Kreuzfahrt Kapstadt - Genua 2014
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VON KAPSTADT<br />
NACH GENUA<br />
März <strong>2014</strong><br />
© gerhard.hochl@gmx.at<br />
https://gerhardhochl.bplaced.net<br />
zusammengestellt 2021<br />
1
Die interessante Tour durch die Republik Südafrika<br />
war hinter uns. Mit Walter Bösch, einem Schweizer<br />
mit 23 Jahren Südafrika Erfahrung und in einem komfortablen<br />
Reisebus erkundeten wir Johannesburg und den<br />
östlichen Landesteil inklusive Krüger Nationalpark, Swaziland<br />
und Pretoria<br />
Technische Daten<br />
MSC Sinfonia<br />
Länge<br />
252m<br />
Höhe<br />
29m<br />
Tiefgang 6,8m<br />
Gewicht 58.600t<br />
Passagiere 2080<br />
Kabinen 777<br />
Decks 13<br />
Geschwindigkeit 22kn ~40km/h<br />
MSC Sinfonia<br />
Ein Binnenflug brachte uns nach <strong>Kapstadt</strong>. An drei Tagen<br />
lernten wir die Hafenstadt an der Südwestküste mit<br />
dem beeindruckenden Tafelberg kennen.<br />
<strong>Kapstadt</strong><br />
Die Gegend am Südzipfel des afrikanischen Kontinentes<br />
wurde von verschiedenen Völkern schon in der<br />
Vorzeit besiedelt. Erst später kamen europäische Seefahrer<br />
durch Zufall hierher. Sie befanden sich auf dem<br />
Seeweg nach Indien. Deshalb wird <strong>Kapstadt</strong>, auch die<br />
„Mutter“ der Städte in Afrika genannt.<br />
Bei schweren Stürmen und meterhohen Wellen war der<br />
berühmte Weltumsegler Bartholomeus Diaz auf der Suche<br />
nach einem Seeweg Richtung Osten. Er entdeckte<br />
am 3. Februar 1488 das Kap der Guten Hoffnung, wodurch<br />
die Entstehung von <strong>Kapstadt</strong> seinen Lauf nahm.<br />
In der heutigen Mossel Bay strandete Diaz mit seiner<br />
Schiffscrew. Die Entstehung von <strong>Kapstadt</strong> und die Entdeckung<br />
von Südafrika nahm ihren Lauf.<br />
Am 17. März <strong>2014</strong> gingen wir in der gleichen Bucht, aber<br />
über eine moderene Pier an Bord des <strong>Kreuzfahrt</strong>schiffes.<br />
Die MSC Sinfonia war für 20 Tage unser Zuhause.<br />
Nachmittags verließen wir <strong>Kapstadt</strong> mit Kurs auf Namibia.<br />
Den wehmütigen Abschied von der südafrikanischen<br />
Tierwelt erleichterte uns die Schwimmvorführung<br />
der Seehunde, die das Schiff noch ein Stück begleiteten.<br />
Die Ruhe der Seereise ließ das Erlebte in unseren Gedanken<br />
noch einmal Revue passieren. Die unzähligen<br />
Eindrücke der oft bizarren Natur und der vielen Tiere<br />
sowie die von Walter Bösch während der langen Busfahrten<br />
geschilderte Entstehungsgeschichte des Landes<br />
und seine politische Entwicklung konnten sich jetzt ausgiebig<br />
in unserem Gedächtnis verankern.<br />
<strong>Kapstadt</strong> mit dem berühmten Tafelberg<br />
Es blieb ausreichend Zeit das erlebte in Form von ausgibigen<br />
Notizen zu Papier zu bringen. Das war auch notwendig,<br />
da diese Broschüre erst 7 Jahre später entstand<br />
und ohne Aufzeichnungen und aktuellen Recherchen<br />
nur ein banales Fotobuch entstanden wäre.<br />
2<br />
3
Die Ostindien Kompanie erhielt vom niederländischen<br />
Staat das Handelsmonopol, Hoheitsrechte für Landerwerb,<br />
Kriegsführung und Festungsbau sowie das Münzrecht.<br />
Sie war eines der größten und mächtigsten Handelsunternehmen<br />
zur damaligen Zeit.<br />
Republik Südafrika<br />
Es war das Jahr 1652: Der holländische Seefahrer<br />
Jan van Riebeeck betrat zusammen mit 90 Gefolgsleuten<br />
das südafrikanische Festland. Er sollte<br />
im Auftrag der „Niederländisch-Ostindischen Kompanie“<br />
am Kap der Guten Hoffnung eine feste Station<br />
für die Versorgung der Kompanie-Schiffe mit<br />
Frischwasser und Proviant für die Indien-Passage<br />
errichten.<br />
Seit Ende des 15. Jahrhunderts war die südafrikanische<br />
Küste bereits eine wichtige Zwischenstation<br />
auf dem Weg nach Indien. Abgesehen von ein<br />
paar Ankerplätzen, an denen Tauschhandel mit der<br />
einheimischen Bevölkerung betrieben wurde, gab<br />
es jedoch keine nennenswerten Bemühungen, die<br />
Küste zu besiedeln. Und auch die Holländer hatten<br />
zunächst keine Ambitionen, weiter ins Landesinnere<br />
vorzudringen. Wenige Jahre später sah das Ganze<br />
schon anders aus. Der Stützpunkt verursachte<br />
zu hohe Kosten. Die Bevölkerung der Außenstelle<br />
musste sich möglichst selbst versorgen. Die Kompanie<br />
vergab Land an europäische Siedler, die dort<br />
ihre neue Heimat fanden. Der vermehrte Bedarf an<br />
Weideflächen schürte in den folgenden Jahren erste<br />
Konflikte mit den Einheimischen. Diese wurden entweder<br />
ins Hinterland abgedrängt oder arrangierten<br />
sich mit den Neuankömmlingen. In der Folgezeit<br />
vermischten sie sich mit den Weißen, die Bevölkerungsgruppe<br />
der sogenannten „Coloureds“ entstand.<br />
Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wuchs die kleine<br />
Kapkolonie stetig. In <strong>Kapstadt</strong> wurden Siedlungsbereich<br />
und Festung kontinuierlich erweitert. 1679<br />
wurde mit Stellenbosch eine zweite Siedlung gegründet.<br />
Immer mehr Menschen kamen nach Südafrika.<br />
Zunächst waren es politisch Verbannte aus<br />
den holländischen Kolonien in Indonesien. Die als<br />
„Kap-Malaien“ bezeichnete Bevölkerungsgruppe<br />
fand überwiegend Arbeit als Handwerker. Wenig<br />
später kamen zahlreiche in Frankreich verfolgte Hugenotten.<br />
Südafrika wurde mehr und mehr zu einem<br />
Völkergemisch.<br />
Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgte ein erster<br />
Stopp der Einwanderung aus Europa. Das Land war<br />
zu dicht besiedelt, um noch mehr Menschen aufnehmen<br />
zu können. Stattdessen wurden immer mehr<br />
Sklaven importiert, die auf den Feldern der weißen<br />
Bevölkerungsgruppen arbeiten mussten.<br />
4<br />
5
Zu dieser Zeit entstand eine neue Bewegung von<br />
weißen Viehbauern, die sich immer mehr von der<br />
Kapstädter Zentralverwaltung entfernten und auf der<br />
Suche nach neuem Weideland für ihr Vieh immer weiter<br />
ins Landesinnere vordrangen. Diese „Trekboer“<br />
lebten lieber in Zelten und Planwagen, als feste Siedlungen<br />
zu gründen. Konflikte mit der einheimischen<br />
Bevölkerung waren vorprogrammiert.<br />
Die Kompanie war 1794 bankrott, das nutzten die Engländer<br />
aus und übernahmen ein Jahr später die niederländischen<br />
Stützpunkte am Kap. Sie gliederten die Eroberung<br />
als Kronkolonie in das britische Empire ein. In<br />
den folgenden Jahrzehnten führten die Engländer tiefgreifende<br />
Reformen durch. 1809 wurde die sogenannte<br />
„Hottentotten-Gesetzgebung“ eingeführt. Diese Regelung<br />
erklärte die Ureinwohner zu britischen Untertanen<br />
und beseitigte die Häuptlingsherrschaft.<br />
Mit Inkrafttreten der Verfassung wurde allen<br />
„Nicht-Weißen“ das generelle Wahlrecht aberkannt.<br />
Das 1913 verabschiedete „Eingeborenen-Landgesetz“,<br />
erlaubte den Schwarzen und Farbigen nur<br />
noch in extra ausgewiesenen Gebieten den Kauf eines<br />
Grundstückes oder Landflächen. Nach dem Ersten<br />
Weltkrieg wurden diese Gesetze noch verschärft. Es<br />
wurden auch in städtischen Regionen Wohngebiete<br />
ausschließlich für „Nicht-Weiße“ geschaffen.<br />
In den 1930er Jahren wurden viele Gesetze noch einmal<br />
zu Gunsten der Weißen verändert. Gegen Ende<br />
des Zweiten Weltkriegs lockerte die südafrikanische<br />
Regierung auf internationalen Druck hin zwar einige<br />
der Gesetzgebungen, stand dem wachsenden Selbstbewusstsein<br />
der Schwarzen und vermehrten gewalttätigen<br />
Aufständen nach dem Krieg jedoch ziemlich<br />
konzeptlos gegenüber.<br />
6<br />
Die Buren, wie die alteingesessenen Viehzüchter genannt<br />
wurden, konnten sich mit den Reformen der<br />
Engländer nicht abfinden. Sie sahen sich ihrer Existenzgrundlage<br />
beraubt. Ab 1835 zogen über 10.000 Buren<br />
nach Norden und Nordosten mit dem Ziel, neue<br />
Weideflächen zu annektieren und freie Buren-Republiken<br />
zu bilden. Doch erst 20 Jahre später, nach mehreren<br />
kriegerischen Auseinandersetzungen mit Briten,<br />
Matabele und Zulus, war es soweit. 1854 entstand<br />
zwischen den Flüssen Vaal und Oranje die erste Buren-Republik,<br />
der „Oranje-Freistaat“. Zwei Jahre später<br />
wurde in Transvaal im heutigen Nordosten die „Südafrikanische<br />
Republik“ gegründet.<br />
Der Goldrausch von 1886 führte zu einem enormen Zuwachs<br />
