Aufrufe
vor 8 Jahren

Taxi Times Berlin - Oktober 2016

  • Text
  • Berlin
  • Berliner
  • Oktober
  • Taxis
  • Taxiunternehmer
  • Taxigewerbe
  • Taxifahrer
  • Fiskaltaxameter
  • Deutschland
  • Erdgas

SICHERHEIT Rolf Feja

SICHERHEIT Rolf Feja (links), Leszek Nadolski (beide „Innung“) und Nasreddin Topraklı (Cartop Kfz-Technik, rechts) überreichten Hermann Waldner (2. v. l.) eine Taxitrennwand aus den 60er-Jahren für das Taximuseum. TAXISICHERHEIT GESTERN UND HEUTE Gewalt gegen Taxifahrer scheint ein zeitloses Problem zu sein. Früher führte die Politik zum Schutz eine Trennscheibe ein. Heute hätte das Gewerbe gerne eine Überfallschutzkamera. Am 25. August bekam Taxi- Berlin-Geschäftsführer Hermann Waldner überraschenden Besuch. Im Hof des Taxizentrums standen Leszek Nadolski und Rolf Feja, Vorstände der „Taxi- Innung“, sowie Nasreddin Topraklı von Cartop Kfz-Technik. Sie hatten eine Original -Mercedes-Benz-Trennwand mitgebracht, die von Topraklı so restauriert worden war, dass man sie nun wieder ein- und ausfahren könnte. Die Trennwand, von Nadolski zufällig auf einem Schrottplatz entdeckt, wird einen Platz in Waldners Taximuseum bekommen. Was also heute im Museum steht, sollte früher zur Sicherheit im Taxi führen. 1966 kam es in der Bundesrepublik zu einer beispiellosen Verbrechensserie. Innerhalb von drei Wochen kamen sechs Taxifahrer bei Raubüberfällen ums Leben. Die Taximorde waren in aller Munde. Unter den Taxifahrern herrschte Pogromstimmung. Wer ihnen irgendwie bedrohlich vorkam, hatte im Nu eine Meute aufgebrachter Taxifahrer am Hals. Rufe nach der Wiedereinführung der Todesstrafe für Taximörder wurden laut. In dieser aufgeheizten Situation brachte der damalige Verkehrsminister Hans- Christoph Seebohm (CDU) eine Verordnung auf den Weg, die den Einbau einer schusssicheren Trennwand zwischen Fahrer und Fahrgastraum in allen Taxis vorschrieb. Umgesetzt wurde die sogenannte Trenn - wandverordnung dann von seinem Nach - folger Georg Leber. Ab 1. Januar 1968 mussten alle Taxis mit einer solchen Trennwand (oben aus Panzerglas, unten aus Stahl) ausgestattet sein. Die überwiegende Mehrheit der Taxiunternehmer lief Sturm dagegen, weil man die Kosten scheute und den Gewinn an Sicherheit bezweifelte. So ein Ding kostete um die 1 000 D-Mark – viel Geld in der damaligen Zeit. Die Taxifahrer argumentierten, sie könnten schließlich auch von außerhalb des Fahrzeugs angegriffen werden. Im Taxi sei keine Kommunikation mehr möglich. Die Fahrgäste seien verletzungsgefährdet, wenn sie bei starkem Bremsen gegen die Scheibe geschleudert würden (Sicherheitsgurte waren noch nicht verbreitet). Nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Taxigewerbe und der Politik wurde die Trennwandverordnung schon 1969 wieder aufgehoben. Sofort schmissen die Taxiunternehmer das ungeliebte Ding wieder aus ihren Autos. In den Taxis geblie ben ist nur die akustische Alarmanlage, die gleichzeitig eingeführt worden war. Die Taxis waren übrigens damals noch schwarz und die Taxameter tickten vernehmlich. Heute tickt nichts mehr, und aus Schwarz ist längst Hellelfenbein gewichen. Was allerdings geblieben ist, ist die Unsicherheit. In Berlin vergeht fast keine Woche, in der nicht irgendwelche Kollegen Opfer von Raubüberfällen werden. Zum Glück sind es keine Morde, aber die Mordabsicht ist in manchen Fällen klar erkennbar. Als im Sommer letz ten Jahres zwei Kollegen äußerst brutal angegriffen wurden, haben die Berliner Taxiverbände mit den Verantwortlichen Gespräche über eine Videoüberwachung bzw. Überfallschutzkamera geführt. Die gute Nachricht: Kameraüberwachung im Taxi ist auch in Berlin möglich. Die Einschränkungen durch den Datenschutz sind jedoch gravierend. Bewegte Bilder sind ausgeschlossen. Nur Sequenzen von Einzelbildern sind zu bestimmten Zeitpunkten erlaubt. Die Bilder müssen verschlüsselt und für den Fahrer unzugänglich gespeichert werden. Auf die Kameraüberwachung muss deutlich sichtbar am Taxi hingewiesen werden. Die Aufnahmen müssen nach 48 Stunden gelöscht werden. Von einem tatsächlichen Überfallschutz bleibt unter diesen Be dingungen nicht viel übrig. Für den Taxiunternehmer kommt erschwerend der hohe Preis hinzu. Eine preisgünstige Anlage aus Skandinavien, die die Anforderungen erfüllt, kostet 550 Euro, die der Unternehmer für jedes Taxi in Berlin allein aufbringen müsste. Der Versuch, hier ein eigenes System mit billigen Standardbauteilen zu entwickeln, ist gescheitert. In Bremen sind seit einigen Jahren alle Taxis mit einer Überfallschutzkamera ausgestattet. Das sind Kameras, die wirklich FOTO: Taxi Times 14 OKTOBER / 2016 TAXI

