Russland_05-2019
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RUSSLANDS JUWELEN
Flusskreuzfahrt
St. Petersburg - Moskau
16.05. - 26.05.2019
© Bilder und Layout gerhard.hochl@gmx.at
Text auch aus Reiseführern, Papageno Ausflugsprogramm, Internet und Lexikonthek 1
Hinreise: OS 0611 Wien 09:55 St. Petersburg 13:30
Zeitunterschied von uns zur osteuropäischen Zeit = +1 h
Rückreise: OS 0602 Moskau 14:35 Wien 16:35
seit 2014 gibt es keine Sommerzeit in ganz Russland
Der 2,5 Stunden dauernde Flug mit der
AUA war angenehm und kurzweilig. Die
Einreiseformalitäten am Flughafen St.
Petersburg waren wider Erwarten einfach
und freundlich. Es gab keine Wartezeiten,
da geschätzte 25 Kojen geöffnet
waren. Es wurde der Reisepass mit dem
Visum überprüft, der Pass eingescannt
und ein Formular (für die Ausreise) ausgedruckt.
Beim Ausgang warteten die russischen
Reiseleiter auf uns, die Koffer wurden
mit der Kabinennummer versehen und
mit dem Bus ging es zum Binnenhafen.
An der Bord-Rezeption begrüßte uns die
Reisebegleiterin von Papageno, Fr. Mg.
Kamil. Sie betreute die Gäste während
der ganzen Reise hervorragend. Für uns
war sie „die Mutter der Kompanie“.
Nach Abgabe des Reisepasses erhielten
wir die Kabinenschlüssel Nr. 419.
Unsere Kabine auf Deck 4 erwies sich in
der Größe als angemessen, mit ausreichenden
Stauräumen und einem großen
Fenster zum Öffnen. Klimaanlage, Bad/
WC, Kühlschrank, Radio, TV und Safe
vervollständigten die Einrichtung. Alles
wurde, wie das gesamte Schiff im Winter
2018/2019 generalüberholt.
Bei einem Rundgang lernten wir die
Ausstattung der Nizhny Novgorod kennen.
Zwei Restaurants, 3 Bars, Souveniershop,
Sauna, Solarium, Sonnendeck
und ein großer Veranstaltungsraum boten
den Passagieren genug Möglichkeiten
der Entspannung.
Die 112 Kabinen waren nur zu 2/3 ausgelastet.
Das 125m lange und 16,7m
breite Schiff passte knapp in die oft nur
17,7m breiten Schleusen. Insgesamt
passierten wir 20 Hebe- bzw. Senkwerke
auf der 1321km langen Strecke. Der
Tiefgang von 2,8m erlaubte eine Reisegeschwindigkeit
von 22 km/h.
Wir wurden bestens versorgt. Es gab Vollpension vom Abendessen
am Ankunftstag bis zum Frühstück am Abreisetag. Frühstücksbuffet
und Mittagessen wurden als sehr umfangreiches Buffet angeboten, das
Abendessen wurde am Vortag aus drei Menüs ausgesucht und vom
freundlichen Servicepersonal gekonnt serviert. Inkludierte Getränke
waren tägl. 1 FI. Wasser (0,33) pro Person in der Kabine. Zum Abendessen
zusätzlich 1 Glas Wein und eine Karaffe mit Wasser. Bier oder
weitere Getränke wurden extra verrechnet.
Shampoo, Duschgel und Seife fanden wir in unserem Badezimmer.
Kleine Handtücher wurden täglich, große Badetücher und Bettwäsche
wurden alle 3 Tage gewechselt. Die 220V Steckdose war ohne Adapter
zu verwenden.
Die Bezahlung an Bord erfolgte problemlos. Beim
Check-In erhielten wir eine Bordkarte, auf welche
bis auf wenige Ausnahmen sämtliche Ausgaben an
Bord gebucht wurden. Den gesamten, auf die Bordkarte
gebuchten Betrag bezahlten wir am Ende der
Flusskreuzfahrt. Die Bordwährung war der Russische
Rubel. Geldwechsel gab es keinen an Bord.
Die Bezahlung konnte entweder in bar, mit Visa oder
Mastercard erfolgen. Im Souvenirshop galt die Bordkarte
nicht, dort musste gleich bezahlt werden.
WLAN ermöglichte nach Eingabe des erhaltenen
Passwortes die Verbindung zum Internet und war
kostenlos. Es funktionierte, mit Ausnahme auf den
großen Seen sehr gut.
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Freitag, 17. Mai St.Petersburg
Am Vormittag lernten wir bei einer Panoramarundfahrt
das Smolny-Kloster, die
Blutkirche, den Sommergarten und den
Winter Palast kennen. Der Höhepunkt
des Tages war der Besuch der Eremitage
im Winter Palast, welche als eine der
größten und berühmtesten Kunstmuseen
der Welt gilt. Mit fast 65.000 Exponaten
erstreckt sie sich über 350 Räume.
Der Eintritt war im Reisepreis inkludiert.
Die hellblau-weisse Smolny Kathedrale
ist ein Barockbau aus der Mitte des 18.
Jahrhunderts. Ursprünglich sollte hier
ein Kloster entstehen, das als Alterssitz
für Elisabeth, eine Tochter von Peter
dem Großen und spätere Zarin (1741 -
1762) gedacht war.
Der von Elisabeth als Nachfolger bestimmte
Peter III. fiel nach 6 Monaten
Regentschaft einem Staatsstreich zum
Opfer. Katharina II., seine Ehefrau, kam
an die Macht. Sie gründete 1765 das
„Alexandra Institut für bürgerliche Mädchen“.
Das war die erste Lehranstalt für
Frauen in Russland. Später benutzte
man die Klostergebäude als Lazarett
und als Witwenheim für wohlhabende
Menschen.
Erst im Jahr 1835 wurde der Bau als
Kirche vollendet und vom Petersburger
Metropoliten geweiht.
Im Jahre 1922 wurden von den Revolutionären
alle Wertgegenstände der
Kirche konfisziert, ein Jahr später wurde
die Kathedrale geschlossen.
In der sowjetischen Zeit diente die
Smolny Kathedrale als Lagerhaus für
Getreide, Obst und Gemüse, nachher
lagerte man dort Bühnenbilder.
Die Kathedrale wurde 1971 der Stadt
übergeben, durch die Verwaltung renoviert
und restauriert, danach als
staatlicher Konzert- und Ausstellungssaal
eingerichtet.
Das Innere der Smolny Kathedrale
verblüfft durch seine absolute
Schlichtheit, keine Spur von Schmuck
und Stuck. Die wunderbaren Ikonen
und die Ikonostase entschädigen aber
reichlich. Gottesdienste werden heute
keine mehr abgehalten, die Räume
werden als Museum verwendet. Das
hat den Vorteil, dass sich Besucher
uneingeschränkt bewegen können.
Nachdem wir auch die Rückseite der Smolny Kathedrale und die
angrenzenden Klostergebäude besichtigt hatten, ging die Rundfahrt
mit dem Bus weiter zur Auferstehungskirche, auch als Blutkirche bekannt.
Das imposante Bauwerk wird zur Zeit renoviert und ist nach
dem Vorbild der Moskauer Basilius-Kathedrale gestaltet.
Der auffallende Stil der Ornamente und bunten Dekorationen zeugt
von der altrussischen Kunst aus der Zeit, als sich das Land der westlichen
Kultur noch nicht geöffnet hatte.
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Die Kirche wurde von 1883 bis 1912 an der Stelle erbaut,
an der Alexander II. einem Attentat zum Opfer gefallen
war. Der Erbauer war der Sohn Alexander III. Die Eröffnung
fand anlässlich der Hundertjahrfeier des Sieges
über Napoleon Bonaparte im „Vaterländischen Krieg“ und
zum 300-jährigen Jubiläum der Romanow-Dynastie statt.
Der Bau bedeckt eine Fläche von etwa 7000 m² und die
innere Gestaltung mit Ikonen ist sehenswert. Die äußere
Verzierung besteht vor allem aus Mosaiken.
Als Alexander II. am 13. März 1881 mit seiner Begleitmannschaft
den Michailowski-Palast in einer Kutsche verließ,
wurde diese nach nur wenigen Metern beim Sankt
Petersburger Gribojedow-Kanal von einer mit Dynamit
gefüllten Dose getroffen. Der Kaiser blieb unverletzt, die
Kutsche wurde beschädigt, ein Passant getötet, mehrere
weitere wurden verletzt. Als Alexander ausstieg, um den
Schaden zu besehen, warf der junge Adelige und Technikstudent
Ignati Grinewizki eine weitere Granate vor die
Füße des Zaren.
Der Attentäter ebenso wie der Zar erlagen noch am
selben Tag ihren schweren Verletzungen. Sein damals
zwölfjähriger Enkel, der spätere Zar Nikolaus II., war
Zeuge des Attentats, das von der Untergrundorganisation
Narodnaja Wolja („Volkswille“) durchgeführt wurde.
