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Taxi Times Berlin - Oktober 2016

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ERDGAS Der Besitzer

ERDGAS Der Besitzer dieses Erdgas- Touran hatte großes Glück – er überlebte. TAXIS MIT LEEREN ERDGASTANKS Als irgendwo in Deutschland ein Erdgastank eines Touran „explodierte“, sperrten bundesweit Tankstellen ihre Erdgaszapfsäulen. Für betroffene Taxibetriebe waren das schwere Tage. Hätte ich nur die Rückrufaufforderung von Volkswagen beachtet und den Erdgastank meines Wagens in der Werkstatt tauschen lassen“, mag sich der Besitzer eines blauen CNG-Touran heute denken. Am 9. September war er wie schon so oft zu einer Tankstelle im Landkreis Göttingen gefahren. Diesmal nutze er die Zeit, um während des Einfüllens des Erdgases noch seinen Ölstand zu prüfen. Eine Entscheidung, die ihm wahrscheinlich das Leben rettete. Denn während das komprimierte Gas mit 200 Bar von der Zapfsäule in seinen Tank strömt, wird die Tankstelle von einer Explosion erschüttert, die Teile des VW zerfetzt und den Fahrer schwer verletzt. Der Unfallarzt sagt später in einem Fernsehinterview, es wäre mit weitaus schwereren Verletzungen von Personen zu rechnen gewesen, die im Wagen gesessen hätten. Hätte der Fahrer am Tank ge standen, wäre er wahrscheinlich ums Le ben gekommen. Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmt Auto und Zapfsäule. Da die Ursache und somit die Schuldfrage zunächst ungeklärt ist, kursieren sofort allerlei Fragen: Sind Erdgasautos doch gefährlich? War die Zapfsäule nicht in Ordnung? Kann so etwas mit jedem Auto passieren? Auf dem Online- Portal YouTube kann ein Filmbeitrag der ARD-Fernsehsendung „Brisant“ angesehen werden, in dem die besagte Explosion zu sehen ist, aufgezeichnet von einer Überwachungskamera der Tankstelle. Im Umkreis mehrerer Meter wird alles beschädigt. Wenig später gibt es eine erste Erklärung: Es ist keine chemische Explosion, bei der etwa ein Gasgemisch schlagartig unter LANGE WARTEZEITEN BEI VOLKSWAGEN Volkswagen und eine offene Krisenbewältigung – das passt irgendwie nicht zusammen. Ähnlich wie schon bei der Schummelsoftware klärte der Konzern auch bei den rostanfälligen Erdgastanks der Baujahre 2005 bis 2010 nur sehr zögerlich auf. Die Rückrufaktion kam nach Meinung von Experten zu spät und wurde in der Praxis auch nicht sehr kunden freundlich durchgeführt. Darauf lässt die Schilderung eines betroffenen Berliner Taxiunternehmers schließen, der sechs erdgasbetriebene VWs – vier Touran und zwei Passat – im Einsatz hat bzw. hatte. Ein Touran ist bereits 2013 umgerüs tet wor den, die anderen später. Für die Passat- Fahrzeuge gab es keine Aufforderung zum Umrüsten. Als sich der Taxiunter nehmer aus Sicherheitsgründen dennoch um Ter mine zum Austausch der Tanks bemühte, sagte man bei VW, man könne nur einen pro Tag umrüsten. Zu dem vor drei Jahren umgerüsteten Touran hieß es: „Der muss jetzt noch mal vorgestellt werden, denn das ist ja jetzt schon eine Weile her.“ All dies geschieht während der Betriebszeiten der Taxen und auf Kosten des Taxi betriebs. VW hält sich zudem hinsichtlich der Mehr kosten bedeckt, die durch das zeitweise Fahren mit Benzin entstehen. Die Passat-Fahrzeuge habe die Firma „jetzt erst mal komplett rausgenommen“, dann da dauere es 14 Tage bis zum Umrüsttermin, also bis in der Werkstatt „ein Meister sich das überhaupt anguckt“. FOTO: picture alliance 6 OKTOBER / 2016 TAXI

