Aufrufe
vor 7 Jahren

Taxi Times Berlin - Juni 2017

  • Text
  • Berlin
  • Berliner
  • Taxigewerbe
  • Fahrer
  • Juni
  • Deutschland
  • Stunden
  • Uber
  • Taxis
  • Mietwagen

KULTUR Cloud-Mitspieler

KULTUR Cloud-Mitspieler in Stockholm im September 2016 JEDE FAHRT EINE NEUE WELT Für die Kunstaktion „Unknown Cloud on its Way to Berlin“ wurden Berliner Taxifahrer als Mitspieler gesucht. Wir waren dabei. Wer Taxi fährt, begibt sich oft von jetzt auf gleich in eine neue Welt wie in eine Wolke. „Unknown Cloud“ ist Kunst an der Grenze zwischen Ausstellung und Aufführung. Die neue Mode der Kommunikationswelt, Daten und Wissen in „Clouds“ (Wolken) zu speichern, ist abstrakt und virtuell. Ein schwedisch-britisches Künstlerpaar macht nun eine Wolke zum Anfassen – und Mitmachen. „Taxifahrer sind gute Mitspieler, denn sie verkörpern das, was wir als mediales Kunstwerk machen: Ganz oft in eine kleine neue Welt eintauchen, die andere Welt hinter sich lassen und etwas Neues erleben, das man anschließend in seiner Erinnerung trägt – wie eine Wolke, die sich um den Erdball bewegt und überall Eindrücke, Stimmungen und Wissen von Menschen mitnimmt.Fast nirgends außer am Steuer eines Taxis in einer Weltstadt erlebt man das in einer solchen Häufigkeit und Intensität“, erklärt mir der junge schwedische Aktionskünstler Christer Lundahl an einem Dienstagvormittag bei sengenden 30 Grad an der Taxihalte Anhalter Bahnhof. Da Kunstaktionen im Taxigewerbe nicht für Masseninteresse sorgen und ich einer der ganz wenigen anwesenden Taxifahrer bin, werde ich sogleich zum ersten Teilnehmer. Um mir das Abtauchen in eine andere Welt, eine imaginäre, aber durchaus nicht irreale, zu erleichtern, bekomme ich Kopfhörer aufgesetzt, und wir stellen uns in den Schatten eines Zeltdachs, das noch von den Veranstaltungen des Kirchentags übrig ist. Ich höre einen unaufdringlichen Klangteppich aus elektronischen Tönen, Geräuschen und Stimmen. Während ich eine Brille aufgesetzt bekomme, durch die nur weiße Helligkeit zu sehen ist, ertönen von schräg hinten Schritte einer Frau, und die zugehörige Stimme nimmt mich mit in ein Gebäude, das in meiner Vorstellung entsteht. Sie nimmt mich an die Hand (meine Hände greifen echte Hände vor mir) und lenkt mich durch die Museumsräume, die – unterstützt durch die Akustik aus den Kopfhörern – immer wirklicher zu werden scheinen. Als ich mich etwas bücken muss, da wir angeblich einen niedrigen Tunnel betreten, habe ich kurz das Gefühl, es würde nach muffigem Gang riechen. Das Sonnenlicht, die Verkehrsgeräusche und die Sommerluft lassen ein Stück Realität übrig, doch tritt das in meiner bewussten Wahrnehmung ziemlich weit in den Hintergrund. Die Kunstwelt aus den Kopfhörern hat mich erstaunlich weit vereinnahmt. Zweieinhalb Tage später auf dem Tempelhofer Feld dann die Fortsetzung, diesmal mit mehr Teilnehmern. Das Künstlerpaar hat in Kooperation mit den Berliner Festspielen unter anderem eine Gruppe Studentinnen und 9 Schüler der Rütli-Oberschule für das Event ausgesucht. Diesmal geht es nicht durch imaginäre Museumsräume, sondern – mit der Smartphone-App „Caretaker“ in den Kopfhörern – durch das Weltall, wo man bei tiefstehender Sonne und mit einem noch hypnotischeren Teppich aus Stimmen und Geräuschen scheinbar Planeten hören und der Wolke begegnen kann. Das Ganze ist Teil des Projekts „Limits of Knowing“, das sich mit den Grenzen rationalen Wissens befasst und zum „Gleiten zwischen Vernunft und Vorstellung“ einlädt. Als Ergebnis kann man im Martin-Gropius-Bau den ganzen Juli über täglich außer dienstags von 10 bis 19 Uhr Kunst erleben, die nicht abgehoben, sondern undogmatisch, spannend und verspielt ist und auch Kunstbanausen Spaß macht. Informationen dazu: www.facebook.com/nonlocalcentre/ ar FOTO: Joakim Olsson FOTO: Wilfried Hochfeld / Taxi Times 26 JUNI / 2017 TAXI

