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UmweltJournal Ausgabe 2018-06

INNOVATIONEN … 2

INNOVATIONEN … 2 UmweltJournal /November 2018 Forschungsprojekt Gemischte-Alkohol-Synthese Holz als Rohstoff für die chemische Industrie „Bioenergy 2020+“ schließt mit einem internationalen Konsortium ein Forschungsprojekt zum Thema Gemischte-Alkohol-Synthese ab. Damit konnte ein weiterer Schritt vom Labor in die Industrie gemacht werden, um zukünftig aus regional verfügbarer Biomasse Einsatzstoffe für die chemische Industrie und Treibstoff herzustellen. Seit 2009 wird in Güssing an fortschrittlichen Konversionsverfahren zur Herstellung von Treibstoffen und Chemikalien aus Holz geforscht, um zum Beispiel Diesel, Kerosin, Erdgas oder Wasserstoff aus Holz zu produzieren. Die Versuchsanlage für die Gemischte-Alkohol-Synthese von Bioenergy 2020+ wird dabei im Labormaßstab mit echtem Holzgas (auch Produktgas genannt – ein Gas, welches sich über thermische Konversion aus Holz gewinnen lässt) betrieben. In dieser Versuchsanlage wird Holzgas zu Alkoholen umgewandelt (synthetisiert). Als Produkt entsteht eine Mischung aus verschiedenen Alkoholen, daher wird dieses Verfahren auch als Gemischte-Alkohol-Synthese bezeichnet. Die Alkohole können vor allem in der chemischen Industrie oder als Treibstoff genutzt werden. Nach heutigem Stand der Technik wird für die Erzeugung des Holzgases Waldhackgut verwendet. Zukünftig sollen aber jegliche regional verfügbaren, biogenen Abfälle oder Reststoffe als Rohstoff dienen. Die Folge ist, dass unsere Wälder zu CO 2 -neutralen Energiequellen werden und es keine Teller- Tank-Konkurrenz gibt. Die Gemischte-Alkohol-Synthese funktioniert zusammengefasst folgendermaßen: Das Holzgas wird konditioniert, auf Betriebsdruck komprimiert und anschließend in den Reaktor geleitet. Hier konnte durch den Einsatz eines speziellen Katalysators, dieser wird vom Projektpartner Albemarle entwickelt und bereitgestellt, die Synthese unempfindlich gegenüber Schwefel und anderen Katalysatorgiften gemacht werden. Anschließend wird der austretende Strom abgekühlt – die Alkohole kondensieren und könnten als flüssiges Produkt abgezogen werden. Langzeitversuch: 1.020 Betriebsstunden Foto: Matt Hoffman, West Biofuels Pilotanlage „Gemischte-Alkohol-Synthese“ in Güssing (Bioenergy 2020+) Im nunmehr dritten Gemischte- Alkohol-Synthese-Projekt konnte man durch den erfolgreichen Betrieb der Versuchsanlage einen Langzeitversuch (1.020 Betriebsstunden) unter repräsentativen Betriebsbedingungen durchführen sowie an einem modellbasierten Regelungskonzept arbeiten. Der kalifornische Projektpartner West Biofuels konnte den nächsten Scale-Up Schritt erfolgreich demonstrieren, es wurde eine optimierte Pilotanlage errichtet und in Betrieb genommen. Informationen über das Langzeitverhalten und den Einfluss des größeren Maßstabes der Pilotanlage sind essenzielle Forschungsergebnisse, um die Gemischte-Alkohol-Synthese zukünftig industriell nutzen zu können. Die Projektpartner des internationalen Konsortiums waren Albemarle Corporation (Niederlande/USA), Repotec GmbH & Co KG, TU Graz, TU Wien, UC San Diego (Kalifornien, USA) und West Biofuels (Kalifornien, USA). Die Projektleitung des zweijährigen Forschungsprojektes hatte Matthias Binder von Bioenergy 2020+ inne. Gefördert wurde das Projekt im Rahmen des Comet Programmes der FFG. Derzeit finden Verhandlungen über ein Folgeprojekt statt und es herrscht sehr großes internationales Interesse, auf die erzielten Erfolge mit weiteren Forschungsprojekten aufzubauen. „Unser Ziel ist es, erneuerbare und regional verfügbare Biomasse als Rohstoff für die Herstellung von Einsatzstoffen für die chemische Industrie und als Treibstoff zu nutzen“, sagt Matthias Binder und fügt hinzu: „Wir sind stolz, dass wir aufgrund der erzielten Forschungsergebnisse diesem ambitionierten Ziel wieder ein Stück näher gekommen sind.“ „Unser Ziel ist es, Biomasse als Rohstoff für die Herstellung von Einsatzstoffen für die chemische Industrie und als Treibstoff zu nutzen.