Das Grab von Alexander II. befindet sich, wie das aller
Romanows in der Peter-und-Paul-Kathedrale, die wir am
Nachmittag besichtigten.
Der Kunstmarkt spielt sich
im Freien neben den Sehenswürdigkeiten
in den vielen parkähnlichen
Anlagen ab.
Unsere russische Fremdenführerin Tatjana entpuppte sich als
wandelndes Lexikon der russischen Geschichte. Sie begleitete unseren
Bus den ganzen Tag und sprach sehr gut deutsch.
Natürlich entkamen wir dem, auf der ganzen Welt immer mehr Fuß fassenden
Kitschhandel auch hier nicht. Es bleibt jedem Reisenden unbeschadet, ob er solche
Mitbringsel kauft und
die Daheimgebliebenen
damit beglückt.
Der Winterpalast entstand im frühen 18. Jahrhundert,
wurde jedoch zweimal niedergerissen und
einmal durch ein Feuer zerstört. Das heutige Zeugnis
des russischen Barocks stammt aus dem Jahr
1839 und wurde seither mehrmals saniert, da ihm
vor allem die Feuchtigkeit des Flusses Newa und
der tägliche Besucheransturm zu schaffen macht.
Katharina die Große begann während der Regentschaft
mit ihrer leidenschaftlichen Kunstsammlung.
Heute ist die Eremitage eines der bedeutendsten
Kunstmuseen der Welt. Sie umfasst über
60.000 Ausstellungsstücke in 350 Sälen
und knapp 3 Millionen weitere Exponate im
Archiv. Gemeinsam mit
der St. Petersburger
Innenstadt wurde die
Eremitage 1990 von der
UNESCO zum Weltkulturerbe
erklärt.
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Die endlose Schlange vor dem Eingang zur Eremitage löste sich wider
Erwarten relativ schnell auf und Tatjana lotste uns rasch durch
die Sicherheitsschleuse. Bereits im Stiegenaufgang beeindruckt die
prunkvolle Ausstattung.
Es wäre unmöglich gewesen, alle 350 Säle zu besuchen und 60.000
Exponate zu betrachten, daher
besichtigten wir nur einen Teil der
Prunkräume und mehrere Räume
der Skulpturensammlung und der
Gemäldegalerie. Mehr war in drei
Stunden nicht zu bewältigen. Die
Eindrücke überwältigten uns aber
trotzdem und Vergleiche mit Paris,
London und Wien sind angebracht.
Zarin Katharina die Große war eine leidenschaftliche
Kunstsammlerin und mit der Zeit wurde die Kunstsammlung
immer umfassender. Sie sammelte Gemälde, Skulpturen,
Münzen, Zeichnungen und Bücher aus aller Welt.
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Die Prunkräume, die wir am
Anfang besichtigten, sind wunderschön
und aufwendig restauriert
und geben Zeugnis
von dem aufwendigen Lebensstil
der damaligen russischen
Herrscher.
Im Jahr 1787 wurde die Kleine
Eremitage zu klein und die eher
schmucklose Große Eremitage
angebaut. Im selben Jahr wurde
auch das private Eremitage-Theater
für die Zarenfamilie
fertig, damals das erste Theater
von St. Petersburg. Bühne
und Zuschauersaal sind zwar
noch vorhanden, doch heute
wird es hauptsächlich als Verwaltungsgebäude
benutzt und
kann nicht besucht werden.
Das letzte Gebäude war die
Neue Eremitage, die 1852 fertiggestellt
wurde. Sie ist heute
für die Atlas-Figuren berühmt,
die an ihrer Fassadenseite
stehen und für den prachtvollen
Gang, der ein Nachbau
des Ganges im Vatikanischen
Museum ist und der von Raffael
geplant wurde.
Die Große Eremitage wurde
bereits nach der Fertigstellung
unter Zar Nikolaus I. als Museum
eröffnet. Im Jahr 1918,
nach dem Ende der Zarenherrschaft,
wurde auch der
Winterpalast mit seinen Prunkräumen
für die Öffentlichkeit
zugänglich gemacht.
Die Intarsien in den Holzböden
sind so fein gearbeitet,
dass man meint das sei ein
Gemälde.
Steinmosaikböden mit Darstellungen
aus der griechischen
Mythologie bilden einen
wunderbaren Kontrast.
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In einer Ecke der großen Empfangshalle gaben
vier Tenöre ihre Kunst zum besten. Für ein kleines
Trinkgeld sangen sie für die Besucher sogar deren
Wunschlieder. Die Akustik und die Darbietungen der
vier Künstler waren hörenswert.
Durch die Halle der russischen Heerführer ging es
zur Skulpturen- und Gemäldegalerie. Dort sind viele
der weltgrößten Meister vertreten. Leonardo da Vinci,
Pablo Picasso, Cezanne, Rembrandt, Rubens, van
Gogh, Tizian und Gaugin sind nur einige wenige klingende
Namen, deren Meisterwerke in der Eremitage
bestaunt werden können.
Die Wände sind mit Blattgold reichlich verziert
und riesige Freskenmalerei und Ikonenbilder
zeugen von großer Glaubensbereitschaft. Die
Russisch Orthodoxe Kirche ist bis heute fest
in der Bevölkerung verankert und vereint die
meisten gläubigen Russen unter sich.
Ein Blick aus dem Fenster auf die Große Eremitage
beweist die Einfachheit dieses Objekts.
Das Kunstwerk Danaë ist eine Serie
von mindestens sechs Motiven gleichen
Ursprungs. Der italienische Maler Titian
und seine Werkstatt erschufen diese Bilder
zwischen 1544 und 1560.
Die Szene basiert auf der mythologischen
Prinzessin Danaë, wie sie vom
römischen Dichter Ovid und von Boccaccio
erzählt wird. Sie wurde in einem
Bronzeturm nach der Prophezeiung
isoliert, dass ihr Erstgeborener irgendwann
ihren Vater töten würde. Obwohl
Danaë sich der Konsequenzen bewusst
war, wurde sie von Zeus (in der römischen
Mythologie Jupiter) verführt und
schwanger.
Tizian und seine Werkstatt produzierten
mindestens sechs Versionen des Gemäldes,
die sich im Detail unterscheiden.
Die üppige Figur von Danaë mit halb gespreizten
Beinen ändert sich kaum und
stammt wahrscheinlich aus einer Zeichnung
oder von einer natürlichen Vorlage.
Bei der in der
Eremitage ausgestellte
Version aus
der Schaffenszeit
1553–1554, sind
die Figuren näher
beieinander und
Jupiters Gesicht ist in der Wolke zu sehen.
Die wichtigsten erhaltenen Versionen
befinden sich in Neapel, London, Madrid,
Wien, Chicago und St. Petersburg.
12 13
Wir waren überrascht von der oftmaligen
Darstellung von Maria mit dem Jesuskind.
Offensichtlich ist die Geburt Christi
auch in der russischen Orthodoxie ein
herausragender Teil des Glaubens.
Ein berühmtes Bild der „Heiligen Familie
mit dem bartlosen Joseph“ war ein Publikumsmagnet.
Raffael, eigentlich Raffaello
Santi (1483–1520) malte dieses
Bildnis 1506. Hervorstechend ist, dass
Joseph ohne Bart dargestellt ist und
der fragende, skeptische Blick auf den
kleinen Jesus sagt mehr als tausend
Worte.
Die Rückkehr des verlorenen Sohnes
ist eines der bekanntesten Gemälde
von Rembrandt. Das Bild wurde zwischen
1666 und 1669 gemalt. Die Basis
bildet das Gleichnis vom verlorenen
Sohn im Lukas Evangelium.
Es erzählt von dem leichtsinnigen
Sohn, der sein Vaterhaus verlassen
und ein sündhaftes Leben geführt hat,
und nun nach schweren Prüfungen
nach Hause wiederkehrt. Der Jüngling
kniet vor dem Vater, seine Kleidung erinnert
daran, dass der zurückgelegte
Weg lang und schwer war. Seine Figur,
die dem Betrachter den Rücken zuwendet,
lässt seinen verwirrten seelischen
Zustand ahnen. Der blinde Alte neigt
sich zu dem Sohn herab und berührt
mit einer zärtlichen Bewegung seine
Schulter. Gesicht und Hände des Vaters
drücken Liebe, Güte und Verzeihen
aus. Er schenkte dem Heimkehrer
seinen Hausherren-Ring und ließ eine
festliche Tafel decken.
Schalen“ genannt wird. Die Schale ist
von 1820 bis 1843 aus dem weltgrößten
Schmuckstein angefertigt worden. Sie
war im russischen Zarenreich ein Nationalsymbol
und die Bedeutung der Schale
ist bis zum heutigen Tag sehr hoch.
