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UMWELT JOURNAL 2020-3

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UMWELT JOURNAL 2020-3 Themen dieser Ausgabe sind: Einwegpfand auf Kunststoffflaschen, Stromspeicher fürs Gewerbe, Klimagemeinde Traiskirchen, Neptun Wasserpreis, Windpark Wild, Regenwasser als Ressource, Unternehmen für Klimaschutz, Staatspreis Unternehmensqualität; Veranstaltungen: BLUE FAIR, EPCON, Recy & DepoTech, POLLUTEC

UMWELTjournal 3/2020 | S6 Zankapfel Einwegpfand: quo vadis? In Politik und Wirtschaft hat sich ein Zwist rund um das Thema Einwegpfand auf Kunststoffflaschen entsponnen. Die einen sehen zu hohe Kosten bei der Einführung von Einwegpfand - die anderen sehen zu viel Plastikmüll, wenn dieses System nicht eingeführt wird. Beide Seiten reden damit aneinander vorbei, und beide Seiten bedienen sich nicht ausreichend des Hausverstandes. Text: PETER R. NESTLER © Gerhard Walter PETER R. NESTLER HERAUSGEBER UMWELT JOURNAL Stellen wir uns einmal eine Welt vor, in der es keine Plastikflaschen gibt, nie gegeben hat. Es hätte keine Jugend mit Dreh & Drink gegeben, Sport mit stets schwieriger Versorgung mit Flüssigkeit; aber auch keine Plastikflaschen am Straßenrand, am Strand, nirgends. Nun, das ist die Betrachtungsweise unter der Voraussetzung der heutigen Wirklichkeit: Die praktischen und handlichen Flaschen aus Kunststoff sind eben einmal erfunden worden. Dass etwas unternommen werden muss, darauf weisen nicht nur weggeworfene Plastikflaschen allüberall hin, sondern auch die Macht des Faktischen zeigt es. Denn die zunehmenden Müllberge vor allem mit Kunststoffen haben endlich Maßnahmen der Politik gezeitigt. In den kommenden neun Jahren sollen zumindest 90 Prozent der Kunststoffgetränkeflaschen gar nicht mehr im Restmüll oder in der Umwelt landen. Sie sollen für ein weiteres Recycling gesammelt werden. Auf dieses Ziel haben sich die EU-Staaten in der Single-Plastic-Use-Richtlinie geeinigt. Derzeit liegt die Sammelquote für Getränkeflaschen bei rund 70 Prozent. Somit besteht zwar noch immer die Möglichkeit, diese Plastikflaschen irgendwo wegzuwerfen, aber es erhöht den wirtschaftlichen Druck, genau dies nicht zu tun. Angriff von der Flanke, könnte man sagen. Denn eine konkrete Maßnahme zur direkten Vermeidung von Gebinden aus Kunststoff wurde damit nicht geschaffen - und auch kein Anreizsystem nach Alternativen zu suchen. Wegwerfen von Verpackungsabfällen wird auf ein Fünftel reduziert. Für die kommunalen Abfallverbände ist damit klar: Ein Pfandsystem, auch in Österreich, ist ein Gewinn für die gesamte Abfallwirtschaft und spart Umweltfolgekosten“, sagt argeAWV-Präsident Anton Kasser. Allerdings: Die Zielquote sollte 90 % sein. Zurück an den Start! Soviel steht fest: Eine PET-Flasche wird beim Recycling nur rund 1,3 mal benutzt, während eine Glas-Mehrwegflasche zwischen 30 und 50 mal verwendet wird. „Das Einwegpfand soll die Konsumenten dazu motivieren, Getränke grundsätzlich in wiederbefüllbaren Verpackungen zu kaufen und so Abfall zu vermeiden. Das ist im Interesse der Allgemeinheit, für die gesamte Wirtschaft, für die Bevölkerung und entspricht dem Zweck der EU-Plastikrichtlinie“, so Kasser. Das ist eine Hoffnung, eine Annahme, die möglicherweise sogar eintreffen bzw. real werden könnte. Ein sonderlich starkes Instrument stellt sie aber nicht dar. Wie man sieht, ist der berühmte Konsument ein recht williges, adaptives Geschöpf. Wird etwas eingeführt, wird es auch gekauft. Wird dafür noch die Werbetrommel gerührt, wird mehr davon gekauft. Wird noch irgendein Sinn dazuverpackt - wie das Sahnehäubchen - so wird nochmals mehr verkauft. So einfach funktioniert Marktwirtschaft. Nach der Wiedereinführung der Mehrwegflasche für Milch im Handel im März ziehen immer mehr Hersteller nach und bieten Getränke in wiederbefüllbaren Glasflaschen an. „Das Pfand bringt nach den Erfahrungen von 150 Mio. Einwohnern in zehn EU-Mitgliedsstaaten zumindest 80 % der eingesetzten Materialien wieder zurück. Das achtlose Vehemente Kritik an der Einführung des Einwegpfandes übte indes der Handelsverband in Österreich. Eh klar, denn die verpflichtende Einhebung von Pfand würde im Handel ab-

Wer will es nicht? - Sauberes Trinkwasser aus praktischen Gebinden, vielleicht auch noch zum einfachen Transportieren und Verstauen. Die Plastikflasche kann jedoch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Und dass sie nur zu oft in der Umwelt landet, ist ein eigenes Kapitel. gewickelt werden (müssen) und diesem Kosten und Aufwand aufbürden. Allerdings ist es auch genau jener Handel, der die Plastikflaschen an den Konsumenten bringt. Ein wertneutrale Sichtweise der Dinge bringen übrigens die Hersteller von Kunststoff auf den Tisch: “Wir sind in Österreich am Rand der Recyclingkapazität für Kunststoff angelangt. Mit den bestehenden Maschinen kann hierzulande nicht viel mehr Kunststoff recycelt werden”, waren sich Vertreter des Kunststoffclusters KC in Oberösterreich bei einer Fachtagung unlängst einig. Seien wir uns ehrlich: Plastikflaschen schaden der Umwelt, egal ob recycelt oder gar achtlos weggeworfen. Und viele davon schaden bereits beim Gebrauch. Versuchen wir sie zurückzudrängen - auch mit Einwegpfand. INFObox Kunststoffabfälle Österreichweit fällt jährlich fast eine Million Tonnen Kunststoffabfälle („sortenreine“ Kunststoffabfälle, wie Kunststofffolien oder Polyolefinabfälle und der Kunststoffanteil kunststoffhaltiger Abfälle, wie etwa Sperrmüll, Elektronikaltgeräte) an. Rund 77 % der Kunststoffmenge befinden sich in gemischten Abfällen mit unterschiedlich hohen Kunststoffanteilen. Hinsichtlich der Herkunft sind 80 % der gesamten Kunststoffabfälle sogenannte Post- Consumer-Abfälle und nur 20 % entfallen auf Produktionsabfälle. 28 % werden stofflich verwertet, 71 % der Kunststoffabfälle werden einer thermischen Verwertung zugeführt und 1 % wird deponiert (als Kunststoffanteil in einzelnen Abfallarten). Link-Tipp: Laufende Berichte zum Thema „Einwegpfand“ finden Sie hier.