“ Matthias Binder von Bioenergy 2020+ Da in den USA die Rahmenbedingungen für Alkohole als Treibstoffzusatz sehr günstig sind, ist das Interesse an diesem Know-how und der Kooperation sehr groß. Dieses Forschungsprojekt ermöglichte Bioenergy 2020+ den Einstieg in den US-Markt, wodurch die Internationalisierung des Forschungszentrums weiter gestärkt wurde. Kreisel Electric – Antriebssystem: 500 PS und 50 Knoten Schnellstes Serien-E-Boot der Welt Im Rahmen der Anfang Juni 2018 stattgefundenen Lakemotions, den diesjährigen Tagen der offenen Werften rund um den Zürichsee, präsentiert die Yachtwerft Portier AG mit der SAY29E Runabout Carbon das schnellste in Serie gebaute E-Boot der Welt. Damit macht die seit über 200 Jahren bestehende Traditionswerft einen wegweisenden Schritt in die Zukunft und bekennt sich zur E-Technologie im Bootbau. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 Knoten (93 km/h) ist die SAY29E Runabout Carbon derzeit konkurrenzlos und das schnellste als Serie geplante E-Boot der Welt. Der Rumpf des Boots besteht aus reinem Carbon-Composite und wiegt nur 400 Kilogramm. In Kombination mit dem von Kreisel Electric entwickelten Antriebssystem sorgt das geringe Gewicht für eine ansatzlose und beeindruckende Beschleunigung. Der Kreisel-Antrieb erreicht eine Spitzenleistung von 500 PS. Ermöglicht wird dies durch die einzigartige flüssigkeitsgekühlte Kreisel Batterie- Technologie die hier mit gewaltigen 100 Kilowattstunden zum Einsatz kommt. Jedes Detail der SAY29E Runabout Carbon ist auf Geschwindigkeit und Agilität optimiert. Das Design, der charakteristische Wavecutter- Bug und die Sidewings sorgen für maximale Stabilität und ermöglichen höchste Kurvengeschwindigkeiten. Das Handling des Boots ist faszinierend einfach – auch in der Welle. „Wir sind sehr stolz, dass wir nun auch für den Marinebereich die erste Serienanwendung unserer einzigartigen Batterielösung vorweisen können, noch dazu in einem solchen High Performance Segment“, freut sich Markus Kreisel, CEO von Kreisel Electric. Karl Wagner, CEO SAY GmbH, meint: „Mit Kreisel Electric aus dem österreichischen Rainbach und der Schweizer Yachtwerft Portier am Zürichsee haben wir zwei Top-Partner für unser Spitzenprodukt, der SAY29E Runabout Carbon, im Bereich der E-Technologie gefunden. Kreisel Electric hat für uns diesen einzigartigen Power-Antrieb entwickelt und die Yachtwerft Portier ist die absolut richtige Werft für die Vermarktung. Die SAY29E Runabout Carbon besteht zu 100 Prozent aus Karbon. Dadurch haben wir ein äußerst günstiges Verhältnis von Gewicht zu Leistung erreicht, was das Boot zum derzeit schnellsten E-Boot der Welt macht.“ Der Kreisel-Antrieb im SAY29E Runabout Carbon erreicht eine Spitzenleistung von 500 PS. Foto: Copyright Portier AG AR IM UJ Mit dieser App VIDEOS und BILDERGALERIEN im Heft ansehen! 1) ZAPPAR-App* auf Ihr Smartphone herunterladen (kostenlos!) 2) Mit der App ZAPPAR-Codes in diesem Heft scannen 3) Augmented Reality genießen … 4) Feedback an umweltjournal@umweltjournal.at Zappar-App aus dem App-Store laden – starten. Zappar-Code scannen. Sehen Sie unsere Videos, Fotos oder Bildgalerien. * SCIAM Medienhaus ist nicht Anbieter dieser App, sondern stellt über diese Plattform nur Inhalte zur Verfügung. Die App ist ein Service von Zappar Ltd. (GB). Nähere Informationen dazu finden Sie auch unter zappar.com/terms

November 2018/ UmweltJournal ... UND PERSPEKTIVEN 3 Envietech und Staatspreis für Umwelt‐ und Energietechnologie 2018 Rotation Heat Pump, SOLH2UB und HaaS Nach einer „querdenkerischen“ envietech 2018 wurden bei der Staatspreisgala in Graz drei innovative Umwelttechnologieprojekte mit dem Staatspreis 2018 Umwelt‐ und Energietechnologie ausgezeichnet. Drei Technologiepioniere haben am 30. Oktober im Mumuth in Graz die höchste staatliche Auszeichnung im Umwelttechnologiebereich verliehen bekommen: den Staatspreis 2018 für Umwelt‐ und Energietechnologie sowie für den Sonderpreis2018 Ressourceneffizienz. Die Preisträger 2018 lauten ecop Technologies GmbH, Fronius International GmbH sowie die Compuritas GmbH. Hier werden die Sieger-Projekte vorgestellt: Kategorie Umwelt, Klima und Energie: In Vertretung von Bundesministerin Köstinger prämierte Generalsekretär DI Josef Plank die ecop Technologies GmbH für das Projekt „Rotation Heat Pump“. Es handelt sich dabei um eine industrielle Wärmepumpe, die einen anderen physikalischen Prozess nutzt als konventionelle Wärmepumpen. Temperaturen bis 150 Grad Celsius, aber auch Kälteerzeugung ist möglich. Kategorie