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Trendguide Weine & Winzer No 1

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∙ WEINE & WINZER

∙ WEINE & WINZER Freistaat Flaschenhals Ein groteskes Gebilde aus vergangener Zeit November 1918, am Ende des ersten Weltkrieges (1914-1918), wurden auf der rechten Rheinseite verschiedene Brückenköpfe in Koblenz, Köln und Mainz besetzt. Bereits vor dem Einmarsch nach Deutschland hatten die Siegermächte England, Frankreich und Amerika auf einer Karte mit einem Zirkel einen Radius von 30 Kilometer Durchmesser um diese Orte geschlagen und so ihre Bezirke gekennzeichnet, die später von den Truppen besetzt werden sollten. Frankreich erhielt Mainz, die USA Koblenz und die Engländer Köln. Bei der Kreisziehung entstand dann ein Gebilde das der Form einer 14 umgedrehten Weinflasche ähnlich sah. Für das unbesetzte Gebiet zwischen den Brückenköpfen Mainz und Koblenz war bald der Name „Freistaat Flaschenhals“ geboren. Hier befanden sich die Weindörfer Lorch, Lorchhausen und Kaub. Das Hinterland zog sich bis hinauf nach Limburg. An manchen Stellen, insbesondere im Wispertal, war der Flaschenhals nur einige hundert Meter breit. Freistaat mit eigener Währung Da die Straßenverbindungen zum Teil unterbrochen waren, suchten sich die Bewohner nicht selten wilde Wege, um so wenigstens noch den lebenswichtigen Handel treiben zu können.

Gerade Lebensmittel waren Mangelware, da der Nachschub aus den besetzten Gebieten ausblieb. Die sogenannten Siegermächte verhinderten eine Belieferung der Bevölkerung im freien Gebiet. Sie versuchten den unbeugsamen Freiheitswillen der Rheingauer Bevölkerung durch Aushungern zu brechen. Zwar hatte man Wein genug, der allein aber machte nicht satt. So wurden die in der Stadt ansässigen Fuhrleute mobil gemacht, um Lebensmittel aus dem Umland jenseits der Besatzungsgrenzen herbei zu schmuggeln. KUNST & KULTUR Als der Flaschenhals trotz der Widrigkeiten eine Blüte erlebte, schufen findige Ratsherren aus Lorch und Kaub die eigene Münzhoheit für den Freistaat. Im Vertrag von Versailles nämlich im Jahre 1919 wurde der Flaschenhals als Selbständiger Freistaat anerkannt. Bis 1922 druckte man schließlich im Flaschenhals eigenes Geld, das im unbesetzten Gebiet als Zahlungsmittel akzeptiert wurde. Daß die Freistaatler trotz der schweren Zeit den Humor nicht verloren hatten, bewiesen die Aufdrucke auf den Notgeldnoten. Drei der berühmten Verse sind: „Hätt‘ der Adam Lorcher Wein besessen, hätt‘ er den Apfel nicht gegessen, es hätte dieser Rebensaft, gen Evas List ihn taub gemacht“ – oder „Als der Franzmann zog zum Rhein, kam vom Nollig viel Gestein, nirgendwo ist es schöner als im Flaschenhals“. Das Geld half den ärmsten Bewohnern des Flaschenhalses, in der Zeit der ärgsten Not ihre 15

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