an Ausländern und schon wenige Jahre nach<br />
den ersten Goldfunden lebten doppelt so viele Ausländer<br />
wie Buren in der noch jungen Republik. Dies<br />
führt zu erheblichen sozialen Spannungen, die auch<br />
zu Gewalttaten führte. Die Briten sahen die allgemeine<br />
Sicherheit in den europäischen Kolonien am Kap<br />
gefährdet und versuchten, alle vier südafrikanischen<br />
Kolonien zu einer Union unter britischer Oberhoheit<br />
zusammen zu schließen. Doch die „Südafrikanische<br />
Republik“ unter der Führung Paul Krugers wehrte sich<br />
vehement gegen diese Pläne.<br />
Dies wollten sich die Briten nicht gefallen lassen und<br />
erklärten den beiden Burenrepubliken 1899 den Krieg.<br />
Die Buren waren der militärischen Übermacht der Briten<br />
hoffnungslos unterlegen und mussten 1902 kapitulieren.<br />
Ganz Südafrika stand fortan unter britischer<br />
Oberhoheit.<br />
Paul Kruger<br />
Als Polizisten auf Kinder schossen: Am 16. Juni 1976<br />
gingen in der South Western Township (Soweto) von<br />
Johannesburg Zehntausende von Schülern auf die<br />
Straße. Auf einem Transparent forderten sie: „Schießt<br />
nicht. Wir kämpfen nicht.“ Kurz darauf eröffnete die<br />
Polizei das Feuer. 23 Schüler starben.<br />
Die wachsende Existenzangst eines großen Teils der<br />
weißen Bevölkerung führte in den folgenden Jahren<br />
zu einer immer schärferen Gesetzgebung gegenüber<br />
schwarzen und farbigen Bevölkerungsgruppen,<br />
die unter dem Schlagwort „Apartheid-Gesetze“ in<br />
die Geschichte eingingen. Trotz politischer und wirtschaftlicher<br />
Ächtung Südafrikas in den folgenden<br />
Jahrzehnten, werden diese Gesetze erst 1994 komplett<br />
abgeschafft.<br />
In diesem Jahr fanden die ersten freien Wahlen für<br />
alle Bewohner statt. Endlose Reihen von Menschen<br />
harrten stundenlang vor den Wahllokalen aus, um ihre<br />
Stimme abzugeben. Die Partei ANC (African National<br />
Congress) ging daraus als deutlicher Wahlsieger hervor.<br />
Die 1912 gegründete Partei war von 1960 bis 1990<br />
per Gesetz verboten und seit der Wahl im Jahr 1994<br />
stellt sie die Regierung in der Republik Südafrika.<br />
Nelson Rolihlahla Mandela wurde 1994 der erste<br />
schwarze Präsident Südafrikas. Aber schon vorher<br />
hatte er wichtigen Anteil an der Demokratieentwicklung<br />
in Südafrika und seiner Nachbarländer. Er gilt bis<br />
heute als Symbolfigur für Freiheit und Gerechtigkeit.<br />
Nach dem Motto „Der Kampf ist mein Leben“ setzte er<br />
sich erfolgreich für die Rechte der Schwarzen in Afrika<br />
und gegen die Apartheid ein.<br />
7
Im Kampf gegen die Rassentrennung in Afrika nahm<br />
der Bürgerrechtler Nelson Mandela alles in Kauf,<br />
auch drei Jahrzehnte in Gefangenschaft. Wieder auf<br />
freiem Fuß wurde er Südafrikas erster schwarzer Präsident<br />
und Held einer ganzen Nation.<br />
Sein Zitat: „Auch mit einer Umarmung kann man einen<br />
politischen Gegner bewegungsunfähig machen“<br />
Am 18. Juli 1918 wurde Rolihlahla (übersetzt „Unruhestifter“)<br />
in der Nähe von Mthatha, einer Stadt in Südafrika,<br />
geboren. Im Alter von 19 Jahren begann er zu<br />
studieren. Da seine Universität englischsprachig war,<br />
übersetzte man damals auch seinen Geburtsnamen:<br />
Rolihlahla hieß von nun an Nelson Mandela. Sein Interesse<br />
galt schon immer der Politik. So wollte Nelson<br />
Mandela sich für die Rechte der schwarzen Afrikaner<br />
einsetzen, die zu dieser Zeit gegenüber den Weißen<br />
stark benachteiligt waren.<br />
Die Universitätsleitung hatte ihn wegen politischer Aktivitäten<br />
ausgeschlossen und so arbeitete er eine Weile<br />
als Wachmann, Boxer und Rechtsberater. Per Fernstudium<br />
versuchte Nelson Mandela einen Abschluss in<br />
Jura zu erlangen, konnte aber auch diesen, aufgrund<br />
seiner politischen Aktivitäten nie erreichen.<br />
Mit den Wahlen im Jahre 1948 trat ein Ausnahmezustand<br />
in Südafrika ein. Die sogenannte „Apartheid“<br />
(übersetzt etwa „Absonderung“) schrieb eine strenge<br />
Rassentrennung vor. So durften Weiße und Schwarze<br />
an öffentlichen Orten nicht miteinander sprechen.<br />
Schwarze wurden ausgebeutet und vorwiegend für<br />
schwere Arbeiten eingesetzt. Zudem durften sie ohne<br />
Genehmigung nicht das Stadtzentrum betreten, geschweige<br />
denn die Stadt verlassen. Die meisten hatten<br />
nicht einmal Zugang zu Wasser und Strom.<br />
Nelson Mandela<br />
Mandela als Student<br />
Ein Jahr danach wurde Nelson Mandela zum ersten<br />
schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt.<br />
Er setzte neue Gesetze durch und machte somit der<br />
Apartheid ein Ende. Weiße und Schwarze waren nun<br />
endlich gleichberechtigt und Nelson Mandela ihr Held.<br />
Am 5. Dezember 2013 starb Nelson Mandela nach langer<br />
Krankheit in Südafrika im Alter von 95 Jahren an<br />
einer Lungenentzündung. Auch nach seinem Tod blieb<br />
der berühmte Friedensnobelpreisträger unvergessen.<br />
Ihm zu Ehren wird jedes Jahr am 18. Juli der „Internationale<br />
Nelson-Mandela-Tag“ gefeiert.<br />
Die 9m hohe Statue soll an die Versöhnung erinnern,<br />
die auf Initiative von Mandela wenigstens in den Gesetzestexten<br />
Eingang fand. Vor den historischen „Union<br />
Buildings“, in denen die Amtsräume der Regierung<br />
und des Präsidenten heute noch untergebracht sind,<br />
haben die für eine Umarmung geöffneten Hände mehr<br />
als nur symbolischen Charakter.<br />
Die Republik Südafrika hat 60 Millionen Einwohner, die<br />
Arbeitslosigkeit beträgt zur Zeit 47%, wobei es keine<br />
Kennzahlen für weiße Staatsbürger gibt. Auf Grund<br />
unseren Wahrnehmungen dürfte diese Zahl aber gering<br />
sein. Es gibt noch immer Gegenden, die nur Weißen<br />
vorbehalten sind. Die mit Stacheldraht und Wachdiensten<br />
abgegrenzten feudalen Wohngegenden sieht<br />
man in allen größeren Städten. Die „Townships“, in<br />
denen nach wie vor der Großteil der nicht-weißen Bevölkerungsgruppen<br />
lebt, besteht aus sehr schlichten<br />
Häusern, Baracken oder slumartigen Hütten.<br />
Mandela als Präsident<br />
Nelson Mandela begann, als Vorsitzender des afrikanischen<br />
Nationalkongresses „ANC-Jugendliga“ für<br />
die Rechte der schwarzen Afrikaner zu kämpfen. Wie<br />
Mahatma Gandhi es in Indien vorgemacht hatte, entwickelte<br />
auch Mandela ein Konzept vom friedlichen<br />
Protest. Seine Organisation wurde aber vom Staat verboten<br />
und Mandela durfte das Land nicht verlassen.<br />
Im Jahr 1964 wurde er verhaftet und wegen seiner politischen<br />
Aktivitäten zu einer lebenslangen Haftstrafe<br />
auf der gefürchteten Gefängnisinsel Robben Island<br />
verurteilt. Erst 1990, nach 26 Jahren Gefängnis, wurde<br />
Nelson Mandela mit Hilfe des afrikanischen Staatspräsidenten<br />
Frederik de Klerk freigelassen. Gemeinsam<br />
bekamen beide 1993 für ihren Kampf gegen die Rassentrennung<br />
den Friedensnobelpreis.<br />
Schlafzimmer<br />
Arbeitszimmer<br />
8<br />
9
Mit dem Sonnenaufgang<br />
erreichten wir Walvis<br />
Bay, die Walfischbucht<br />
und den<br />
zweitgrößten Hafen<br />
von Namibia.<br />
Eine vorgelagerte<br />
Sandbank schützt<br />
die Schiffe und dient gleichzeitig zahlreichen Vogelarten,<br />
darunter Flamingos und Pelikanen als Aufenthaltsort.<br />
Vor der Insel, auf der ein großer Leuchturm<br />
die Fahrtroute markiert tummeln sich Delphine, Wale<br />
und Südafrikanische Seebären. Die Bildmontage im<br />
<strong>Kreuzfahrt</strong>-Terminal weist auf die bunte Tierwelt im Atlantik<br />
hin, zeigt aber auch die Sanddünen, die knapp<br />
hinter der Küste Richtung Osten beginnen. Wir legten<br />
in einem Land voller Gegensätze an. Schade, dass wir<br />
nur 11 Stunden Zeit hatten!<br />
Mit über 800.000 km² ist das Land etwas doppelt so<br />
groß wie Deutschland. Am Beginn der Kolonisierung<br />
um 1880 bewohnten weniger als 200.000 Einheimische<br />
diese von Wüsten beherrschten Landstriche.<br />
Heute noch zählt Namibia mit 2,5 Einwohnern pro km²<br />
zu den am dünnstbesiedelten Ländern der Erde.<br />
Archäologische Auswertungen der Felsmalereien im<br />
Landesinneren beweisen eine Besiedelung bis 4000<br />
Jahre vor Christi Geburt. Allerdings war damals das<br />
Klima feuchter und daher für die Ureinwohner lebenswerter.<br />
Portugiesische Seefahrer gingen 1485 zu ersten<br />