Das riesige Kunstwerk hat eine Größe
Die Marmor Statue des
kauernden Knaben von
Michelangelo (1475 bis
1564) wurde 1534 fertiggestellt.
Die Skulptur ist
vermutlich ein Entwurf
und wurde von Katharina
der Großen in Florenz
gekauft, nach Russland
gebracht und hat die Eremitage
seither auch als
Leihgabe nicht mehr verlassen.
Am Ende unseres Rundganges
besichtigten wir
eine ovale Schale aus Jaspis,
die auch „Zarin der
von 5,04 m × 3,22 m und ruht auf einem
etwa 2 m hohen Fuß und Sockel. Der
Umfang der Schale beträgt 12,7 m. Das
gesamte Kulturdenkmal ist 2,57 Meter
hoch und wiegt etwa 16 Tonnen.
Zum Aufstellungsort wurde die Schale
auf einer Holzkonstruktion von über
150 Pferden gezogen, zum Teil auf dem
Wasserweg transportiert. Die „Zarin der
Schalen“ wurde vor dem Bau der Außenmauern
im Zentrum der Ausstellungshalle
aufgestellt. Das Aufstellen der Schale
in der Eremitage erforderte die Mitwirkung
von 720 Arbeitern.
Die tragische Figur dieses Gleichnisses
ist die Figur des Bruders. Er fühlt
sich vom Vater ungerecht behandelt.
Die Frage der Gerechtigkeit steht in
diesem Gleichnis im Zentrum. Rembrandt
machte deutlich, dass die irdische
Gerechtigkeit sich von der göttlichen
unterscheidet. Der Humanismus
Rembrandts, sein Glaube an den Menschen,
an die große Kraft der Liebe, erhielten
in diesem Werk ihren höchsten
Ausdruck. Seine schwungvolle zeichnerische
Art und der warme Ton der
Farben dienten dem inneren Aufbau
14 des Werkes.
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Nach dem Mittagessen ging es mit
dem Bus zur St. Peter & Paul Festung
am rechten Newa Ufer.
In der gleichnamigen Kathedrale
sind die sterblichen Überreste der
letzten Zarenfamilie bestattet.
Fast alle russische Zaren und Zarinnen
der Romanow-Dynastie von
Peter I. bis Nikolai II. und ihre Familienangehörige
sind hier beigesetzt.
Als Peter der Große 1725 starb,
war die Kathedrale noch nicht fertig.
Der Sarg mit dem Körper des Zaren
stand in einer provisorischen Holzkapelle
in der Kathedrale. Erst 1731
fand er in einem Grab rechts von
der Ikonostase seine letzte Ruhe.
Ganz in der Nähe ruht die Zarin Katharina
die Große. 1998 wurden in
einer Kapelle der Peter-Paul-Kathedrale
auch die Gebeine des letzen
Zaren von Russland Nikolaus II.
und seiner Familie beigesetzt.
Die Gesamthöhe des Turms mit
einem Engel auf der Spitze beträgt
122m. Die Kirche unterscheidet
sich deutlich von traditionellen russischen
Zwiebelturm-Kirchen. Da
Peter der Große dabei war, Russland
nach europäischem Vorbild
zu modernisieren, sollte auch die Hauptkathedrale
seines Reiches anders als die herkömmlichen Kirchen
sein, von außen und von innen. Es gibt auch
eine Kanzel und das ist für russisch-orthodoxe Kirchen
ungewöhnlich.
Die prächtige Ikonostase der Peter-Paul-Kathedrale
gleicht einem Triumphbogen und symbolisiert
den Sieg Russlands im Nordischen Krieg. Geschaffen
wurde das Meisterwerk in den 1720er Jahren
von Moskauer Handwerkern.
Die Ikonostase ist eine Wand, die den Altar vom
Hauptteil der Kirche abtrennt. Nur am Anfang des
Gottesdienstes umrunden die Priester den Innenteil
des Kirchenschiffes und tauchen den Raum in
eine Wolke von Weihrauch. Dann vollziehen sie
die Gebete und die heilige Handlung hinter der mit
Ikonen geschmückten Wand im Altarraum, der östlich
und gewöhnlich ein bis drei Stufen höher liegt.
Obwohl die Ikonostase meist fast raumhoch ist, berührt
sie die Decke nur selten. Das ermöglicht den
Gläubigen, die Worte oder den Gesang des Priesters
gut zu hören.
Täglich um 12 Uhr gibt es einen Kanonenschuss
von der Festungsmauer. Zu Zeiten Peter des Großen
ertönten oft Kanonenschüsse. Sie signalisierten
täglich zusätzlich den Anfang und das Ende der
Arbeitszeiten
bzw. warnten
vor Gefahren.
16 17
Am Rückweg zu
unserem Kreuzfahrtschiff
machten
wir noch einen
Kurzstopp bei den
beiden Leuchttürmen
aus dem 19.
Jahrhundert und beim
Panzerkreuzer Aurora.
Nach dem Stapellauf 1900
war das Schiff 1905 im Russisch-Japanischen
Krieg und im
1.Weltkrieg in der Ostsee eingesetzt.
Berühmtheit erlangte
der Panzerkreuzer
im
Zuge der Oktober
Revolution im Jahr
1917. Die Besatzung
unterstützte
die Rote Garde bei
der Erstürmung des
Winterpalastes, dem
Sitz der provisorischen
Duma-Regierung, nach der
Abdankung von Zar Nikolaus II.
Unser Nachbarschiff legte
unter großen Jubel der
Passagiere Richtung Moskau
ab. Wir hatten noch
eine Nacht und den ganzen
nächsten Tag in St. Petersburg
am Programm.
Nach dem Abendessen und
einer Ruhepause ging es
um 22:00 Uhr wieder los.
Am Abend des 25. Oktobers gab die Aurora
mit einem Schuss aus der Bugkanone
das Signal für den Sturm auf das
Winterpalais durch die Bolschewiki. Der
Sturm gilt als Beginn der russischen Oktoberrevolution,
die mit der Ermordung
der Zarenfamilie im Juli 1918 einen blutigen
Höhepunkt erfuhr.
In der Sowjetunion war die Aurora eine
Art Nationalheiligtum, heute ist sie eine
beliebte touristische Sehenswürdigkeit.
Seit 1956 haben mehr als 28 Millionen
Gäste das Schiff besucht.
Petersburg bei Nacht stand
auf unserem Programm.
Wir genossen eine Stadtrundfahrt
mit einem kleinen
Bus zu Sehenswürdigkeiten
die wir schon bei Tageslicht
besucht hatten. Ein sehr gut
deutsch sprechender Guide
erklärte uns die Anstrengungen
der Stadtverwaltung
für eine gute und moderne
Straßenbeleuchtung,
die vor allem in den langen
Die Tragflächenschiffe verkehren in den Sommermonaten vom Anlegesteg bei der Eremitage auch über das offenen Meer bis
Winternächten positive Lebensqualität
darstellt.
zum Peterhof. Die Fahrt dauert circa 30 Minuten.
18 19
Viele Denkmäler sind der Zarin Katharina der Großen
gewidmet. Sie wurde 1729 in Stettin, das damals zu
Preußen gehörte, geboren. Nach einem Staatsstreich
gegen ihren Ehemann Peter III. übernahm sie 1762 die
Staatsgeschäfte und sollte 34 Jahre regieren.
Die1858 erbaute Isaakskathedrale ist die größte
Kirche Sankt Petersburgs und einer der größten
sakralen Kuppelbauten der Welt. Die Kirche ist
111 Meter lang, 97 Meter breit und 101,50 Meter
hoch. Der Durchmesser der vergoldeten Hauptkuppel
beträgt 26 Meter. In der Kirche finden
mehr als 10.000 Menschen Platz.
Die Auferstehungskirche, im Volksmund Blutskirche hat in der
Nacht durch die bunten Ornamente eine mystische Ausstrahlung.
Das Innere der Kirche ist komplett mit Ikonen ausgestaltet.
Über den Newski Prospekt, der wunderbar beleuchteten Hauptstraße
von St. Petersburg ging es weiter zur Isaakskathedrale.
Das Westportal des Winterpalastes bietet auch in
der Nacht eine beeindruckende Fassade. Die Aufnahme
musste sehr schnell gemacht werden, da
die Polizei unseren am Straßenrand geparkten Bus
weg haben wollte. Die unterwürfige Reaktion des
Busfahrers und des Reiseführers erinnerten uns,
dass wir in Russland sind.
Ein kurzer Halt bei der Smolny Kathedrale und
dann ging es zur Newa, um die Öffnung der Brücken
zu beobachten.
Die Newa ist 74 km lang und fließt vom Ladogasee
in die Newabucht der Ostsee.
