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Noch im April will die Staatsanwaltschaft eine erste Anklage gegen René Benko erheben.

SCHLAMMSCHLACHTEN. Zuweilen artet der „Kriminalfall“ auch in persönlich geführte Schlammschlachten aus. Seit rund zwei Monaten findet sich eine auf den ersten Blick hochbrisante, anonyme Whistleblower-Meldung im behördlichen Signa-Akt: „Wir mussten oft nach Anguilla fliegen, weil René Benko (…) Bargeld dorthin transportiert haben wollte. Ab und zu kam er mit uns mit. Es gibt in Anguilla zwei Großbanken, und dort versteckt er seit Jahren seinen Notgroschen. Die Rucksäcke und Taschen wurden direkt am Flughafen vom Bankpersonal selbst in Empfang genommen und gleich abgewogen, gezählt wurden die Geldscheine erst später in der Bank. Wir mussten immer nur kurz warten, Zettel unterschreiben, und flogen gleich weiter. Jedes Mal waren es um die 30 bis 40 Millionen, und wir flogen bestimmt über 20-mal dorthin (…) Wir haben angenommen, dass alles legal war. Der erste Anguilla-Flug war in 2007, vor der großen Finanzkrise. Der letzte Flug war jetzt voriges Jahr im Herbst.“ Die Karibik-Insel Anguilla, die auf der offiziellen EU-Liste nicht kooperativer Steueroasen steht, kommt auch in einer schon kurz nach Eröffnung der ersten Insolvenz Ende 2023 eingegangenen Meldung vor: „Wir müssen alles löschen und Unterlagen vernichten. Wir dürfen dem Masseverwalter nichts geben (Stapf) und auch nicht kooperieren (…) Chef ist seit Tagen wütend. Geldwäsche und Steuer- bzw. Abgabenhinterziehung in großem Stil. Er zweigt ständig Gelder ab und versteckt diese in Anguilla.“ FAKE. Offenbar werteten die Ermittler die Anschuldigungen nicht als Werke geistig Verwirrter. Sonst hätten sie keinen Eingang in den Akt gefunden. Trotzdem handelt es sich höchstwahrscheinlich um Fake News, womöglich von Leuten, die René Benko eins auswischen wollen. Ehemalige Signa-Leute haben Gründe, auf ihn wütend zu sein, nicht zuletzt, weil viele von ihnen im Rahmen des Mitarbeiterbeteiligungsmodells, in das sie eigenes Geld investierten, Hunderttausende Euro verloren haben. Es ist anzunehmen, dass die Behörden eine Karibik-Connection prüften, aber keine Hinweise gefunden haben, denn weder Benko noch seine Verteidiger wurden damit konfrontiert. Für den Signa-Gründer wird es dennoch zunehmend ungemütlich. In Juristenkreisen wird ein Ausspruch von Anwalt Norbert Wess kolportiert: „Kronzeuge wird er nimmer.“

Noch im April will die Staatsanwaltschaft eine erste Anklage gegen René Benko erheben. Das wurde dem trend von unterschiedlichen Seiten bestätigt. Geplant ist, im Rahmen eines gesonderten Verfahrens das sogenannte „Geldkarussell“ herauszugreifen und vor den Richter zu bringen. Dabei geht es um den Vorwurf, Benko habe bei einer Kapitalerhöhung der Signa Holding 2023 vorgegeben, 35 Millionen Euro an frischem Eigenkapital beizusteuern, um die anderen Aktionäre zu ködern. In Wahrheit wurden die Mitt...

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