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wd | Herbst 2020

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UNTER- NEHMER.

UNTER- NEHMER. SPARRINGS- PARTNER. KÜMMERER. 18

wd PORTRAIT Vertrauen. Ein Besuch im Sickinger Family Office. Vor etwa 20 Jahren, als ein Geschäftspartner von Bernd R. Sickinger seine Beraterfirma verkaufte und sich fortan nur noch um die individuelle, generationenübergreifende Verwaltung und Vermögenssicherung seiner absoluten Top-Kunden kümmerte, waren Family Offices höchstens den eingefleischtesten Finanzprofis ein Begriff. Heute existieren in etwa 300 bis 400 solcher Family Offices in Deutschland. Eines davon – das einzige im Allgäu – in Wiggensbach bei Bernd R. Sickinger. Dem gebürtigen Stuttgarter schmeichelte das Geschäftsmodell seines alten Geschäftspartners, mit den eigenen Mandanten zu „leben“, also schon damals so sehr, dass ihn die Idee auf dem weiteren Werdegang nicht mehr los ließ. Die spannende Frage dabei: Was genau macht ein Family Office? Bernd R. Sickinger lädt mich auf einen Espresso ein. In einem Wort oder wenigen Sätzen lasse sich das, was er und sein Team täglich tun, nicht beschreiben – wehrt Sickinger meinen Vorstoß nach einer schnellen, ersten Antwort ab: „Grundsätzlich begleiten wir unsere Mandanten als eine Art Supervisor und stehen ihnen bei Fragen und Wünschen auf unterschiedlichsten Feldern zur Verfügung“. Mit „Wir“ meint Sickinger sein Team aus mittlerweile 21 unterschiedlich spezialisierten Mitarbeitern. Alles Experten, die in den Bereichen Vermögen, Steuern und Recht zuhause sind. Mittelpunkt und die zentrale Persönlichkeit, mit welcher das Sickinger Family Office steht und fällt, ist aber natürlich Bernd R. Sickinger selbst. Seine Mandanten trifft er eher selten am Hauptsitz in Wiggensbach, wo ich gerade meinen Espresso mit ihm genieße, oder in den Büros in München oder Stuttgart. Meist trifft man sich bei gemeinsamen Aktivitäten, z.B. auf dem Golfplatz, im privaten Umfeld der Mandanten oder zu einem gemeinsamen Mittag- oder Abendessen. Dort werden die aktuelle Lage und etwaige Anliegen besprochen, kommt Sickinger ins Erzählen. Der Rest wird in Telefon- oder Videokonferenzen geklärt. In der Praxis geht es im Auftrag seiner Mandantschaft dann um generationenübergreifende Vermögens- und Nachfolgeplanung, Steuer- und Rechtsberatung, Geldanlagen und Mediation innerhalb der Familie. „Ein Hamburger Family Office bietet gar einen Concierce Service an. Das ist bei uns noch nicht angefragt worden, veranschaulicht aber die Spannweite möglicher Tätigkeitsbereiche“, sagt Sickinger mit einem Lächeln. 28 Jahren. Nach einem BWL-Studium mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht war das Ziel Sickingers, das Private Banking ins Allgäu zu transportieren. „Im Allgäu kannte das damals aber quasi noch niemand. Deshalb habe ich mich selbstständig gemacht. Aus meiner Vermögensberatertätigkeit habe ich angefangen, Vorträge zu halten. Der erste Vortrag fand 1996 im Kemptener Waldhorn statt. Thema: ‚Geldanlagen auf Investment-Basis‘“, erinnert sich Sickinger. Was damals mit 25 Gästen startete, fand wenige Jahre später vor 300-400 Menschen im Kemptener Kornhaus statt. Dass ein Fonds ein erfolgreiches Anlage-Element ist, versuchte Sickinger schon Ende der 1990er-Jahre zu vermitteln. „Es ging und geht