Abwandern
oder
bleiben?
Laurein
digital herunterladen:
www.sbj.it
Sorgen und
Zukunftswünsche
junger Menschen
in ländlichen
Gemeinden Südtirols
2
Ländlicher Raum
Mit Zukunft!
Abwandern oder bleiben? Diese
Frage beschäftigt viele
Jugendliche in unseren ländlichen
Gemeinden. Spätestens
dann, wenn sie vergeblich einen
Arbeitsplatz suchen, eine Wohnmöglichkeit
bauen möchten,
bei der Familienplanung ... Laut
Langzeitstudie des Wirtschaftsforschungsinstitutes
(WIFO) der
Handelskammer kämpfen 13 Gemeinden
bereits jetzt mit Bevölkerungsrückgang
und schwacher
Wirtschaft ums Überleben. Weitere
26 Gemeinden weisen eine
schwache Bevölkerungsentwicklung
sowie eine schwache Wirtschafts-
und Sozialstruktur auf.
Für die Südtiroler Bauernjugend
ist klar, dass es gilt aktiv zu werden,
vor allem was die Abwanderung
der Jugend im ländlichen
Raum betrifft. Es muss gelingen,
Perspektiven für Jugendliche zu
schaffen. Diese Perspektiven
entscheiden über die Zukunft der
ländlichen Gemeinden.
Mit der Vortragsreihe „Lebens-
Traum Dorf – Damit der Lebensraum
Dorf zum LebensTraum
wird: Voraussetzungen, Chancen,
Zukunftsaussichten“ hat die
Südtiroler Bauernjugend an drei
Abenden mit über 100 Teilnehmern,
vorrangig Jugendlichen,
an diesen Perspektiven gearbeitet.
Die Vorschläge der Teilnehmer
sind vielfältig: Es spielen nicht
nur Arbeits- und Ausbildungsplätze
und eine entsprechende
Infrastruktur, sondern auch
soziale und kulturelle Faktoren
eine Rolle. Die Verwurzelung in
der Heimat, die enge Bindung
an Familienangehörige und Freunde,
die Eingebundenheit in Vereine, das
Engagement in Politik oder Ehrenämtern–
all das schafft Verbundenheit
mit der eigenen Gemeinde und kann
damit junge Menschen zum Bleiben
bewegen.
Fest steht: Es braucht viel Einsatz
und mutige Entscheidungen. Diesen
Mut haben uns die Teilnehmer der
Vortragsabende vorgemacht. Ihre
Sorgen und Zukunftswünsche sind
in diesem Dokument zusammengefasst.
Mehrere Beispiele zeigen Initiativen
auf, die auch in Südtirol Schule
machen können.
Wir fordern damit Entscheidungsträger
aus Wirtschaft, Schule und Politik
auf sich ihrer Verantwortung zu
bekennen und mit uns gemeinsam
an einen ländlichen Raum zu arbeiten,
der Zukunft hat.
Hannes Dosser
Landesobmann
Christine Tschurtschenthaler
Landesleiterin
Andreas Mair
Landessekretär
Impressum:
Herausgeber: Südtiroler Bauernjugend (SBJ), Redaktion, Fotos & grafische Gestaltung: Andreas Mair - andreas.mair@sbb.it,
Sara Hafner - sara.hafner@sbb.it, Elisabeth Unterkofler - elisabeth.unterkofler@sbb.it
Südtiroler Bauernjugend Landessekretariat - Kanonikus-Michael-Gamper-Straße 5, 39100 Bozen, Tel. 0471 999 401 - Fax 0471 999 486,
bauernjugend@sbb.it - www.sbj.it
„Schwache Infrastruktur –
und wo bleibt die Jugend?“
3
Infrastruktur
Die Jugendlichen erkennen viele positive Entwicklungen
und Investitionen etwa in das Straßennetz, die Mobilität,
den Bildungs- und Vereinshäusern als sehr positiv an.
Dennoch hat der demografische Wandel auch sichtbare
Spuren hinterlassen was das Dorfbild entlegener Gemeinden
anbelangt. Postämter, Läden oder Gasthöfe schließen
ihre Tore und die Gefahr, dass Dorfkerne verwaisen, ist
groß. Der Umbau der Daseinsvorsorge folgt eindeutig der
Logik: „Weniger Menschen brauchen weniger Infrastruktur“.
Das darf nicht sein. Vielmehr muss der Grundsatz
gelten: „Wichtige Infrastruktur, die die Lebensqualität im
ländlichen Raum stärkt, muss erhalten bleiben“.
Treffpunkte und dezentrale Dienste sind
von großer Bedeutung
Werden in ländlichen Räumen Schulen,
Kindergärten oder Jugendeinrichtungen
geschlossen, dann steht viel mehr auf
dem Spiel als die Nutzung eines Gebäudes.
Treffpunkte und damit Orte der Begegnungen
verschwinden. Diese Treffpunkte
sind besonders für Jugendliche
lebenswichtig.
Dezentrale Dienste wie etwa das Postamt
oder das kleine Geschäft, das nahezu alles für den Tagesbedarf
abdeckt, schafft Lebensqualität. Stehen diese dezentralen
Dienste nicht mehr zur Verfügung, mindert dies
auch spürbar Lebensqualität im ländlichen Raum. Um dem
entgegen zu wirken, können bestimmte Dienste auch in
Strukturen vor Ort integriert werden. Das kleine Geschäft
„Wichtige
Infrastruktur, die
die Lebensqualität
im ländlichen
Raum stärkt,
muss erhalten
bleiben“
im Dorfkern kann beispielsweise auch eine Abteilung für
den Postdienst einrichten. Das Land und die Gemeinden
sind aufgerufen, die gesetzlichen Voraussetzungen dafür
zu schaffen, dass dies möglich wird.