Mal nördlich vom heutigen Swakopmund an Land.<br />
Das öde und scheinbar nutzlose Land fand bei den<br />
Portugiesen kein Interesse.<br />
Jahrhunderte später nahm Deutschland, auf Initiative<br />
des Bremer Kaufmanns Adolf Lüderitz, im Jahr 1884<br />
mit der Erklärung zum deutschen Schutzgebiet das<br />
Land als Kolonie in Besitz. In den folgenden 20 Jahren<br />
wurden dann große Teile des zentralen und südlichen<br />
Namibias nach und nach von deutschen Siedlern in<br />
Besitz genommen. Dieser Prozess wurde organisiert<br />
und unterstützt durch die 1885 gegründete Deutsche<br />
Kolonialgesellschaft für Südwestafrika. Diese holte<br />
Einwanderer aus Deutschland nach Namibia und verkaufte<br />
bzw. verpachtete große Teile des Landes südlich<br />
des 20. Breitengrads an diese Siedler als kommerzielle<br />
Farmen für großflächige Viehzucht.<br />
Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs griffen die Auseinandersetzungen<br />
zwischen den Alliierten und dem Deutschen<br />
Reich rasch auch auf Namibia über. Schon im<br />
Juli 1915 musste die zahlenmäßig unterlegene Deut-<br />
10<br />
sche Schutztruppe vor den, von Süden vorrückenden<br />
südafrikanischen Streitkräften kapitulieren. Nach Ende<br />
des Ersten Weltkriegs wurde „Deutsch-Südwestafrika“<br />
durch den Versailler Vertrag von 1919 zunächst Mandatsgebiet<br />
des Völkerbundes, bevor der Völkerbund<br />
1921 Südafrika die Verwaltung Namibias als Treuhandgebiet<br />
übertrug.<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte sich auch<br />
in Namibia in der einheimischen Bevölkerung ein immer<br />
stärkeres Nationalbewusstsein sowie das Streben<br />
nach Unabhängigkeit. Insbesondere wurde die Abschaffung<br />
der von Südafrika eingeführten Apartheidsgesetze<br />
verlangt, die nicht-weiße Namibier massiv benachteiligten<br />
und zu Menschen 2. Klasse degradierten.<br />
Es dauerte jedoch bis 1990, dass Namibia vollkommen<br />
unabhängig wurde. Viele Unabhängikeitskriege mussten<br />
geführt werden und die einstige Befreieungsbewegung<br />
SWAPO bildet heute die politische Macht in<br />
Regierung, Verwaltung und Exekutive.<br />
Die Regierung umfasst 25 Ministerien bei 2,2 Mill.<br />
Einwohnern und wird von den Mehrheiten im Parlament<br />
bestimmt. Der Staats-Präsident wird direkt vom<br />
Volk gewählt und hat sehr weitreichende exekutive<br />
Vollmachten.<br />
D<br />
irekt am Hafen wurden wir mit einem einheimischen<br />
Fahrer und seinen VW-Golf für eine 200 km<br />
Rundfahrt handelsein. Die Überlandstraßen sind spärlich<br />
frequentiert, trotzdem wird das 100km/h Limit eingehalten.<br />
Unterwegs einige Stops um Springböcke zu<br />
fotografieren. Diese Tiere verdanken ihren Namen dem<br />
besonderen Fluchtverhalten. Sie springen aus dem<br />
Stand bis zu 3m in die Höhe und erst dann beginnen<br />
sie zu flüchten. Unser Ziel waren die berühmten Wanderdünen.<br />
11
Die Sanddünen bestehen aus buntem reinem Quarzsand<br />
und schimmern in den unterschiedlichsten<br />
Rot-Orange-Tönen. Diese Farbe wird durch das Eisenoxid<br />
im Sand hervorgerufen. Je intensiver das Rot einer<br />
Düne, desto älter ist sie. Die Namibia Sanddünen sind<br />
nicht statisch, sondern verändern sich durch den Wind<br />
ständig. Während sich der Luvseite der Düne ständig<br />
durch den Wind neuer Sand ablagert, rutscht der Sand<br />
an der Leeseite des Dünenkamms ab, die windabgewandte<br />
Dünenseite ist daher immer die steilere.<br />
Zunächst wurde ein 325m langer Landungssteg aus<br />
Holz gebaut, der später durch einen aus Eisen ersetzt<br />
wurde. Die gesamte Versorgung der Kolonie wurde<br />
über Swakopmund abgewickelt. Der renovierte Landungssteg<br />
ist heute, neben der Strandpromenade, ein<br />
beliebter Treffpunkt. 2010 wurden am Beginn des Steges<br />
eine Austernbar und eine Tauchschule errichtet.<br />
Swakopmund<br />
Mit Sand in den Schuhen ging es weiter nach Swakopmund.<br />
Während der Kolonialzeit wurde diese<br />
Küstenstadt von den deutschen Siedlern erbaut. Sie<br />
liegt zwischen Dünen und Wüste in der Nähe der Mündung<br />
des Flusses Swakop.<br />
Heute leben 34.000 Bewohner in der Stadt, die sehr<br />
stark vom Tourismus profitiert. In den Monaten Dezember<br />
und Jänner ist die Hotellerie nahezu ausgebucht.<br />
Das milde Klima lässt auch viele Menschen aus Südafrika<br />
ihren Ruhestand hier verbringen. Das Meer lädt<br />
nicht gerade zum Schwimmen ein, da durch eine kalte<br />
Meeresströmung aus der Antarktis die Wassertemperatur<br />
nicht über 20° C steigt.<br />
Während der Kolonialzeit hatte Swakopmund eine sehr<br />
große Bedeutung als Hafen, obwohl die Bedingungen<br />
alles andere als günstig dazu waren, da die Küstengewässer<br />
viel zu flach waren, es fehlte eine geschützte<br />
Bucht und die Brandung war zu stark. Der Hafen von<br />
Lüderitz war zu weit entfernt und die nahe Walfish Bay<br />
war damals in englischem Besitz. Da die Landung von<br />
Siedlern und Schutztruppen mit Brandungsbooten ein<br />
lebensgefährliches Unterfangen war, wurde unter hohen<br />
Kosten ein künstlicher Hafen angelegt.<br />
12<br />
13
Kelp gehört zur Braun-Algenfamilie und wir finden<br />
große Vorkommen rund um die Südspitze des Afrikanischen<br />
Kontinents. Unzählige Fische genießen<br />
die sicheren Verstecke zwischen den, bis zu 30m langen<br />
pflanzenähnlichen Gewächsen. Durch den hohen<br />
Jodgehalt werden die Algen auch in der Medizin bei<br />
Schilddrüsen-Erkrankungen eingesetzt.<br />
Die Mischung aus deutschkolonialistischem Flair<br />
und einem Hauch Afrika macht Swakopmund zu<br />
einem außergewöhnlichen Ort. Das Zentrum kann<br />
man leicht zu Fuß erkunden, Parkplätze mit ‚Aufpassern<br />
für das Fahrzeug‘ gibt es überall, Trinkgeld ist<br />
obligat. Deutschsprachige Straßennamen und Geschäftsschilder<br />
erinnern an den Beginn des vorigen<br />
Jahrhunderts. Auffallend ist die Sauberkeit, die wir<br />
von unseren bisherigen afrikanischen Besuchspunkten<br />
nicht gewohnt waren. Das führen wir auf die deutschen<br />
Gene zurück. Fast 80% der Einwohner sprechen<br />
Das Kaiserliche Bezirksgericht mit dem Aussehen einer Festung<br />
wurde 1902 erbaut. Das Gebäude diente jahrzehntelang als<br />
Sommerresidenz für hochrangige Regierungsbeamte. Der in das<br />
Mauerwerk integrierte 21m hohe Leuchtturm nahm seinen Betrieb<br />
im Jahr 1910 auf.<br />
heute noch deutsch. Außerhalb der Bezirksgrenzen<br />
von Swakopmund ist das Land von den ursprünglichen<br />
zwölf Volksgruppen bewohnt. Jede dieser Gruppen hat<br />
eine eigene Geschichte, Sprache und Kultur. Als Folge<br />
der jahrelangen Zugehörigkeit zu Südafrika und deren<br />
Apartheid Politik gibt es noch immer eine große Gruppe<br />
von Homeland Bewohnern, die in Baracken ihr bescheidenes<br />
Dasein fristen.<br />
14<br />
15
Es gab ein großes Angebot an Beförderungsmittel.<br />
Autos fahren links, als Reminiszenz an die langjährige<br />
Anbindung zur Südafrikanischen Union, später Republik<br />
Südafrika. Die Verbesserung der Transportwege<br />
wurde schon 1902 mit der ersten deutsch-südwestafrikanischen<br />
Eisenbahnlinie zwischen Swakopmund und<br />
Windhoek vorangetrieben. Diese Schmalspurbahn verkehrt<br />
heute schon ab Walfish Bay über Swakopmund<br />
nach Windhoek.<br />
Am späten Nachmittag erreichten wir wieder den<br />
<strong>Kreuzfahrt</strong>hafen in Walvis Bay und gingen an<br />
Bord. 6 Tage „Erholung auf See“ lag vor uns. Obwohl<br />
das Animationsteam viele Aktivitäten anbot, der Poolbereich<br />
zum Baden lockte und am Anfang das Speisenangebot<br />
noch recht passabel war, fehlte uns eine<br />
Balkonkabine sehr. Es gab aber auf diesem Schiff fast<br />
nur Innen- und Außenkabinen.<br />
Äquator-Taufe<br />
Die Äquator Taufe ist ein weltweit übliches Ritual<br />
von Seeleuten, wenn ein Besatzungsmitglied<br />
oder ein Passagier zum ersten Mal auf See den Äquator<br />
überquert. Sie ist jedoch keine Taufe im religiösen<br />
Sinn. Der Brauch hat seinen Ursprung in der Zeit der<br />
Entdeckungsreisen der Portugiesen, die beim Überschreiten<br />
des gefürchteten Äquators ihren Mut und<br />
ihre Gläubigkeit durch eine Taufe bekräftigen wollten.<br />
Der Täufling wird von einem verkleideten Neptun<br />
„gereinigt“, erhält einen see- oder wetterbezogenen<br />
Scherznamen und bekommt eine Urkunde verliehen.<br />
