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UmweltJournal Ausgabe 2017-06

UmweltJournal Ausgabe

U M W E L T T E C H N I K • E N E R G I E • A B F A L L W I R T S C H A F T Retouren an Postfach 555, 1008 Wien | Österreichische Post AG | SCIAM Fachmedien GmbH & Co KG, Geblergasse 95, 1170 Wien | Zulassungsnummer: MZ 02Z030100 M SEIT 1994 | NOVEMBER 2017 – AUSGABE 6 | EINZELPREIS: EURO 4,20,- Matthias Humpeler Eine gewerbliche Photovoltaikanlage hat zahlreiche nicht von der Hand zu weisende Vorteile. Seite 7 AUS DEM INHALT „Ich bau mir mein eigenes Kraftwerk!“ Land-, Forst- und Gastwirt Johann Steinwender ist seit Mai dieses Jahres stromautark und liefert zudem überschüssige Energie ins Netz. Das UmweltJournal zeigt die Geschichte des Kärntner „Autarkiefans“ bei einer Energiewanderung im Gitschtal. ab Seite 8 Arne Ragossnig P.B.B. VERLAGSPOSTAMT A-1170 WIEN Die direkte landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlämmen wird äußerst kontrovers diskutiert ... Seite 15 Thema dieser Ausgabe: Greening the gas Johannes Stern Die Önorm EN 13201 zu Beleuchtung öffentlicher Plätze und Straßen hilft Energie und Kosten sparen. Seite 18 Chance für effiziente Biogasanlagen? Peak Oil revisited! STANDPUNKT Im Jahr 2014 habe ich im UmweltJournal einen umfangreichen Artikel über Peak Oil geschrieben. Meine Conclusio damals war, dass die Wahrscheinlichkeit für den Peak Oil in 2015 sehr hoch ist. Bis gegen Ende 2016 schien meine Prognose zu halten. Dann hat die OPEC eine Förderkürzung per Jänner 2017 beschlossen. Einige OPEC-Staaten und Russland haben daraufhin im Herbst 2016 ihre Förderung stark ausgeweitet, um durch die „Cuts“ netto möglichst wenig an Förderung zu verlieren. Durch diese Sondersituation verschob sich nunmehr der Peak in den Herbst 2016 und auch der Jahresschnitt für 2016 liegt nun um einen Hauch höher als 2015. Pech. Die zugrunde liegende Dynamik hat sich aber nicht geändert. Im Gegenteil, es sind Risikofaktoren dazugekommen. Der Iran fördert nach den Sanktionen auf dem vorherigen Niveau. Libyen und Nigeria fördern wieder auf hohem Niveau, Russland und Saudi-Arabien nahe am Limit. Von diesen fünf sind daher keine relevanten Zuwächse mehr zu erwarten. Lediglich den VAE und dem Irak ist eine zuzutrauen. Viel zu wenig, um die Rückgänge im Rest der Welt auch nur annähernd aufzufangen. Die IEA selbst prognostiziert, dass wir bis 2030 circa drei neue Saudi-Arabiens benötigen. Solche Ölvorkommen wurden seit den 1970er nicht mehr gefunden ... Das Wunderkind der letzten Jahre ist die Schieferölförderung (Shale Oil) in den USA. Sie war es hauptsächlich, die eine Ausweitung der globalen Förderung überhaupt ermöglicht hat. Allerdings hat die Branche noch keinen Dollar verdient, sondern Schulden von über 300 Milliarden US-Dollar angehäuft. Es handelt sich also eher um ein potemkinsches Dorf. Sobald der Kreditfluss versiegt, bricht die Branche zusammen. Die ersten Anzeichen dafür gibt es bereits. Der niedrige Ölpreis seit 2014 hat bewirkt, dass Ölkonzerne die Ausgaben für das Suchen und Aufschließen von neuen Feldern dramatisch zurückgefahren haben. Dies wird zu einer Verringerung der Non-OPEC Förderung ab 2019 führen. Die Förderung in der Nordsee dürfte endgültig zurückgehen. Demnächst wird Venezuela unter der Hyperinflation zusammenbrechen ... Und selbst wenn die globale Förderung in den nächsten Jahren doch noch ein wenig zu steigen vermag. Es reicht, wenn die steigende Nachfrage nicht mehr gedeckt werden kann, um den Preis für Öl durch die Decke gehen zu lassen. Vor allem für uns Europäer in der Eurozone als importabhängige Region (fast 100 Prozent) wird dies mehr als bitter werden. Patrick Wagenhofer Wagenhofer Erneuerbare Energien GmbH pw@wagenhofer-ee.com Die „kleine“ Ökostromgesetzesnovelle ermöglicht es zahlreichen Betreibern von Biogas- und BHKW-Anlagen in Österreich wirtschaftlich weiterzuarbeiten. Dennoch werden viele Anlagen in den nächsten Jahren geschlossen – obwohl die Chancen der Technologie noch lange nicht ausgereift sind und hohe Effizienzsteigerungen möglich wären… Das Abschalten von Biogasstrom für 160.000 Haushalte und von regionalen Wärmeversorgungsnetzen sowie die Sicherstellung der Entsorgung von biogenen Abfällen – dieses Horrorszenario wurde mit der kleinen Ökostromnovelle weitgehend verhindert. Dennoch haben die heimischen Biogasanlagenbetreiber keineswegs