Die vielen Brücken über die Newa werden nachts
zu unterschiedlichen Uhrzeiten für jeweils mehrere
Stunden hochgezogen. Dann kann die Großschifffahrt
passieren. Das passiert zwischen 1 Uhr und
5 Uhr Nachts. Die Reihenfolge ist flussaufwärts zu
unterschiedlichen Zeiten mit jeweils ca. 15 Minuten
Abstand. Das ist jede Nacht ein großes Spektakel
das von tausenden Zuschauern vom Ufer aus und
von unzähligen Schiffen im Fluss beobachtet wird.
Unser Reiseführer hatte einen Standort gewählt, der nicht
direkt bei der Brücke im Zentrum vor der Eremitage war,
sondern eine Brücke weiter. Das ermöglichte uns einen
Platz in der ersten Reihe und auch den Blick auf die Peter &
Paul Festung gegenüber.
Jetzt lassen wir die Bilder sprechen......
20 21
Die letzte von uns beobachtete Brücke war die Eisenbahnbrücke.
Dahinter konnten wir noch einmal einen Blick auf die
Rückseite der Smolny Kathedrale werfen.
Gegen 02:30 Uhr kamen wir wieder auf unserem Schiff an.
Die Nacht war kurz, denn für den nächsten Tag stand noch
einiges auf dem St. Petersburg-Programm.
22 23
Samstag, 18. Mai St.Petersburg
Südwestlich von St. Petersburg liegt die Ortschaft
Puschkin. Für die 25 km brauchte der
Bus bei dichtem Verkehr fast eine Stunde. Die
lange Anreise hatte sich gelohnt. Vor uns lag in
prachtvoller Morgensonne die Sommerresidenz
der russischen Zaren. Der Katharinenpalast, benannt
nach Katharina I., übertrifft unsere Vorstellungen
bei Weitem.
Wir waren nicht die Einzigen, die in den Palast
wollten, aber geführte Touren haben hier einen
eigenen Eingang. Sicherheitsschleuse wie am
Flughafen und Überschuhe zum Schutz der Böden
waren obligatorisch.
Als Peter der Große ein zweites Mal
heiratete ließ er seiner Gattin, Katharina
I in Jahr 1717 eine Sommerresidenz
errichten. Elisabeth I, Tochter von Peter
den Großen aus erster Ehe, ließ diese
Residenz prunkvoll zu einem Palast ausbauen,
als sie nach dem Tod ihres Vaters
Zarin wurde.
Die Schwiegertochter von Elisabeth I,
Katharina II (später Katharina die Große)
bestieg den Zarentrohn nach dem ihr
Gatte, Zar Peter III einem Staatsstreich
zum Opfer fiel. Der mit viel Prunk und
Gold ausgestattete Sommerpalast entsprach
nicht ganz den modernen Vorstellungen
der neuen Herrscherin.
Katharina die Große ließ ihren Lieblingspalast
nach ihren Vorstellungen
umgestalten. Inspiriert von englischen
Landschaftsparks, mit wundervollen
Grünanlagen und römischen Thermen
entstand die Parkanlage. Sie liebte es
durch den Park zu flanieren, in einer der
Grotten mit ihren Liebhabern zu frühstücken
und die Ideen von Voltaire und
Montesquieu, beide französische Schriftsteller
und Philosophen, zu studieren.
Drei Badehäuser wurden errichtet. Das
kalte Bad mit den darüber liegenden
Achatzimmern ist eine Thermenanlage
nach römischen Vorbild. Der türkische
Bad-Pavillon steht im Gartenzentrum neben
einem lieblichen Teich.
Die Palastanlage beherbergt Speisesäle,
Prunkräume, Besprechungszimmer
und es werden Utensilien und Bilder der
Zarenfamilie ausgestellt. Der Spiegelsaal
wurde als Ballsaal verwendet.
Das Highlight der Führung war das
Bernsteinzimmer. In dem Raum ist das
fotografieren verboten. Ich respektiere
solche Wünsche und daher keine Bilder.
Die hier ausgestellte Wanddekoration ist
eine Nachbildung. Das Original wurde
im 2. Weltkrieg von den deutschen Besatzern
geraubt und gilt seither als verschollen.
Ursprünglich war der Wandverbau für
Schloss Charlottenburg in Berlin bestimmt,
wurde aber vom Preußenkönig
Friedrich I. an Peter den Großen im Austausch
für Soldaten mit Gardemaß und
einer Allianz gegen die Schweden verschenkt.
Die Raumhöhe in der Charlottenburg
war niedriger als das jetzige Bernsteinzimmer.
Aus diesem Grund ist auch beim
Nachbau der obere Rand bis zur Decke
nur braun-gefleckt bemalt.
24 25
Kaltes Bad
Türkisches Bad
26 27
Die letzte Besichtigungsstation
war der Peterhof. 30 km westlich
von St. Petersburg gelegen,
direkt am Meer, das hier den
Namen Finnischer Meerbusen
trägt. Das Schloss wird zur Zeit
renoviert, daher kann man nur
den Garten besichtigen. Wobei
das „nur“ hier nicht abwertend
interpretiert werden kann.
Der Garten ist durchaus mit
anderen berühmten Gärten wie
Versailles, Stourhead Garden
oder Villandry an der Loire vergleichbar.
Das ursprünglich von
Peter I. errichtete und von seinen
Nachfolgern ausgebaute
Gelände und der Garten gelten
als „russisches Versailles“ und
seit 1991 ist der Peterhof Weltkulturerbe.
Kurz nach der Gründung seiner
Im August 1723 wurde der Peterhof
mit einer großen Feier
neuen Hauptstadt Sankt Pe-
eingeweiht.
28 29
tersburg ließ sich Peter I. hier
an der Südküste des Finnischen
Meerbusens ein kleines Landhaus
bauen, in dem er auf dem
Weg von oder zur Festung Kronstadt
oftmals eine Rast einlegte.
Nach dem Sieg über die Schweden
bei der Schlacht bei Poltawa
1709 beschloss der Zar, sich
eine zeitgemäße Residenz errichten
zu lassen, die ein Wahrzeichen
der neuen Großmacht
Russlands werden sollte. 1714
begannen die Planungen für das
neue Schloss, an denen Peter,
der sich auf einer langen Rundreise
durch Europa bereits mit
verschiedenen Handwerkskünsten
beschäftigt hatte und hier
aktiv mitarbeitete.
Nach unserer
Runde durch den
Garten mit den
vielen Brunnen
und Wasserspielen
ging es am
Nachmittag mit
dem Bus wieder
zurück zu unserem
Schiff. Die Flusskreuzfahrt
begann.
30 31
Nun hatten wir etwas Zeit uns mit dem Stammbaum der Zaren näher zu beschäftigen.
Nach der Einweisung in die Verwendung der Rettungswesten
legte unser Kapitän gegen 17:00 Uhr ab. Nach
dem Abendessen gab es einen kulturellen Vortrag über
die russische Kultur in der Panorama-Bar.
Matroschka ist die berühmte russische
Schachtelpuppe (Puppe in Puppe) aus
Holz. Sie ist das beliebteste russische
Souvenir und gehört zu Russland genauso
wie Balalaika, Samowar oder
Wodka. Deswegen denken viele, dass
die Matroschka auf eine jahrhundertlange
Geschichte zurückblickt. Ein Irrtum!
Die Matroschka gibt es erst seit etwa
hundert Jahren.
Auch heute noch sind die meisten Matroschkas
handgemacht. Wichtig ist
vor allem die Auswahl des Holzes. Am
besten eignet sich Linden- oder Birkenholz.
Zuerst wird die kleinste Puppe geschnitzt,
die manchmal winziger als ein
Fingernagel ist. Die nächste Figur wird
an diese angepasst. Und so geht die Arbeit
weiter, bis nach und nach ein kompletter
Satz entsteht. Danach kommt
die Holzpuppe zu einem Maler, der ihr
ein Charakter und ein schickes Outfit
verpasst. Große rabenschwarze Augen,
rote Backen, ein nettes Lächeln, in russische
Tracht gekleidet, mit Blumen in
der Hand und einem Korb voller Früchten
oder Brot unter dem Arm - so sieht
die traditionelle Matroschka aus.
Nachdem die Matroschka auf der Pariser
Weltausstellung 1900 vorgestellt
wurde, lag die ganze Welt dem russischen
Bauernmädchen zu Füßen. Die
Produktion wurde in die alte Klosterstadt
Sergjiew Possad nahe Moskau
verlegt. Schon wenige Jahre später
schnitzte oder bemalte praktisch jeder
Bewohner dieser Gegend Matroschkas.
Am frühen Morgen, durch die hohe
nördliche Breite war die Sonne bereits
weit über dem Horizont, erreichten wir
die erste Schleuse bei Swiriza. Wir waren
in der Nacht die Newa flussaufwärts
gefahren und hatten den Ladogasee
durchquert. Das waren ca. 220 km Wasserweg.