Während der Reinigung wird der Täufling mit Mehl,<br />
Rasierschaum und anderen Ingredienzien eingeseift.<br />
Manchmal wird auch Alkohol verabreicht. Danach<br />
wird der Täufling gebadet und gereinigt. In der Berufsschifffahrt<br />
ist die Äquatortaufe heute nur noch<br />
selten anzutreffen, aber bei den Kreuzfahrern ist<br />
das ein willkommener Spektakel. Das früher oft<br />
brutale und erniedrigende Ritual dient heutzutage<br />
einfach nur der Unterhaltung.<br />
16<br />
17
D<br />
ie Reinigungscrew musste eine Sonderschicht<br />
einlegen, damit der Poolbereich den Sauberkeitsvorgaben<br />
an Bord gerecht wurde. Auch an diesem<br />
Abend gab es eine Veranstaltung im Theater.<br />
Mit einem Liederzyklus verabschiedeten sich einige<br />
Künstler, da sie am nächsten Tag in Dakar von Bord<br />
gingen. Das Theater war<br />
gut besucht, dafür gab<br />
es im Buffet-Restaurant<br />
genug Platz.<br />
18<br />
19
Dakar<br />
Am nächste Morgen erreichten wir die Hafenstadt<br />
Dakar. Die Hauptstadt von Senegal beherbergt<br />
mehr als 1,2 Mill. Einwohner und liegt am westlichsten<br />
Punkt des Afrikanischen Kontinents auf einer Halbinsel.<br />
Im Jahre 1444 entdeckten portugiesische Seefahrer die<br />
Halbinsel Cabo Verde und erster europäischer Stützpunkt<br />
wurde die Insel Gorée in der Bucht von Dakar.<br />
W<br />
enn auch das Fahrzeug nicht unbedingt europäischen<br />
Normen entsprach, so hatten wir mit<br />
unseren Fahrer einen guten Griff getan. Es brachte uns<br />
zu allen Sehenswürdigkeiten und seine Erklärungen<br />
waren zwar in französisch, aber durchaus verständlich<br />
und ausführlich. Der erste Stopp war beim Marché<br />
Kermel. Die Kermel Markthalle liegt sehr zentral und<br />
dient der Bevölkerung als Nahversorgungseinrichtung.<br />
Europäer würden dort eher nicht einkaufen. Mit seinem<br />
schmiedeeisernen Eingangstor und seinem maurischen<br />
Dekor gilt das Gebäude als eine touristische<br />
Attraktion. 1993 ist die Markthalle bis auf die Außenmauern<br />
abgebrannt. Damals hieß es, ein Blitz habe in<br />
die elektrische Anlage eingeschlagen. Der Markt wurde<br />
nach den Originalplänen wieder aufgebaut.<br />
Zwischen 1580 und 1814 wechselte die Insel fünfzehnmal<br />
den Besitzer: Niederländer, Franzosen und Briten<br />
wechselten sich ab.<br />
Die Stadt Dakar entstand rund um ein französisches<br />
Fort. Sie wurde 1857 gegründet, später Flottenstützpunkt<br />
und dann Hauptstadt der Kolonie Französisch-<br />
Westafrika.<br />
Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert wurden über Dakar<br />
Sklaven nach Nord- und Südamerika, sowie nach Europa<br />
verschifft. In zwei Stufen entließ Frankreich das<br />
Land schließlich in die Unabhängigkeit. 1958 erhielt es<br />
weitgehende Autonomie innerhalb der französischen<br />
Gemeinschaft. Im „afrikanischen Jahr“ 1960 wurde Senegal,<br />
wie fast alle französischen Kolonien, unabhängig.<br />
Das allgemeine Wahlrecht wurde bestätigt.<br />
Dakar hatte 1947 rund 135.000 Einwohner, heute sind<br />
es über 1,2 Millionen.<br />
Schon beim Einlaufen in den <strong>Kreuzfahrt</strong>hafen fiel<br />
uns die lange Kolonne der Ausflugsbusse auf. Wir<br />
beeilten uns von Bord zu kommen, da die Hafenzeit mit<br />
9 Stunden für eine Stadtbesichtigung ohnedies kurz<br />
bemessen war. So waren wir auch bei der Auswahl<br />
unseres Taxis nicht sehr wählerisch.<br />
20<br />
21
Im Sandaga, dem belebten Straßenmarkt, konnten wir mit hartem<br />
Verhandlungsgeschick ein paar Souvenirs ergattern. Bei den vielen<br />
Verkaufsständen erhielt man schnell einen Einblick in die sehr<br />
lebendige Kunstszene der Stadt. Handeln gehört immer und überall,<br />
nicht nur hier, zum Marktalltag. Wer den zuerst genannten Verkaufspreis<br />
nicht unterbietet und zwar um mindestens 50 %, dem<br />
ist nicht zu helfen!<br />
Der Spiegel schreibt in seiner<br />
Ausgabe vom 08.03.2021:<br />
Proteste gegen Präsident<br />
Macky Sall<br />
Nach der Festnahme eines wichtigen<br />
Oppositionellen erschüttern<br />
schwere Unruhen den Senegal.<br />
Enttäuschung über den<br />
Präsidenten macht sich breit,<br />
vor allem die Jugend fordert<br />
Veränderungen. Lange galt der<br />
Senegal als eine der stabilsten<br />
Demokratien Westafrikas und<br />
die Wirtschaft wuchs. Dass der<br />
Zorn der Jugend jetzt so in Gewalt<br />
umschlägt, zeigt die Enttäuschung<br />
in der Bevölkerung über<br />
die Politik. Macky Sall hatte 2012<br />
den greisen Abdoulaye Wade<br />
abgelöst und war mit dem Versprechen<br />
angetreten, der Wirtschaft<br />
zum Aufschwung zu verhelfen<br />
und Vetternwirtschaft und<br />
Korruption zu beenden. Doch<br />
fast zehn Jahre später leidet das<br />
Land noch immer unter massiver<br />
Jugendarbeitslosigkeit, Tausende<br />
sehen keine Perspektive und<br />
entschließen sich zur Migration.<br />
S<br />
enegal ist ein Land zwischen<br />
Moderne und alten Traditionen,<br />
aber auch ein Land mit<br />
gewaltigen wirtschaftlichen Problemen.<br />
Es ist, aus der Sicht der<br />
Jugend verständlich, dass sie<br />
den tristen Zukunftsperspektiven<br />
den Rücken kehren und ihr Heil<br />
in Europa suchen. Wenn man<br />
hört, dass der ehemalige Präsident<br />
Abdoulaye Wade 35% Gewinnbeteiligung<br />
von dem Projekt<br />
African Renaissance Monument<br />
einsackt, dass der Staat, also<br />
das Volk finanziert hat, kommt<br />
ein kritischer Tourist ganz schön<br />
ins grübeln! Laut einem Bericht<br />
aus dem Jahr 2013 wurde dem<br />
Sohn Karim Wade vorgeworfen,<br />
als Regierungsberater während<br />
der Amtszeit seines Vaters ein<br />
Vermögen von umgerechnet 1,38<br />
Milliarden Dollar angehäuft zu<br />
haben. Dieser Betrag entspricht<br />
mehr als ein Viertel des gesamten<br />
jährlichen Staatshaushaltes<br />
von Senegal. Die EU unterstützt<br />
Senegal mit über 200 Mill. € pro<br />
Jahr.<br />
Der Präsidentenpalast wird umgangssprachlich auch<br />
das “Weiße Haus von Dakar” genannt. Die Straße vor<br />
dem Palast ist normalerweise gesperrt, aber unser Fahrer<br />
22<br />
und ein kleines Trinkgeld machten den Weg frei. Der amtierende<br />
Präsident ist der 60-Jährige Macky Sall, dessen<br />
zweite Amtszeit 2022 zu Ende geht.<br />
23
Moschee von Reubeuss<br />
Moschee von Ouakam<br />
Das Außenministerium und das Wirtschaftsministerium<br />
sind in Gebäuden untergebracht, die noch aus<br />
der Kolonialzeit der Franzosen stammen. Von 1895 bis<br />
1960 wehte die französische Trikolore von den Dächern<br />
von Französisch-Westafrika.<br />
Kathedrale<br />
Der älteste Leuchtturm von Senegal,<br />
der im Zentrum des alten<br />
Forts steht, ist schon länger außer<br />
Betrieb. Er wurde vom modernen<br />
Stützpunkt der Marine, direkt an<br />
der Küste abgelöst.<br />
Der Afrikanische Affenbrotbaum<br />
wird bis zu 400 Jahre alt und ist<br />
auch in Dakar so bedeutend, dass<br />
sich die Straßenführung nach den<br />
Bäumen richtet.<br />
Senegal ist ein islamisch dominiertes Land. 90% der<br />
Einwohner bekennen sich zum sunnitischen Islam.<br />
Eine Besonderheit des senegalesischen Islam ist, dass<br />
fast jeder Gläubige Mitglied einer Bruderschaft ist.<br />
24<br />
Das Christentum gelangte bereits mit der Ankunft der<br />
ersten portugiesischen Entdecker in den Senegal. Die<br />
christliche Gemeinschaft stellt eine kleine Minderheit<br />
dar und manifestiert sich in der Kathedrale, die 1936 geweiht<br />
wurde.<br />
25
Das African Renaissance Monument ist mit 49m<br />
die höchste Statue des Kontinents. Die Eröffnung<br />
fand zum 50. Jahrestages der Unabhängigkeit<br />
Senegals im Jahre 2010 statt. In vier Jahren wurde<br />
das Monument von einem nordkoreanischen Bauunternehmen<br />
errichtet. Die Figuren bestehen aus<br />
3cm dicken gegossenen Bronzeplatten. Sie sollten<br />
ein Symbol für die Unabhängigkeit und Zukunft<br />
Senegals sein. Die Bevölkerung kritisierte das<br />
27 Millionen US-Dollar teure Projekt von Beginn<br />
an, obwohl der Architekt ein Landsmann war und<br />
schon viele Projekte in Senegal verwirklichte. Die<br />
Kritiken meinen, dass das Denkmal stark an den stalinistischen<br />
Stil erinnere und die Gesichtszüge der<br />
Familiengruppe kaum afrikanisch seien. Die senegalesische<br />
Hauptreligion ist der Islam, deshalb<br />
verurteilen einige Imame die halbnackte<br />
