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Taxi Times München - 1. Quartal 2021

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WETTBEWERB TAXIFAHRER A.

WETTBEWERB TAXIFAHRER A. LIAS UND SEINE ERFAHRUNGEN MIT UBER UND FREE NOW ALLEINFAHRER MIT PRAKTIKANTENVERTRAG Der ehemalige Berliner Taxifahrer A. Lias (Name von der Redaktion geändert) hat die Seiten gewechselt und ist für einige Wochen für Uber und Free Now gefahren. Seine Schilderungen zeigen, mit welchen Tricks sowohl die Fahrer als auch die Uber- und Free-Now-Partner-Unternehmen gültige Gesetze umgehen. Und dabei geht es nicht nur um die Rückkehrpflicht, sondern auch um Steuer- und Sozialversicherungsbetrug. TAXI TIMES: Warum bist du vom Taxifahren aufs Mietwagenfahren umgestiegen? A. LIAS: Aus Neugier und Liebe zur Fahrgastbeförderung und weil ich mir eine Meinung über Uber und Free Now bilden wollte. Warst du als Festangestellter, geringfügig Beschäftigter oder Aushilfe angemeldet? Weder noch, ich habe einen Praktikums-Vertrag unterzeichnet. Man bot mir allerdings eine geringfügige Anstellung zwischen 500 bis 800 Euro an, damit ich die Möglichkeit eventueller Bezüge über das Amt nicht verliere. Man hatte mich auch explizit gefragt, ob ich beim Amt Leistungen beziehe. Wie viele Fahrzeuge und Fahrer*innen hat der Betrieb? Mein Chef hat mehrere Mietwagen-Konzessionen. Ob er auch Taxi-Konzessionen hatte, ist mir nicht bekannt, ebenso wenig die KEINE AUSNAHMEN, SONDERN DIE REGELN genaue Zahl der Angestellten. Knapp unter 50 sind in einer WhatsApp-Gruppe, in der ich auch eingeloggt war. Wirst du nach gearbeiteten Stunden oder Prozenten bezahlt? Prozentual. Ich bekomme 28 Prozent vom Gesamtfahrpreis oder 40 Prozent nach Abzug von Uber. Uber selbst bekommt 29,75 Prozent vom Fahrpreis, allerdings verschweigt Uber gerne die tatsächlich vom Fahrgast eingenommene Summe. So nehmen sie selektiv systematisch weit mehr als den genannten Fahrpreis. Wenn man sich das ausrechnet, wird klar, dass du sehr auf das Trinkgeld der Kunden angewiesen warst. Was aber, wenn Kunden dir kein oder nur wenig Trinkgeld gegeben haben? Wenn man mich lange hat warten lassen, ohne Trinkgeld zu geben, aber freundlich war, gab ich in der Kundenbewertung nur vier von fünf Sternen und bei unfreundlichen Gästen zwei bis drei Sterne. Einen einzigen Stern gab ich nur in Extremfällen, weil sonst der Fahrgast dauerhaft von mir gesperrt worden wäre. Gibt es einen Wegstreckenzähler und eine Alarmanlage im Auto? Nein. Wo holst du dein Fahrzeug ab: vom Betriebssitz des Unternehmers oder fliegender Wechsel mit der Arbeitskollegin oder Arbeitskollegen? Ich war Alleinfahrer, somit konnte ich von meiner Wohnung aus starten und enden. Die im Interview beschriebenen Praktiken scheinen keine Ausnahmen besonders ausgebuffter Uber- oder Free- Now-Fahrer zu sein, sondern vielmehr eine bewährte Methode. Auch die ARD hatte vor einiger Zeit in ihrem Mittagsmagazin einen Uber-Fahrer anonymisiert zu Wort kommen lassen, der Verstöße gegen die Arbeitszeitregelungen und Sozialversicherungsbetrug bestätigte. Und die überregionale Tageszeitung „Die Welt“ hatte auch bereits einen Uber-Fahrer von dessen systematischer Umgehung der Rückkehrpflicht berichten lassen. In beiden Fällen wurde auch Uber dazu befragt, die sich jeweils damit herausredeten, dass ihnen solche Verfehlungen ihrer Partner nicht bekannt seien. „Für uns ist es extrem wichtig, dass sich die Mietwagenunternehmer und deren Fahrer konsequent an die gültigen Regeln halten.“ Lass uns über deinen Alltag sprechen. Wie viele Stunden warst du im Einsatz? So wie es mir beliebte, bei Uber durfte ich maximal zwölf Stunden online sein, allerdings wird die Standzeit nicht in die Online-Zeit einberechnet. Daher sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Wie viele Touren hast du durchschnittlich gemacht? Acht bis fünfzehn in einer 12-Stunden-Schicht. Gab es viele Folge-Aufträge? Mit Ausnahme von Silvester kaum. Was hast du dann gemacht, um schnellstmöglich eine neue Fahrt zu erhalten? Ich habe mich dort aufgehalten, wo ich mir die meisten Aufträge erhofft habe. FOTO: Taxi Times 10 1. QUARTAL 2021 TAXI