Langsam fuhr das Kreuzfahrtschiff
in die Schleuse ein.
32 33
Das Einfahrtstor wurde vom Schleusenwärter
geschlossen und über riesige
unterirdische Rohrleitungen, die geöffnet
wurden, stieg der Wasserspiegel mit
dem Schiff an. Nach dem der Gleichstand
erreicht wurde, öffneten sich die
Ausfahrtstore und das Schiff fuhr um
12,5m höher gehoben wieder aus der
Schleuse heraus.
Neben der Notwendigkeit für die Schifffahrt
genügend Wassertiefe zu haben,
wird der 12,5m hohe Unterschied beim
Wasserspiegel und mit der damit verbundenen
Energie auch Strom erzeugt.
Wir überwanden insgesamt 20 Schleusen
zwischen St. Petersburg und Moskau.
Der höchste Punkt lag 162m über
dem Meeresspiegel. Moskau liegt auf
120m Seehöhe. Die Gesamtstrecke betrug
1321 Kilometer. Das Schiff fuhr mit
etwa 22 km/h Reisegeschwindigkeit.
Der Fluss Swir, auf dem wir jetzt fuhren, ist ein Teil des
Wolga-Ostsee-Kanals. Er entspringt aus dem Onega-See
und mündet in den Ladoga-See. Die Länge des Flusses
beträgt 220 Kilometer, bei einer Breite von 100 Meter bis 12
Kilometer im lwinski-Überschwemmungsgebiet.
Einst war Mandrogi ein
kleines Fischerdorf. Nach
dem 2. Weltkrieg verblieben
nur noch Frauen, die
Männer waren gefallen.
Das Dorf verarmte und fiel
schließlich einem Brand
zum Opfer.
Nach ca. 110 km legten wir in Mandrogi an, einem Dorf mit
Bauwerken aus dem 19. Jahrhundert.
Anfang 1990 kaufte ein zu
Reichtum gekommener Russe
das Gebiet auf. Er lud die
besten Zimmerleute ein, ihre
Bau- und Handwerkskunst
unter Beweis zu stellten. So
entstanden ein Museumsdorf
und ein Erholungspark. Neben
vielen Künstlern, die heute
dort wohnen und arbeiten,
bringen die Kreuzfahrtschiffe
viele Touristen hier her.
Wir konnten bei einem Spaziergang
die schöne Natur
und die traditionellen Bauten
in Augenschein nehmen. Die
verzierten, bunten Holzhäuser
luden zum Betreten ein und
wir konnten das handwerkliche
Geschick der Einheimischen
beobachten, das dort
auch an die nächsten Generationen
weitergegeben wird.
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Für das Mittagessen hatte die Küchencrew
ein Buffet aufgebaut. Es gab ein
Barbecue vom Feinsten.
Das Wodka Museum hatte auch uns zu einem Besuch
animiert. Es wurden nicht nur 2800 original verschlossene
Wodka-Flaschen und Destilliermethoden ausgestellt, sondern
man konnte für die geringe Eintrittsgebühr nicht nur
das Museum besichtigen, sondern auch drei Kostproben
aus über 100 Sorten probieren.
Gegen 15:00 Uhr setzte unsere MS Novgorod
die Fahrt Richtung Osten fort.
Das Abendprogramm an Bord war immer
sehr vielfältig, aber wir zogen den Anblick
der wunderbaren Landschaft vor.
Unser Mittagessen wurde auf der Insel fekt getanzten Kasatschok. Die sogenannte
in einem großen Festzelt serviert. Die
Prisjadka, den Wechselsprung
Crew der Reisebegleiter und der Bordmusiker
zwischen gestrecktem und angewinkel-
begrüßten die Gäste.
tem Bein aus der Hocke beherrschte er
36
Alexej überraschte uns mit einem per-
sehr gut.
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Am nächsten Morgen erreichten wir die Insel Kischi
im Onega-See. Die ganze Insel ist ein Freilichtmuseum.
Die einzigartige Zusammenstellung der 80 vorwiegend
aus Holz gefertigten Gebäude wurden 1990
zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.
Alle Objekte wurden an ihrem ursprünglichen Ort abgebaut
und zerlegt, dann auf der Insel wieder zusammengebaut.
Der sehr gut deutschsprechende ortsansässige Führer
erklärte uns die Lebensweise und Kultur der ehemaligen
russischen Bewohner.
Wir erlebten eine Vorführung des Glockenspiels in
einer kleinen orthodoxen Kirche aus dem 17. Jahrhundert.
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Am Nachmittag legte unser Schiff ab.
Der nächste Halt war in Goritsy geplant.
350 km lagen vor uns. Damit bei den
Passagieren keine Langeweile aufkam,
konnte die Kommando-Brücke, in kleinen
Gruppen besichtigt werden. Kapitän
Aleksandr Batalov erklärte persönlich
die nautischen Geräte, zeigte auf einer
Karte die Route und die Häfen, an denen
wir anlegten.
Anschließend besuchten die begabten
unter uns einen Workshop. Das originalgetreue
Bemalen einer Matroschka
wurde unter fachmännischer Anleitung
bewerkstelligt.
Vor dem Abendessen gab es noch eine
Verkostung von zwei Wodkasorten.
Alexej und Dimitrov zeigten auch, wie
richtige Russen Wodka trinken. Das
Glas wird auf zwei Finger balanciert,
dann zum Mund geführt und ausgetrunken,
ohne das etwas verschüttet wird
bzw. das Glas herunterfällt. Wahrscheinlich
wird die Geschicklichkeit nach einigen
Gläsern nicht mehr so groß sein.
Diese Ikonostase in der kleinen Kirche ermöglicht sehr
anschaulich den Aufbau zu erklären. Im Zentrum der
Ikonostase ist die Königstür, die so heißt, weil durch sie
Jesus Christus, in Gestalt der Heiligen Gaben schreitet.
Links von der Königstür, im nördlichen Teil der Ikonostase
befindet sich der Durchgang für die Priester während
des Gottesdienstes. Rechts, im südlichen Teil schreiten
sie wieder in den Altarraum. Auf der Königstür sind gewöhnlich
die Ikonen der vier Evangelisten dargestellt.
Links davon befindet sich üblicher Weise die Ikone der
Gottesmutter, rechts ist die Ikone eines Erzengels. Darüber
liegt die Reihe der Propheten oder Darstellungen aus
dem Alten Testament.
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Die Service-Crew servierte Schmankerln
während der Rum-Verkostung. Alle waren
ausgesprochen freundlich und sehr
gut ausgebildet.
Eine Sängerin unterrichtete fast jeden
Abend die Gesangbegeisterten unter uns
mit russischen Liedern.
Es gab Tanzkurse,
Sprachkurse
und Vorträge
über die kommenden
Ziele
und die russische
Kultur.
Die Renovierung und die Erhaltung der unzähligen
Kulturdenkmäler ist aus finanziellen
Gründen auf die Ballungszentren wie St.
Petersburg und Moskau, sowie einigen anderen
Prestigeobjekten beschränkt. Kleinode
entlang des Kanals und der Flüsse sind
leider dem Verfall preisgegeben.
Schleusen, wie die z.B. am „Weißen See“, sind vom Verfall
ausgenommen und werden sehr gut in Schuss gehalten.
Kurz nach der Schleuse erreichten wir
am frühen Nachmittag die Ortschaft Goritzki.
Der Ort selbst ist unscheinbar und
nur wegen seines Kloster bekannt und
berühmt.
Das Kirillo-Beloserski-Kloster wurde
1397 gegründet und war das zweitgrößte
in ganz Russland. Die Anlage wurde
seinerzeit als Klosterfestung ausgebaut.
und war eines der wichtigsten religiösen
Zentren des Großfürstentums Moskau.
Der Gründer war der Mönch Kirill, der
auf einem nahegelegenen Berg ein göttliches
Zeichen erhielt, wo er ein Kloster
errichten sollte.
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Zunächst bestand das „Auferstehungs-
Kloster“ nur aus einer hölzernen Kapelle
und einem Blockhaus für die Mönche.
Durch die familiären Bindungen des
Gründers zum russischen Adel und die
strategisch wichtige Lage, gewann das
Kloster an Reichtum und Einfluss. Es
beherbergte zahlreiche Literaten und
Schreibgehilfen. Bald war das Kloster
vom zweitgrößten Landbesitz umgeben.
Hier lebte auch Iwan der Schreckliche,
der sogar eine eigene Mönchszelle im
Kloster besaß. Er ließ sich 16-jährig
durch den Metropoliten von Moskau
1547 zum Zaren krönen und war 37
Jahre lang ein Schreckensherrscher
Russlands.
Mehrmals belagerten fremde Truppen
das Kloster, das jedoch nicht erobert
werden konnte. 1612 bis 1613 waren
dies polnisch-litauische Truppen.
