W+M Regional Sachsen
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<strong>W+M</strong> Wirtschaft und Markt GmbH | www.WundM.info | September 2016<br />
<strong>W+M</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
WIRTSCHAFT+MARKT REGIONAL<br />
MASCHINENBAU<br />
MIKROELEKTRONIK<br />
Erfolg<br />
AUTOMOBILINDUSTRIE<br />
durch Cluster
2 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong><br />
Inhalt<br />
Report<br />
Rückgrat der sächsischen Wirtschaft______________ 3<br />
Unternehmen im Porträt<br />
Cluster Automobilindustrie_________________ 5<br />
Interview<br />
<strong>Sachsen</strong>s Wirtschaftsminister Martin Dulig<br />
über erfolgreiche Branchen und den Reiz<br />
seines Superressorts _________________________ 10<br />
Blick auf die Region<br />
Wirtschaftsstandort <strong>Sachsen</strong>___________________ 12<br />
Unternehmen im Porträt<br />
Cluster Maschinenbau____________________ 14<br />
Unternehmen im Porträt<br />
Cluster Mikroelektronik___________________ 18<br />
Impressum<br />
<strong>W+M</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
WIRTSCHAFT+MARKT <strong>Regional</strong><br />
Redaktionsschluss: 05.08.2016<br />
Verlag: <strong>W+M</strong> Wirtschaft und Markt GmbH<br />
Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 479071-27<br />
Fax: 030 479071-22<br />
info@wundm.info<br />
www.WundM.info<br />
Herausgeber: Frank Nehring<br />
Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />
Redaktion: Harald Lachmann, Katrin<br />
Kleeberg, Janine Pirk-Schenker,<br />
Adrian M. Darr<br />
Layout: moeller-medienagentur.de<br />
Druck: möller druck und verlag gmbh<br />
Liebe Leser,<br />
der Freistaat <strong>Sachsen</strong> hat sich nach dem tiefgreifenden Umbau der<br />
Wirtschaft speziell in den 1990er Jahren inzwischen zu einem prosperierenden<br />
Industrieland gemausert. 19,6 Prozent betrug im Vorjahr<br />
der Anteil der Industrie an der gesamten Bruttowertschöpfung<br />
<strong>Sachsen</strong>s. Ein beachtlicher Wert, wenn man bedenkt, dass die ostdeutschen<br />
Länder insgesamt hinsichtlich des Anteils der Industrieproduktion<br />
auf 15,5 Prozent kommen. 2015 erzielte die Industrie<br />
zwischen Bautzen und Zwickau ein Umsatzplus von 4,5 Prozent,<br />
das von einem Beschäftigungsanstieg in Höhe von 1,2 Prozent flankiert<br />
wurde. Die Exportquote kletterte auf 37,6 Prozent. Auch das<br />
sind Spitzenwerte im ostdeutschen Vergleich.<br />
Insgesamt betrachtet verfügt die sächsische Wirtschaft aktuell<br />
über das größte Wachstumspotenzial unter den neuen Ländern.<br />
Diese Entwicklung ist das Ergebnis sowohl harter Arbeit der vielen<br />
Tüftler und Ingenieure in den vorrangig mittelständisch geprägten<br />
Unternehmen als auch einer Wirtschaftspolitik, die weit mehr<br />
als nur die etablierten Wirtschaftszentren Leipzig, Chemnitz und<br />
Dresden auf dem Schirm hat. Auch jenseits der regionalen Metropolen<br />
haben die <strong>Sachsen</strong> die Ärmel aufgekrempelt und mit unternehmerischer<br />
Leidenschaft und Traditionsbewusstsein Handwerk<br />
und Dienstleistungssektor zu neuer Blüte geführt.<br />
