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IM BLICK Herbst/Winter 2017

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IM BLICK HERBST 2017 4 UNTERNEHMENSRECHT vlnr: Heinrich Foglar-Deinhardstein, Alexandra Hoffenscher-Summer und Nora Aburumieh „DIE GMBH IST EINE ANERKANNTE UND SERIÖSE RECHTSFORM, DIE IM AUSSENAUF- TRITT AUCH EINE GEWISSE GRÖSSE VERLEIHT“ Keine andere Rechtsform wird in Österreich so häufig gewählt, wie die GmbH. Im Interview erklären die Herausgeber des neuen Kurzkommentars zum GmbH-Gesetz die Gründe für diese Popularität und sprechen über konkrete Vor- und Nachteile und die häufigsten Delikte in einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Yvonne Sattler im Gespräch mit den Herausgebern Heinrich Foglar-Deinhardstein, Nora Aburumieh und Alexandra Hoffenscher-Summer. Sie sind alle Spezialisten für das Gesellschaftsrecht – was fasziniert Sie an dieser Materie? NA: Das vielfältige Spektrum an Fragen; die Präzision, die es einzuhalten gilt; die Praxisnähe; und nicht zuletzt: die tolle Gestaltbarkeit in der GmbH. HFD: Die vielfältigen Möglichkeiten, für das Wirtschaftsleben in allen seinen Facetten konstruktive und meist auch sehr belastbare Lösungen anbieten zu können. AHS: Mich fasziniert neben dem vertraglichen Gestaltungsspielraum vor allem auch der persönliche Kontakt zu den Unternehmen und den Persönlichkeiten, die hinter diesen stehen. Welche Umstände haben Sie zusammengeführt, gemeinsam an einem Kommentar zum GmbHG zu arbeiten? NA: Meine langjährige Zusammenarbeit mit Heinrich Foglar-Deinhardstein, ua auch im GmbH-Recht – aus Anlass eines anderen Publikationsprojekts haben wir auch unsere Zusammenarbeit zum FAH besiegelt. Heinrich Foglar-Deinhardstein hat dann auch Alexandra Hoffenscher- Summer ins Boot geholt, was mehr als eine glückliche Fügung war. HFD: Am Anfang stand die Anfrage des Verlag Österreich, einen Praxiskommentar zur GmbH herauszugeben. Das Projekt hat mich sofort gereizt, ich habe aber geahnt, dass es alleine nicht zu schaffen sein wird. Ich habe daher eine Rechtsanwältin aus Niederösterreich und eine Notarin aus Vorarlberg – mit beiden bin ich seit vielen Jahren befreundet – gefragt, ob sie bei dem

IM BLICK HERBST/WINTER 2017 Buchprojekt mitmachen wollen, und NA: An der Sorge vor persönlicher (zB Gründung, Anteilsabtretung). als beide sofort zugesagt haben, war mir klar, dass der Kommentar eine gute Haftung. HFD: Die GmbH ist eine anerkannte und AHS: Auch das Notariat begrüßt Maßnahmen zur Verwaltungsverein- 5 Sache wird. AHS: Die Tatsache, dass bereits zwei Autoren-Vollprofis „mit im Boot saßen“, hat mir die Entscheidung sehr viel leichter gemacht. Und zudem stand ich damals, als wir vor rund vier Jahren die ersten Gespräche führten, kurz vor der Geburt meines zweiten Kindes und seriöse Rechtsform, die im Außenauftritt auch eine gewisse „Größe“ verleiht. Abhängig vom Einzelfall kann der Wechsel in die GmbH auch steuerliche Vorteile mit sich bringen. AHS: Es scheint schon eine gewisse Modeerscheinung zu sein. Hier sollte sich jedes Unternehmen vor der Gründung fachung. Derzeit läuft bereits in 16 Notariatskanzleien österreichweit das Pilotprojekt „Digitale GmbH-Gründung mit dem Notar“. Bei aller Euphorie über neue technische Möglichkeiten tut man dem Unternehmer jedoch sicher keinen Gefallen, wenn die rechtliche und vor allem auch unparteiische Beratung nicht UNTERNEHMENSRECHT plante ein Jahr Karenz. Die Anfrage kam sowohl rechtlich als auch steuerlich ein- mehr gewährleistet ist. Ein generelles insofern zum richtigen Zeitpunkt, zumal gehend beraten lassen, ob die Rechts- Abgehen von den Formvorschriften wäre ich damals dachte, es wäre ein schöner form „GmbH“ im Einzelfall wirklich die insbesondere bei Gesellschaften mit Ausgleich zum Babyalltag. richtige ist. mehreren Gesellschaftern fatal. Hier kommt dem Notar als unparteiischem Das Herausgeberteam besteht aus Berater ohne Zweifel eine wichtige zwei Rechtsanwält/innen und einer Notarin. Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit bzw Aufgabenverteilung in gesellschaftsrechtlichen Causen zwischen Anwälten und Notaren grundsätz- „Es ist ein großer Vorteil, dass die Rechtsform allgemein bekannt und Warnfunktion zu. Insbesondere Minderheitsgesellschafter werden durch den Notar über alle Konsequenzen, die die gesellschaftsvertragliche Gestaltung mit sich bringt, aufgeklärt. Diese Unpartei- lich? Ist auch ein Konkurrenzverhältnis zu spüren? NA: Die Zusammenarbeit mit Notaren von ihren Prinzipien her sehr leicht verständlich ist.“ lichkeit des Notars leistet auch bei der Gründung von Start-ups einen wichtigen Beitrag, da zumeist der Einstieg von weiteren Gesellschaftern, vor allem Investo- ist immer sehr gut und meist (vor allem Heinrich Foglar-Deinhardstein ren, gleich mitbedacht werden muss. bei der Verlesung von Notariatsakten) HFD: Aus meiner Sicht ist ein großer mit dem letzten Feinschliff verbunden. Vorteil, dass die Rechtsform allgemein Ich würde die Zusammenarbeit als sehr Die Rechtsformwahl bei einer bekannt und von ihren Prinzipien her fruchtbringend bezeichnen; nur selten, Unternehmensgründung ist eine der sehr leicht verständlich ist. nahezu nie, fühle ich mich als echter schwierigsten und hängt vom jeweili- Konkurrent des Notars. gen Einzelfall ab. Die GmbH ist die am Was sind die bisherigen Erfahrungen HFD: Notare und Rechtsanwälte haben häufigsten gewählte Rechtsform in Öster- mit der GmbH-light und gründungsprivili- schon unterschiedliche Aufgaben und reich. Welche Vorteile bietet die GmbH? gierten GmbHs in der Praxis? Herangehensweisen. Bei großen, aber Welche Vorteile gibt es zB gegenüber auch bei zwar kleineren, aber komple- einem Einzelunternehmen? Gibt es auch NA: Viele Klienten stehen dem eher ab- xeren Aufgabenstellungen ist es sehr Nachteile zu beachten? lehnend gegenüber, weil damit am Markt empfehlenswert, sowohl Notar als auch ein gewisser Nachteil geortet wird. Anwalt beizuziehen. NA: Die GmbH bietet eine sehr hohe Fle- AHS: Wie auch aus Sicht des Notari- AHS: Im Unterschied zum Rechtsan- xibilität – wir versuchen, unsere Klienten ats erwartet, haben sich diese beiden walt ist der Notar zur Unparteilichkeit zur Nutzung dieser Flexibilität anzulei- Formen überhaupt nicht durchgesetzt. verpflichtet. Der Notar stellt dadurch ten, indem wir Gesellschaftsverträge Die meisten Unternehmen greifen bei sicher, dass alle Parteien informiert und zumeist sehr individuell gestalten. Der der Gründung einer GmbH auf die ur- aufgeklärt sind. Insofern kommt dem Nachteil ist sicher der große Formbe- sprünglichen Varianten, zumal sie auch Notar im Rahmen einer GmbH-Gründung darf – hier wird sich in Zukunft vielleicht mit dem Stammkapital eine gewisse eine sehr wichtige Warn- und Überwa- doch noch die eine oder andere Erleich- Kapitalstärke signalisieren wollen. chungsfunktion zu. terung ergeben. Wobei ich die Form HFD: Von Start-ups wird diese Mög- nicht nur als Belastung empfinde – nicht lichkeit gerne in Anspruch genommen. Es scheint mehr und mehr beliebt selten ergibt sich durch die Einbindung Schade ist, dass die GmbH bei den zu sein, ein Einzelunternehmen in eine des Notars noch der finale Feinschliff, mehrfachen Gesetzesänderungen zur GmbH einzubringen. Woran liegt das und die Parteien erkennen dadurch auch GmbH-light als „Stiefelknecht der Ihrer Meinung nach? die Tragweite des anstehenden Schrittes Steuerpolitik“ behandelt wurde.