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Taxi Times München - November 2018

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INKLUSIONSTAXI

INKLUSIONSTAXI INKLUSIONSTAXI: EINSTIEG IN DIE ROLLSTUHLBEFÖRDERUNG »UNSER ZIEL IST DERSELBE ROLLSTUHLFAHRER- SERVICE WIE IN LONDON« Horst Wiegand, 58 Jahre, und sein Geschäftspartner Max Jung-Grundmann, 62 Jahre, sind Taxiunternehmer in München. Kennengelernt haben sich die beiden vor rund drei Jahren. Seitdem verfolgen sie die Vision, behindertengerechte Taxis, sogenannte Inklusionstaxis oder auch barrierefreie Taxis, zu betreiben. Der Start mit dem ersten Fahrzeug ist geglückt. Über ihre bisherigen Erfahrungen und künftigen Planungen sprechen die beiden in Taxi Times München. TAXI TIMES MÜNCHEN: Herr Wiegand, Herr Jung-Grundmann, Glückwunsch zu Ihrem ersten Inklusionstaxi. Wie kam es dazu? HORST WIEGAND: Kennengelernt haben wir uns bei einer Ausbildung zum Taxi-Guide. Ich wollte mein Geschäftsmodell erweitern und auch Ausflugsfahrten mit dem Taxi anbieten. Damals war ich noch Alleinunternehmer. MAX JUNG-GRUNDMANN: Ich war zu dieser Zeit an einer GmbH als gleichberechtigter Geschäftsführer beteiligt. Wir haben bei den Kursen zum zertifizierten Taxi-Guide der Stadt München festgestellt, dass wir beide Interesse an einem Konzept hatten, um Menschen, die im Rollstuhl sitzen, mit dem Taxi zu bedienen. So kamen wir ins Gespräch. WIEGAND: Die Idee ist uns wegen der Taxis in London, die alle eine Rampe haben, um Rollstuhlfahrer mitnehmen zu können, gekommen. Auch in New York gibt es das. Nur in München müssen Rollstuhlfahrer meist zwei oder drei Tage vorab einen Fahrdienst bestellen. Es besteht in München also ein akuter Mangel für Rollstuhlfahrer, spontan ein Taxi zu bestellen. Bleiben wir zunächst bei der Idee. Wie ging es weiter? JUNG-GRUNDMANN: Wir wollten die Möglichkeit, Ausflugsfahrten anzubieten, und die Idee, nicht umsetzbare Rollstuhlfahrer zu befördern, miteinander kombinieren. WIEGAND: Da ich meinen Geschäftsbereich erweitern und das Risiko teilen wollte, haben wir uns Ende letzten Jahres dann zusammengetan und angefangen, alle nötigen Unbedenklichkeitsbescheinigungen zu besorgen. Und im Juni 2018 haben wir eine GbR gegründet. »Der Umbau hat fast 9.000 Euro gekostet.« Mit welchen Kosten muss man für so einen Umbau rechnen? WIEGAND: Eigentlich wollten wir uns anfangs eines dieser neuen London-Taxis kaufen. Allerdings haben die London-Taxis einen Elektroantrieb und einen benzinbasierten „Range-Extender“ zur Verlängerung der Reichweite, da der reine Elektroantrieb nur 110 Kilometer hergibt und damit für ein Taxi im Schichtbetrieb nicht reicht. In London werden diese Taxis übrigens gefördert. Das Umweltreferat in München jedoch interessiert sich nicht für Inklusion und London ist eine Weltstadt. Deshalb wird nur das reine Elektroauto subventioniert. Mein Einwand, dass die Reichweite reiner Elektrofahrzeuge, wie beim Nissan e-NV200, nicht ausreicht, um Rollstuhlfahrten anzubieten, konnte nicht verfangen. Also müssen wir jetzt, im Interesse des Umweltreferates, wieder Diesel fahren. Wir haben uns einen Ford Tourneo Custom gekauft und zum barrierefreien Taxi umbauen lassen. Das hat insgesamt fast 9.000 Euro netto gekostet. Das ist eine hohe Investition. WIEGAND: Um ein Fahrzeug zum Inklusionstaxi umbauen zu lassen, braucht man aber mindestens einen Hochdachkombi oder einen Bus. JUNG-GRUNDMANN: Zudem haben wir zu diesem Preis im hinteren Bereich des Fahrzeugs auch noch zwei geräumige Klappsitze einbauen lassen. Wir können unser Fahrzeug also nicht nur zur Beförderung von Rollstuhlfahrern einsetzen, sondern zusätzlich bis zu sechs Fahrgäste im regulären Taxibetrieb befördern und stehen für Kombiaufträge bereit. Auch Senioren können in dieses Taxi sehr bequem zusteigen. Wie sieht es mit Zuschüssen aus? WIEGAND: Rollstuhlfahrten sind von der Mehrwertsteuer befreit. Im Dezember 2018 soll im Stadtrat über einen Entwurf zur Förderung von Inklusionstaxis im Rahmen weiterer Maßnahmen zur Umsetzung der UN-Menschrechtskonvention in München entschieden werden. Der Entwurf wird aktuell von einer Arbeitsgruppe unter der Federführung des Sozialreferats ausgearbeitet. Was am Ende dabei herauskommen wird, ist schwer zu sagen. Die Ergebnisse werden voraussichtlich auch erst in ein bis zwei Jahren realisiert, wenn die notwendigen FOTO: Florian Osrainik 22 NOVEMBER / 2018 TAXI