In unserer Magazin-Reihe beleuchten wir ausgewählte Cluster in<br />
den einzelnen neuen Bundesländern. Natürlich hatten wir auch in<br />
<strong>Sachsen</strong> die Qual der Wahl angesichts der Vielfalt der aufstrebenden<br />
Branchen. Am Ende mussten wir uns entscheiden und haben<br />
die Automobilindustrie, den Maschinenbau und die Mikroelektronik<br />
ins Visier genommen.<br />
Diese drei Bereiche stehen exemplarisch für den wirtschaftlichen<br />
Aufschwung, der in <strong>Sachsen</strong> seit etlichen Jahren zu beobachten ist.<br />
Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht<br />
Karsten Hintzmann, Chefredakteur<br />
Foto: Torsten George, Titelfotos: Wisky/fotolia.com (oben), Edelweiss/fotolia.com (Mitte), Nataliya Hora/fotolia.com (unten)
Report Cluster <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
3<br />
Vormontage einer Automobilproduktionsanlage bei der KUKA<br />
Systems GmbH in Schwarzenberg. Hier entstehen komplexe<br />
Umform- und Schneidwerkzeuge für den Automobilbau.<br />
Foto: KUKA<br />
Rückgrat der sächsischen<br />
Wirtschaft<br />
Gleich sechs große Cluster entstanden in den letzten Jahren in<br />
<strong>Sachsen</strong> und puschen seither gehörig die wirtschaftlichen<br />
Potenzen des Freistaates aus eigener, selbsttragender Kraft:<br />
Automobilindustrie, Maschinenbau, Mikroelektronik/Informations-<br />
und Kommunikationstechnik (IKT), Umwelt- und Energietechnik,<br />
Logistik sowie Life Sciences. Die drei ersten bilden<br />
inzwischen das Rückgrat der sächsischen Wirtschaft und stehen<br />
für mehr als die Hälfte der Industrieproduktion des Landes.<br />
Ein Überblick. Von Katrin Kleeberg und Harald Lachmann<br />
Automobilindustrie: Motor des<br />
verarbeitenden Gewerbes<br />
Wohin man in <strong>Sachsen</strong> aufbricht, man bleibt<br />
zunächst immer in der Mitte Europas. So lag<br />
es nicht nur nahe, dass in <strong>Sachsen</strong> schon<br />
vor über hundert Jahren der Automobilbau<br />
schneller und nachhaltiger als in anderen<br />
deutschen Regionen einsetzte – auch die<br />
Neuansiedlungen von Porsche und BMW<br />
in Leipzig hatten natürlich jene optimale<br />
Anbindung im Blick. Das enorme Engagement<br />
von Volkswagen hinzugerechnet,<br />
das bereits 1988 mit dem neuen Motorenwerk<br />
im damaligen Karl-Marx-Stadt eingesetzt<br />
hatte, ist <strong>Sachsen</strong> damit wieder exzellent<br />
im Automobilbaugeschehen verortet.<br />
Mehr noch: Mit jenen vier fahrzeugbauenden<br />
Fabriken von VW, Porsche und BMW<br />
gehört der Freistaat – bezüglich der OEM-<br />
Werke – inzwischen sogar wieder zu den<br />
deutschen Spitzenstandorten. Fast jeder<br />
zehnte in Deutschland gebaute Pkw rollt<br />
von einem sächsischen Fertigungsband.<br />
Damit bildet die Automobilindustrie zugleich<br />
den Motor für <strong>Sachsen</strong>s verarbeitendes<br />
Gewerbe. Die über 81.000 Beschäftigten<br />
im Bereich Automotive – davon mehr<br />
als 63.000 in den rund 750 zumeist mittelständischen<br />
Unternehmen der Zulieferindustrie<br />
– erzeugen gut ein Viertel der sächsischen<br />