Raumplanung muss stärker und zukunftsorientierter
planen
Der Trend zum Haus im Grünen ist ungebrochen. Das führt
dazu, dass wir uns viel mehr um die Außenentwicklung
eines Dorfes bemühen und kümmern und der Innenentwicklung,
sprich den Dorfkernen, zu wenig Beachtung
schenken. Ein großer Fehler, denn das kann auch leicht
zum Verwaisen der Dorfkerne führen. Es muss
der Gedanke des „Dorfkerns als Treffpunkt“ zukünftig
stärker in der Raumplanung berücksichtigt
werden und auch einen zentralen Stellenwert
einnehmen.
Zudem muss auf den sparsamen Umgang mit
baulichen Ressourcen stärker Wert gelegt werden.
Die Jugendlichen schätzen das Flair der
Dorfzentren. Es stellt sich deshalb berechtigt
die Frage: Muss der Altbau immer dem Neubau
weichen? Manchmal für eine positive zukünftige
Entwicklung ja, jedoch muss diese Entscheidung mit mehr
Bedacht gefällt werden. Die Jugendlichen fühlen sich hierbei
oft missverstanden und können sich mit einem großen
Neubau nicht immer identifizieren.
4
Schnelles Internet ist Grundvoraussetzung für Lebensqualität
Ob Student, Lehrling, Landwirt, Handwerker, qualifizierter
Arbeiter oder Bürofachkraft – eine schnelle Internetanbindung
ist nicht nur für Betriebe Grundvoraussetzung um sich
am Markt behaupten zu können, sondern schafft durch eine
digitale Vernetzung vor allem Brücken zwischen Menschen.
Benachteiligte Gebiete können durch ein schnelles Internet
Wettbewerbsnachteile ausgleichen, sich schnell Informationen
einholen, diese austauschen und so stets am Puls der Zeit
sein. Schnelles Internet sichert zudem den Tourismus, sorgt
für Bürokratieabbau und neue Jobchancen. Eine schnelle Internetverbindung
ist damit spürbar zu einem Grundbedürfnis
der Menschen geworden.
Das Programm der Landesverwaltung sieht eine Erschließung
von 99 Prozent der Gemeinden mit Breitbandanbindung bis
zum Jahr 2013 vor. Die Fortschritte gestalten
sich allerdings schleppend. Bedenken der Jugendlichen
sind in diesem Zusammenhang, dass
die Schnittstelle nur bis zur Gemeinde führt und
dann die Gemeinden auf sich selbst angewiesen
sind was den Anschluss zu den Haushalten sowie
Unternehmen betrifft.
So genannte „Wireless Hotspots“, die den Nutzern
die Möglichkeit bieten auf den wichtigsten
Plätzen im Dorf kabel- und kostenlos ins Internet
einzusteigen, sehen die Jugendlichen als sehr
zukunftsfähig. Diese Möglichkeiten müssen unbedingt
ausgebaut werden.
„Mehrere
Beispiele
belegen:
Wo es keinen
Einzelhandel
mehr gibt,
sterben
Orte aus.“
Die Nahversorgung zu sichern wird zur großen
Herausforderung
Das kleine Lebensmittelgeschäft, in dem man alles bekommt,
ist bereits jetzt in mehreren, vor allem entlegenen Gemeinden
gefährdet. Gerade die kleinen Läden sichern die Lebensqualität
vor Ort. Mehrere Beispiele belegen: „Wo es keinen Einzelhandel
mehr gibt, sterben Orte aus“. Deshalb sind gerade
Initiativen wie die Konsumgenossenschaft Moos, bei der sich
fünf Lebensmittelläden in der Gemeinde Moos in Passeier zusammengeschlossen
haben um den Verkauf von Lebensmitteln
in Moos zu gewährleisten und mit den Geschäften die
Gemeinde zu beleben, große Vorbilder für weitere Initiativen in
diese Richtung. Die Nahversorgungsgenossenschaft Südtirol
(NaveS) geht sogar einen Schritt weiter: Ihr Hauptziel ist es,
die Nahversorgung überall dort zu sichern wo der Einzelhandel
gefärdet ist. Zusätzlich zu klassischen Angeboten im Lebensmittelsektor
werden in einer NaveS-Filiale auch lokale Erzeugnisse
aus der Landwirtschaft angeboten.
Solche Initiativen bremsen auch das Abfließen der Kaufkraft
vom Land und stärken die lokale Wertschöpfung.
Mobilität ist wichtig
Mobilität ist für den ländlichen Raum ein sehr wichtiges
Thema. Für viele Familien ist es unabdingbar, dass beide
Elternteile berufstätig sind. Der Arbeitsplatz ist weit entfernt,
längere Anfahrtszeiten werden als hohe Belastung
empfunden. Der Zwang zum Zweitauto und die ständig
steigenden Treibstoffpreise tragen zudem ihres dazu bei.
Allein schon deshalb bevorzugen viele, gerade junge Familien,
das Ballungszentrum und damit die Nähe zum Arbeitsplatz.
Ein Elternteil kann dadurch meistens auch auf
das Zweitauto verzichten.
Das „Citybus-Modell“ hat sich bereits jetzt bewährt
und soll viel stärker ausgebaut werden.
Auch das ländliche Straßen- und Wegenetz muss
aufrecht erhalten werden. Es ist dies die Lebensader
für ländliche Gemeinden.