Im Jahr 1722 gehörte auch Peter I. zu
den Pilgern, die dieses Kloster besuchten.
Hier machte er Bekanntschaft mit
den Baumeistern und mit den Ikonenmalern.
Die besten Handwerker be-
Im Innenraum konnten wir die fast
komplett erhaltene Ikonenwand aus
dem 18. Jahrhundert bestaunen.
Durch mehrere Tore hinter dem Gebäude
gelangten wie ans Ufer des Siwerskoje-Sees.
Unsere ortsansässige
Reiseführerin erklärte den Damen,
dass ein regelmäßige Gesichtswaschung
mit dem Seewasser die Falten
besser verschwinden ließen, als jede
Schönheitsoperation.
Im renovierten Teil besuchten wir ein
sakrales Museum. Wertvolle Ausstellungsstücke
reihten sich aneinander.
Die Genehmigung zum Fotografieren
kostete 100 Rubel, das ist € 1,50.
Das Russisch Orthodoxe Kreuz hat um
zwei Balken mehr als das katholische.
Der oberste, kurze Kreuzarm ist der
Platz, auf dem die Initialen INRI Platz
finden. Diese Initialen bedeuten übersetzt
„Jesus von Nazaret, König der Juden“.
Der untere, schräge Querbalken
symbolisiert den Übergang von der Hölle
zum Himmel..
orderte er schließlich nach Sankt Petersburg,
damit sie am Ausbau „seiner“
Stadt mitarbeiten konnten.
Seit 1998 wird das Kloster wieder von
Mönchen bewohnt und schrittweise renoviert.
Heute gehören zu dem Komplex
zwölf Kirchen, eine Kapelle, die
Kremlmauer mit zehn Türmen, eine
Küche, das Refektorium, Priester- und
Mönchsgebäude, zwei Krankenhäuser,
ein Kesselhaus und eine Windmühle.
In der Zeit nach der Machtübernahme
von Peter dem Großen verlor das Kirillo-Beloserski-Kloster
allmählich seine
führende Rolle. Nach der Oktoberrevolution
1917 wurde der Abt erschossen,
die Kirche enteignet und das Klostergelände
Im Zentrum des Klosters steht die rewandelt.
in ein Architekturmuseum umgenovierte
Auferstehungs-Kathedrale von
1997 zur 600-Jahr-Feier des 1497 an der Stelle, an der die erste hölzerne
Klosters erhielt das orthodoxe Bistum
Klosterkirche erbaut war.
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einen Teil des Geländes zurück.
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Angeschlossen an die kirchliche Ausstellung
war auch ein Volkskunde-Museum.
Gerätschaften und Bekleidungsstücke
des täglichen und festlichen
Gebrauchs wurden ausgestellt.
ler Art bestickt und als Ikonenersatz verehrt
wurden.
Im Leben der Dorffrauen haben Spinnbretter
An langen Winterabenden versam-
eine wichtige Rolle gespielt. Es melten sich die Frauen in einem Haus,
galt als ein kostbares Geschenk: der brachten ihre Spinnbretter mit und
Eine musikalische Präsentation mit Vater hat es seiner Tochter geschenkt, spinnten. Mädchen mussten das Spinnen
handgeschnitzten Flöten gehörte genauso
der Mann – seiner Frau, der Bräutigam
auch von klein auf erlernen.
dazu, wie die ausführliche Erklä-
– seiner Braut. In manchen Orten muss-
rung der alten Festtagstrachten. te der Bräutigam nach dem Brauch Das Spinnen war ein mühsamer Prozess.
Das Brett wurde auf die Bank in brett wurde ein Knäuel Rohwolle be-
einen Faden aus der Wolle während die und geduldig sein, um einen dünnen
setzte sich auf das Fußbrett. Am Blatt-
Die Spinnerinnen mussten geschickt
selbst ein Spinnbrett für seine künftige
Es wurde erklärt wie Stoffe in kunstvol-
Frau fertigen und das alte Elternspinn-
der Stube gestellt und die Spinnerin festigt. Aus dem Wollknäuel zog die rechte die Spindel in Drehung hielt, so aber zugleich auch festen Faden zu bekommen.
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Spinnerin vorsichtig mit der linken Hand wurde der Faden verdrillt.
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brett wurde als Zeichen der Verlobung
zerbrochen.
Um das Kloster liegt die Kleinstadt Kirillow mit knapp 8.000 Einwohnern. Die allermeisten der jährlich über 200.000 Touristen
kommen mit dem Schiff. Nahezu alle Flusskreuzfahrtschiffe auf der Route zwischen Moskau und Sankt Petersburg stoppen
hier. Auch die Stadt selbst ist durch das berühmte Kloster geprägt und viele kleine Kapellen säumen den Weg.
Die 1620 erbaute Nikolai
Nadein Kirche ist aufwendig
mit Fresken bemalen. Die
fehlenden Ikonen waren bei
unserem Besuchstermin zur
Restauration. Die königliche
Tür in der Mitte der Ikonostase
ist hier besonders schön
ausgearbeitet.
Im Vorraum sind die Originalfresken
seit 300 Jahren
gut erhalten. Rechts wird der
Sündenfall und die Vertreibung
aus dem Paradies beschrieben.
Die Tee-Zeremonie hat in Russland eine lange Tradition
und ist in vielen Familien, auch heute noch von
großer Bedeutung. Wir erfuhren die Handhabung des
Samowars und dass die Älteren den Tee aus der Untertasse
tranken. Das war keine Unart, sondern entsprang
dem logischen Zweck, sich die Zunge nicht zu
verbrennen.
Ebenfalls ein Motiv aus dem
Alten Testament erzählt von
der Sintflut und der Arche, mit
der Noah seine achtköpfige
Familie und die Landtiere vor
einer Flut rettete.
Am Abend wurden wir schon auf unseren nächsten
Halt vorbereitet, Jaroslawl stand auf dem Programm.
Die zu den ältesten Städten Russlands zählende Kommune,
liegt an der Mündung des Flusses Kotorosl in
die Wolga, 280 Kilometer nordöstlich von Moskau.
Die 1010 gegründete Stadt hat mehr als 600.00 Einwohner
und ist vor allem für seine Kathedralen und
Kirchen bekannt. Die massiven weißen Kirchenbauten
mit vielen asymmetrisch angeordneten Türmen und
aufwendig dekorierten Innenräumen sind wunderschöne
Beispiele typisch russischer Architektur.
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Am Nachmittag waren wir im „Haus des Gouverneurs“
eingeladen. Die „Tochter des Hauses“
empfing uns. Sie sprach sehr gut deutsch und
führte uns durch die Residenz. Das Gebäude
wurde nach Plänen von Alexander I. 1820 gebaut
und diente als Reisepalais der Zaren und später
als Gouverneursvilla.
Die Bilder- und Kunstsammlung war in dieser angenehmen
Atmosphäre nicht so langweilig, wie in
einem Museum.
Der Kreml von Moskau 1879
Mit dem Bus fuhren wir ins Zentrum. Vor der
Eliaskirche, wir parkten neben wunderschönen
Tulpen.
Prophet-Elias-Kirche
Ganz links ein Portrait von Peter I.
Das 1878 gemalte Bild hat den Titel:
„Der Hofwächter vermietet eine
Wohnung an eine Dame“. Wir vermuteten
da eher eine Wegweisung.
Im großen Ballsaal finden heute Veranstaltungen
und klassische Konzerte
statt.
Auch für uns wurde musiziert und
die „Töchter des Hauses“ wagten
einige Tanzschritte mit den Gästen.
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Maria Himmelfahrtskirche
Eine wechselhafte Vergangenheit
hat die Maria Himmelfahrtskirche.
Ursprünglich wurde sie von 1215 bis
1219 im Zentrum der Stadt am rechten
Ufer der Wolga erbaut. Mehrere
Brände und kriegerische Auseinandersetzungen
beschädigten das Bauwerk
immer wieder, aber jedes Mal
gab es eine Renovierung. Von der
kommunistischen Zentralverwaltung
wurde das Bauwerk 1937 abgerissen
und erst 2004 begann an gleicher
Stelle die originalgetreue Rekonstruktion,
die nach sechs Jahren fertig
gestellt war.
Am Hauptplatz der Stadt, steht die Prophet-Elias-Kirche.
Sie wurde im Jahr 1647 erbaut und
hat fünf Kuppeln. Die Innenwände sind mit
Szenen aus dem Leben des Propheten Elias
bemalt. Diese Freskenmalerei ist noch original
aus dem 17. Jahrhundert erhalten. Die
beiden Holz-Pavillons waren der Zarenfamilie
vorbehalten. Die Kirche wurde von der reichen
Kaufmannsfamilie Skripin in Auftrag gegeben.