vor allem darum, den Fonds breit zu streuen, um das Risiko zu minimieren“, fügt er hinzu. Sickinger war einer der ersten, welcher in der Region Geschäfte auf Honorarbasis abwickelte. Und er war einer der ersten, der moderne Portfoliotheorien, die bis heute zentrales Element bei der Strukturierung von Anlageportfolios sind, anwandte. Kurz gesagt: Der Investment-Experte Sickinger stieg immer mehr zum echten Top-Mann auf. Ein Top-Mann mit Ideen. So gründete Sickinger gemeinsam mit weiteren Partnern ein echtes Novum: Eine zentrale Abwicklungsstelle, welche es bis heute hunderten Finanzberatern ermöglicht, das gesamte Finanzdienstleistungsportfolio anzubieten - ohne beim Bundesaufsichtsamt eine eigene Volllizenz beantragen und natürlich auch finanzieren zu müssen. Später bot er als White-Label-Anbieter allen, welchen der Aufwand zur Gründung eines eigenen Fonds zu groß war, Dachfonds an. In einem Satz ausgedrückt: das Business florierte und Sickinger befand sich quasi dauerhaft auf Achse im Viereck München, Nürnberg, Mannheim und dem Allgäu. 70.000 Kilometer im Auto, über 200 Nächte pro Jahr im Hotelzimmer und unzählige Vorträge forderten auch beim damals knapp 40-Jährigen ihren Tribut. „Das Ganze gipfelte darin, dass ich auf der Heimfahrt von einem Vortrag in Frankfurt von einem Kollegen angerufen wurde, der eine Kundenveranstaltung in Oberbayern am Abend hätte abhalten sollen, aber erkrankt war. Er bat mich, den Vortrag zu übernehmen. Ich überarbeitete quasi im Auto seinen Vortrag, fand mich aber wenige Zeit später in einer Unfallkolonne wieder und hätte es unmöglich bis zum Beginn der Veranstaltung geschafft. Am Ende habe ich den Vortrag per Handy aus dem Auto herausgehalten und der Gastgeber hat die Powerpoint-Folien weitergeklickt. Das war quasi der letzte Fingerzeig, dass ich diese Art von 14-Stunden-Tage nicht mehr länger beschreiten wollte“, erzählt mir Sickinger, der dann auch recht schnell handelte. Ab 2008 löste sich Sickinger immer mehr von den bestehenden Anteilen in verschiedenen Firmen. Die Idee des Family Office, welche ihn bei seinem ehemaligen Beraterkollegen inspiriert hatte, begann zu reifen. Heute ist Sickinger mit seinem Team einfach Sparringspartner und Kümmerer für vermögende Familien und Familien, die Unterstützung und Planungshilfe beim Aufbau und der Nachfolge von Vermögen anstreben. Das erklärt auch schon meine nächste Frage: wie kommt Sickinger an seine Mandanten? Meist sind es jahrelang gewachsene Beziehungen, welche sich über Empfehlungen aufgebaut haben. Eine direkte Akquise kann sich Sickinger in diesem Umfeld nicht vorstellen und sie ist seines Erachtens auch nicht angemessen. Und da finde ich am Ende dann doch noch das Wort, was die Arbeit im Sickinger Family Office ganz gut beschreibt: Vertrauen. Vertrauen in diesen Bernd R. Sickinger, der mir sehr schnell extrem sympathisch wurde. Ein echter Unternehmer. Ohne Allüren. Mit Handschlagmentalität. Überzeugend und ein angenehmer Gesprächspartner durch sein unglaublich hohes Fachwissen und seinen Erfahrungsschatz. Und eben: durch seine ruhige, intelligente, vertrauensvolle Erscheinung. Der Gründer, Ideengeber und visionäre Kopf gewährt mir dann einen sehr persönlichen Einblick in seine berufliche Laufbahn. Alles begann vor Mehr Informationen: www.sickinger.de written by MARCEL REISER 19