INKLUSIONSTAXI »Einen Zuschlag von sechs Euro brauchen wir unbedingt.« Mittel im Haushalt eingestellt sind. Die Taxikommission steht Inklusionstaxis positiv gegenüber. Rückwirkend wird es allerdings keine Zuschüsse mehr geben. Wir gehen also erst mal auf eigene Kosten voran. JUNG-GRUNDMANN: Für uns war es ehrlich gesagt schon eine Enttäuschung, dass sich in Sachen Förderung von Inklusionstaxis in München bisher so wenig getan hat, denn eigentlich wird das Thema schon länger verhandelt und wir haben auf eine frühere Förderung gehofft. Wir sind aber trotzdem überzeugt von unserem Modell. Zuschüsse sind eine Sache, wie sieht es denn mit Zuschlägen für die Beförderung von Rollstuhlfahrern aus? WIEGAND: Dafür wäre eine Tariferweiterung dringend nötig. Die Anfahrt muss entsprechend vergütet werden. Wir hoffen, dass die Taxikommission im Dezember wenigstens einen Zuschlag von sechs Euro für München genehmigt. Diesen Zuschlag brauchen wir unbedingt; alleine das Rein- und Rausschieben der Rampe und des Rollstuhlfahrers sowie das Angurten dauert seine Zeit, und wenn man das ein paar Mal am Tag macht, dann kann da leicht eine Arbeitsstunde zusammenkommen. Fahrdienste nehmen übrigens eine Anfahrtspauschale von 16 Euro. Und wenn man bedenkt, dass wir viele Leerkilometer zu erwarten haben, bis eine flächendeckende Bereitstellung von Inklusionstaxis im Pflichtfahrgebiet hergestellt ist, dann bräuchten wir diese 16 Euro auch. Wer bedient die Mobilitätsbedürfnisse dieser Menschen bisher? WIEGAND: Aktuell wird die Beförderung von Rollstuhlfahrern hauptsächlich von Mietwagenunternehmern übernommen. Dieses Geschäftsfeld hat unsere Branche bereits in den 90er-Jahren verschlafen. So konnten sich Fahrdienste etablieren, um den Bedürfnissen der Rollstuhlfahrer gerecht zu werden. Ein trauriges Beispiel dafür, Wettbewerb aus Trägheit aus der Hand zu geben. Ein neuer Markt auch für Uber? JUNG-GRUNDMANN: Durch Uber sind wir in der Entscheidung, uns ein weiteres Geschäftsfeld zu suchen und ein Inklusionstaxi zu betreiben, nur zusätzlich bestärkt worden. WIEGAND: Der Markt mit Rollstuhlfahrten ist für Uber, alleine wegen der Abrechnungsmodalitäten mit den verschiedenen Kostenträgern, überhaupt nicht interessant. Uber bedeutet eine Schwächung der Kommunen. Sogar in New York erkennt u Dr. J. Cichon Unfallschadenregulierung Fahrerlaubnisrecht Erbrecht M. Werther* Fachanwalt Verkehrsrecht Zivilrecht Dr. Cichon & Partner* S. v. Kummer* Fachanwalt Familienrecht Sozialrecht Rechtsanwaltskanzlei Tätigkeitsschwerpunkte J. Buchberger* Fachanwalt Strafrecht Bußgeldsachen UNTER STÜTZER DES TAXI GEWERBES N. Nöker Fachanwalt Arbeitsrecht Verwaltungsrecht A. Friedmann Fachgebiet Gewährleistungsrecht Reiserecht M. Wunderlich- Serban Fachanwalt Mietrecht Privatinsolvenzen Johann-von-Werth-Straße 1, 80639 München, Tel. 089-13 99 46-0, Fax 089-16 59 51 cichon2014.indd 1 04.12.14 09:37 TAXI NOVEMBER / 2018 23

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