INKLUSION MIT DEM FAHRGAST SPRECHEN, NICHT EINFACH HERUMFUMMELN Der Umgang mit Rolli-Fahrern im Taxi war diesmal ein Schulungsthema beim Fahrsicherheitstraining in Lehnitz – verbunden mit der Präsentation des neuen Rolli-Taxis Ford Custom. FOTO: Joakim Olsson FOTO: Wilfried Hochfeld / Taxi Times Herr Marmulla von Ford Dinnebier und Herr Hocke von der Umrüsterfirma Kirchhoff Mobility hatten den neuen Ford Transit Custom Taxi Line mit Ausstattung zur Beförderung von Menschen mit Behinderung mitgebracht. Dabei handelt es sich um ein vollwertiges Großraumtaxi, in dem man wahlweise bis zu acht Fußgänger oder einen Rollstuhlfahrer und bis zu sechs weitere Fahrgäste mitnehmen kann. Hier soll es nicht so sehr um das Fahrzeug gehen, sondern um die Handhabung der Rolli-Ausrüstung und um den Umgang mit behinderten Menschen bei der Beförderung im Taxi. Ein ausführlicher Fahrbericht über den Ford Transit Custom folgt später. LEICHTE HANDHABUNG Die rollstuhlgerechte Ausstattung des Fahrzeugs ist vorbildlich. Wie man sie bedient, demonstrierte Jens Hocke, der bei Kirchhoff für solche Umbauten zuständig ist. Die zweiteilige Rampe lässt sich mit dem Heckausschnitt mit wenigen Handgriffen herausklappen. Die Sicherheitsgurte, mit denen der Rollstuhl an seiner Vorderseite gesichert wird, lassen sich weit herausziehen und so schon außerhalb des Autos am Rollstuhl einhaken. Beim Hineinschieben des Rollstuhls werden sie automatisch aufgerollt und elektrisch arretiert. Der beleuchtete Schalter dafür befindet sich innen, neben der Heckklappe. Wenn der Rollstuhl auch hinten mit Gurten befestigt ist, werden die Rücken- und Kopfstützen für den Rollstuhlfahrer in Position geklappt und der Fahrgast mit weiteren Gurten angeschnallt. Soweit der technische Vorgang, der mit etwas Übung nicht mehr Zeit in Anspruch nimmt als das Einsteigen einer Gruppe von Fahrgästen. Bei der Rolli-Aus- Herr Maubach misst nach stattung des Vorführwagens fehlen hier und da noch ein paar Zentimeter zur Erfüllung der Norm. Martin Maubach, der für den Sozialverband Deutschland am Projekt Inklusionstaxi mitarbeitet, hat nachgemessen. Jens Hocke verspricht, bei weiteren Umbauten alles normgerecht zu bemessen. Der Einbau von Kopf- und Rückenstützen hingegen wird von keiner Norm vorgeschrieben, obwohl er eigentlich für die Sicherheit des Rolli-Fahrgasts unerlässlich ist. EINFACH DEN FAHRGAST FRAGEN Die Beförderung von Rolli-Fahrern erfordert einigen technischen Aufwand, bleibt aber ein Segment der Personenbeförderung. Rolli-Fahrer sind Menschen wie du und ich, sie können nur nicht laufen und haben manchmal weitere Beeinträchtigungen. Der Rolli-Taxifahrer behandelt sie am besten so wie alle seine Fahrgäste: freundlich, höflich, hilfsbereit. Natürlich brauchen viele Rolli-Fahrer mehr Hilfe als Jens Hocke vom Umrüster Kirchhoff am korrekt gesicherten Rollstuhl man mit ihnen besprechen und nicht andere. Wie die auszusehen hat, soll wortlos an ihnen herumfummeln. Die Betroffenen wissen selbst am besten, welche Unterstützung sie brauchen. Zu Lehrzwecken setzte Herr Hocke auch Fußgänger in einen Rollstuhl und ließ sie den Transport aus dieser Sicht erleben. Ungewohnt, aber sicher erhellend. Eine solche Schulung sollte für alle angehenden Rolli-Taxifahrer obligatorisch werden. wh VERKEHRSRECHT BERLIN Rechtsanwalt Carsten Hendrych Fachanwalt für Verkehrsrecht Rechtsanwaltskanzlei Ruttge • Brettschneider •Tosberg • Hendrych Nürnberger Straße 49, 10789 Berlin Telefon: (030) 883 4031 – Fax: (030) 882 4709 E-Mail: hendrych@rbth-recht.de TAXI JUNI/ 2017 27

TaxiTimes Berlin