UMWELTjournal 5/2024 | S18GREEN FINANCEJene 20 Prozent der Befragten,die „weder noch“ antworten,deuten auf Verständnisschwierigkeiten.Ähnlichesgilt möglicherweise für die 20Prozent, die keine Angabenmachen.Grafik 4:Alter und erwarteterKlimaeinfluss auf diepersönliche Finanzlage56 Prozent halten einen Kohleausstieg ihrer Versicherungfür wichtig. Tatsächlich bekennt sich bereitseine Vielzahl von Versicherern zu diesem Ziel undsind diesbezüglich vielen Banken voraus.Ebenso viele Befragte wollen ihre Bank bis zur Jahrhundertmitteklimaneutral sehen. Viele Banken verpflichtensich bereits zu den Pariser Klimazielen.Eine Mehrheit von 54 Prozent will ihr Geld nicht infossile Energie investiert sehen.Eine Mehrheit von 52 Prozent will wissen, ob ihr Geldzum Umweltschutz beiträgt; nur 17 % wollen es nicht.53 Prozent sind auch bereit, einen erhöhten Informationsaufwandzu betreiben, um sicher zu gehen,dass ihre Geldanlage nachhaltigen Kriterien entspricht.Diese Frage ist somit als Kontrollfrage zu denvorhergehenden zu verstehen.Ganze 29 Prozent der Befragten geben an, bereit zusein, auf einen Teil ihrer Rendite zu verzichten, wennihr Geld in nachhaltige, ökologische oder humanitäreProjekte investiert wird; 38 Prozent sind dazu jedochnicht bereit.Mehr Interesse als konkrete TatenNur eine Minderheit von 30 Prozent gibt an, sich fürklima- oder umweltschonende Finanzprodukte entschiedenzu haben. Das suggeriert jedoch einenweitaus größeren Anteil von Green Finance als er imFinanzmarkt tatsächlich zu beobachten ist: Zwar sindbereits 17 Prozent der von Haushalten gehaltenenInvestitionsfonds mit dem Umweltzeichen zertifiziert(Ćetković P. und J. C. Zhan 2023), bei allen übrigenFinanzprodukten liegt der Anteil lediglich im Bereicheines niedrig einstelligen Prozentsatzes (Breitenfellneret al., 2020).Insgesamt sind die positivenEinstellungen in Bezugauf Green Finance etwasschwächer als die positivenMeinungen ausgeprägt, wasangesichts der konkreterenKonsequenzen für das eigeneVerhalten auch nicht weiterverwundert. Unter Umständenspielen jedoch sozial erwünschteAntworten eine Rolle,was die Aussagekraft einerpositiven Einstellung zusätzlich schwächen kann.Die Bereitschaft, Aufwand oder Kosten in Kauf zunehmen, um persönliche Green-Finance-Ziele zu erreichen,ist zwar begrenzt, deutet aber auf ein substanziellesNachfragesegment hin, für das sich Nachhaltigkeitnicht zwangsläufig rechnen muss.Welche Faktoren beeinflussenMeinungen und Einstellungen?Die subjektive ökonomischen Betroffenheit vomKlimawandel und Einstellung zu Green Financeunterscheidet sich nach demografischen oder sozioökonomischenMerkmalen. Bezüglich erstereninteressiert uns insbesondere der Einfluss des Alters,zumal nach gegenwärtigem Erkenntnisstandjüngere Generationen vom Klimawandel auch objektivstärker betroffen sein werden. Entsprechendkonzentrieren wir uns hier auf den längsten abgefragtenZeithorizont von 15 Jahren.In Grafik 4 sind geringe Unterschiede zwischen denAltersgruppen erkennbar, sofern man die beidenAusprägungen der erwarteten Verschlechterung(einschließlich „wahrscheinlich verschlechtern“) zusammenfasst.18 Während die mittleren Kohorten(30–59 Jahre) pessimistischer zu sein scheinen,sind insbesondere die beiden älteren Kohorten (ab60 Jahre) sowie überraschenderweise die jüngsteKohorte (bis 29 Jahre) offenbar weniger besorgt.Verschiedene Faktoren können die Wahrnehmungvon und das Interesse an nachhaltigen Finanzpraktikenbeeinflussen. Im Folgenden untersuchen wir
einige Merkmale, die uns imRahmen einer tabellarischenAnalyse als möglicherweisebedeutsam für die Erklärungunterschiedlicher Meinungenund Einstellungen zu Green Financeaufgefallen sind. Grafik 5zeigt nur jene Merkmalsausprägungen,die die Stichprobe amnächsten zum jeweiligen Medianteilen. Auf der horizontalenAchse sind die prozentuellenAbweichungen vom Umfrageergebnisder gesamten Stichprobefür die 14 Teilfragen zuMeinungen und Einstellungeneingetragen. Positive Abweichungenkönnen in der Regelals „pro Green Finance“ interpretiertwerden.Das Einkommensniveau stichtauf den ersten Blick als besondersbedeutsam hervor: Hierwerden alle Befragten betrachtet,die ein monatliches persönlichesEinkommen ab 1.950EUR aufweisen. Die Antwortendieser Gruppe fallen im Durchschnittum 9,7 Prozentpunkte affirmativerzu Green Finance ausals jene des Gesamtsamples.Das Bildungsniveau wirkt sich nicht so bedeutsamaus: Hier beträgt am Beispiel von Befragten, die zumindesteinen Maturaabschluss haben, die positiveAbweichung 4,9 Prozentpunkte. Deutlich größer,nämlich 12,8 Prozentpunkte, ist die Differenz zumDurchschnitt bei den Befragten mit Hochschulabschluss,die in der Stichprobe allerdings nur 70 Personenausmachen.Das Sparverhalten ist ebenfalls bemerkenswert,korreliert jedoch möglicherweise mit dem Einkommen.Hier wird jene Befragtengruppe dargestellt,die laut Umfrageergebnis monatlich mindestens300 EUR sparen kann. Die durchschnittliche alspositive Einstellung interpretierbare Abweichungbeträgt 4,8 Prozentpunkte.Nur mehr geringen Einfluss scheint der Beschäftigungsstatuszu haben. Beschäftigte heben sich umdurchschnittlich 2,3 Prozentpunkte ab.Hinsichtlich des Geschlechts geben Frauen durchschnittlichum 1,1 Prozentpunkte häufiger Green-Finance-affineAntworten als der Durchschnitt.Das Alter spielt offensichtlich nur eine geringeRolle. Personen unter 45 Jahren stechen negativhervor (–2,2 Prozentpunkte), obwohl sie beieinzelnen Teilfragen auch positiv abweichen. Daswiderspricht der oft kolportierten Wahrnehmungwonach jüngere Generationen, wie Millennials unddie Generation Z, also die maßgeblichen Träger derUmweltbewegung, oft ein stärkeres Interesse annachhaltigen und umweltbewussten Investitionenzeigen. 23 Eine mögliche Erklärung wäre, dass beiJüngeren zunächst jene Sorgen über den Klimawandeldominieren, die die Lebensqualität betreffen,während der konkrete Bezug zum Wirtschaftslebenund zu den Finanzen erst mit vollem Eintrittins Erwerbsleben und mit steigendem persönlichenVermögen in den Vordergrund rücken.Weitere Details zu der Umfrage finden Sie im Internet:https://www.oenb.at/Publikationen/Volkswirtschaft/reports/2024/report-2024-16-green-finance/html-version.html?utm_source=chatgpt.comGrafik 5:SoziodemografischeEinflussfaktoren auf dieHaltung zu Green Finance
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