Gleiche Bildungschancen für alle
Jedes Kind, egal in welcher Gemeinde es auf die
Welt kommt, muss die gleichen Chancen auf Bildung
haben. Dezentrale Bildungseinrichtungen
sind in einem ländlichen Gebiet wie Südtirol von
grundlegender Bedeutung. Auch die „Zwergschule“
erfüllt einen wichtigen Dienst. Die Jugendlichen
wünschen sich für die Zukunft, dass diese erhalten
bleiben. Gegebenfalls muss die Mindestanzahl der Schüler
nach unten korrigiert werden um dies zu garantieren.
In abwanderungsgefährdeten Gemeinden befinden sich
die Bildungseinrichtungen oftmals nicht etwa in derselben
Gemeinde, sondern in der Nachbargemeinde. Deshalb
muss auch der Schülertransport weiterhin garantiert
werden.
5
Wohnbau: Langfristig Planen!
Wohnbauzonen
Die Wohnbauförderung hat für das
Wohnen im ländlichen Raum sehr
viel Positives bewirkt und vielen
Familien zum Eigenheim verholfen.
Trotzdem: Es gilt noch Einiges
zu verbessern.
Längerfristige Planung bei Wohnbauzonen
Die Jugendlichen wünschen sich,
dass attraktive Wohnmöglichkeiten
und Wohnkonzepte möglichst
im Dorfzentrum geschaffen werden,
damit der Dorfkern attraktiv
und vor allem lebendig bleibt. Zudem
braucht es eine längerfristige
Planung in den Gremien der Gemeindeverwaltung
selbst, was die
„Abwanderungsgefährdeten
Gemeinden bietet eine
langfristige und gezielte
Planung der
Wohnmöglichkeiten in ihrer
Gemeinde auch
die Chance, attraktive
Wohnbauzonen bei
potenziellen jungen Familien
frühzeitig zu bewerben
und dadurch deren Ansiedelungen
zu fördern.“
Ausweisung der Wohnbauzonen
betrifft. Das Prinzip „Ich schaffe
eine neue Wohnbauzone erst dann,
wenn der Bedarf da ist“ nützt der
langfristigen Planung eines attraktiven
Dorfbildes nichts. Denn gerade
Junge Menschen orientieren
sich bei der Wohnungssuche bzw.
dem Wohnbau stark nach den Angeboten
vor Ort. Abwanderungsgefährdeten
Gemeinden bietet
eine langfristige und gezielte Planung
der Wohnmöglichkeiten in
ihrer Gemeinde auch die Chance,
attraktive Wohnbauzonen bei potenziellen
jungen Familien frühzeitig
zu bewerben und dadurch deren
Ansiedelungen zu fördern.
6
Ziel: Arbeitskräfte
dringend gesucht!
Arbeit
Fehlende Berufschancen sind einer der Hauptgründe dafür,
dass Jugendliche aus ländlichen Gemeinden abwandern.
Gleichzeitig haben ländliche Gemeinden auch mit Problemen
zu kämpfen, die sich auf den ersten Blick eigentlich
ausschließen: Auf der einen Seite klagen Jugendliche über
fehlende Berufschancen in ihrer Gemeinde und damit über
Schwierigkeiten einen passenden Arbeitsplatz zu finden.
Auf der anderen Seite klagen immer mehr Unternehmen
darüber, den perfekten Lehrling bzw. Angestellten zu finden.
An Jugendliche glauben und in deren Fähigkeiten
investieren
Eine ASTAT-Studie zeigt, dass im Studienjahr 2010/2011
auf 100 in Südtirol ansässige Jugendliche (19 bis 25 Jahre)
rund 31 Prozent an der Uni eingeschrieben waren. Damit
ist die Zahl der Schulabgänger effektiv gesunken. Es
gibt also tatsächlich weniger potenziellen Nachwuchs, der
in die Lehre geht. Dabei schafft das duale Ausbildungssystem
in Südtirol auch für viele Jugendliche große
Vorteile. Jugendliche entwickeln sich durch
die Ausbildung weiter, und zwar weit über den
fachlichen Aspekt hinaus. Oft verfeinern sie
erst innerhalb einer Ausbildung ihre Fähigkeiten
logisch zu denken, präzise zu arbeiten, im
Team zu agieren und sich Wissen anzueignen.
Die Jugendlichen müssen sich auch darüber
bewusst werden, dass ein Studium nicht automatisch
ein fixes Arbeitsverhältnis bedeutet.
Die Unternehmen indessen müssen den
Erfolgsfaktor „Jugend“ stärker in ihre Philosophie
mit aufnehmen und auch offen sein für
Neues.
Ländlicher Raum hat viele spannende Unternehmen
Die Vielfalt der Unternehmen in ländlichen Gemeinden ist
bemerkenswert, doch leider viel zu selten sichtbar. Viele
kleine Unternehmen agieren International, produzieren und
exportieren für viele Länder, auch wenn es oft auf den ersten
Blick nicht zu erkennen ist. Der Blick ins eigene Dorf
lohnt sich um spannende Unternehmen zu entdecken. Genau
hier kommen hochqualifizierte Arbeitskräfte ins Spiel.
Kleine Unternehmen die international agieren müssen sich
spezialisieren und brauchen Know-How um sich langfristig
„Oft gehen die
Vorstellungen der
Jugendlichen, was den
Berufswunsch betrifft,
und das tatsächliche
Berufsbild weit
auseinander. Das ist
ebenso logisch wie
verständlich, wenn
Unternehmen und
Jugendliche wenige
Kontaktpunkte haben.“
am Markt behaupten zu können. Dieses Know-How, das
in Zukunft auch für kleine Unternehmen immer wichtiger
werden wird, können nur hochqualifizierte Arbeitskräfte
einbringen. Eine große Chance auch für hochqualifizierte
Studienabgänger, ihr Wissen und Können in die Unternehmen
im ländlichen Raum einzubringen.
