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vznews, Deutschland, Oktober 2023, Ausgabe 72

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Seite 4 vz news 72 / Oktober 2023 Provisionsverbot kommt nicht: Lassen Sie sich nicht abzocken! Ein von der EU geplantes Provisionsverbot für Finanzprodukte ist gescheitert. Umso wichtiger, dass Anleger stets genau prüfen, wie viel Gebühren sie zahlen. ALEXANDER SEBESTIAN Finanz- und Anlageexperte alexander.sebestian@vzde.com Tel. 0211 54 00 56 00 Über diese Nachricht dürften sich zahlreiche Bankberater und Finanzvermittler die Hände gerieben haben: Entgegen ursprünglicher Pläne hat sich die EU-Kommission nicht zu einem umfassenden Provisionsverbot für Finanzprodukte durchringen können. Beim Vertrieb von Fonds und Lebensversicherungen sollen Provisionen weiterhin möglich bleiben. Die Zeche zahlen Sparer und Anleger. Hier ein Überblick, an welcher Stelle Provisionen fließen und wer diese bekommt: Aktienfonds Bei aktiv gemanagten Aktienfonds fällt oft ein Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent der Anlagesumme an. Er fließt in der Regel an die Hausbank des Anlegers oder an den Vermittler, bei dem der Fonds gekauft wurde. Einige Anbieter bieten Fonds zum halben regulären Ausgabeaufschlag an. Das klingt nach Sonderangebot, ist aber immer noch sehr teuer – zumal weitere Kosten dazukommen: die Managementgebühr, die dazu dient, Weniger Kosten, mehr Ertrag Startkapital: 200.000 €; Rendite 5 Prozent, Anlagedauer 20 Jahre, Ausgabeaufschlag 5 Prozent (in diesem Fall 10.000 €) Einmalanlage: – mit Ausgabeaufschlag Anlagekapital 190.000 € Ertrag nach 20 Jahren 504.100 € – ohne Ausgabeaufschlag Anlagekapital 200.000 € Ertrag nach 20 Jahren 530.700 € Berechnung: VZ VermögensZentrum den Fondsmanager und sein Team zu bezahlen. Sie beträgt im Schnitt 1,5 Prozent pro Jahr, kann aber auch über 2,5 Prozent liegen. Hinzu kommt manchmal eine Erfolgsprovision für das Management. Insgesamt können sich die Fondskosten auf 3 bis 4 Prozent pro Jahr summieren – der Ausgabeaufschlag ist hier noch gar nicht eingerechnet. Tipp: Verzichten Sie auf teure aktive Fonds und entscheiden Sie sich für kostengünstige ETFs. Versicherungen Noch teurer als Fonds können Lebensversicherungen sein. Versicherungsvertreter erhalten üblicherweise eine Abschlussprovision von drei bis fünf Prozent der Beitragssumme, die der Kunde zahlen muss. Hinzu kommen jährliche Verwaltungskosten. Versicherer investieren oft in teure aktive Fonds. Deren Kosten muss man noch hinzu addieren. Tipp: Lassen Sie möglichst die Finger von gemischten fondsgebundenen Lebensversicherungen. Investieren Sie in Wertpapiere und nutzen Sie Versicherungen nur als Risikoschutz. Das VZ Vermögens- Zentrum verzichtet auf Provisionen und investiert überwiegend in kostengünstige ETFs. Sie möchten Ihr Geld effizient und kostengünstig anlegen? Bestellen Sie das Merkblatt oder lassen Sie sich im VZ beraten. Das Erstgespräch ist unverbindlich und kostenfrei (Kontakt siehe Seite 12). MERKBLATT +26.600 € Tipps für die Wahl eines Vermögensverwalters Erfahren Sie, auf welche Kriterien es bei Vermögensverwaltern ankommt. Bestellen Sie das kostenfreie Merkblatt unter: www.vzde.com/vznews Geldanlage: Vergleichen Sie die Kosten Wer in Wertpapiere investiert, muss auf die Kosten achten, um seine Renditechancen nicht zu beeinträchtigen. Anleger, die zum Beispiel bei einem Depotwert von 150.000 Euro und vier Transaktionen im Jahr mehr als 350 Euro bezahlen, sollten die Gebühren vergleichen. Preiswerte Anbieter berechnen deutlich weniger. Das macht sich vor allem beim langfristigen Vermögensaufbau bezahlt. Tipp: Prüfen Sie diese Punkte, um festzustellen, ob Ihr Anbieter fair und kostengünstig ist: f Klären Sie, was Wertpapiertransaktionen kosten. Günstige Anbieter berechnen nur 0,25 