ERDGAS Vervielfachung seines Volumens verbrennt, sondern „nur“ eine sogenannte physikalische Explosion, bei der der enorme Überdruck den maroden Gastank des Fahrzeugs zum Bersten bringt. Laut Feuerwehr ent spricht die Sprengkraft dennoch etwa 6 Kilogramm TNT. Die Medien haben eine Sensation und der Aral-Konzern untersagt vor Schreck an allen Tankstellen in Deutschland den Verkauf von Erdgas. Andere Mineralölgesellschaften ziehen nach. Davon betroffen sind nicht nur Privatautofahrer, sondern auch Taxiunternehmer und deren Fahrer, die auf Erdgas setzen. Besonders stark sind sie während der ersten Tage nach dem Unglück beeinträchtigt. Etliche Taxifahrer mussten während einer Schicht bis zu drei Mal jenen kleinen Notbenzintank befüllen, der in allen Erdgasautos vor dem Liegenbleiben schützen soll, dessen Kapazität aber nicht einmal 15 Liter beträgt. Wäre der Nottank größer, könnte das Fahrzeug nicht mehr als monovalent eingestuft werden und würde somit höher besteuert. Aus Sicht der Fahrer war das zeitraubend und mit Umsatzeinbußen verbunden. Der Taxiunternehmer musste auch kostenmäßig draufzahlen. Weil nicht nur ein Liter Benzin mehr kostet als ein Kilogramm Erdgas, sondern auch die auf Erdgasbetrieb optimierten Fahrzeuge im reinen Benzinmodus mehr verbrauchen, schätzt Otto Berthold vom Berliner Erdgasbetreiber GASAG die Mehrkosten auf fünf bis sechs Cent pro Kilometer. Fährt ein Taxi in der Doppelschicht 300 Kilometer, sind das Zusatzkosten in Höhe von 18 Euro pro Tag. Wie viele Taxen nun genau davon betroffen waren, kann Bertold nicht sagen. Aber nur mal hochgerechnet auf 200 Berliner Erdgas- Taxen entstanden so während der drei Tage, in denen alle Erdgaszapfsäulen gesperrt waren, Mehrkosten von über 10 000 Euro. Rechnet man das deutschlandweit um, entsteht eine sechsstellige Summe. Berthold, der bei der GASAG für den Betrieb der Erdgastankstellen verantwortlich ist, hatte zu diesem Zeitpunkt schon erste E-Mails betroffener Erdgaskunden in seinem Account. Für ihn begann eine turbulente Arbeitswoche. Zunächst konnte auch er nicht sagen, was die genaue Explosionsursache war. Lag es an der Zapfsäule? Lag es am Erdgas? War es das Fahrzeug? Wurde falsch getankt? „Als Ingenieur und Techniker habe ich Verständnis dafür, dass Aral zunächst einmal alle Zapfsäulen gesperrt hat, um die Sachlage zu analysieren“, erzählt Berthold gegenüber Taxi Times. Doch schnell war die Ursache gefunden. Einer der Gastanks war durch Rost porös geworden und an einer Stelle geborsten. Durch den Druck, der bei der Befüllung mit Erdgas entsteht (200 Bar), entstand eine gewaltige Druckwelle, die letztlich für die immensen Schäden verantwortlich war. Das Problem der porösen Tanks ist bei Volkswagen bekannt, weshalb der Konzern bereits seit Längerem eine Rückrufaktion laufen hatte. Alle Inhaber der mit Erdgastanks ausgestatteten Modelle Touran, Passat und Caddy der Baujahre 2005 bis 2010 wurden in die Werkstatt zum Austausch der Gas behälter zurückgerufen. Der Göttinger Touran-Besitzer hatte diesen Rückruf nicht beachtet. Mit dieser Erkenntnis hätten nun eigentlich die Zapfsäulen schnell wieder entsperrt AUTOS DETONIEREN NUR IM ACTIONFILM In Film und Fernsehen werden oft fantasievolle Phänomene gezeigt: Autoreifen quietschen auch auf Sand, Verbrecher finden eine Park lücke genau vor der Bank, Polizisten richten ihre Waffen beim Anschlei chen gen Himmel – und: Autos explodieren. Egal, ob es sich um einen mittelschweren Zusammenstoß handelt oder um eine halsbrecherische Verfolgungsjagd mit Sturz in einen ganz überraschend auftauchenden Abgrund – häufig findet das Gefährt sein eindrucksvolles Ende in einer gewaltigen Detonation, die es in verkohlte Trümmer verwandelt. Das erzeugt Dramatik, ist aber allenfalls bei größeren Flugzeugen realistisch. Auf der Online-Plattform You Tube sind leicht Filme zu finden, die dokumentieren, dass weder Ben zin- noch Erdgasautos explodieren – egal, ob es zu einem Unfall kommt oder das Fahrzeug lichterloh brennt. Wird die Temperatur in einem Erdgastank zu hoch, so lässt ein Sicherheitsventil das Gas ausströmen und gegebenenfalls kontrolliert abbrennen. Auch Erdgaszapfsäulen sind nicht weniger sicher als Benzinzapfsäulen. „Das Fahren und Tanken mit Erdgas stellt grundsätzlich kein Risiko dar“, sagt der Interessenverband Zukunft Erdgas. ar werden können – zumindest für VW- Modelle, die ab 2011 angeschafft wurden, und für Fahrzeuge anderer Marken. Doch der Informa tionsfluss bis zu den einzelnen Tankstellenpächtern und dort inner halb der Beleg schaft funktionierte während der ersten Tage nach dem Unglück sehr uneinheitlich. Ein Schöneberger Taxiunter nehmer machte die Beobachtung, dass der Verkauf nicht nur von Tankstelle zu Tankstelle, sondern sogar von Tankwart zu Tankwart unterschiedlich gehandhabt wurde. Sein u Hico_04-2016.qxp_Layout 1 06.04.16 10:04 Seite 1 Jetzt – nur 1x in Berlin – HICO Kraftfahrzeug-Kontrollgeräte GmbH · Ullsteinstraße 53–55 · 12109 Berlin Vertretung: FISKALTAXAMETER • Montage fiskalfähiger Taxameter • Umrüstung vorhandener Taxameteranlagen • Aktualisierung der Taxameteranlage nach neuesten Anforderungen Der Kundendienst: Beratung und Termine: HICO-Service anerkannt, zuverlässig, Tel.: 030 /752 07 74 fachmännisch und flexibel Fax: 030 /752 09 44 E-mail: info@hico-berlin.de TAXI OKTOBER / 2016 7

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