Industrieproduktion. Von A wie Antrieb<br />
bis Z wie Zubehör können die Automobilzulieferer<br />
nahezu alle für ein Fahrzeug<br />
notwendigen Komponenten und Teile sowie<br />
die erforderlichen Produktionsausrüstungen<br />
entwickeln und fertigen.<br />
Doch inzwischen steht <strong>Sachsen</strong> auch für die<br />
zweite automobile Revolution. Denn die Innovationsfelder<br />
von heute heißen Hybridund<br />
Elektromobilitätslösungen, autonomes<br />
Fahren, Leichtbau im effizienten Materialmix,<br />
ressourceneffiziente Produktionstechnologien<br />
sowie neue Verkehrskonzepte.<br />
Hier arbeiten Industrie und Forschung Hand<br />
in Hand und treiben Lösungen für eine nachhaltige<br />
Mobilität voran. Das jüngste Beispiel<br />
hierfür bildet die sächsische Leichtbauallianz,<br />
die die drei Technischen Universitäten<br />
www.WundM.info
4 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Report Cluster<br />
in Chemnitz, Dresden und Freiberg im Juli<br />
vereinbarten. Gemeinsam steuern sie an<br />
die Spitze der Forschung auf diesem Feld.<br />
Das Wissenschaftsministerium unterstützt<br />
dieses Projekt, das bis 2020 läuft, im Rahmen<br />
des EU-Fonds für regionale Entwicklung<br />
(EFRE) mit über zwei Millionen Euro.<br />
Aber auch BMW baut seine beiden serienmäßigen<br />
Elektroautos – den i3 und den i8<br />
– in seinem Leipziger Werk. Logischerweise<br />
errichtete man hier auch das konzerneigene<br />
Kompetenzzentrum für Elektromobilität.<br />
Maschinenbau:<br />
Stabil in rauem Umfeld<br />
Im Ranking der ostdeutschen Bundesländer<br />
einschließlich Berlin verbuchten die sächsischen<br />
Unternehmen nach Angaben des<br />
Branchenverbandes VDMA in 2015 mit gut<br />
sieben Milliarden Euro erneut den höchsten<br />
Umsatz. Es war das zweitbeste Ergebnis<br />
seit der Wiedervereinigung. Allerdings<br />
zeigt sich in einer rückläufigen Exportquote,<br />
dass die Rahmenbedingungen für den<br />
Maschinenbau schon besser waren. Vor allem<br />
die Russland-Sanktionen machen den<br />
stark auf diesen Markt geprägten sächsischen<br />
Unternehmen das Leben schwer. Im<br />
vergangenen Jahr wurden aus <strong>Sachsen</strong> Maschinen<br />
und Anlagen im Wert von rund 177<br />
Millionen Euro nach Russland geliefert. Im<br />
Jahr 2014 lag dieser Wert noch bei 273 Millionen<br />
Euro, 2013 sogar bei 327 Millionen.<br />
Und die Aussichten? Die sind angesichts der<br />
anhaltenden Russland-Sanktionen und der<br />
Die neue Fabrik des weltweit zweitgrößten Chipherstellers<br />
GLOBALFOUNDRIES in Dresden.<br />
Montage der Sportlimousine Panamera im Leipziger Porschewerk. Inzwischen wird hier bereits die<br />
zweite Generation des viertürigen Premiumfahrzeugs gebaut.<br />
Unsicherheiten um die Auswirkungen des<br />
Brexit eher gedämpft. Der VDMA prognostiziert<br />
für das laufende Jahr eine erneute<br />
Stagnation.<br />
Dennoch ist die Branche gerade in <strong>Sachsen</strong><br />
recht stabil und bietet in rund 1.000 Unternehmen<br />
mehr als 33.500 Menschen eine Beschäftigung<br />
im Werkzeug-, Druck-, Textilund<br />