Darstellung von Mann und Frau. Die<br />
Idee zum Bau stammt vom ehemaligen<br />
Präsidenten des Senegal, Abdoulaye<br />
Wade. Er sicherte durch seinem Anspruch<br />
auf das geistige Eigentum am<br />
Denkmal 35 Prozent der Einnahmen.<br />
A<br />
m späten Nachmittag gingen wir wieder<br />
an Bord und konnten nach dem Ablegen<br />
einen Blick auf Gorèe werfen. Die Insel galt<br />
lange als Symbol für die Verschleppung von<br />
Sklaven über den Atlantik. Bis 1996 wurden<br />
schauerliche Führungen durch das sogenannte<br />
Sklavenhaus gemacht. Wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse haben das aber widerlegt.<br />
Insel Gorée<br />
26<br />
27
Vor der Küste war ein französischer Hubschrauberträger<br />
der Mistral Klasse stationiert. Damit<br />
wird die Zusammenarbeit mit der ehemaligen Kolonie<br />
kundgetan. Das Flugdeck ist 6400 m² groß und verfügt<br />
über sechs Landepunkte für Bordhubschrauber.<br />
Bis zu 16 Helikopter finden im Hangardeck Platz und<br />
werden mit Aufzügen auf das Startdeck gehoben. Das<br />
Welldeck (knapp über der Wasseroberfläche am Heck)<br />
kann bis zu vier Landungsboote aufnehmen und im<br />
Laderaum für Fahrzeuge kann ein ganzes Bataillon mit<br />
ihren Fahrzeugen untergebracht werden.<br />
Pünktlich um 18:00 Ortszeit konnten wir den Sonnenuntergang<br />
bewundern, der durch den Wüstensand<br />
ein fast kitschiges Farbenspiel widerspiegelt.<br />
Zwei Tage „Erholung auf See“ lagen vor uns ehe wir in<br />
spanisches Hoheitsgewässer einliefen. Der Hafen Las<br />
Palmas auf der drittgrößten Kanarischen Insel Gran<br />
Canaria war das Ziel. Unser Schiff beherbergte inklusive<br />
Besatzung ca. 2800 Menschen und wir kamen, zum<br />
Unterschied von Kapitän Juan Rejon in friedlicher Absicht.<br />
Die katholischen Könige von Spanien, die schon<br />
lange auf die Eroberung der Kanaren gewartet haben,<br />
schickten ihn 1478 mit ca. 600 Mann um die Insel einzunehmen.<br />
Die Spanier gründeten ein Militärlager im<br />
heutigen Stadtviertel Vegueta. So entstand der Grundstein<br />
der späteren Hauptstadt von Gran Canaria.<br />
Casa de Colón<br />
Kathedrale Santa Ana.<br />
Gran Canaria<br />
Wir nutzten die 10 Stunden Aufenthalt und erkundeten<br />
einen Teil der Insel mit einem Mietwagen<br />
den wir direkt am Hafen erhielten. Die Nähe zum<br />
Äquator beeinflusst das milde und fruchtbare Klima,<br />
das wegen seiner landschaftlichen Vielfalt auch „Miniaturkontinent“<br />
genannt wird.<br />
Unweit vom <strong>Kreuzfahrt</strong>terminal, im südlichen Teil der<br />
Inselhauptstadt findet sich die Altstadt Vegueta. An<br />
seinen Plätzen reihen sich historische Gebäude wie<br />
das Casa de Colón oder die Kathedrale Santa Ana.<br />
Der Stadtkern ging in die spanische Geschichte ein.<br />
Das Viertel spielte eine wichtige Rolle in der Zeit, als<br />
der amerikanische Kontinent entdeckt wurde. 1492<br />
ging Christoph Kolumbus auf seiner ersten Reise<br />
nach Amerika vor Gran Canaria vor Anker. Das Ruderrad<br />
der Pinta, eine seiner drei Karavellen, war gebrochen<br />
und musste repariert werden. Es wird angenommen,<br />
dass er im Haus des Gouverneurs (Casa de<br />
Colón ) wohnte.<br />
28<br />
29
Der Ausflug in das Landesinnere offenbarte erst die<br />
Schönheit der Insel. Der Naturpark Bandama war<br />
unser Ziel. Viele Gran Canaria Urlauber kennen nur den<br />
Strand und die Poolbar und wissen nicht, was ihnen<br />
entgeht. Unzählige Vulkankrater säumen den Weg zur<br />
höchsten Erhebung der Insel. Mit dem Blick auf Las<br />
Palmas wird man für das mühsame Lenken durch die<br />
vielen Serpentinen belohnt.<br />
Die vulkanische Tätigkeit, die zur Entstehung der<br />
fruchtbaren Landschaft im Inneren der Insel führte, erlosch<br />
vor 120.000 Jahren. Seismologische Bewegungen<br />
sind aber bis heute in Form von geringfügigen Beben<br />
aus großer Tiefe zu spüren.<br />
Die Geschichte der Kanaren beginnt mit deren Entstehung<br />
durch unterseeischen Vulkanismus, der insgesamt<br />
über 36 Millionen Jahre andauerte. Dieser<br />
Zeitraum kann anhand der unterschiedlichen Gesteinsschichten<br />
nachgewiesen werden. Die Inseln sind<br />
durch die Vulkantätigkeit aus dem Meer gewachsen.<br />
Die älteste der Inseln, die vor 22 Millionen Jahren entstanden<br />
ist, zeigt sich mit Fuerteventura, gefolgt von<br />
Lanzarote, Gran Canaria, La Gomera und Teneriffa. La<br />
Palma und El Hierro sind die jüngsten Inseln. Dabei lag<br />
die Zeitspanne zwischen der Entstehung der verschiedenen<br />
Inseln immer Millionen Jahre auseinander.<br />
Bevor die Kanarischen Inseln überhaupt entdeckt waren,<br />
haben sie zu Legenden in der Antike geführt. Sie<br />
waren unbekanntes und sagenumwobenes Land, das<br />
vor der afrikanischen Küste lag und boten die ideale<br />
Grundlage für interessante Orte der griechischen Götterabenteuer.<br />
Auch das versunkene Atlantis wurde mit<br />
den Kanaren gleichgesetzt. Erste Annäherungen an<br />
die Geschichte der kanarischen Inseln finden sich mit<br />
historischen Aufzeichnungen der karthagischen und<br />
griechischen Seefahrer und Geographen in der Zeit<br />
des 5. Jahrhunderts v. Chr.<br />
Als Ureinwohner der Kanaren gelten die Guanchen.<br />
Vereinzelte Zuwanderungen wurden schon etwa 3.000<br />
v. Chr. nachgewiesen. Ein deutlicherer Zustrom der<br />
Menschen mit berberischer Abstammung aus Nordafrika<br />
erfolgte ab 500 v. Chr. auf die Inseln. Die damalige<br />
Lebensart wird, aufgrund der archäologischen Fundstücke,<br />
mit denen der Steinzeitmenschen verglichen.<br />
Bis in das 15. Jahrhundert hinein führten die Altkanarier<br />
ein beschauliches und weitestgehend friedvolles<br />
Leben, die Zahl der Guanchen auf den Kanaren lag zu<br />
dieser Zeit bei etwa 60.000. Dies änderte sich, als die<br />
Spanier von den Inseln Besitz ergriffen und die Ureinwohner<br />
sukzessive ausrotteten.<br />
30<br />
Auch im Gemeindegebiet von Santa Lucia gab es<br />
schon vor der spanischen Eroberung einige Siedlungen<br />
der Ureinwohner. Die letzten Einheimischen<br />
zogen sich vor den spanischen Truppen in ein Gebiet,<br />
südöstlich der Insel zurück. In der so genannten Festung<br />
von Ansite, einem Felsen der auf fast allen Seiten<br />
senkrecht einige Hundert Meter herausragt verteidigten<br />
sich die letzten Übriggebliebenen. Diese wurden<br />
aber von den spanischen Truppen ausgehungert und<br />
mussten sich schlussendlich ergeben. Die Anführer<br />
stürzten sich, der Sage nach, von den Felsen um nicht<br />
in die Hände der Spanier zu fallen.<br />
Nach der Eroberung wurde das Land verteilt und man<br />
ging daran das Land zu bebauen. Als erstes, wie überall<br />
auf Gran Canaria, wurde in den Ebenen Zuckerrohr<br />
angebaut. Die Zuckerindustrie brachte bis Ende des<br />
16. Jahrhunderts Reichtum ins Gebiet.<br />
Santa Lucia wurde 1815 gegründet. Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts wurden hier in großen Stil Tomaten gezüchtet.<br />
Das ging so weit, dass praktisch auf alle Flächen<br />
angebaut wurde und die Gegend zum wichtigsten<br />
Tomatenanbaugebiet auf Gran Canaria wurde.<br />
Die Iglesia de Santa Lucia wurde 1905 gebaut<br />
und mit ihrer<br />
imposanten Kuppel<br />
ähnelt die Kirche einer Moschee.<br />
Erst beim Anblick<br />
der Fassade und<br />
im Innenraum kann man die<br />
Glaubens- richtung richtig<br />
zuordnen.<br />
Die neu gestalteten Kirchenfenster zeigen Szenen aus<br />
der Zeit der spanischen Eroberung.<br />
D<br />
ie Skulptur „Großmutter mit Enkelin“ vor der Kirche<br />
wurde 2011 vom kanarischen Bildhauer Victor<br />
Navarro Guedes geschaffen. Mit dieser Skulptur ehrt<br />
die Stadtgemeinde Santa Lucia die Großmütter, Erzählerinnen<br />
der Weisheiten und Geschichten, sowie<br />
Mittelpunkt der Familien.<br />
(Freie Übersetzung der Gedenktafel)<br />
31
Nach der Rundfahrt beendeten wir den schönen<br />
Tag in Las Palmas. Die Hauptstadt der Insel ist vor<br />
Santa Cruz auf der Insel Teneriffa die einwohnerstärkste<br />
Kommune der Kanarischen Inseln. Ein natürliches<br />
Riff schützt den Strand direkt vor der Stadt und nur etwas<br />
außerhalb kommen die Surfer auf ihre Rechnung.<br />
Der Name Las Palmas bedeutet aus dem Spanischen<br />
übersetzt „die Palmen“. Dieser Name entstand bereits<br />
bei der Gründung der ersten Siedlung im Jahr 1478. Der<br />
