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Taxi Times Berlin - Mai / Juni 2019

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TAXI-DEMOS Am Ostbahnhof

TAXI-DEMOS Am Ostbahnhof sammelten sich Kolleginnen und Kollegen zur Sternfahrt. VOM OSTBAHNHOF HUPEND AN SCHEUERS MINISTERIUM VORBEI Der 10. April 2019 war für das deutsche Taxigewerbe ein Tag des Aufbruchs. In 20 Städten fanden Protestaktionen statt. Die größte war die Sternfahrt in Berlin. Einer der drei Startpunkte war der Ostbahnhof. Für 13:30 Uhr war in Berlin, wo nicht nur das Verkehrsministerium ansässig ist, sondern auch der Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V., die Hauptkundgebung geplant. Für den Standort der Bühne wurde der Platz des 18. März gewählt, direkt vor dem Brandenburger Tor. Man könnte den einstigen Schnittpunkt West- und Ost-Berlins als prominenteste Stelle Deutschlands bezeichnen, und der 1.700 Meter lange Abschnitt der Straße des 17. Juni zwischen Großem Stern und Brandenburger Tor bietet – bei Freilassung je einer Rettungsgasse je Richtung – Platz für 3.000 Autos. Für den 10. April wurde immerhin mit 2.000 Taxen gerechnet. Um maximale Medienaufmerksamkeit zu erreichen, hatte der Bundesverband eine Sternfahrt mit drei Startpunkten organisiert, die viel Aufstellfläche für Taxen oder eine verkehrsmäßig zentrale Lage oder beides in einem boten: Der Wartebereich am Flughafen Tegel, die „Palette“, ist ohnehin täglich voller Taxen. Am drei Hektar großen Olympischen Platz in Westend kommen an Veranstaltungstagen -zigtausend Menschen zusammen, an anderen Tagen herrscht hier Totentanz. Rund um den Ostbahnhof in Friedrichshain ist es selten ruhig, und am Mittwoch, dem 10. April, sammelten sich erst vor dem postmodernen Bahnhofsgebäude, dann ab halb elf in allen umgebenden Straßen, Taxen aus Berlin, dem Umland und zum Teil aus Alte Weisheit mit neuem Inhalt: eins der wichtigen Argumente gegen Uber, die Daseinsvorsorge weiter entfernten Orten, beispielsweise Chemnitz. Fahrerinnen und Fahrer, viele von ihnen mit roten „Scheuerwehr“-Warnwesten, standen an ihren Taxen, unterhielten sich und begrüßten die hinzukommenden Kollegen. Boto Töpfer, stellvertretender Vorsitzender des Taxiverbandes Berlin, Brandenburg e. V. (TVB), war in Zusammenarbeit mit der Polizei für den reibungslosen Ablauf FOTOS: Axel Rühle / Taxi Times 6 MAI/JUNI 2019 TAXI