ausgesorgt. „Das jährliche Budget von 11,7 Millionen Euro reicht leider nicht für alle Biogasanlagen“, sagt Bernhard Stürmer, Geschäftsführer des Kompost & Biogas Verbands Österreich. Wie viele Anlagen die Möglichkeit haben weiterzumachen, könne zwar erst nach Bekanntgabe durch die OeMAG (Abwicklungsstelle für Ökostrom) Ende März 2018 nachvollzogen werden. Diejenigen Anlagen jedoch, die das Effizienzkriterium von 60 Prozent Strom und Wärmenutzung im Verhältnis zum Energieinhalt des Biogases nicht erreichen, werden keinen Nachfolgetarif bekommen. Zudem werden einige Betreiber ihre Anlagen trotz Zielerreichung abschalten; „Vor allem, da ihnen die Planungssicherheit fehlt, beziehungsweise politische Prozesse länger dauern als Nachschärfungen in den Gesetzen gebraucht werden“, sagt Stürmer. Kurzfristig gesehen ist es nun sicher – zum Erhalt vieler Biogasanlagen – nötig mit gezielten Maßnahmen die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Anlagen zu erhöhen. Hier könnten beispielsweise die Wärmenutzungen ausgebaut werden, etwa durch die zusätzliche Versorgung von Nahwärmenetzen oder zusätzliche Trocknungsdienstleistungen, überlegt Stürmer: „Leider ist diese zusätzliche Wärmenutzung mit dementsprechenden Zusatzkosten verbunden, womit die Wirtschaftlichkeit der Wärmenutzungen nicht immer gegeben ist.“ Wirtschaftliche Wärmenutzungskonzepte wurden zudem schon bei fast allen Anlagen in den letzten zehn Jahren umgesetzt. „Hier ist leider schon ein gewisser Plafond erreicht, zusätzliche Wärmenutzungen haben es immer schwerer, auch wirtschaftlich dargestellt werden zu können“, so Stürmer. Greening the gas Die Technologie um Biogas und Biomethan aber völlig abzuschreiben wäre ein großer Fehler. Erst kürzlich hat die Johannes Kepler Universität Linz (JKU) die Ergebnisse einer interessanten Studie dazu präsentiert, der Titel: „Erhöhung des Einsatzes von erneuerbarem Methan im Raumwärmebereich“. Hier beschreiben die Forscher rund um Robert Tichler von der JKU, dass „Grünes Gas“ im Jahre 2050 Heizenergie für alle Gas- und Fernwärmekunden in Österreich liefern könnte. 75 Prozent (der rund zwei Milliarden Kubikmeter Gas) könnte man aus Biomethan, 25 Prozent aus synthetischem Methan (P2G) herstellen, und das in Konkurrenzfähigkeit gegenüber Wärmepumpe, Pellets & Co. Wichtig ist den Forschern auch, dass dabei die Potenziale von Reststoffen sowie die Chancen der Kopplung mit Power-to-Gas-Technologien gehoben werden. (Mehr zu weiteren Greening the Gas Technologien und zur Effizienzsteigerung in Biogasanlagen und Biomassewerken ab Seite 4) Neben diesen Zukunftspotenzialen habe Biogas generell eine Sonderstellung unter den Erneuerbaren, wie Bernhard Stürmer betont: „Auf der einen Seite kann Biogas dann verstromt werden, wenn Strom gebraucht wird (Stichwort Dunkelflaute, oder Dürreperioden) beziehungsweise kann die Leistung gedrosselt werden, wenn zu viel Strom da ist – zum Beispiel in der Mittagszeit, oder bei Sturm. Und: Biogas kann zu Biomethan aufbereitet werden und als Erdgassubstitut eingesetzt werden. Sei es als Treibstoff (Bio-CNG, Bio-LNG), als Backup für die Versorgungssicherheit (mittels Gaskraftwerken) oder zur CO 2 -neutralen Wärmeversorgung in Städten (via Gasthermen).“ Neben der flexiblen Stromerzeugung von Biogas schafft der Energieträger auch Wertschöpfung und Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Diese regionale Verbundenheit wurde in letzter Zeit auch durch die Unterstützung von über 300 Bürgermeistern und durch die Landwirtschaftskammer Österreich deutlich gezeigt. Um diese vielen Chancen der Technologie nicht völlig zu verspielen, müsse nun aber eine große Ökostromnovelle einen ordentlichen Schub bei den Erneuerbaren bringen, meint Stürmer. Dabei müsse ein besonderes Augenmerk auf der Gleichzeitigkeit von Produktion und Bedarf liegen. „Es bringt nichts, Strom im Sommer im Übermaß zu produzieren und im Winter, wenn sehr viel Strom gebraucht wird, zu importieren“, so Stürmer. „Wenn man sich den Jänner und Februar 2017 genau anschaut, fällt die Dringlichkeit von Ökostromanlagen, die jederzeit ihre Kapazität voll ausnützen können, sofort auf.“ (UJ/FGW, ÖVGW) Allclick AUSTRIA GmbH Wiener Straße 100 2511 Pfaffstätten Tel.: 02252/49 001-0 Fax: 02252/49001-40 office@allclick.at www.allclick.at Schallschutztechnik Inneneinrichtung Lagerhilfsmittel Lagereinrichtung Ihr Partner für Schallschutz