im Bayerischen Wald weit verbreitet. Heute sind sie fast ausschließlich bei Sammlern zu finden“, erklärt Krottenthaler. Traditionell hing die Heilig-Geist-Kugel im Herrgottswinkel und war Ausdruck tiefer Frömmigkeit. Oftmals wurde sie aber auch zentral über dem Esstisch angebracht. Diesem Platz hat sie auch ihre Bezeichnung als „Suppenbrunzer“ zu verdanken. „In der Mitte des Tisches stand, direkt unter der Heilig-Geist-Kugel, der Suppentopf. Der heiße Dampf setzte sich an der kalten Kugel nieder und das Wasser tropfte zurück in die Suppenschüssel. Deshalb hat man die Kugel auch als ‚Suppenbrunzer‘ bezeichnet“, erklärt Josef Krottenthaler schmunzelnd. Die Herstellung des Suppenbrunzers braucht viel Fingerspitzengefühl, Zeit und Geduld. Aus einem Stück Kiefernholz wird zunächst die Rohform des Taubenkörpers angefertigt. Aufgrund seiner weichen Struktur eignet sich Kiefernholz besonders gut zum Schnitzen. Anschließend bearbeitet Josef Krottenthaler den Rohling mit Feile und Raspel. Im nächsten Schritt werden sämtliche dazugehörige Teile wie Flügel, Schwanzfedern und Strahlenkranz angefertigt. Natur oder bemalt? Nun muss die Entscheidung getroffen werden. Zum Abschluss setzt Josef Krottenthaler die Einzelteile mit Hilfe eines kleinen Stäbchens innerhalb der Glaskugel zusammen. Das erfordert sehr viel Feingefühl. Ein Flügel wird angesetzt und verleimt. Erst wenn er getrocknet ist, folgt das nächste Teil. Besonders beim Anbringen des Strahlenkranzes ist viel Fingerfertigkeit gefragt. Und Geduld. Eine maschinelle Herstellung der Heilig-Geist-Kugel ist schier unmöglich. Zu klein ist die Öffnung der Glaskugel, zu filigran die Arbeitsschritte. Die verwendeten Glaskugeln stammen aus den umliegenden Glasmanufakturen. Krottenthaler schwärmt: „Am liebsten verwende ich Kugeln mit blauer Einfärbung. Dann scheint es, als ob die Taube vom Himmel herabschwebt.“ Schnitzkurse Der „Herrgottschnitzer von Bodenmais“ bietet Schnitzkurse für Kinder und Erwachsene an. Testen Sie dabei Ihr Feingefühl. Ein spezieller Kurs widmet sich der Herstellung von Perchtenmasken. www.herrgottschnitzer.de 48 FEINgefühl ARBERLAND
Auf den Spuren des Glases Glasregion ARBERLAND WUSSTEN SIE, DASS ... . . . Glas auch wanderbar ist? Der Gläserne Steig führt auf 99 Kilometern in sechs Tagesetappen, entlang historischer Glasmacherplätze und Glashighlights, durch das ARBERLAND und den Bayerischen Wald. Glas und Holz sind die wichtigsten Werkstoffe im Bayerischen Wald. Bereits vor mehr als 700 Jahren entstanden die ersten Glashütten. Heute zählt das ARBERLAND zu den traditionsreichsten Glasregionen in Europa. Erleben Sie faszinierende Glaswelten bei einem Besuch in historischen Glashütten – von der Schmelze bis zur Veredelung. Oder entdecken Sie das Glas in Kirchen, Museen, Galerien und beim Wandern auf dem „Gläsernen Steig“ sogar inmitten der Natur. www.glasregion-arberland.de FEINgefühl ARBERLAND 49
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