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behouden vaart - De Binnenvaartkrant

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DE BINNENVAARTKRANT PAGINA 29<br />

Österreichisches Flussbauliches Gesamtkonzept<br />

‘Kompromiss zwischen Umwelt<br />

und Schifffahrt’<br />

In Österreich wird das von<br />

einer hochrangigen Expertengruppe<br />

beschlossene Flussbauliche<br />

Gesamtkonzept für die<br />

Donau einer Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

unterzogen. Bis<br />

2010 soll die Schifffahrt auf der<br />

Donau östlich von Wien das<br />

ganze Jahr 2,5 Meter abladen<br />

können. Momentan werden auf<br />

der österreichischen Donau jährlich<br />

rund zwölf Millionen Tonnen<br />

transportiert. Verkehrspolitisches<br />

Ziel ist es, diese Menge<br />

bis 2015 zu verdreifachen.<br />

Mit dem 200 Millionen Euro teueren<br />

Flussbaulichen Gesamtkonzept<br />

wurde ein Kompromiss zwischen<br />

Ökologie und Ökonomie<br />

erreicht, erläutert Josef Schwanzer.<br />

<strong>De</strong>r ehemalige Mitarbeiter<br />

der Obersten Schifffahrtsbehörde<br />

in Wien ist seit der Pensionierung<br />

auf freiwilliger Basis als Consultant<br />

bei der Via Donau tätig.<br />

‘Ursprünglich waren östlich von<br />

Wien Staustufen angedacht zur<br />

Beseitigung der Engstellen für<br />

die Schifffahrt. Nach massivem<br />

Widerstand verschwanden diese<br />

Pläne vom Tisch. Wir versuchen<br />

es jetzt mit flussbaulichen Maßnahmen.’<br />

Von Sarah <strong>De</strong> Preter<br />

Die freifließende Donaustrecke<br />

zwischen Wien und der Grenze<br />

zur Slowakei ist gekennzeichnet<br />

durch eine anhaltende Sohlerosion<br />

von bis zu 3,5 Zentimetern<br />

pro Jahr. Die kontinuierliche Eintiefung<br />

der Donau beeinträchtigt<br />

das ökologische Gleichgewicht<br />

des Nationalparks Donau-Auen.<br />

Die geringen und zeitlich stark<br />

schwankenden Wasserstände in<br />

diesem Bereich schränken die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschifffahrt<br />