Schule und Wirtschaft stärker zusammenführen
Oft gehen die Vorstellungen der Jugendlichen, was den
Berufswunsch betrifft, und das tatsächliche Berufsbild
weit auseinander. Das ist ebenso logisch wie verständlich,
wenn Unternehmen und Jugendliche wenige
Kontaktpunkte haben. Um Anfangsschwierigkeiten
oder gar Fehlentscheidungen
bei der Berufswahl zu vermeiden ist ein
intensiverer aktiver Austausch zwischen
Schule und Wirtschaft unabdingbar, gerade
für ländliche Gemeinden.
Der aktive Austausch lohnt sich für beide
Seiten:
Die lokale Wirtschaft schafft für die Jugendlichen
Möglichkeiten zur Berufsorientierung
und erhöht damit ihre Chancen
auch die richtigen und passenden Nachwuchs-Führungskräfte
für ihr Unternehmen
zu finden. Die Jugendlichen hingegen
bekommen einen direkten Kontakt zu potenziellen
Arbeitgebern und treffen die richtige Wahl, wenn
es um ihren Beruf geht.
Die Unternehmen müssen sich den Jugendlichen stärker
nähern, damit die Jugendlichen auch wissen welche
Unternehmen es in ihrem Umfeld gibt und was diese anbieten.
Es braucht eine stärkere und aktivere Kommunikations-
und Medienarbeit der lokalen Betriebe die die Jugendlichen
auch anspricht.
7
Praktika eröffnen neue Möglichkeiten
Praktika und praxisnahes Lernen in der Schule werden vor
allem von den Jugendlichen selbst gewünscht. Praktika sind
sehr gewinnbringend: Die Jugendlichen können mehr über
ihre wahren Interessen herausfinden. Sie können ihre Ideen,
ihre Stärken und ihr Engagement unter Beweis stellen und
den Unternehmern zeigen, was in ihnen steckt. Neue Kontakte
auf beiden Seiten werden geknüpft und Jugendliche
lernen, sich frühzeitig professionell im Arbeitsleben zu bewegen.
Schülerpraktika müssen stärker ausgebaut werden
um Wirtschaft und Schule enger aneinander zu binden und
die Türen für Jugendliche, gerade zu guten Unternehmen im
ländlichen Raum, auch zu öffnen.
Berufliche Orientierung für Schüler und Studierende:
Akteure in der Berufs- und Studienorientierung müssen stärker
unterstützt werden, um junge Menschen am Übergang
Schule-Beruf zielgerichtet zu begleiten, ihnen eine Perspektive
in der Region zu bieten sowie Unternehmen in der Nachwuchsgewinnung
zu unterstützen.
Im Freistaat Sachsen beispielsweise existiert seit 2008 die
Landesservicestelle Schule-Wirtschaft mit drei Regionalinitiativen:
• B.O.S.S. (Berufliche Orientierung für Schüler und Studierende
in Mitteldeutschland): Unter der Internetseite
www.boss-mitteldeutschland.de
vernetzt die Initiative zielgerichtet
Unternehmen und Schulen untereinander.
Eine BO-Landkarte (BO
= Berufsorientierung) zeigt auf,
welche Aktivitäten es an den Schulen
gibt und welche Unternehmen
wann Informations- oder Praktika-
Tage anbieten.
• In einem Angebotskatalog stellt die
Servicestelle zielgerichtete Informationen
und Angebote für drei Zielgruppen
zusammen: Unternehmen,
Schulen, Eltern.
• Im Projekt „Schau rein“ öffnen jedes
Jahr im März Unternehmen und
Institutionen in ganz Sachsen für
eine Woche ihre Türen und bieten einen Einblick in ihren
Arbeitsalltag. Schüler ab der 7. Klasse haben so die
Möglichkeit, sich frühzeitig über Ausbildungs- und Studienangebote
sowie berufliche Perspektiven nach der
Schulzeit zu informieren. Nach individueller Auswahl der
Unternehmen können sich die Schüler vor Ort einen Eindruck
von ihren Wunschberufen verschaffen. Sie lernen
Anforderungen und Erwartungen der Unternehmen kennen
und können prüfen, ob der Beruf ihren Stärken und
Interessen entspricht. Ferner bietet sich „Schau rein“
auch an, um erste Kontakte für ein Praktikum oder gar
eine Bewerbung zu knüpfen. Fahrtkosten fallen keine an,
da die TeilnehmerInnen ein „Schau-rein-Ticket“ erhalten,
welches Ihnen kostenlose Fahrt gewährt.
„Das Modell
Tagesmutter ist für
den ländlichen Raum
von großer Bedeutung,
da es ein dringend
gebrauchtes Angebot
abdeckt und Frauen die
Möglichkeit bietet auch
im ländlichen Raum
berufstätig zu sein.“
Jobchancen für Frauen schaffen
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf empfinden die Jugendlichen
als ein Schlagwort, das schon oft gehört, aber
noch nie große Bedeutung erlangt hat. Vor allem Frauen ringen
dringend nach Jobchancen im ländlichen Raum. Auf dieses
Bedürfnis muss die Wirtschaft reagieren. Unternehmen
müssen sich endlich in einer sich verändernden Berufswelt
mit neuen Arbeitszeitmodellen auseinandersetzen.
Neue Arbeitszeitmodelle, wie etwa Telearbeit oder
Job-Sharing sind vielen Arbeitgebern schon seit mehreren
Jahren ein Begriff. Wenn es aber darum geht festzustellen
wie viele Unternehmen etwa den Versuch
starten Telearbeit einzuführen, so ist der Prozentsatz
sehr niedrig.