Sondermaschinenbau. Neben den „Großen“<br />
der Branche sind in <strong>Sachsen</strong> zahlreiche<br />
kleine und mittelständische Unternehmen<br />
sowohl in den vier Kernbereichen des Maschinen-<br />
und Anlagenbaus tätig, aber auch<br />
in den Geschäftsfeldern Fördertechnik und<br />
Hebezeuge, Antriebstechnik, Nahrungsmittel-<br />
und Verpackungsmaschinen sowie<br />
Werkzeug- und Formenbau. Diese wohl einzigartige<br />
Vielfalt macht <strong>Sachsen</strong> zu „dem“<br />
mitteldeutschen Maschinenbauzentrum.<br />
Mikroelektronik:<br />
Das digitale Herz Europas<br />
Vor Jahren kaum denkbar, etablierte sich<br />
zwischen Dresden, Freiberg und Chemnitz<br />
mit „Silicon Saxony“ Europas größtes<br />
Halbleiter-Cluster.<br />
Jeder zweite auf<br />
dem Kontinent produzierte<br />
Chip kommt<br />
aus <strong>Sachsen</strong>. Nirgendwo<br />
sonst findet<br />
sich eine solch<br />
einzigartige Ballung<br />
von Unternehmen<br />
und Forschungsinstituten<br />
mit Know-how<br />
in Hightech-Sparten<br />
wie Mikroelektronik,<br />
Nanotechnologie, Intelligente<br />
Kommunikation,<br />
Smart Systems,<br />
vernetzte Sensorik oder Organische<br />
und Flexible Elektronik.<br />
Auf ganz <strong>Sachsen</strong> bezogen, sind über 2.200<br />
Unternehmen mit gut 58.000 Mitarbeitern<br />
auf allen Stufen der IKT-Wertschöpfungskette<br />
aktiv: Sie entwickeln, fertigen<br />
und vermarkten integrierte Schaltkreise,<br />
produzieren Material und Equipment für<br />
die Chipindustrie, kreieren Software oder<br />
sind auf Systeme spezialisiert, die auf integrierten<br />
Schaltungen fußen. Gemeinsam<br />
setzen sie jährlich gut acht Milliarden<br />
Euro um. Die meist kleinen, mittelständischen<br />
Unternehmen profitieren dabei von<br />
einem starken akademischen Umfeld im<br />
Freistaat. Hierzu gehören zehn Fraunhofer-Institute,<br />
fünf industrielle Forschungsinstitute<br />
und ein Max-Planck-Institut.<br />
Erst Ende Juni traf eine neue freudige Botschaft<br />
im Freistaat Dresden ein: Der Bund<br />
fördert nun auch die Internationalisierung<br />
des sächsischen Clusters Cool Silicon. Dieser<br />
Verbund gehört zu den Gewinnern im<br />
Endausscheid der zweiten Runde des nationalen<br />
Wettbewerbs „Internationalisierung<br />
von Spitzenclustern, Zukunftsprojekten<br />
und vergleichbaren Netzwerken“. Der<br />
Cool Silicon e. V. gründete sich 2009 mit<br />
dem Ziel, die Energieeffizienz von Informations-<br />
und Kommunikationstechnologien<br />
massiv zu steigern. Mittlerweile vereint<br />
das Cluster gut 60 Unternehmen und<br />
Forschungseinrichtungen. Seine Kernkompetenz<br />
liegt in der Mikro- und Nanoelektronik.<br />
Erst vor gut einem Jahr hatten das sächsische<br />
Netzwerk „Organic Electronics Saxony“<br />
und das sächsische Cluster „MERGE<br />
– Technologiefusion für multifunktionale<br />
Leichtbaustrukturen“ in der ersten Wettbewerbsrunde<br />
eine Bundesförderung erhalten.<br />
<br />
<strong>W+M</strong><br />
Fotos: Harald Lachmann (oben), GLOBALFOUNDRIES (unten)
Automobilindustrie – Firmenporträt <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