Ort wurde „Vegueta“ (übersetzt „die Wiese“) genannt.<br />
Da diese Wiese von Palmen umgeben war, entstand<br />
der Name Las Palmas de Gran Canaria.<br />
Der Mercado de Vegueta ist der bekannteste und älteste<br />
Markt in Las Palmas. Er findet in einer Art Halle<br />
statt, in der sich verschiedene Gassen durch die kleinen<br />
Verkaufsstände ziehen. Hier versorgen sich die<br />
Einheimischen mit frischen Produkten aus dem Meer<br />
und von den Bauern der Umgebung.<br />
In den Seitengängen waren Fliesenbilder zu bewundern.<br />
Diese Technik stammt eigentlich aus Portugal<br />
und wurde dort zur Perfektion entwickelt. Es ist anzunehmen,<br />
dass Handwerker aus diesem Land hier tätig<br />
waren.<br />
Die Kathedrale Santa<br />
Ana ist die größte Kirche<br />
des Kanarischen Archipels.<br />
Mit ihrem Bau wurde<br />
bereits im Jahr 1497<br />
begonnen. Bis zur Fertigstellung<br />
dauerte es dann<br />
über 400 Jahre.<br />
Daher vereinen sich<br />
in der Kirche verschiedene<br />
Baustile.<br />
32<br />
33
Nach dem Ablegen konnten wir während des Sonnenuntergangs<br />
noch einmal einen Blick auf Las<br />
Palmas werfen. Ein erlebnisreicher Tag ging zu Ende.<br />
Das Schiff nahm wieder Kurs auf die afrikanische Küste.<br />
Casablanca in Marokko war das Ziel, aber vorher<br />
war noch „Erholung auf See“ am Programm. Die Crew<br />
bemühte sich mit Obst- und Gemüseschnitz-Vorführungen<br />
sowie mit Biergartenromantik die aufkommende<br />
Langeweile zu bekämpfen.<br />
Am Abend gab es im Theater einen Vortrag über<br />
die Schiffstechnik, da die neuen Showkünstler erst<br />
wieder in Civitavecchia zustiegen. Dementsprechend<br />
leer war das Theater und da half auch nicht, dass der<br />
Hoteldirektor die Bingo-Verlosung dort abhielt.<br />
Der Vortrag war für technisch Interessierte annehmbar.<br />
Wir erfuhren, dass die gesamte Energie des Schiffes<br />
durch fünf Diesel-Generatoren mit insgesamt 68<br />
MW (92.500 PS) erzeugt werden. Der Antrieb mit zwei<br />
Schiffsschrauben erfolgt mittels Elektromotoren in den<br />
um nahezu 360° drehbaren Außenborderteil mit dem<br />
Propeller. Das Schiff hat kein Ruder im herkömmlichen<br />
Sinn, sondern wird durch Drehen der Außenborderteile<br />
gelenkt. Das erfolgt durch starke Elektromotore, die<br />
vom Steuermann bedient werden. Übrigens, das Steuerrad<br />
ist kein Rad mehr, sondern ein Joystick.<br />
Täglich wurden 800 bis 1200 m³ sauberes Süß-Wasser<br />
an Bord mit zwei Methoden erzeugt:<br />
1. Die ältere ist die Wassererzeugung durch Verdampfen.<br />
Das Seewasser verdampft und der Dampf wird anschließend<br />
wieder kondensiert. Damit die Beheizung<br />
mit der Abwärme des Motorkühlwassers erfolgen kann,<br />
wird die Verdampfung bei Unterdruck durchgeführt.<br />
Der Dampf wird auch für die Beheizung der Kabinen<br />
und Warmwasseraufbereitung verwendet. Es kommen<br />
auch Filter- und Entkeimungsanlagen zum Einsatz.<br />
2. Da auf Passagierschiffen der Trinkwasserverbrauch<br />
sehr hoch ist, werden oft leistungsfähige Umkehrosmoseanlagen<br />
eingesetzt. Eine Pumpe erzeugt den notwendigen<br />
Druck auf das salzige Meerwasser, um die<br />
reinen Wassermoleküle durch das Membran zu pumpen.<br />
Die gelösten Salze, Kalk und organischen Bestandteile<br />
werden aufgrund ihrer Größe vom Membran<br />
gefiltert und mit der Druckumkehr ausgespült.<br />
34<br />
Sauerkraut<br />
Schweinsripperl Puttenwürstel<br />
Toastschinken / gemischtes<br />
Undefinierbares<br />
Der angegebene Lebensmittelverbrauch pro Woche<br />
traf auf unserem Schiff sicher nicht zu. In meinem abschließenden<br />
Statement werde ich noch näher darauf<br />
eingehen.<br />
35
Casablanca bedeutet auf Deutsch „Das<br />
Weiße Haus“ und ist die größte<br />
Stadt Marokkos. Sie liegt südlich der<br />
Hauptstadt Rabat direkt an der Atlantikküste.<br />
Es leben in der Region über<br />
7,2 Millionen Menschen und damit<br />
gehört die Region Casablanca zu den<br />
dicht besiedelten Gebieten des Landes.<br />
Die Großstadt ist das wichtigste Handelsund<br />
Industriezentrum Marokkos und gleichzeitig<br />
der größte Hafen Nordafrikas.<br />
Casablanca wurde von den Karthagern gegründet und<br />
hieß damals noch Anfa. In Laufe der Jahrhunderte gab<br />
es wechselnde Herrscherverhältnisse in dieser Gegend.<br />
Muslimische Berber-Dynastien gründeten einen<br />
wichtigen Umschlagplatz für Getreide. Solange das zu<br />
ihrem Vorteil geschah, duldeten die Clans aber auch<br />
Piraten Stützpunkte in den geschützten Buchten von<br />
Anfa. Die Portugiesen, denen die Piraten öfters ihre<br />
Handelsschiffe aufbrachten, versuchten wiederholt die<br />
Stadt einzunehmen. Erst im Jahr 1575 wurde die Stadt<br />
von Don Ferdinands besetzt und erhielt den Namen<br />
Casa Branca. 180 Jahre lang beherrschten die portugiesischen<br />
Seefahrer dieses Gebiet, bis ein starkes<br />
Erdbeben die Stadt verwüstete und die Besetzer abzogen.<br />
Im Laufe einiger Jahrzehnte baute der Berber-Sultan<br />
Muhammad bin Abdallah die Infrastruktur wieder<br />
auf. Er versah die Stadt mit einer theologischen Schule,<br />
öffentlichen Bädern und einer Moschee. Gegen Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts schließlich ließen sich spanische<br />
Händler in der Stadt nieder und nannten sie Casablanca.<br />
Die Einwohnerzahl wuchs im Jahr 1900 auf 20.000.<br />
Die Moschee Hassan II wurde anlässlich des 60. Geburtstags<br />
des alten marokkanischen Königs Hassan II.<br />
im Jahr 1993 eröffnet. Sie ist die fünftgrößte Moschee<br />
der Welt und bietet Platz für 25.000 Personen.<br />
Das Minarett ist mit 210 Metern Höhe<br />
das höchste religiöse Bauwerk in Afrika.<br />
Die nach dem Vater des heutigen Königs<br />
Mohamed VI. benannte Moschee war von<br />
Anfang an umstritten. Zuerst war die Begeisterung<br />
groß, für den König ein solches<br />
Bauwerk zu errichten, aber die Kosten liefen<br />
den Erbauern davon. Es kam soweit,<br />
dass sogar eine Steuer für die Finanzierung<br />
eingehoben wurde. 25.000 Arbeiter<br />
und 10.000 Handwerker arbeiteten sechs<br />
Jahre lang an der Fertigstellung.<br />
36<br />
Casablanca<br />
Der ganze Komplex wurde von einem französischen<br />
Architektenteam geplant und erstreckt sich über<br />
90.000 m². Der Standtort in unmittelbarer Nähe zur<br />
Atlantikküste auf einer kleinen Anhöhe, sowie in einer<br />
Linie zwischen Hafen und Leuchtturm erlaubten eine<br />
Realisierung mit besonderen Perspektiven. Die Gebetshalle<br />
hat eine Dachkonstruktion die sich öffnen lässt<br />
und eine Fußbodenheizung. Ein grüner Laserstrahl<br />
weist in der Nacht die Richtung nach Mekka. Ein Glasboden<br />
in einem Bereich der Moschee gibt den Blick auf<br />
das Meer frei. Die Grundstrukturen wurden aus Beton<br />
hergestellt und mit Mosaikelementen aus Marmor und<br />
Fliesen verziert. Die Decken wurden mit Zedernholz,<br />
aus dem Mittleren Atlas stammend, verkleidet. 56 Glas-<br />
Kronleuchter zieren die Ornament-Holzdecken. Die<br />
Baukosten betrugen 700 Millionen US-Dollar.<br />
Casablanca wurde mit dem gleichnamigen Film<br />
für immer unsterblich gemacht, hat aber mit dem<br />
Filmklischee nichts gemein. In den diversen Reiseführern<br />
wird die Stadt zwar die modernste Metropole Marokkos<br />
genannt, aber diese Einordnung war nicht mit<br />
europäischen Maßstäben zu messen. In den Basaren<br />
und Märkten herrschte orientalische Farbenvielfalt und<br />
eine in jeder Hinsicht betörende Duftwolke begleitete<br />
uns Besucher. Neben hunderte Jahre alter nordafrikanischer<br />
Tradition war das Straßenbild und das Alltagsleben<br />
ebenso von Jugend und moderner Art Deko geprägt.<br />
Zwar war hier alles ein bisschen größer als zum<br />
Beispiel in Rabat, der Hauptstadt von Marokko, aber<br />
nicht nur die Straßen, Hotels und Verwaltungsgebäude,<br />
sondern auch die Slums und die Armut.<br />
37
Palma de Mallorca<br />
Durch die Meerenge von Gibraltar gelangten wir<br />
vom Atlantik in das Mittelmeer. Die MSC Sinfonia<br />
brauchte 40 Stunden für die Strecke Casablanca ><br />
Mallorca. Am Vormittag legten wir im Hafen von Palma<br />
an. Schon vom Schiff aus konnten wir das Wahrzeichen,<br />
die gotische Kathedrale Sa Seu erkennen.<br />
Die günstige zentrale Lage der Insel und die lang gezogene<br />
Bucht nutzten schon die Römer 120 vor Christi.<br />