TAXI-DEMOS DIE ÖFFENTLICHKEIT MITNEHMEN Was für eine Reaktion darf man von einem Passanten erwarten, der mit einer Kolonne unangenehm laut hupender Autos konfrontiert ist, die den Verkehr lahmlegen, bei denen er nicht weiß, was das soll, und die möglicherweise daran schuld sind, dass er einen wichtigen Termin verpasst? Von Kollegen, die dieses Kommunikationsdefizit wahrnahmen, kamen später Vorschläge, man sollte bei künftigen Aktionen Informationsblätter mitnehmen und öffentlich verteilen und, wie die Friedensbewegung der Achtzigerjahre es vorgemacht hat, akustisch mit ansprechender Musik anstelle von Hupkonzerten auf das eigene Anliegen aufmerksam machen. die beiden Polizeiwagen an der Spitze die Kolonne, und einer der Beamten sagte, der Korso sei zu lang geworden und es seien Lücken entstanden, weil einzelne Kollegen angehalten und die Straße blockiert hätten. Wenn das so weiterginge, müsse die Veranstaltung abgebrochen werden – ein Dilemma für Boto Töpfer, der darauf herzlich wenig Einfluss hatte. Der TVB-Vizechef hatte in vielen Jahren Verbandsarbeit bereits etliche vergleichbare Aktionen organisiert und sagte, so gut wie an diesem Tag hätte die Koordination auf Seiten der Polizei noch nie funktioniert. Er konnte zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen, dass es bei den beiden anderen Kolonnen alles andere als gut lief. Um 13:10 Uhr erreichte die Spitze der Kolonne den Großen Stern und begab sich auf die Zielgerade – 20 Minuten vor dem ursprünglich geplanten Beginn der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor. Überraschenderweise waren erst wenige hundert Taxen verantwortlich, verteilte Informationsblätter des Bundesverbandes mit Verhaltensanweisungen an die Kollegen und musste Fahrer, die die Mühlenstraße blockierten, durch Zurufe an das Ende der Taxischlange in der Straße der Pariser Kommune leiten. KEINE FUNKVERMITTLUNG WÄHREND DER DEMO Kurz vor 12 Uhr mittags waren rund um den Stralauer Platz nur noch Taxen zu sehen (und zu hören), in welche Richtung man auch blickte. Die Polizei sprach von 900 Fahrzeugen. Die hupende Kolonne setzte sich mit etwa zehn Kilometern pro Stunde in Bewegung, angeführt von zwei Polizeiwagen. Das erste Auto des Taxikorsos war das Taxi von Boto Töpfer, bei dem auch zwei Gewerbevertreter und der Taxi-Times-Redakteur mitfuhren. Töpfer selbst war die halbe Zeit am Telefonieren mit Verbandskollegen, denen er wichtige Informationen geben musste, die andere Hälfte lobte er immer wieder die gute Organisation durch die Polizei, die alle Seitenstraßen sorgfältig abgesperrt hatte. Kreative Eigenproduktion: Dieser Kollege hatte eine eindeutige Interpretation der Zusammenhänge. Ungewohnter Anblick: Hauptbahnhof ohne Taxen Die hupende Kolonne kroch über die Stralauer Straße zum Hackeschen Markt, vorbei an Passanten am Straßenrand, die zum Teil überrascht staunten, zum Teil Gesten der Zustimmung machten, zum Teil aber auch ihr Unverständnis bekundeten. Mit Missbilligung wurden auch vereinzelte Kollegen betrachtet, die während der Veranstaltung Geld verdienten, statt sich am Protest zu beteiligen. Weiter ging es über die Oranienburger und die Hannoversche Straße zum Verkehrsministerium in der Invalidenstraße, vor dessen Fenstern besonders intensiv gehupt wurde. Als kurz darauf der Hauptbahnhof passiert wurde, staunten die Demonstranten nicht schlecht, dass dort nicht ein einziges Taxi zu sehen war, das sich bereithielt. Leider standen ein paar Wagen, die sich nicht gut genug versteckt hatten, schräg gegenüber in der Lehrter Straße. Kurz darauf und ein weiteres Mal in der Paulstraße stoppten vor Ort, und die Aufstellfläche füllte sich erst langsam. Auf der Bühne und daneben hatten sich bereits Politiker eingefunden, unter anderem Andreas Scheuer, Michael Donth, Lars Düsterhöft, Raed Saleh und Tino Schopf, außerdem die Vorstände diverser Gewerbevertretungen, darunter Michael Müller, Hermann Waldner, Frederik Wilhelmsmeyer, Thomas Grätz, Michael Oppermann, Rolf Feja und Irene Jaxtheimer. Auch die Agentur Elephantlogic, die die Kundgebung logistisch geplant und angemeldet hatte, war personell vor Ort. Nun fehlten nur noch die mehreren tausend Demonstranten. Doch die ließen vorerst auf sich warten. ar WEIL DEINE STIMME ZÄHLT . . . Jetzt Mitglied werden 030 2362 7201 · www.taxiinnung.org TAXI MAI/JUNI 2019 7

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