Das Genossenschaftswesen hat schon immer
zur Unterstützung der Kleinunternehmer und
zur Förderung ihres Zusammenschlusses auf
lokaler Ebene beigetragen. Lag der Ursprung
der Genossenschaften in der Landwirtschaft,
so gibt es heute auch Wohnbaugenossenschaften,
Dienstleistungsgenossenschaften,
Arbeitsgenossenschaften und Sozialgenossenschaften.
Warum kann man das Genossenschaftswesen,
das sich in nahezu allen
Bereichen bewährt hat, nicht auch dazu einsetzen,
für Frauen neue Jobchancen im ländlichen
Raum zu schaffen?
Die Sozialgenossenschaft der Südtiroler Bäuerinnenorganisation
hat es vorgemacht und bietet seit 2007
Frauen im ländlichen Raum neue Berufschancen. Das Modell
„Tagesmutter“ ist für den ländlichen Raum von großer Bedeutung,
da es ein dringend gebrauchtes Angebot abdeckt
und Frauen die Möglichkeit bietet auch im ländlichen Raum
berufstätig zu sein. Dadurch, dass die Tagesmutter die Kinder
zuhause am Hof betreut, können zusätzliche Kosten für
die öffentliche Hand eingespart werden. Zudem kommen
Kinder durch die Betreuung am Hof mit der Natur in Kontakt
und lernen das Leben am Land schätzen. Das schafft eine
positive Bindung an den ländlichen Raum.
Die Jugendlichen sind überzeugt, dass dieses Modell stärker
ausgebaut werden muss und Familien auch stärker der
Mehrwert, der hinter diesem Model steht, aufgezeigt werden
muss.
8
Junge
fördern
Junge Unternehmer
fördern!
Lokale Entwicklung lebt von jungen, zielstrebigen
Jungunternehmern. Positives wurde bereits durch
sinnvolle Förderungen wie ein begünstigtes Darlehen,
Wirtschaftsförderung materieller Investitionen oder
Know-how-Initiativen erreicht. Dennoch: Es gibt noch
Einiges zu verbessern.
Vorschläge der Jugendlichen um vor allem
junge Unternehmer in ländlichen Gemeinden
zu fördern, wären reduzierte
Treibstoffpreise oder Preisnachlässe durch
Abkommen mit den Betreibern bei den Nebenkosten
wie Strom, Wasser oder Müll in
den ersten drei Jahren in denen sich das
Unternehmen am Markt behaupten muss.
Positiv finden die Jugendlichen das geplante
Internetportal „SUAP“, ein virtueller Einheitsschalter
für gewerbliche Tätigkeiten,
der gleich mehrere Behördengänge ersparen
soll. Es wird sich ab 2013 zeigen, ob er
sich bewährt.
„Businessplan“ muss stärkere Aufmerksamkeit
erhalten
Um junge Unternehmer auch stärker zu schützen nicht
blauäugig in eine unsichere wirtschaftliche Zukunft
einzusteigen, muss der „Businessplan“ eine viel größere
Aufmerksamkeit erhalten. Dies nicht nur wenn der
„Jungunternehmer“ ein Darlehen bei der Bank beantragt,
sondern generell im Verfahren der Existenzgründung.
Vor allem Jungunternehmer sollen die Möglichkeit
erhalten eine Weiterbildungsveranstaltung
zu diesem
Thema kostenlos besuchen
zu können. Wollen
„Jungunternehmer“ bei
„Lokale
Entwicklung
lebt von jungen,
zielstrebigen
Jungunternehmern.“
der öffentlichen Hand um
eine Wirtschaftsförderung
bei der Existenzgründung
ansuchen, soll der Besuch
einer Weiterbildungsveranstaltung
zu diesem Thema
für Jeden verpflichtend
gelten. Anschließend soll
der Jungunternehmer die
Möglichkeit erhalten seinen
„Businessplan“ von einem
unabhängigen Experten begutachten
und bewerten zu
lassen. Das soll dem Jungunternehmer
zusätzliche Planungssicherheit für eine
erfolgreiche wirtschaftliche Zukunft geben.
9
Heimische
Produkte
Auf heimische
Produkte setzen
Heimische Produkte zeichnen sich nicht nur durch ihre
hohe Qualität aus. Auch kurze Wege zum Verbraucher,
den Schutz der Umwelt, die Sicherung von Arbeitsplätzen
und eine hohe lokale Wertschöpfung
steckt hinter heimischen Produkten. Wird
diese Wertschöpfung vom ländlichen Raum
abgezogen, hat dies auch Auswirkungen auf
die Bevölkerung.
Es muss deshalb unser aller Ziel sein den
Konsumenten die Produktqualität, die Nachhaltigkeit
und den Wert des regionalen Kreislaufs
noch stärker bewusst zu machen.
Denken wir an die Landwirtschaft, die weit
mehr leistet als „nur“ die Produktion von
Lebensmitteln: Die gepflegte Landschaft ist
das Aushängeschild für Südtirols Tourismus,
einem der Hauptwirtschaftszweige unseres
Landes. Und davon profitieren auch wiederum
die anderen Wirtschaftssektoren. Die Südtiroler
Bauernjugend hat mit ihrer Aktion „Produkte aus Südtirol…dazu
stehen wir“, bei der an Haushalten mehrere
tausend Stofftaschen gefüllt mit einheimischen Produkten
verteilt wurden, bereits mehrmals ein Zeichen
„Nicht
immer
ist der
niedrigste
Preis
der höchste
Gewinn.“
gesetzt und dabei den Mehrwert hinter dem Produkt
sichtbar gemacht. Damit Südtirol auch in Zukunft auf
seine regionalen Stärken setzen kann, muss die wirtschaftliche
Grundlage unserer bäuerlichen
Familienbetriebe sichergestellt sein.