Sie nannten die Siedlung Palmeria, nach dem damals<br />
sehr begehrten Siegespalmzweig.<br />
Aber die Römer waren nicht die ersten, die hier siedelten.<br />
Bereits während der Bronzezeit gegen 1.300 v.Chr.<br />
gab es in der Bucht die Siedlung eines kriegerischen<br />
Volkes, wie Funde aus dieser Zeit bezeugen. Nach<br />
dem Zusammenbruch des Römischen Reiches folgte<br />
eine Zeit der wechselnden Herrscherverhältnisse.<br />
Vandalen, Byzantiner und Seeräuber eroberten und<br />
plünderten die Balearen.<br />
Erst mit der Herrschaft der<br />
Mauren (ab 903 n.Chr.) erlebte<br />
Palma unter dem Namen<br />
Medina Mayurqa einen<br />
Zeitraum großer Blüte.<br />
Die Christen kämpften, wie<br />
auf dem spanischen Festland,<br />
längere Zeit gegen<br />
das nordafrikanische Berbervolk.<br />
Erst 1229 eroberte<br />
der aragonische König<br />
Jaume I. die Insel für die christlichen Katalanen. Sein<br />
Nachfolger und Sohn ließ aus Dankbarkeit das Wahrzeichen<br />
der Stadt erbauen, die Kathedrale Sa Seu.<br />
1983 wurde Palma de Mallorca zur Hauptstadt der<br />
Autonomen Region der Balearischen Inseln erklärt.<br />
38<br />
Das Castell de Bellver, das über der Stadt thront und<br />
die Befestigungsmauern mit dem Wassergraben rund<br />
um den alten Stadtkern zeugen von der bewegten<br />
Vergangenheit.<br />
39
Die Kathedrale La Seu wurde anstelle der ehemaligen<br />
arabischen Hauptmoschee erbaut. Der Bau<br />
begann im Jahr 1230, ein Jahr nach der Vertreibung der<br />
Mauren. Die Stelle an der die Kathedrale erbaut wurde,<br />
ist nicht von ungefähr gewählt. Der Bau thront auf<br />
einer Anhöhe mit freien Blick auf die Meeresbucht und<br />
immer wieder kann man aus der Geschichte ersehen,<br />
dass neue Herrscher mit anderer Konfession die alte<br />
Glaubensrichtung, durch Überbauen und Zerstören der<br />
vorherigen Sakralbauten, auszulöschen versuchten.<br />
Erst 400 Jahre später wurde der letzte Schlussstein<br />
gelegt und somit der Bau des Kirchenschiffs abgeschlossen.<br />
Das Gesamtbauwerk wurde jedoch erst im<br />
19. Jahrhundert fertig gestellt. Ein Erdbeben zerstörte<br />
im Jahr 1851 große Teile der Kathedrale. Der Wiederaufbau<br />
und die Renovierungsarbeiten wurden ganz im<br />
Zeichen der Zeit im neugotischen Stil vorgenommen.<br />
Das entsprach aber nicht dem Wesen der ursprünglichen<br />
Domkirche. Um den Urzustand wieder herzustellen,<br />
wurde der katalanische Architekt Antoni Gaudi im<br />
Jahr 1902 beauftragt, den gotischen Stil der Kathedrale<br />
wieder herzustellen.<br />
Die Kathedrale wurde zum größten Teil aus Sandstein<br />
gebaut und gilt bis heute als eines der wertvollsten<br />
gotischen Bauwerke in ganz Spanien. Sie ist 110 Meter<br />
lang und 33 Meter breit, das Hauptschiff erreicht eine<br />
Höhe von 44 Metern. Das Innere der Kathedrale umfasst<br />
eine Fläche von etwa 6600 m². Das Gewölbe wird<br />
von 14 Säulen getragen.<br />
Beeindruckend ist das, mit einem Durchmesser von<br />
12,55 Meter große Facettenfenster an der Ostfassade<br />
mit über 1200 bunten Glasstücken. Morgens, wenn das<br />
In den 60iger Jahren wurde der Parc de la Mar mit seinem<br />
künstlichen See und einer Fontäne in der Mitte<br />
direkt unterhalb der Kathedrale angelegt. Die Wasserfläche<br />
erinnert an die ursprüngliche Lage der Kirche<br />
direkt am Meer. Der Park lädt besonders in den Abendstunden<br />
zwischen den Blumenarrangements und den<br />
modernen Skulpturen zum Verweilen ein.<br />
40<br />
Sonnenlicht durch die farbenprächtige Rosette der Ostfront<br />
fällt, wird das gesamte Kircheninnere in ein buntes Farbenmeer<br />
getaucht.<br />
Die imposante Orgel ist das Werk des Mallorquiners Gabriel<br />
Tomás und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Sie wurde zuletzt<br />
1993 restauriert. In dem 1932 gegründeten Museum im<br />
Glockenturm sind sakrale Kostbarkeiten zu sehen, wie Silberschmiedearbeiten<br />
und goldene Monstranzen von einer<br />
alten Sakristei umgeben.<br />
Westlich der Altstadt befindet sich das Spanische<br />
Dorf, Pueblo Espanol. 22 interessante Nachbauten<br />
von bedeutenden spanischen Gebäuden sind in<br />
einer Art Freilichtmuseum zu besichtigen. Mit diesen<br />
Bauwerken hat sich der spanische Architekt Fernando<br />
Chueca Goitia einen Traum erfüllt.<br />
Die Nachbauten sind Paläste, Kirchen oder Häuser, die<br />
nicht nur aus verschiedenen Regionen, sondern auch<br />
aus verschiedenen Zeitepochen stammen.<br />
41
Das Projekt wurde 1967 auf einer Fläche von 26.000<br />
Quadratmetern realisiert. Die Anlage ist von einer Mauer<br />
umgeben und es entsteht der Eindruck, sich in einer<br />
mittelalterlichen Stadt zu bewegen. In einigen Gebäuden<br />
sind kunsthandwerkliche Läden untergebracht. In<br />
den kleinen Räumen kann man den Künstlern bei der<br />
Arbeit zusehen und Souvenirs erwerben.<br />
Mallorca mit seiner Hauptstadt Palma hat zu Unrecht<br />
einen Ruf, der sich auf den Ballermann beschränkt.<br />
Die Insel lockt mit herrlicher Landschaft, dem<br />
milden Klima, mit seiner spanisch-balearischen Kultur<br />
und der Gastfreundschaft seiner Bewohner.<br />
Wir konnten die „La Rambla“ von Palma nur am späten<br />
Nachmittag genießen. Übersetzt heißt das „Straße zum<br />
Meer“ und hier ist diese Flaniermeile 330m lang. Fast<br />
alle am Meer gelegenen spanischen Städte haben eine<br />
Rambla, die durch Gastronomie, lebenden Statuen,<br />
Straßenmusikanten, Obst- und Blumenläden belebt<br />
werden. Am Abend legten wir ab und das nächste Ziel<br />
war Ajaccio auf der Insel Korsika.<br />
Ajaccio Korsika<br />
Die Römer beherrschten die Insel Korsika bereits<br />
um 1600 vor Christus. Nach dem Zerfall des Römischen<br />
Reichs konnten die Korsen ihre Insel längere<br />
Zeit selbst verwalten, bis der Anspruch der Genuesen<br />
immer stärker wurde. Die Kaufleute aus <strong>Genua</strong> betrieben<br />
in diesem Teil des Mittelmeers regen Handel mit<br />
ihren Schiffen und der Hafen von Ajaccio wurde 1350<br />
von den streitbaren ligurischen Seeleuten eingenommen.<br />
Immer wieder gab es Aufstände und Bürgerkriege<br />
und 1754 erklärten die Einheimischen ihre Unabhängigkeit.<br />
Diese Freiheit währte nicht sehr lange, da die Genueser<br />
die Insel ohne Einbindung der Korsen an Frankreich<br />
verkauften. Gegen diese militärische Übermacht<br />
war die junge Demokratie machtlos und seit 1768 ist<br />
die ganze Insel ein Teil Frankreichs. Trotz Sonderstatus,<br />
als Franzosen fühlen sich die Korsen bis heute nicht.<br />
Bereits in der Antike gab es auf den Hügeln eine Römersiedlung<br />
mit Namen „Adiacum“ aus dem sich der<br />
heutige Stadtname herleitet. Trotz ihrer günstigen Lage<br />
am Golf konnte sich Ajaccio nicht richtig entwickeln<br />
und war ein relativ unbedeutender Außenposten. Bis<br />
in die Mitte des 16. Jahrhunderts lebten nur ligurische<br />
und toskanische Adelsfamilien in Ajaccio, da den Korsen<br />
das Siedlungs- und Aufenthaltsrecht in der Stadt<br />
verwehrt war. Als Ajaccio an Frankreich fiel, wurde von<br />
den Franzosen die Festung ausgebaut und die Stadt<br />
für die Korsen geöffnet. 1793 wurde Ajaccio Hauptstadt<br />
der damaligen Provinz Liamone und im Jahr 1811 unter<br />
Napoleon die Hauptstadt von Korsika.<br />
Ajaccio ist mondäner und französischer als die anderen<br />
Städte der Insel und auch die Lebensart der Bewohner<br />
ist offener und gelassener als anderswo. Zahlreiche<br />
Cafés und Restaurants beleben den Stadtkern.<br />
42<br />
Der Hafen von Ajaccio wird nicht nur von <strong>Kreuzfahrt</strong>schiffen<br />
angelaufen, auch viele Fährschiffe vom französischen Festland<br />
legen hier an. Der Jachthafen ist Ausgangspunkt für viele<br />
Segeltörns. Eine 8-köpfige Crew vom NCA aus Graz legte<br />
hier 1981 an Bord der Orient Express, einem Katamaran mit<br />
24m Länge für einen 14 tägigen Törn durch das Tyrrhenische<br />
Meer ab. Die Route führte damals bis nach Sizilien.<br />
43
Berühmtester Sohn der Stadt war und ist bis heute<br />
Napoleon Bonaparte, dessen Denkmäler man<br />
auf allen Plätzen begegnet und dessen Name in vielen<br />
Straßennamen und Schildern allgegenwärtig ist.<br />
Das kommt nicht von ungefähr. Er stammte aus einer<br />
korsischen Familie und trat knapp vor der Französischen<br />
Revolution in die Armee ein. Dort erwies er sich<br />