5<br />
Volkswagen <strong>Sachsen</strong> GmbH<br />
<strong>Sachsen</strong>s beschäftigungsstärkstes Unternehmen<br />
Fotos: Volkswagen AG (oben), Harald Lachmann (unten)<br />
Die Gläserne Manufaktur in Dresden dient Volkswagen nun<br />
als Ausstellungsort zur Elektromobilität und Digitalisierung.<br />
Kein Unternehmen hat die Entwicklung<br />
der sächsischen Wirtschaft<br />
nach 1990 stärker geprägt als die<br />
Volkswagen <strong>Sachsen</strong> GmbH. An ihren<br />
Standorten Zwickau, Chemnitz und Dresden<br />
beschäftigt sie rund 10.250 Mitarbeiter.<br />
Rechnet man alle induzierten Beschäftigungseffekte<br />
mit ein, entstanden ab 1990<br />
mehr als 40.000 ostdeutsche Arbeitsplätze,<br />
vor allem in <strong>Sachsen</strong>, darunter rund<br />
15.000 in Zulieferbetrieben und Dienstleistungsfirmen.<br />
Annähernd 98 Prozent<br />
der Belegschaft besitzen zudem eine fachbezogene<br />
Berufsausbildung.<br />
Das Flaggschiff bildet mit 7.900 Beschäftigten<br />
klar das Fahrzeugwerk Zwickau, wo<br />
bereits seit Mai 1990 Volkswagen hergestellt<br />
werden. Schrittweise waren seitdem<br />
alle klassischen Fertigungsbereiche wie Karosseriebau,<br />
Lackiererei und Fahrzeugendmontage<br />
entstanden. Inzwischen verfügt<br />
das Fahrzeugwerk auch über ein Presswerk,<br />
das Blechteile für den gesamten Konzernverbund<br />
herstellt und weltweit ausliefert,<br />
sowie Kompetenzzentren für Aluminium-Anbauteile<br />
und Sonderfahrzeugbau.<br />
Den größten Fertigungsbereich am Standort,<br />
der sich über 1,8 Millionen Quadratmeter<br />
Fläche erstreckt, macht der Karosseriebau<br />
aus. Rund 1.000 Roboter und 100<br />
Laser aggregate fügen hier die Karosserien<br />
für Golf und Passat zusammen. Der Mechanisierungsgrad<br />
beträgt rund 90 Prozent.<br />
Die Zwickauer bauen und lackieren<br />
übrigens auch Karosserien für das Luxus-<br />
Coupé Continental GT der Konzernmarke<br />
Bentley.<br />
In den Montagehallen werden die lackierten<br />
Karosserien dann zu Fahrzeugen endverbaut<br />
sowie umfangreichen Qualitätschecks<br />
unterzogen. Die Gesamtkapazität der Endmontage<br />
beträgt bis zu 1.350 Fahrzeuge am<br />
Tag. Montiert werden derzeit Golf, Golf Variant<br />
und Passat Variant. Der Passat wird<br />
Motorenprüfstand im VW-Motorenwerk Chemnitz.<br />
sowohl mit Front- als auch Allradantrieb<br />
(4MOTION) gebaut.<br />
Zwickau beliefert nahezu alle internationalen<br />
Märkte. Die fertigen Fahrzeuge gelangen<br />
direkt vom Montageband in das Bahnverladezentrum.<br />
Allein 2015 entstanden<br />
am Standort 301.301 Automobile. Inzwischen<br />
haben hier bereits über fünf Millionen<br />
Volkswagen die Montagebänder verlassen.<br />
Im Motorenwerk Chemnitz entstehen Dreiund<br />
Vierzylinder-Otto-Motoren in TSI-Technik<br />
sowie Motorenbaugruppen – darunter<br />
Ausgleichswellen für Dieselmotoren und integrierte<br />
Ventiltriebsmodule. VW beschäftigt<br />
hier rund 1.750 Mitarbeiter. 1998 war<br />
die Baugruppen- und Motorenmontage umfassend<br />
modernisiert worden. Seither ermöglichen<br />
bildschirmgeführte Arbeitsplätze<br />