Da die Familie keine Kinder hatte, wollten sie
der Nachwelt diese Kirche hinterlassen.
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Begleitung von Missionaren einen weiteren Besuch im
Dorf der Ungläubigen. Dort haben sie einen Bären auf
ihn gehetzt, den er eigenhändig mit seiner Streitaxt zur
Strecke brachte. Seitdem trägt Jaroslawl einen Bären im
Wappen.
Nach dem Ablegen am Abend gab es an
Bord eine Seeräuber-Party. Die Crew
gab sich große Mühe, die Gäste zu
unterhalten. Sogar das Besteck
war räubermäßig aufgedeckt.
Als Einstimmung auf die Besichtigung
wurden wir mit dem Coral-Gesang von
vier einheimischen Tenören überrascht.
Das Refektorium (der Vorraum zur Kirche)
hatte eine wunderbare Akustik und
die tiefen Stimmen fügten sich harmonisch
in die feierliche Stimmung.
Viele
Denkmäler
aus der Sowjetzeit gibt
es immer noch. Die Heldenverehrung
mit Kranzniederlegungen, Aufmärschen
und Musikkapellen, hält die politische
Erinnerung an vergangene Zeiten wach.
Diese jungen Menschen blicken aber in
die Zukunft. Immer Mitte Mai feiern die
russischen Schulabgänger im ganzen
Land ihren Abschluss und den bevorstehenden
Sommer. Die russlandweite
Jugendparty heißt übersetzt „Letzte
Glocke“.
Am nächsten Morgen erreichten wir
Uglitsch. Der Name leitet sich vom
russischen Wort „Ugol“ (zu Deutsch
„Ecke”) ab, denn der Ort liegt an einer
Biegung der Wolga. Bald darauf
mündet Russlands bedeutendste
Wasserstraße im Rybinsker Stausee,
der wegen seiner Größe auch
„Rybinsker Meer” genannt wird.
Trotz seiner Lage an der Wolga und
der relativ geringen Entfernung von
Moskau, die gerade einmal 200 km
beträgt, scheint die Kleinstadt Uglitsch
irgendwie noch nicht ganz im
Die Legende berichtet, dass sich Fürst Jaroslaw für die
21. Jahrhundert angekommen zu
Kaufleute der Stadt, die 1010 gegründet wurde, einsetzte.
Als diese wieder einmal von räuberischen Heiden
sein. Mit seinen vielen Kirchen, Klöstern
und ebenerdigen renovierungsbedürftigen
Wohnhäusern aus Holz,
überfallen wurden, platzte dem Fürst der Kragen und
er besiegte die Strauchdiebe. Als die sich jedoch nicht
fühlt man sich in eine alte vorkommunistische
Provinzstadt versetzt.
gleich von ihm taufen lassen wollten, unternahm er in
54 55
Selbst für russische Verhältnisse
hatte Iwan der Schreckliche wenig
Glück mit seinen Nachkommen
und Thronerben. Der Kronprinz,
der älteste Sohn Iwan, starb unter
mysteriösen Umständen. Vielleicht
war es sogar Iwan der Schreckliche
selbst, der seinen Sohn mit
dem Zepter getötet hat.
Ein weiterer Sohn, Fjodor, galt als
schwachsinnig. Nach dem Tode
seines Vaters übernahm er zwar
den Thron, doch de facto regierten
die adeligen Bojaren für ihn.
Dann gab es noch Dmitri, den
Sohn der letzten Ehefrau Marija
Nagaja. Nach Iwans Tod wurden
der Junge und seine Mutter nach
Uglitsch verbannt. Dort lebten sie
im eher bescheidenen Ziegelpalast
vor dem heute das Denkmal
des jungen Thronerben steht.
Am 15. Mai 1591 wurde dem Zarewitsch
Dmitri beim Spielen im
Garten die Kehle durchschnitten.
Der Mord an dem Achtjährigen
schlug hohe Wellen. Eine Untersuchungskommission
aus Moskau
verbreitete eine Unfall-Version,
dass er die tödliche Wunde durch
einen epileptischen Anfall während
eines Messerwurfspiels erlitt.
Aufgebrachte Einwohner ermordeten
daraufhin die Mitglieder der
Kommission. Die Repressalien
Moskaus ließen nicht lange auf
sich warten und 200 Uglitscher der
gehobenen Klasse wurden zum
Tode verurteilt.
Dmitris Tod löste letztlich die sogenannte
Zeit der Wirren in Russland
aus. Erst mit der Machtübernahme
durch Zar Michael aus der
Romanow-Dynastie im Jahr 1613
kehrte wieder Ruhe ein im Moskowiter
Staat ein.
Zwischen 1681 und 1692 entstand
am Todesort des Jungen die Demetrios-
oder Blutkirche
Die Blutkirche und ein Relief mit dem Bildnis von Dimtri.
Nach einem Spaziergang im Ortskern und dem Besuch
eines Klosters mit angeschlossener Schule ging es wieder
zum Anlegeplatz zurück.
Der letzte Teil des Fußweges war mit Verkaufsständen
gespickt. Handwerk- und Souvenierartikel wurden von
netten und freundlichen Händlern angeboten.
56 57
Am letzten Abend vor der
Ankunft in Moskau lud der
Kapitän zu einem Cocktailempfang
in der Panoramabar.
Frau Mag. Kamil,
unsere nette Papageno
Reisebegleiterin bedankte
sich bei den Gästen für die
problemlosen vergangenen
Tage.
Es wurden lustige Sketches
mit den Gästen gespielt
und die Crew der
Reiseguides brachte uns
ein russisches Ständchen.
Je näher wir nach Moskau
kamen, desto dichter
wurde die Besiedelung mit
Wochenendhäusern. Die
Datschen, so werden die
ca. 600m² großen Grundstücke
mit den Häuschen
genannt, wurden früher
nur im Sommer bewohnt.
Heute ersetzen sehr oft
winterfeste Häuser, die
ehemalige Leichtbauweise
Galamenü Vorspeise
Mit etwa zwölf Millionen Einwohnern ist
Moskau die größte Stadt des Landes,
etwa 150.000 Neubürger kommen jährlich
dazu. 1147 wurde Moskau erstmals
in einer Chronik erwähnt und ab dem
Jahr 1400 mauserte es sich langsam zur
Hauptstadt des Russischen Reiches.
Peter der Große machte 1712 St. Petersburg
zur Hauptstadt, aber 1918 ging
der Titel wieder an Moskau zurück. Im
Zentrum steht der Kreml. Hier saßen
und sitzen die Herrscher Russlands:
Zaren, Kommunisten, Präsidenten. Alle
haben ihre Spuren hinterlassen.
Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte
fiel 1812 in Moskau ein. Vor
der Besetzung steckten die Bewohner
große Teile der Stadt in Brand und alle
Vorräte wurden beim Verlassen mitgenommen
oder vernichtet. Im herannahenden
Winter hatte die Grand Armee
58 59
keine Unterkunft und keine Verpflegung.
Napoleon musste den Rückzug antreten.
Dieser verlustreiche Feldzug läutete
das Ende der napoleonischen Herrschaft
ein.
Die Stadt Moskau wurde anschließend
im russischen Empire-Stil wiederaufgebaut.
Geradlinige Formen mit dekorativen
Fassaden prägen viele Häuserfronten
und Straßen.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts drückten
reiche Kaufleute mit ihren Villen der
Stadt ihren Stempel auf, später entstanden
viele Jugendstilbauten, die noch relativ
gut erhalten sind.
Die Fahrzeuge waren fast ausschließlich
große PS-starke deutsche Modelle.
Auch die Motorräder gehörten der
hohen Preisklasse an und die Besitzer
präsentierten sich dementsprechend.
Die Ostseite des Roten Platzes wird
vom Einkaufszentrum GUM beherrscht.
Das 1893 eröffnete Warenhaus ist heute
ein modernes Einkaufszentrum. Der 250
Meter lange und 88 Meter breite Innenraum
beherbergt auf drei Etagen rund
200 separate, unterschiedlich große
Geschäfte. Wir bemerkten keinen Unterschied
zu Europa. Die Besucherzahl
beläuft sich auf 30.000 Kunden täglich!
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Roter Platz
Der Rote Platz ist auf Grund seiner Größe,
seiner geschichtlichen Turbulenzen
und des angrenzenden Kremls, wohl einer
der bekanntesten Plätze der Erde.
Der Platz wird eingesäumt von der
Kremlmauer mit dem Erlöser-Turm im
Westen, vom Staatlichen Historischen
Museum (Bildmitte), vom Einkaufszentrum
GUM im Osten und von der Basilius-Kathedrale
im Süden.
Die 1561 errichtete Kathedrale ist das
Wahrzeichen der russischen Hauptstadt.
Einst war sie das Hauptgotteshaus der
Zaren, heute ist sie ein Museum, das
zum Komplex des gegenüberliegenden
Museums gehört.