als ein großes militärisches Talent. Vor allem die siegreichen<br />
Feldzüge in Italien und in Ägypten machten ihn<br />
populär. Dieser Bekanntheitsgrad und die Annerkennung<br />
ermöglichte ihm, nach dem Staatsstreich im Jahr<br />
1799, zunächst als einer von drei Konsuln, die Macht in<br />
Frankreich zu übernehmen. Zunächst bis 1804 als Erster<br />
Konsul der Französischen Republik und anschließend<br />
bis 1815 als Kaiser der Franzosen stand er einem<br />
Diktator-Regime vor.<br />
Das Palais Fesch wurde von Kardinal Joseph Fesch,<br />
einem Onkel Napoleons, der ein Kunstsammler<br />
und Mäzen war, errichtet. Im Gebäude befindet sich<br />
das gleichnamige Museum mit etwa 1200 Gemälden<br />
aus der privaten Sammlung des Gründers. In den zwei<br />
Seitenflügeln des Palastes fanden wir die Bibliothek,<br />
mit sehr wertvollen alten Bänden und einer großen<br />
Auswahl an Literatur über Korsika. Mehr als 30.000 Bücher<br />
sind hier zusammengetragen.<br />
Rechts oben das Napoleon-Denkmal mit einer Lorbeerkranz<br />
bekrönte Reiterstatue. In der rechten Hand<br />
hält er eine Weltkugel und ist von Statuen seiner vier<br />
Brüder Joseph, Lucien, Louis, Jerome umgeben.<br />
Die Napoleonstatue „Statue de Napoléon Empereur<br />
Romain Fontaine des 4 lions“ wurde 1850 anlässlich<br />
des 29. Todestages des wohl berühmtesten Korsen<br />
in der Altstadt aufgestellt. Sie zeigt Napoleon als Ersten<br />
Konsul gekrönt mit einem römischen Siegeskranz.<br />
Die 4 Löwen dokumentieren den unerschütterlichen<br />
Machthunger des 1769 in Ajaccio geborenen Korsen.<br />
Das Denkmal von Joseph Fesch rechte Seite. Er war<br />
ein französischer Geistlicher, Halbonkel Napoléon Bonapartes<br />
und Erzbischof von Lyon und Kardinal.<br />
Die Zitadelle von Ajaccio wurde von 1492, damals noch<br />
unter der Herrschaft von <strong>Genua</strong>, bis 1793 unter den<br />
Franzosen, laufend erweitert und verstärkt. Sie sollte<br />
vor allem Angriffe von der Seeseite abwehren. Durch<br />
den sechseckigen Grundriss mit sechs Bastionen war<br />
die Festung nahezu uneinnehmbar.<br />
44<br />
Im gleichen Gebäude befindet sich die „Chapelle Impériale“,<br />
in der viele Mitglieder der Familie Bonaparte begraben<br />
sind. Napoleon III. hat hier 1857 ein Mausoleum<br />
errichten lassen. In der kreisrunden Krypta ruhen einige<br />
Familienmitglieder, darunter die Eltern Napoleons<br />
und sein Onkel und Museumsgründer Kardinal Joseph<br />
Fesch.<br />
Durch die engen Gassen strebten wir wieder dem<br />
<strong>Kreuzfahrt</strong>pier entgegen. Das Ablegen um 20:00 Uhr<br />
war planmäßig. Von Deck aus, konnten wir den Feuerschein<br />
von einem Waldbrand ausmachen. Regelmäßig<br />
kommt es auf der Insel zum Ausbruch von Bränden.<br />
Zum Teil werden die Feuer gelegt um Bauland oder<br />
Weideland zu gewinnen. In trockenen Perioden weitet<br />
sich das oft zu großen Umweltkatastrophen aus.<br />
Für die nächtliche Durchfahrt zwischen Korsika und<br />
Sardinien, durch die Straße von Bonifacio, war<br />
Starkwind prognostiziert. Alle Decks wurden gesperrt<br />
und die Mannschaft musste Liegestühle, Tische und<br />
Barutensilien verzurren und sicher verstauen. Die Vorsichtsmaßnahme<br />
erwies sich als richtig, da während<br />
der Durchfahrt eine Windstärke von 9 Beaufort herrschte.<br />
Die Windgeschwindigkeit betrug in den Böen immerhin<br />
bis zu 100 km/h. Ein Gutes hatte der Kurs, wir<br />
fuhren mit der Windrichtung, dadurch schwächte sich<br />
die Wirkung etwas ab.<br />
45
Civitavecchia<br />
Die Hafenstadt Civitavecchia<br />
liegt<br />
etwa eine Stunde von<br />
Rom entfernt. Viele<br />
Passagiere nutzten<br />
die wenigen Stunden<br />
um in die italienische<br />
Hauptstadt zu fahren.<br />
Die preiswerteste<br />
Variante wäre mit<br />
dem Zug gewesen,<br />
der direkt in das Zentrum<br />
von Rom um ca.<br />
€ 10,00 hin und retour fuhr, die bequemste war, einen<br />
Ausflug um € 125,00 inklusive Führung am Schiff zu buchen<br />
und die schnellste Möglichkeit bot das Taxi, um<br />
€ 300,00 hin und retour für 2 Personen. Es gab auch<br />
am Terminalausgang Anbieter, die mit Minibussen kleine<br />
Gruppen die 85 km nach Room chauffierten. Einen<br />
Fixpreis wollten die „Kundenwerber“ nicht nennen, wir<br />
sollten zuerst einsteigen und die Anzahl der Mitfahrer<br />
bestimme den Preis. Seriös klang das nicht.<br />
Uns erschien der Aufwand für ungefähr 5 Stunden<br />
Rom-Besichtigung unverhältnismäßig. So verbrachten<br />
wir einen ruhigen Vormittag auf dem fast leeren Schiff<br />
und danach beschäftigen wir uns mit Civitavecchia.<br />
Wir wollten das 1535 fertig gestellte Fort Michelangelo<br />
besuchen. Das Gebäude wurde aber von<br />
der Hafenbehörde genutzt und war nicht für Besucher<br />
frei gegeben. Wir erhielten nur eine kleine Infobroschüre,<br />
in der Papst Julius II als Auftraggeber für den Bau<br />
genannt wurde. Der Bau soll notwendig gewesen sein,<br />
da viele Geistliche im Auftrag der Kirche Roms von hier<br />
aus, ihrer missionarischen Tätigkeit in der ganzen Welt<br />
nachkamen. Der Hafen stand damals unter dem Schutz<br />
des Vatikans.<br />
Im Stadtzentrum trafen wir auf eine große Schar von<br />
Kindern, die auf den Einlass in das Tajan Theater warteten.<br />
Eine Kindertheatervorstellung stand auf dem Programm.<br />
Das Traditionshaus wurde schon 1786 etabliert<br />
und erfuhr eine bewegte Geschichte, bis es 1999 nach<br />
21-jähriger Renovierung als Städtisches Theater wieder<br />
eröffnet wurde.<br />
Der Markt ist, wie in allen italienischen Städten, neben<br />
der Nahversorgung das Zentrum der Kommunikation.<br />
Kleine Bars und Lokale sind im angrenzenden Bereich<br />
angesiedelt. Wir widerstanden den Verlockungen aber<br />
durch Kenntnis eines Imbisslokals in einer kleinen Seitengasse.<br />
Die Enoteca Sebastiani antica Salumeria zog<br />
uns magisch an. Herrliche Spezialitäten aus der Region<br />
gibt es hier. Da die Küchenqualität auf unserem <strong>Kreuzfahrt</strong>schiff<br />
sehr zu wünschen ließ, aßen wir uns quer<br />
durch das Angebot. Die 174 Jahre alte Familien-Tradition<br />
des Lokals wird von zwei Schwestern weitergeführt.<br />
https://www.enotecasebastiani.it/<br />
46<br />
Die typische Hafenstadt ist überschaubar. Eine Kirche,<br />
eine Zitadelle, ein Theater, zwei Märkte und unser<br />
Lieblingsimbisslokal. Wir waren schon mehrmals hier.<br />
Am Weg vom neuen<br />
Terminal zum Stadtkern<br />
kommt man an<br />
der Kirche Di San<br />
Francesco vorbei. In<br />
den Beschreibungen<br />
wird sie als Kathedrale<br />
bezeichnet, was aber<br />
nur wegen dem Sitz<br />
des Bischofsstuhls gerechtfertigt<br />
erscheint.<br />
Auf den Überresten<br />
einer kleinen Franziskanerkirche<br />
errichtet,<br />
wurde der Sakralbau<br />
1782 fertiggestellt. Das<br />
heutige Aussehen erhielt<br />
die Kirche 1950.<br />
Nach dem Ablegen wurde der letzte Teil der Route<br />
Richtung <strong>Genua</strong> in Angriff genommen. Es gab schon<br />
seit einigen Abenden kein brauchbares Showprogramm<br />
und deshalb sollte dieser Abend den Unmut<br />
der Passagiere besänftigen. Die Künstler stiegen offensichtlich<br />
erst in Civitavecchia zu.<br />
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Die neue Theater-Crew gab sich große<br />
Mühe und die Darbietung des Medleys<br />
mit Kostümen und Liedern aus dem<br />
Musical Cats war gelungen. Die beiden<br />
Akrobaten waren Weltklasse. Die alte Annimations-Crew<br />
verabschiedete sich.<br />
Leider gab es auf dem MSC Schiff Sinfonia in Bezug auf Information,<br />
Schiffsqualität und Speisenangebot eine herbe Enttäuschung.<br />
Viele der Mitreisenden werden, so wie wir, nicht mehr bei<br />
der MSC Reederei eine <strong>Kreuzfahrt</strong> buchen. Während der 20-tägigen<br />
Seereise wurde am Schiff dauernd repariert, die Speisen waren<br />
zum Großteil tiefgekühlte Fertigprodukte, die tägliche Bordzeitung<br />
war eine Verkaufswerbebroschüre ohne Informationswert und die<br />
deutschsprachige Reiseleiterin vollkommen desorientiert. Resümee:<br />
Die Rundreise durch Südafrika funktionierte bestens. MSC hat aber<br />
mit dieser <strong>Kreuzfahrt</strong> eine Reise zur Gewinnmaximierung organisiert<br />
und wir befürchten, dass dies der neue Trend bei den Reedereien ist.<br />
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