stark ein. Schwanzer:<br />

‘Nicht immer können die<br />

Schiffe ganz ausgelastet werden.<br />

Außerdem sind Transporte durch<br />

die schwankenden Wasserstände<br />

schlecht planbar. Will sie<br />

erfolgreich sein, so muss die<br />

Schifffahrt aber zuverlässig für<br />

Verlader sein. <strong>De</strong>shalb ist eine<br />

Verbesserung der Wasserstraßeninfrastruktur<br />

absolut notwendig.’<br />

Anpassungen der Stromsohle<br />

und die Errichtung von Regulie-<br />

Viele Güter die heute mit Einzelhüllenschiffen<br />

transportiert<br />

werden, sollen zukünftig in<br />

Doppelhüllenschiffen über die<br />

Wasserstraßen befördert werden.<br />

Aufgrund ihres wasserverunreinigenden<br />

Charakters wird Massengütern<br />

wie Benzin, Diesel und<br />

Heizöl ein höherer Schiffstyp als<br />

bisher zugeordnet werden. Im<br />

Rahmen der Diskussion über die<br />

verstärkte Einführung von Doppelhüllentankern<br />

hat sich der<br />

Bundesverband der <strong>De</strong>utschen<br />

Binnenschifffahrt (BDB) für eindeutige<br />

Vorschriften zum Bau<br />

von Doppelhüllentankern des<br />

Typs N eingesetzt.<br />

Die neuen Vorschriften können<br />

bereits zum 1. Januar 2007 in<br />

Kraft treten, freut sich BDB-Tank-<br />

Momentan werden auf der österreichischen Donau jährlich rund zwölf<br />

Millionen Tonnen transportiert.<br />

rungswerken sollen diese Situation<br />

nun ändern. Zugleich werden<br />

die Donauauen vor weiterer<br />

Austrocknung geschützt. Wenn<br />

alles nach Plan läuft, könnten<br />

die Baumaßnahmen bereits im<br />

nächsten Jahr beginnen und<br />

circa 2010 vollendet sein.<br />

Unumstritten sind die österreichischen<br />

Pläne jedoch nicht.<br />

Unter anderem der WWF kritisiert<br />

das Vorhaben. Zwar räumen<br />

die Umweltschützer ein dass in<br />

Österreich auf die Sensibilität der<br />

Flussstrecke Rücksicht genommen<br />

und zahlreiche ökologische<br />

Ausgleichsmaßnahmen geplant<br />

würden, die Gefahr drohe jedoch<br />

jenseits der österreichischen<br />

Grenze. Die Flussarbeiten östlich<br />

von Wien seien der erste Dominostein<br />

in einer langen Kette,<br />

warnt der WWF, der befürchtet<br />

dass weiter östlich, in anderen<br />

Donauländern, die Umwelt<br />

durch den Ausbau der Donau<br />

zerstört werden könnte.<br />

<strong>De</strong>utsche Donau<br />

Tatsächlich ist die Strecke östlich<br />

von Wien nicht die einzige<br />

Engstelle für die Binnenschifffahrt.<br />

Auch in Ungarn fehlt es<br />

an Tiefe, sagt Schwanzer. Dort<br />

seien zwanzig Kilometer richtig<br />

problematisch, sogar gefährlich<br />

für die Schifffahrt.<br />

Als problematisch hebt er auch<br />

die Situation im Donauabschnitt<br />

zwischen Straubing und Vilshofen<br />

hervor: ‘Ich hoffe, dass<br />

auch dort ein Konsens erreicht<br />

wird. Das müsste schon möglich<br />

sein. Immerhin hat man in der<br />

Vergangenheit “Ja” gesagt zum<br />

Bau des Main-Donau-Kanals.<br />

Dadurch sind die Transitverkehre<br />

stark angestiegen. <strong>De</strong>r Ausbau<br />

der Donau in Bayern würde zu<br />

einer weiteren Stärkung der Binnenschifffahrt<br />

führen.’<br />

Österreich hat großes Interesse<br />

daran die Donau bis zum Schwarzen<br />

Meer für die Schifffahrt auszubauen.<br />

Durch die EU-Osterweiterung<br />

wird der Transport im<br />

Donaukorridor stark zunehmen.<br />

Bereits im vergangenen Jahr ist<br />

der österreichische Außenhandel<br />

mit der Slowakei, Rumänien<br />

und Bulgarien stark angestiegen.<br />

Im Osten tut sich was, bekräftigt<br />

auch Josef Schwanzer: ‘<strong>De</strong>r<br />

Schwarzmeerhafen Konstanza<br />

kennt eine große Dynamik und<br />

wird in den nächsten zehn bis<br />

fünfzehn Jahren weiter kräftig<br />

wachsen. Dort wird der Umschlag<br />

von derzeit etwa fünf Millionen<br />

Tonnen pro Jahr auf hundert<br />

Millionen verdoppeln. <strong>De</strong>r Hafen<br />

hat sich zum Ziel gesetzt, der<br />

zweitgrößte europäische Hafen<br />

Umstieg von Einhüllen- auf<br />

Doppelhüllentankschiffe<br />

schifffahrtsexperte Erwin Spitzer:<br />

‘Problematisch an den jetzigen<br />

Bauvorschriften im ADNR ist<br />

dass sie mehrere Interpretationen<br />

zulassen. Besonders der Abstand<br />

zwischen der Innen- und Außenhaut<br />

ist nicht klar definiert und<br />

kann rein theoretisch zum Beispiel<br />

drei Zentimeter betragen.<br />

Einem solch geringen Abstand<br />

kann keine ernst zu nehmende<br />

Schutzwirkung zugeschrieben<br />

werden. Die neuen Vorschriften<br />

sind zu begrüßen, denn sie würden<br />

eine angemessene Antwort<br />

auf das gestiegene Sicherheitsbedürfnis<br />

in der Tankschifffahrt<br />

geben.’ Spitzer ist sich sicher:<br />

<strong>De</strong>r neu definierte Schiffstyp N<br />

wird zum Regelschiff werden für<br />

die Massengüter, die heute noch<br />

mit Einzelhüllen transportiert<br />

werden dürfen. ‘Es gibt einen<br />

wesentlichen Baukostenunterschied<br />

zwischen Typ C- und Typ<br />

N Doppelhüllen. Außerdem eignen<br />

sich die Typ N Doppelhüllen<br />

besonders für den Kanalbereich.’<br />