Der Erlöser-Turm beschützte die
Süd-Ostecke der Kreml Mauer. Die
Zifferblätter der vier Uhren, die in jede
Himmelsrichtung zeigen, weisen einen
Durchmesser von über 6 m auf.
Der Moskauer Kreml, mit seinen mächtigen
Mauern und zwiebelturmgeschmückten
Kirchen, ist das Symbol
Russlands und seiner Macht in der Welt
– so war es unter den frühen russischen
Zaren (bis zu Peter I.) bis zur aktuellen
Staatsführung.
Das Wort Kreml steht für eine mittelalterliche
Festung im Zentrum einer alten
russischen Stadt. Der erste Bau einer
mächtigen Holzfestung an der Stelle des
heutigen Moskauer Kremls wurde unter
Fürst Iwan Kalita 1340 fertiggestellt.
Als eine eigene Stadt in der Stadt wurde
der Moskauer Kreml im Laufe von
vielen Jahrhunderten weiter aus- und
umgebaut.Die Fläche beträgt 28.000 m²
und die Gesamtlänge der bis zu 6,5m dicken
und bis zu 19m hohen Mauern ist
mehr als 2,2km.
Basilius-Kathedrale
Erlöser-Turm
Ein kleiner Teil der Kanonen, die von der französischen Armee
im Zuge des Rückzuges aufgegeben wurden, werden
hier als Trophäen ausgestellt. Insgesamt können im Museum
unter anderem 870 Kanonen besichtigt werden.
62 63
Dreifaltikeitsturm
Verkündungs-Kathedrale
Glockenturm Iwan der Große
Mariä-Entschlafens
Kathedrale
Die Verkündungs-Kathedrale wurde 1489 als Hauskirche
der Moskauer Fürsten errichtet. Im Laufe der Zeit baute
man die Kathedrale immer weiter aus bis sie insgesamt
neun Kuppeln bekam und die Hauptkirche der Zarenfamilie
wurde.
Der Glockenturm Iwan der Große entstand im 17. Jahrhundert.
Der 81 Meter hohe Glockenturm im Kreml war lange
das höchste Bauwerk von Moskau und erhielt deswegen
den Beinamen „der Große“.
Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale war lange die wichtigste
Kirche Russlands. Hier wurden Zaren gekrönt, Staatsakte
verkündet und festliche Zeremonien durchgeführt. Hier
steht auch der Thron des ersten russischen Zaren Iwan des
Schrecklichen mit dem kunstvoll geschnitzten Zeltdach.
Der Eingang in den Kreml erfolgt
durch den Dreifaltigkeitsturm. Die
großzügigen Innenräumlichkeiten beherbergten
früher das Archiv des Zarenhofs.
Zar Fjodor Iwanowitsch gab 1586 den
Auftrag die größte Kanone der Welt in
Bronze zu gießen. Mit der „Zaren-Kanone“
wurde nie geschossen. Sie hat
ein Kaliber von 890mm und wiegt 40
Tonnen. Ursprünglich wurde die Kanone
auf dem Roten Platz positioniert.
1706 hat Peter der Große sie in den
Kreml verlagern lassen.
Die Arbeiten an der riesigen Glocke
begannen 1730 auf Befehl der Zarin
Anna Ioannowna. Die Glocke sollte
vom Glockenturm „Iwan der Große“
im Kreml läuten. Doch dazu
kam es nie. Von Anfang an kämpften
die Meister mit Schwierigkeiten
bei der Herstellung. 4 Jahre später
war die bis heute größte Glocke
der Welt endlich fertig. Sie wog 202
Tonnen, war 6,14 Meter hoch und
hat 6,6 Meter Durchmesser.
Zunächst blieb die Glocke aber in
der Guss-Grube. Ein Großbrand
vernichtete nicht nur die Konstruktionen
zum Heben, sondern führte
auch dazu, dass ein 11,5 Tonnen
schweres Stück von der Glocke
heraus brach.
Der Garten im
Kreml ist öffentlich.
Die Eiche
namens Kosmos,
wurde von
Juri Gagarin am
14. April 1961,
zwei Tage nach
seiner Rückkehr
aus dem
Weltraum gepflanzt.
64 65
Die Anfänge von Moskau City gehen auf das Jahr 1992
zurück, als mit Unterstützung der Moskauer Stadtverwaltung
die Aktiengesellschaft „Moskwa-City“ gegründet
wurde. Es wurde ein etwa 100 Hektar großes Gelände
am Rande der Innenstadt angekauft. Die Preise lagen
noch relativ niedrig und keine historisch wertvolle Bausubstanz
musste abgerissen werden. Außerdem gab es
hier bereits eine sehr gute Verkehrsinfrastruktur, die nur
noch modernisiert und integriert werden musste.
Die ersten Bauaktivitäten auf dem künftigen Areal von
Moskau City starteten Mitte der 1990er Jahre. Jetzt sind
schon einige Komplexe fertiggestellt und wir fuhren in
den 89 Stock des Imperia Towers. Dort gibt es eine 360°
Aussichtsplattform und die höchstgelegene Speise-Eiserzeugung
mit Gratisverkostung.
Station Komsomolskaja
Die Streckenlänge der U-Bahn beträgt 397 km mit 230 Stationen.
Jährlich werden 2,4 Milliarden Fahrgäste befördert. Weltberühmt
die Ausschmückung einiger Stationen, vor allem in Zentrumsnähe.
Das Netz besteht aus 14 Linien
Erwähnenswert ist die Art der Ansage im Zug:
Züge von der Innenstadt > auswärts = weibliche Stimme
Züge von auswärts > Innenstadt = männliche Stimme
Ringstrecke im Uhrzeigersinn = weibliche Stimme
Ringstrecke gegen Uhrzeigersinn = männliche Stimme
Es gibt verschiedene Fahrkarten. Die 90 Minuten Karte für eine
Fahrt inklusive Umsteigen kostet 65 Rubel, das ist 1 €.
66 67
Am 25. Dezember 1812 verließ der letzte Soldat Napoleons
für immer die Grenzen Russlands. Am selben Tag unterzeichnete
Kaiser Alexander I. ein Manifest über die Errichtung einer
Kirche in Moskau, als Zeugnis des Dankes an Gott, das
Russland vor der ihm drohenden Gefahr gerettet wurde. Geweiht
sollte sie im Namen Christi des Erlösers werden.
Christ-Erlöser-Kathedrale
In ihren Entwürfen bemühten sich Architekten, Bildhauer
und Künstler um die Gestaltung der Kirche. Alexander I. entschied
sich für den Entwurf von Carl Witberg. Er sah eine
dreigeschossige Kirche mit drei Altären vor.
Die Arbeiten dauerten 66 Jahr, an der wohl wechselvollsten
Kirche Russlands. Der Monumentalbau forderte viele Opfer,
auch der Architekt sollte die Fertigstellung nicht erleben.
1825 stirb Alexander I. und Nicholai I. kommt an die Macht.
Der neue Zar stoppt die Bauarbeiten
umgehend, weil sie seiner Ansicht
nach viel zu überteuert und
zeitintensiv seien. Erst 1839 wurde
wieder weitergebaut.
Als die Bolschewiki 1917 die Macht
übernahmen, wurden landesweit
die Kirchen ihrer eigentlichen Funktion
beraubt. Es entstanden Lagerräume
und die Bausubstanzen verschlechterten
sich zusehend.
An Stelle der Christ-Erlöser-Kathedrale
sollte ein monumentaler
Rätepalast gebaut werden. Ende
1931 wurde die Kirche gesprengt.
Der Prestige-Neubau solle 500m
hoch werden und eine Lenin-Statue
mit einem fünfzackigen Stern
an der Spitze haben. Dazu kam es
nie.
Im Jahr 1990 wurde mit dem Wiederaufbau
der Kirche begonnen,
neun Jahre später war sie fertig.
Im Untergeschoss befindet sich ein
Saal für Sitzungen der obersten
Kirchengremien der Heiligen Synode
und der russisch orthodoxen
Kirchenversammlungen mit 1250
Plätzen in prunkvoller Ausstattung.
Die Darstellung einer Krönungszeremonie
an der Außenfassade der Kirche
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Mit dem AUA-Flug von Moskau nach
Wien endete eine wunderschöne
Reise durch einen kleinen, aber geschichtsträchtigen
Teil von Russland.
Die Sauberkeit und Ordnung hat uns
sehr beeindruckt. Über aktuelle politische
und wirtschaftliche Angelegenheiten
haben wir uns nicht vertieft.
Die Menschen, die wir angetroffen haben,
waren mit ihrem Lebensumständen,
zwar nicht ganz zufrieden, aber
mit Fleiß und ein wenig Einfallreichtum
meinten sie ganz gut über die Runden
zu kommen.