SICHERHEIT HEINZ PETER ERFAND DEN DREHTELLER FOTOS: Taxi Times, Fotolia / Thomas Söllner filmen. Die Aufzeichnungen werden zen tral, für den Einzelnen unzugänglich, gespei chert. Wer dort in ein Taxi steigt, sieht auf einem Display gleich erst mal sich selbst. Der Nor malbürger ohne böse Absichten fin det das im Allgemeinen lustig. Der Verbrecher wird wirksam abgeschreckt. Die Bremer Datenschutzbeauftragte hat offenbar mehr Verständnis für die Sicher heitsbelange im Taxi. Die Überfallrate auf Taxifahrer ist seitdem in Bremen auf nahezu null gesunken. Für die vergleichs weise teuren Anlagen im Taxi ist eine gangbare Lösung durch die Funkzentrale gefunden worden. Was in Berlin fehlt, ist der politische Wille und die wirtschaftliche Kraft. Die extensive Auslegung des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte der Fahrgäste führen faktisch zu einem Freibrief für Täter. Die Freiheit der Fahrgäste, inkognito zu reisen, wird höher bewertet als die Sicherheit des Taxifahrers, unversehrt seine Schicht zu beenden. In Bussen und Bahnen gelten allerdings andere Regeln, dort wird ungeniert gefilmt. Hinzu kommt: Berlin setzt zurzeit an dere Prioritäten. Die massenhafte Verbreitung unredlich wirtschaftender Taxibetriebe soll endlich unterbunden werden. Das erfordert die ganze Kraft der Behörden und der Betriebe. Den erforderlichen Einbau fiskalfähiger Taxameter müssen die Berliner Taxiunternehmer – anders als in Hamburg – allein finanzieren. Da bleibt erst mal kein Geld für teure technische Sicherheitssysteme. wh In U-Bahnhöfen ist Videoüberwachung erlaubt. Warum nicht auch im Taxi? Der Echte – signiert selber. Gewohnte Qualität und Funktion auf neuer leistungsfähiger Basis. Die Zukunft im Taxi. Es gab verschiedene Modelle von Trennwänden. Die Einfachversion hatte seitlich an der dicken Glasscheibe einen kleinen Teil zum Aufschieben oder – klappen für die Geldübergabe. Bei der Luxus - ausgabe war – wie in luxuriösen Chauffeurlimousinen verbreitet – die gesamte Glasscheibe komplett herunterfahrbar. So eine kann man jetzt im Museum bewundern. Ein weiteres Modell hatte Heinz Peter, der damalige Vorsitzender der Berliner „Taxi- Innung“, in einer Tempelhofer Schlosserei anfertigen lassen: eine Trennwand unter der Scheibe, in die ein metallener Dreh teller eingebaut war, auf dem praktisch berührungslos das Geld durch gereicht werden konnte. Dies war eigentlich das sicherste Modell, weil die Panzerscheibe zwischen Fahrer und Fahrgästen immer geschlossen blieb. Spiegeltaxameter SPT-03 Gerüstet für die Zukunft im Taxi Automatische Abdunkelung durch dimmbares Glas Aktive und passive Pausenerfassung Optional: INSIKA® signierte Fiskaldaten, keine Zusatzbox Neues NFC Card Abrechnungssystem Jetzt erhältlich in Ihrer neuen E-Klasse HALE electronic GmbH | A-5020 Salzburg | Fax: +43-662/439011-9 www.fiskaltaxameter.expert www.dachzeichen.de www.hale.at TAXI OKTOBER / 2016 15

TaxiTimes Berlin