<strong>De</strong>utlichkeit über die Zeitschiene<br />

gebe es noch nicht, doch<br />

wahrscheinlich werde bereits<br />

zum Anfang 2009 im ADNR die<br />

Zuordnung von Einhüllen- auf<br />

Doppelhüllenschiffe umgestellt.<br />

‘Interessant ist in diesem Kontext<br />

die Frage, wie lange Einzelhüllenschiffe<br />

noch übergangsweise<br />

für den Transport solcher Güter<br />

eingesetzt werden dürfen. Fünf<br />

Jahre halte ich für zu kurz, zehn<br />

bis zwölf Jahre wären realistischer.’<br />

zu werden. Unter anderem japanische<br />

und amerikanische Investoren<br />

sind dort tätig. Dies wird<br />

sich günstig auf die Transporte<br />

der oberösterreichischen Häfen<br />

von und nach Osten auswirken.’<br />

Angesichts dieser Entwicklung<br />

arbeitet Österreich verstärkt an<br />

den Beziehungen mit den östlichen<br />

Nachbarstaaten. Auch der<br />

Schifffahrt kommt dabei eine<br />

wichtige Rolle zu. So vereinbarte<br />

eine österreichische Wirtschaftdelegation<br />

bei einem Besuch in<br />

Rumänien vor wenigen Monaten,<br />

Unterstützung zu leisten bei<br />

der Beseitigung von Engpässen<br />

auf der rumänischen Donau. Es<br />

wurde auch eine gemeinsame<br />

Task-Force für den weiteren Ausbau<br />

des Hafens Konstanza eingerichtet.<br />

Auch in Kroatien helfen die<br />

Österreicher aktiv bei der Entwicklung<br />

der Binnenschifffahrt.<br />

Dort sollen satellitengesteuerte<br />

River-Information Services, nach<br />

Vorbild des österreichischen<br />

DoRIS-Systems entwickelt werden.<br />

Darüber hinaus wird Via<br />

Donau die Zusammenarbeit mit<br />

dem kroatischen Entwicklungszentrum<br />

für die Donauschifffahrt<br />

vertiefen. Unter anderem<br />

soll gemeinsam ein Container-<br />

Liniendienst auf der Donau<br />

zwischen den österreichischen<br />

und kroatischen Häfen errichtet<br />

werden. ‘Bereits vor zwanzig<br />

Jahren wurde der Kanal von der<br />

Donau bis zum Schwarzen Meer<br />

fertiggestellt,’ sagt Schwanzer.<br />

‘Damit haben wir eine perfekte<br />

Anbindung an das Meer. Ich bin<br />

Donau in der Wachau. (Fotos Via Donau)<br />

Die Bundesregierung rechnet<br />

damit dass die Verkehrsleistung<br />

der Binnenschifffahrt bis 2015<br />

auf rund 90 Milliarden Tonnenkilometer<br />

steigen wird. Das geht<br />

aus ihrer Antwort auf eine Kleine<br />

Anfrage der CDU/CSU-Fraktion<br />

hervor. Im Juni hatte die CDU/<br />

CSU-Fraktion Auskunft über die<br />

Perspektiven der Binnenschifffahrt<br />

verlangt. Sie wollte wissen<br />

wie die Bundesregierung die<br />

Stärken und Schwächen, Entwicklungspotentiale<br />

und Handlungsoptionen<br />

der Binnenwasserinfrastruktur<br />

einschätzt. Die<br />

Regierung hat nun angegeben im<br />

Binnenschiff einen unverzichtbaren<br />

Bestandteil des europäischen<br />

Verkehrssystems zu sehen. Beim<br />

Transportaufkommen der Bin-<br />

16 AUGUSTUS 2005<br />

mir sicher, dass, wenn die Wasserstraßeninfrastruktur<br />

optimiert<br />

wird, die Binnenschifffahrt sich<br />

explosiv entwickeln wird.’<br />

Investitionen<br />

Bundesregierung:<br />

Binnenschifffahrt<br />

wird wachsen<br />

Das Streben der österreichischen<br />

Regierung ist derzeit die Transportmengen<br />

auf der Donau bis<br />

2015 zu verdreifachen. Für 2006<br />

wird ein Budget von 77 Millionen<br />

Euro für den Ausbau der Wasserstraßen<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Mit diesem Geld sollen wachsende<br />

Investitionen im Hochwasserschutz,<br />

Hafenausbau und<br />

im Wasserstraßenausbau finanziert<br />

werden. Es sind drei Millionen<br />

Euro für das flussbauliche<br />

Gesamtprojekt vorgesehen.<br />

Die Regierung will die EU-Präsidentschaft<br />

Österreichs im nächsten<br />

Jahr nutzen, um die Förderung<br />

der Binnenschifffahrt in<br />

der europäischen Verkehrspolitik<br />

noch stärker als bisher zu verankern.<br />

So wird im Februar 2006 ein<br />

hochrangiges Treffen zum Thema<br />

Europäische Binnenschifffahrt<br />

in der Hofburg stattfinden. ‘Die<br />

Binnenschifffahrt hat noch viel<br />

derzeit unbenutztes Potential,’<br />

sagt Schwanzer. ‘Wenn wir die<br />

Engstellen beseitigen, kann sie<br />

ihre Substanz behalten und ihre<br />

Position gegenüber anderen Verkehrsträgern<br />

weiter ausbauen.’<br />

nenschifffahrt erwartet sie bis<br />

2015 eine Steigerung auf rund<br />

300 Millionen Tonnen.<br />

Weitere Investitionen seien erforderlich<br />

um die wirtschaftliche<br />

Konkurrenzfähigkeit der Binnenwasserstraßen<br />

zu erhalten.<br />

Wie die Regierung mitteilt, wird<br />

das Alter der Anlagen zu einem<br />

überproportionalen Anstieg der<br />

Risiken für die Betriebssicherheit<br />

führen wenn es nicht gelingt<br />

rechtzeitig Ersatzinvestitionen<br />

vorzunehmen. Nach eigener Aussage<br />

strebt die Regierung an die<br />

Investitionsmittel für die Wasserstraßeninfrastrukturanzuheben.<br />

Sie verweist dabei auf das<br />

2-Milliarden-Euro-Programm zur<br />

Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur.

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