Die Jugendlichen sind zudem überzeugt:
Im Lebensmittelsektor müssen öffentliche
Strukturen wie Krankenhäuser, Schulen
oder Kindergärten ein stärkeres Interesse
daran haben, heimische Lebensmittel zu
verwenden und damit auch einen wertvollen
Beitrag für regionale Wertschöpfung
zu leisten. Nicht immer ist der niedrigste
Preis der höchste Gewinn. Die Landesverwaltung
ist gefordert, die Voraussetzungen
in öffentlichen Strukturen dafür
zu schaffen, dass dies auch möglich ist.
Aber auch der Landwirt und der Konsument können
selbst eine lokale Wertschöpfungskette schaffen. Wie
belegen folgende zwei Beispiele: „die Kuhaktie“ und die
„gemeinschaftsgeschützte Landwirtschaft“.
10
Die „Kuhaktie“
Der Schweizer Landwirt und Unternehmer
von „Natur-Konkret“ Guido
Leutenegger macht mit einer Idee
auf sich aufmerksam, die auch in
Südtirol Schule machen könnte:
Jeder „Anleger“, der 2500 Franken
(derzeit rund 2000 Euro) in die so
genannte „Kuhaktie“ investiert, erhält
als Gegenleistung zehn Jahre
lang Öko-Alpfleisch im Wert von insgesamt
3500 Franken (derzeit rund
2900 Euro) frei Haus geliefert. Die
Bestellliste reicht von Hackfleisch
über Braten und Trockenfleisch bis
hin zu Entrecôte.
Einfaches Konzept:
Die Idee der „Kuhaktie“ entstand
2007 während eines Gesprächs mit
einem befreundeten Banker. Triebfeder
des Gedankenblitzes war das sogenannte
„Kuh-Pfand“. Banken haben
früher nach diesem Prinzip Kühe
beliehen. Das Konzept ist simpel: Ein
Investor stellt dem Betrieb mit der
Summe von 2500 Franken ein Rind
zur Verfügung. Als Gegenleistung
kann der Anleger zehn Jahre Fleisch
im Wert von 3500 Franken beziehen.
Besitzer des Tieres ist „Natur-Konkret“.
Der Investor, der eine Art
Patenschaft übernimmt, erhält eine
Urkunde und kann sein Tier auf
Wunsch hin besuchen.
Merhwert für beide Partner:
Den Betrieb gibt das Konzept Planungssicherheit,
eine enge Kundenbindung
und macht ökonomisch unabhängiger.
Der Betrieb gibt diesen
Mehrwert in Form von hochwertigen
Ökofleisch zurück. Zudem leisten die
Investoren einen Beitrag zum Naturschutz.
Leutenegger versucht auch die lokalen
Betriebe mit ins Boot zu nehmen.
So gründete er mit anderen Ökofleischerzeugern
das Label „Carne Valli
Locarnesi“. Sie wollen so das Bewusstsein
der Kunden für regionale
Produkte schärfen.
11
Gemeinschaftsgestützte
Landwirtschaft
Die gemeinschaftsgestützte
Landwirtschaft gewinnt immer
mehr Anhänger in Deutschland.
Ein fester Kreis von Verbrauchern
finanziert einen landwirtschaftlichen
Betrieb und wird dafür mit
Lebensmitteln versorgt. Ein Prinzip
das sich schon in mehreren
Ländern bewährt hat.
Beispiel: Der Buschberghof in der
Nähe von Hamburg
Der Buschberghof wird von 95
Haushalten mit insgesamt 350
Personen getragen. Zu Beginn
eines Wirtschaftsjahres legen
die Haushalte bei einem gemeinsamen
Treffen die finanziellen
Beiträge zur Deckung der Betriebskosten
fest. Der Anteil, den
jeder Haushalt zu entrichten hat,
bemisst sich zum einen nach der
aktuellen wirtschaftlichen Lage
des Hofes. Dazu zählen das Geschäftsergebnis
der vergangenen
zwölf Monate oder der Umfang
anstehender Investitionen. Zum
anderen finden auch die jeweiligen
finanziellen Möglichkeiten
der Familien Berücksichtigung.
Die Produkte die für die Mitglieder
produziert werden, werden an
die beteiligten Haushalte verteilt.
Die Verteilung erfolgt kostenlos
und je nach Bedarf. Sie wird von
den Mitgliedern selbst gesteuert.
Nach Gruppen und Wohnorten
verteilt, geben sie die Agrarprodukte
des Buschberghofs an die
einzelnen Haushalte weiter.
Gewinn für beide Seiten:
Die Hofbesitzer erhalten Absatzsicherheit
und Liquidität. Das be-
triebswirtschaftliche Risiko wird
auf viele Schultern aufgeteilt, die
Produkte werden optimal verwertet
und der Logistikaufwand reduziert
sich erheblich. Auch die
Abnehmer profitieren von diesem
Prinzip. Sie sichern sich den Zugang
zu qualitativ hochwertigen
und gesunden Lebensmitteln.
Zudem können sie jederzeit in
die Erzeugungsstruktur Einsicht
nehmen. Ein weiterer positiver
Nebeneffekt: Verbraucher leisten
einen direkten und wertvollen
Beitrag zum Schutz ländlicher
Kulturräume.
