richtung Innenstadt in Bewegung setzte. Das Ziel der Demonstration war es, aufzuzeigen, dass die Berliner Motorradfahrer Gewalt und Intole ranz in ihrer Stadt nicht akzeptieren, sondern für ein friedliches Miteinander, für Zivilcourage und Toleranz einstehen. Unterstützt wurde die Aktion nicht nur vom Berliner Taxigewerbe, sondern auch vom regionalen Radiosender Star FM, der im Zuge seiner Bericht erstattung unter anderem auch den Innungsvorsitzenden Leszek Nadolski interviewte. jh Zeichen für ein gewaltfreies Berlin. FOTOS: BZP, Innung des Berliner Taxigewerbes e. V. 20
ANTRIEB ELEKTRO-TAXI – SCHON BEREIT FÜR DEN ALLTAG? Taxler fahren nicht in die Arbeit. Fahren ist ihre Arbeit. Reicht eine Akkuladung für eine komplette Taxischicht? FOTO: Frank Achim Schmidt Das war auch für mich die spannendste Frage, als ich im Juni 2014 im Rahmen des Projekts „E-Plan München“ einen Nissan Leaf als Testfahrzeug übernommen habe. Zehn Monate lang habe ich das Elektroauto im regulären Taxibetrieb bewegt, allerdings im Wechsel mit meinem eigenen Wagen, einem Verbrenner. Und das ist schon ein Hinweis auf die Antwort: Nein, in der Regel reicht eine Akkuladung nicht für eine ganze Schicht, wenn man nicht gerade in einem Tesla unterwegs ist. Es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage, wie viele Kilometer weit man zum Beispiel mit den 24 Kilowattstunden kommt, die der Energiespeicher des Nissan fasst. Bei mir waren es im Alltagsstadtverkehr bei mildem, trockenem Wetter, das heißt: ohne Klimaanlage, 150 bis 160 Kilometer. Bei Kälte, starker Hitze oder Dauerregen hat die Klimaanlage so viel Energie gefressen, dass 90 bis 100 Kilometer das höchste der Gefühle waren. Ein anderer wichtiger Faktor ist die Geschwindigkeit: Auf der Autobahn schmilzt die Restreichweite wie Butter in der Sonne. Aber Akkureichweite bedeutet ja nicht automatisch Tagesreichweite. Entscheidend ist, wie effizient es dem Fahrer gelingt, die häufigen Standzeiten, die es in jeder Taxischicht gibt, zum Nachladen zu nutzen. Im Rahmen des Projekts war ich da eingeschränkt, weil ich aus methodischen Gründen nur fünf bestimmte Ladestationen benutzen durfte. Mit der stadtweiten Ladeinfrastruktur aber, die es jetzt schon gibt, und erst recht mit der, die in nächster Zeit neu entstehen wird, eröffnen sich viel bessere Perspektiven. An einer einfachen Lade station lassen sich in einer Stunde etwa 30 zusätzliche Kilometer gewinnen, an den noch seltenen Schnellladestationen dauert es sogar nur eine halbe Stunde, den Akku wieder bis 80 Prozent zu füllen. Wenn ich zwei Wünsche frei hätte, ginge einer an die Industrie: Baut Akkus mit größerer Kapazität! Tesla hat bewiesen, dass es geht. Die Stadtpolitiker würde ich bitten: Errichtet und fördert eine flächendeckende Ladeinfrastruktur! Wenn beide Der Münchner Unternehmer und Taxi Times-Redakteur Robert Biegert testete im vergangenen Jahr zehn Monate lang einen Nissan Leaf im Rahmen des Projekts „E-Plan München“. Wünsche in Erfüllung gegangen sind, spricht nichts mehr gegen die Alltagstauglichkeit von Elektro-Taxis. EIN GEDANKENEXPERIMENT Stellen wir uns mal vor, Elektromotoren wären schon seit Jahrzehnten der Standardantrieb für Autos und jetzt käme jemand auf die Idee, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auszurüsten. Was wären die Gegenargumente? Zum Beispiel: Es ist doch eine dumme Idee, einen wertvollen und endlichen Rohstoff wie Erdöl mit großem Aufwand zu raffinieren und ihn dann in Motoren zu verbrennen, wenn dabei klimaschädliche und gesundheitsgefährdende Abgase entstehen. Der Wirkungsgrad dieser neumodischen Verbrennungsmotoren ist nicht einmal halb so hoch wie der von Elektromotoren. Autos mit Verbrennungsmotoren bräuchten im Vergleich zu unseren wartungs armen Elektroautos viele Teile und Stoffe, die Geld kosten und gewartet beziehungsweise ausgetauscht werden müssen. Oder – um es in den Worten von Kaiser Wilhelm II. zu sagen: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ rb TAXI JUNI / 2015 21
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