WETTBEWERB Hat dich dein Chef ansonsten auf die Einhaltung der Regeln (Rückkehrpflicht) ernsthaft hingewiesen und musstest du einen solchen Hinweis gesondert unterschreiben? Mir wurden einige Verträge zur Unterschrift vorgesetzt. Allerdings war alles nur pro forma und eine Aufklärung hat nur auf Nachfrage stattgefunden – mit dem Hinweis, dass es nicht wichtig ist, die Verträge lediglich zur eigenen Absicherung dienen. Hast du bei Uber oder bei dessen Generalpartner Safe Driver ennoo oder auch bei Free Now noch eine zusätzliche Schulung gemacht? Nein, ich war bereits als Taxifahrer mit Free Now und Uber vertraut, jedoch müssen laut Aussagen neue Fahrer an einer Schulung teilnehmen. Über die Rückkehrpflicht wurde nie gesprochen, aber es gab einige Tutorials per Mail und in der Uber-App in Bezug auf den richtigen Umgang mit Fahrgästen. Also hast du beispielsweise in der Nähe vom Hauptbahnhof, von Krankenhäusern und großen Firmen gewartet? Nein, meistens bin ich herumgefahren. Uber sagt doch aber, sie setzen die Fahrer offline, wenn diese in Richtung Betriebssitz des Unternehmens fahren. Deshalb bin ich offline schnell weit weggefahren und habe mich dann wieder bei der Uber-App angemeldet. Anschließend bin ich langsam im Zickzack-Kurs zum Betriebssitz gefahren. War das deine Idee? Man hat mir diese Infos im Unternehmen bei der Anmeldung offengelegt, mir aber die Entscheidung selbst überlassen, ob ich so vorgehen will. Wie war das bei der Free-Now-App: Habt ihr die auch so ausgetrickst? Bei Free Now gibt es keinen technischen Zwang, zum Betriebssitz zurückzukehren. Allerdings erscheint nach dem Ende jeder Fahrt ein Pop-up mit dem Hinweis „Rückkehrpflicht“. Mit welchen Konsequenzen im Falle einer Nichtbeachtung? Keinen. Man klickt das Pop-up einfach nur weg und macht weiter. Über welche App hast du mehr Touren vermittelt bekommen: Free Now Ride oder UberX? UberX – mit weitem Abstand. Wie hat sich die Corona-Pandemie auf den Mietwagenbetrieb ausgewirkt? Finanziell stehen sie nicht gut da. Viele Wagen wurden stillgelegt, jeder Cent wird umgedreht. Wir bekamen sogar die Anweisung, den Wagen nicht zu waschen. Wieso hast du aufgehört, als Mietwagenfahrer zu arbeiten, und was machst du jetzt? Es ist Sklavenarbeit, und was die Zukunft mit sich bringt, steht aktuell in den Sternen … Was wünschst du den Mietwagenfahrer*innen und Unternehmern für die Zukunft? Dass sie aufwachen und kein System unterstützen, das darauf beruht, die Partner und deren Angestellte auszubeuten. Firmen wie Uber verdienen allein durch die Vermittlung mehr als Fahrer und Unternehmer. Sie tun dafür nichts außer Marketing und Vermittlung. Für mich grenzt es an Zuhälterei, da man absolut auf die angewiesen ist. Das Interview führte Hayrettin Simsek Tarifumstellung aller Fabrikate ohne Termin möglich! Adler Taxameter & Funktechnik GmbH 80939 München • Heidemannstr. 37 Tel.: 089 – 255 44 114 info@adler-taxameter.de www.adler-taxameter.de • Spiegeltaxameter • Taxameter • Fiskaltaxameter • Wegstreckenzähler • Cey-Abrechnungssystem • iButton-Abrechnungssystem • NFC-Abrechnungssystem • Digitale Schichtaufzeichnung • Magnet / Bügel Dachzeichen • Quittungsdrucker • Datenfunksysteme • Sprechfunksysteme • Sitzkontakte • Taxi-Mietwagen Alarmanlage • Taxi-Zubehör • Handy / Tablet Halterungen • Dashcam • GPS-Ortungssysteme TAXI 1. QUARTAL 2021 11

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