12
Man kennt sich, man schätzt sich,
man hilft sich
Netzwerkgedanke auch innerhalb der Gemeinde ausbauen
und so lokale Wirtschaftskreisläufe schaffen
Der Netzwerkgedanke muss auch innerhalb der Gemeinde
stärker zum Tragen kommen. Wer Großes erreichen will,
braucht Kooperationspartner. Will eine Gemeinde eine Vorreiterrolle
in einem bestimmten wirtschaftlichen Bereich
einnehmen und sich beispielsweise zur „Energiegemeinde“,
etwa durch Biomasse oder Photovoltaik entwickeln, so
braucht es mehrere Partner die in engem Zusammenspiel
gemeinsam agieren. Wissenschaft, Technik und Wirtschaft
müssen eng zusammenarbeiten. Kontakte zwischen Unternehmen
müssen aufgebaut werden. Auch die öffentliche
Hand muss Pilotprojekte, die diesen ersten Schritt wagen
finanziell unterstützen. Nur so kann eine lokale Wertschöpfungskette
aufgebaut werden.
Gemeinschaft
Jede Gemeinde hat ihre Stärken und jede Gemeinde hat ihre
Schwächen. Die Jugendlichen sind überzeugt: Es wird zunehmend
wichtiger, dass Gemeinden auf gemeinsame
„Im Tourismus wird es
kaum einen Gast
interessieren wie die
Gemeinde heißt, wo er
Urlaub macht, sondern
was das Gebiet ihm an
Möglichkeiten bietet.
Nach diesem Grundsatz
müssen auch benachbarte
Gemeinden zukünftig
stärker agieren.“
Stärken aufbauen und gemeinsame Synergien
schaffen. Im Tourismus wird es kaum
einen Gast interessieren wie die Gemeinde
heißt, wo er Urlaub macht, sondern was das
Gebiet ihm an Möglichkeiten bietet. Nach
diesem Grundsatz müssen auch benachbarte
Gemeinden zukünftig stärker agieren.
Eine tourismusstarke Gemeinde kann
demnach eine tourismusschwache Randgemeinde
mitnehmen und mit ihr gemeinsame
Synergien aufbauen. Beispiele wären die
Schaffung und Aufwertung von Themenwegen.
Auch in den Almen sehen die Jugendlichen
noch großes Potenzial, denn fast ein
Viertel der Landesfläche ist alpine Grünfläche.
1739 Almen prägen unser hochalpines
Landschaftsbild und damit den Freizeit- und
Erholungsraum für viele von uns. Vor allem
für ländliche Gemeinden die sich in der Nähe
einer Almlandschaft befinden, kann eine Aufwertung der Almen
eine große Chance sein zusätzliche Wertschöpfung in den ländlichen
Raum zu bringen.
Netzwerkgedanke auch unter Bürgern fördern
Netzwerkarbeit ist auch und vor allem innerhalb der Gemeinde
unter den Bürgern selbst möglich. Beispielsweise
über Projekte wie etwa „Zeitbank – Bürger helfen Bürgern“:
Menschen tun etwas für andere Menschen (z.B. Betreuung
oder Nachbarschaftshilfe) und die Stunden werden auf einem
persönlichen Zeitkonto der Teilnehmer des ZeitBank-
Netzwerks gutgeschrieben. Dafür kann jeder Teilnehmer
Gegenleistungen in Zeitstunden beziehen oder z.B. sein Zeitguthaben
als Altersvorsorge ansparen. Ziel der Zeitbank ist
die Förderung des ehrenamtlichen, zivilbürgerschaftlichen
Engagements und der engmaschigen Vernetzung
regionaler Gemeinschaften im sozialen Bereich.
Mehrgenerationenhaushalt stärkere Aufmerksamkeit
schenken
Ein Mehrgenerationenhaushalt ist ein Begegnungsort,
an dem das Miteinander der Generationen
im Mittelpunkt steht. Sie bieten Raum für
gemeinsame Aktivitäten und schaffen ein neues
nachbarschaftliches Miteinander in der Gemeinde.
Jüngere helfen Älteren und umgekehrt.
Ein Mehrgenerationenhaushalt steht allen Menschen
vor Ort offen; egal, wie alt oder jung sie
sind: Jede und Jeder ist willkommen. Der „Offene
Treff“, z.B. Café, ist Mittelpunkt jedes Hauses.
Hier begegnen sich Menschen, kommen miteinander
ins Gespräch und knüpfen erste Kontakte.
Um den sparsamen Umgang mit Ressourcen
Rechnung zu tragen wünschen sich die Jugendlichen
auch, dass die Nutzung vor Ort leer stehender
Gebäude stärker zum Tragen kommt als bisher. Die Sanierung
und Zweckzuweisung leerstehender Gebäude soll
gegenüber dem Neubau Vorrang genießen.
13
Mit
gestalten
Jugendliche gestalten
Gemeinde mit!
Jugendliche am politischen Leben
in ihrer Gemeinde teilhaben
lassen
Wenn Jugendliche die Möglichkeit
erhalten ihre Gemeinde
aktiv mitgestalten zu können,
werden sie sich auch mit ihrer
Gemeinde stärker identifizieren.
Es steigen gleichzeitig
die Chancen, dass die Jugend
dableibt und nicht abwandert.
Ziel muss es sein, dass Jugendliche
ihre Interessen und Vorstellungen
stärker einbringen
und gemeinsam mit Entscheidungsträgern
in der Gemeinde
an Initiativen zur Erhöhung der
Lebensqualität in der Gemeinde
arbeiten können. Als Ergebnis
können beispielsweise Ideen
für mehr Mobilität oder neue
Veranstaltungen entstehen, die
das Leben in der Gemeinde bereichern.
Jugendparlament
Initiativen in diese Richtung
gibt es bereits: Etwa das Jugendparlament
in der Gemeinde
Naturns, das seit 2006 besteht
und die Anliegen der Jugendlichen
in der Gemeinde vertritt.
Es ersetzt keine anderen Gremien,
Organisationen, Verbände
und Vereine. Das Parlament
ist ein beratendes Organ mit
definierten eigenen Kompetenzen.