Prozent des Ordervolumens. Bei traditionellen Banken fallen oft 1,0 Prozent an. f Prüfen Sie, ob bei Fonds Ausgabeaufschläge anfallen. Faire Anbieter verzichten auf solche Gebühren. f Schauen Sie sich an, wie hoch die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs (Spread) ist. Sehr günstige Anbieter bieten den Handel oft nur über eine bestimmte Börse an. Hier entstehen oftmals hohe Spreads. MERKBLATT Geldanlage: Achten Sie auf die Gebühren Welche Gebühren bei der Geldanlage anfallen und wie Sie diese optimieren. Bestellen Sie das kostenfreie Merkblatt unter: www.vzde.com/vznews

vz news 72 / Oktober 2023 Seite 5 MEINUNGEN „Sie müssen Ihre Natur überlisten“ Finanzprofessor Heiko Jacobs erklärt, welchen Fallstricken Anlegerinnen und Anleger immer wieder unterliegen und wie sie diesen entgehen können. © Thomas Raffler Herr Professor Jacobs, was ist der größte Anlegerfehler? Der größte Anlegerfehler ist, nicht an der Börse zu investieren! Leider machen 80 Prozent der Deutschen diesen Fehler. Denn nur etwa 20 Prozent besitzen überhaupt Aktien – direkt oder in Form von Fonds oder ETFs. Woher kommt diese Skepsis gegenüber dem Aktienmarkt? Viele glauben, dass die Börse wie ein Spielcasino ist. Das stimmt – wenn man auf der Jagd nach dem schnellen Gewinn ständig kauft und verkauft. Je „Leider unterschätzen die meisten Menschen den Zinseszinseffekt.“ länger aber die Anlagedauer und je breiter die Diversifikation, desto weniger spielt der Zufall eine Rolle. Warum halten sich nicht alle Anleger an diese einfache Regel? Weil sie gegen die Natur ist: Der Mensch will immer Einfluss nehmen. In fast allen Bereichen des Lebens ist aktives Handeln ja auch erfolgversprechender als passives Abwarten. An der Börse ist es aber genau umgekehrt: Hier werden die Geduldigen belohnt, die ihrer Strategie treu bleiben. Dank des Zinseszinseffekts? Genau. Leider unterschätzen ihn die meisten Menschen. Sie können nicht einschätzen, was ein Renditeoder Gebührenunterschied von zum Beispiel nur 1 Prozent pro Jahr langfristig ausmacht. Sie verstehen deshalb nicht, wie wichtig eine langfristige Perspektive bei der Geldanlage ist. Rechnen Sie es bitte mal vor. 1.000 Euro, zu 6 Prozent jährlich angelegt, wachsen nach 30 Jahren auf 5.744 Euro; zu 5 Prozent angelegt aber nur auf 4.322 Euro. Wenn davon 2 Prozent Dividenden sind, die man konsumiert, statt sie wieder anzulegen, verzinst sich das Kapital aber nur mit 3 Prozent. Dann wächst es in 30 Jahren nur auf 2.427 Euro. Das zeigt, dass auch die Wiederanlage der Ausschüttungen einen großen, oft unterschätzten Einfluss auf den Anlageerfolg hat. Von der Wissenschaft wissen wir aber, dass viele Investoren Erträge in ein anderes mentales Konto packen. Sie geben diese Erträge tendenziell schnell für konsumtive Zwecke aus, statt sie wieder anzulegen. Wie kann ich diese vielen Fallstricke umschiffen? Sie müssen Ihre Natur überlisten: Beginnen Sie sofort mit einem ETF- Sparplan, der breit gestreut investiert. Das Geld wird vom Konto abgebucht, bevor Sie es richtig wahrnehmen. So sparen Sie mehr, haben aber nicht den Eindruck, verzichten zu müssen. Bekommen Sie eine Gehaltserhöhung, erhöhen Sie die Sparsumme. Positiver Nebeneffekt: Ein ETF-Sparplan legt Ausschüttungen automatisch wieder an. Dadurch geraten Sie gar nicht erst in Versuchung, die Erträge zu konsumieren und können erheblich vom Zinseszinseffekt profitieren. ZUR PERSON Professor Heiko Jacobs (41) ist seit 2017 Inhaber des Lehrstuhls für Finanzierung an der Universität Duisburg-Essen. Er beschäftigt sich mit Anlegerverhalten (Behavioral Finance) und empirischer Kapitalmarktforschung. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt darin, die strikten Annahmen hinter dem „homo oeconomicus“ und der Finanzmarkttheorie auf ihre Validität in der Realität hin zu überprüfen.