Forschung und Innovation: Für das Projekt SOLH2UB erhielt die Fronius International GmbH die begehrte Auszeichnung. Es wird als dezentraler Knotenpunkt Sonnenenergie in Form von grünem Wasserstoff gespeichert und damit eine innovative Kopplung der Sektoren Strom, Mobilität und Wärme ermöglicht. Sonderpreis2018 Ressourceneffizienz: Die Compuritas GmbH wurde für das Projekt HaaS (Hardware as a Service) prämiert. Durch die einzigartige Mischung im Projekt HaaS aus einem hochwertigen Reuse‐Effekt samt eklatanter Lebenswegverlängerung, Bewusstseinsbildung im öffentlichen Bereich, der Schaffung von Arbeitsplätzen für qualifizierte Fachkräfte und einem erfolgreichen Geschäftsmodell, konnte Compuritas einstimmig als Sonderpreisträger bestimmt werden. envietech 2018: Staatspreisträger in der Kategorie Umwelt, Klima und Energie: die ecop Technologies GmbH für das Projekt „Rotation Heat Pump“ (v.l.n.r.: LR Johann Seitinger, DI Christian Rakusch, Bernhard Adler, Josef Krasser, Juryvorsitzender Günther Brauner, DI Josef Plank) Die Fachkonferenz envietech2018 im Vorfeld der Staatspreisverleihung hatte dabei dieses Jahr mit dem Motto „Querdenken“ zum Ziel, die Auseinandersetzung mit Innovationen im Technologie‐Bereich und der Nachhaltigkeit anzuspornen sowie Denkräume für Innovationen und Nachhaltigkeit zu schaffen. Besonders beeindruckend waren die Vorträge von Autor Philipp Blom („Was auf dem Spiel steht“) und GEA-Waldviertler Eigentümer Heini Staudinger. Beide plädierten für mehr Achtsamkeit in der Lebensführung jedes einzelnen Menschen und prognostizierten einen großen auf uns zukommenden gesellschaftlichen Wandel. Laut Philipp Blom haben wir jetzt noch die Chance diesen Wandel friedlich und „intelligenter als Hefe“ zu vollziehen. Foto: Jack Coleman Auf kommunalen Zehenspitzen Foto: diekommunalmesse.at Wer mehr Interesse hat zu erfahren, was Gemeinden suchen, um nachhaltig zu wirtschaften, dem sei die kommende Messe am 27. und 28. Juni 2019 in Graz empfohlen. Durch mein Konsumverhalten etwas ändern. Das ist: Mein Antrieb. Meine Energie. Umweltschutz betrifft nicht nur die Wirtschaft und jeden einzelnen von uns, sondern auch die öffentliche Verwaltung. In dieser sind Österreichs Gemeinden - mehr noch als Bund oder Länder - mit jährlich 20,3 Milliarden Euro der größte öffentliche Investor. Seit Jahren bemühen sich die Entscheidungsträger auf kommunaler Ebene, den ökologischen Fußabdruck ihrer Gemeinden zu verringern. Aus Vernunft und im Bewusstsein, dass die Gemeinde eine Vorbildwirkung hat, wandeln sich die ehemaligen Fußstapfen zusehends zu kommunalen Zehenabdrücken. Die Herausforderung für die Gemeinden ist nicht nur das Umstellen von Materialien, Gerätschaften und Prozessen. Es ist vor allem das Finden neuer, passender Lösungen, die budgetär auch umsetzbar sind. Der wichtigste Impulsgeber dafür ist die Kommunalmesse, die alljährlich zeitgleich mit dem österreichischen Gemeindetag stattfindet. Dieses Jahr fanden beide Veranstaltungen in Dornbirn statt. Viele der wichtigsten Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen für den kommunalen Sektor anbieten, waren auf der Kommunalmesse vertreten. Die Messe ist ein Spiegelbild dafür, wonach Gemeinden suchen, und worin sie investieren. Auch dieses Jahr war der Trend zur Gemeinde als umweltpolitischen Vorreiter klar erkennbar, und die Maßnahmen im Fokus der Kommunen sind im Wesentlichen in drei Vorgehensweisen kategorisierbar. Zum einen werden umweltbelastende Produkte und Vorgänge durch innovative, umweltverträgliche Lösungen komplett obsolet, und zum anderen findet man eine Vielzahl an Angeboten, die bedenkliche aber unvermeidbare Abläufe durch ökologische Alternativen ersetzen können, etwa bei der Grünraumpflege oder mit der Umstellung auf einen E-Fuhrpark. Als dritte Variante ist die Effizienzsteigerung großes Thema, zum Beispiel bei der Gebäudesanierung, bei der Logistik oder beim Winterdienst – Stichwort Streugut. Stark vertreten waren auch Finanzierungsmodelle, wie das Energiespar-Contracting, die ökologisch nachhaltige Investitionen belohnen. Umdenken, mein Leben ökologisch neu einrichten: Ich wechsle ab sofort zu Strom aus 100 % Wasserkraft. verbund.com/MeinAntrieb 80761_Verbund_UMWELTJOURNAL_ET0711_Konsum_181_5x280ssp_ICv2.indd 1 29.10.18 13:45