Es unterstützt die/
den Bürgermeister/in, die/den
beauftragte/n Gemeindereferent/in
bzw. das Mitglied des
„Wenn Jugendliche die
Möglichkeit erhalten ihre Gemeinde
aktiv mitgestalten zu
können, werden sie sich auch
mit ihrer Gemeinde stärker
identifizieren. Es steigen
gleichzeitig die Chancen, dass
die Jugend dableibt und nicht
abwandert.“
Gemeinderates, deren/dessen
Zuständigkeitsbereich die offene
und verbandsgebundene
Jugendarbeit auf Gemeindeebene
ist.
Mit der Einrichtung des Jugendparlamentes
wird dem
verstärkten Wunsch, an demokratischen
Entscheidungsprozessen
teilzunehmen, Rechnung
getragen. Die gewählten
Mitglieder des Jugendparlamentes
sind ehrenamtlich tätig.
Beide Seiten profitieren davon:
Die Eigeninitiative von Jugendlichen
wird gestärkt und
sie erhalten persönliche und
soziale Anerkennung. Die Jugendlichen
lernen, an gemeinsamen
Zielen zu arbeiten, im
Team zu agieren und auch auf
Kompromisse einzugehen. Zudem
fördert es die Motivation
auch im späteren Leben gesellschaftliche
Verantwortung zu
übernehmen. Entscheidungsträger
in der Gemeinde erfahren
direkt von den Jugendlichen
selbst, wo man ansetzen
muss.
14
Ehrenamt Stärken!
Vereinsleben
Etwa 3300 ehrenamtliche Vereine und
Verbände zählt Südtirol, von Musikkapellen
und Chören über Theatervereine,
verschiedenen Kinder- und Jugendorganisationen,
das Weiße Kreuz und
die Bergrettung bis hin zu Feuerwehr,
Schützen und Sportvereinen.
Das Ehrenamt ist ein großer Schatz.
Es gilt das Ehrenamt zu pflegen und
den ehrenamtlichen Einsatz auch in
die Zukunft weiter zu tragen. Das
Vereinsleben und die Beteiligung an
Freiwilligenorganisationen spielt im
ländlichen Raum eine viel größere
Rolle als in städtischen Gebieten. Die
ehrenamtlichen Organisationen tragen
wesentlich zu einem lebendigen ländlichen Raum bei.
Sie beleben die Dörfer und bieten der Jugend die Möglichkeit,
sich in die Gemeinschaft einzubringen.
„Das Vereinsleben
und die
Beteiligung an
Freiwilligenorganisationen
spielt im ländlichen
Raum eine viel
größere Rolle als in
städtischen
Gebieten.“
Das Ehrenamt soll in Zukunft weiterhin
durch neue Initiativen vor allem „inhaltlich“
gefördert werden:
Etwa durch die Aufwertung und Stärkung
des Weiterbildungsangebotes für Ehrenamtliche
in die persönlichen Fähigkeiten. Die
besuchten Weiterbildungen der Ehrenamtlichen
sollen eine viel stärkere Anerkennung
in der schulischen Ausbildung sowie im Berufsleben
erhalten.
Durch den Ausbau von Kooperationen mit
Unternehmen sollen ehrenamtlich tätige
Personen weitere Vorteile bei Kooperationspartnern
erhalten. Ein Mix aus Vorteilen im
Bildungs- und Freizeitbereich soll dabei im
Vordergrund stehen. Beispiele wären Preisnachlässe
bei Einkäufen von Schulbüchern, Telefon- und Internetanbietern,
Freizeitangeboten oder Konzerten.
15
Südtiroler
Bauernjugend:
Wir
setzen
Akzente
Die Südtiroler Bauernjugend (SBJ) ist eine freiwillige,
selbstständige, unabhängige und nicht gewinnorientierte
Jugendorganisation. 147 Ortsgruppen und über 9.000
Mitglieder gestalten Zukunft.
Seit ihrer Gründung 1969 spricht die größte Jugendorganisation
Südtirols nicht nur die bäuerliche, sondern die gesamte
Jugend im ländlichen Raum an. Der ländliche Raum
ist die Heimat dieser Jugend. Damit das auch so bleibt,
macht sich die Südtiroler Bauernjugend mit Initiativen
wie die Vortragsreihe „LebensTraum Dorf – Damit der Lebensraum
Dorf zum LebensTraum wird: Voraussetzungen,
Chancen, Zukunftsaussichten“ dafür stark.
Daneben fördert die Jugendorganisation die Aus- und
Weiterbildung ihrer Mitglieder und setzt sich für eine aktive
Freizeitgestaltung, für die Erhaltung von Kultur und
Brauchtum unserer Heimat, für lebendige Dörfer und die
Pflege der Landschaft ein.
Die Südtiroler Bauernjugend wirft einen kritischen Blick
auf politische und wirtschaftliche Fragen und bringt sich
aktiv ein. Auch die Gleichstellung von Mädchen und Burschen
ist der Jugendorganisation wichtig. Seit 1974 wird
die Organisation durch diese Doppelfunktion in der Vereinsführung
vertreten.
Die Mitgliedschaft bei der Südtiroler Bauernjugend können
alle Jugendlichen zwischen 14 und 35 Jahren erwerben,
die in der Landwirtschaft tätig sind oder als Freunde
des Bauernstandes gelten. Hast auch du Interesse Teil
dieser Jugendorganisation zu sein, dann melde dich bei
deinem Ortsobmann vor Ort oder im Landessekretariat
der Südtiroler Bauernjugend, Tel. 0471 999 401, E-Mail:
bauernjugend@sbb.it, www.sbj.it
Mehr auf
www.sbj.it