eine höchstmögliche Flexibilität. Gut 14<br />
Millionen Motoren produzierte das Chemnitzer<br />
VW-Werk seit der Eröffnung 1988.<br />
In der Gläsernen Manufaktur in Dresden<br />
wurde zwischen Dezember 2001 und dem<br />
Produktionsende im März dieses Jahres vor<br />
den Augen der Käufer der VW Phaeton endmontiert.<br />
Exakt 84.235 Fahrzeuge der viertürigen<br />
Oberklassenlimousine entstanden<br />
hier. Nach einem Umbau eröffnete die Gläserne<br />
Manufaktur im April 2016 wieder als<br />
Ausstellungsort zur Elektromobilität und<br />
Digitalisierung im Volkswagen-Konzern.<br />
www.volkswagen-sachsen.de<br />
www.WundM.info
6 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Automobilindustrie<br />
BMW AG, Werk Leipzig<br />
Eine der modernsten Automobilfabriken weltweit<br />
Der Einmillionste in Leipzig gefertigte BMW.<br />
Täglich verlassen bis zu 850 Automobile die sächsischen Bänder.<br />
Das BMW-Werk Leipzig, wo im März<br />
2005 die Serienproduktion begann,<br />
ist eine der modernsten und nachhaltigsten<br />
Automobilfabriken der Welt.<br />
Täglich rollen mehr als 850 Fahrzeuge<br />
vom Band. Allein in<br />
der klassischen Produktion<br />
der BMW-1er- und BMW-2er-Reihe<br />
produziert das Werk bis zu 750 Automobile<br />
am Tag. Hinzu kommt seit September 2013<br />
die Produktion der beiden Elektromobile<br />
BMW i3 und BMW i8. Ihre Karosserien werden<br />
aus dem Leichtbaumaterial Carbon gepresst.<br />
Vier eigens hierfür auf dem 229 Hektar<br />
großen Werksgelände installierte Windräder<br />
liefern den „grünen“ Strom zur Produktion<br />
der E-Autos.<br />
BMW beschäftigt in der sächsischen<br />
Metropole über 5.200 Mitarbeiter.<br />
Sie verteilen sich auf die drei Produktionshallen<br />
– Karosseriebau,<br />
Lackiererei und Montage – sowie<br />
ein zentrales Verwaltungs-, Kommunikations-<br />
und Dienstleistungsgebäude,<br />
welches die Werkhallen kreisförmig arrondieren.<br />
Damit sind die Produktionsabteilungen<br />
auf kurzen Wegen vernetzt. Eine weitere<br />
Besonderheit des Leipziger Werkes besteht<br />
in der inzwischen patentierten und<br />
in der Branche bisher einzigartigen Fingerstruktur<br />
der Montagehalle. Das ermöglicht<br />
es, die Logistikwege sehr kurz zu halten und<br />
bei Bedarf einzelne Finger für ergänzende<br />
Produktionsschritte flexibel hinzuzufügen,<br />
ohne dass dazu die laufende Produktion unterbrochen<br />
werden muss.<br />
Gegenwärtig werden in Leipzig neben den Typen<br />
mit E-Antrieb folgende Modelle mit Verbrennungsmotor<br />
gefertigt: der 1er-5-Türer,<br />
der 2er-Coupé, der 2er-Cabrio, der M2 Coupé<br />
und der 2er-Active-Tourer.<br />
www.bmw-werk-leipzig.de<br />
Porsche Leipzig GmbH<br />
Die schnellste Sportlimousine<br />
der Welt ist ein echter Sachse<br />
Lange hing der sächsischen Automobilbranche<br />
trotz aller Fertigungsrekorde<br />
sowie einer beispielhaften Qualität<br />
der Makel einer verlängerten Werkbank<br />
an. Doch mit dem neuen Porsche<br />
Panamera, der Anfang Juli der Weltöffentlichkeit<br />
präsentiert wurde, hat sich das<br />
endgültig geändert. Denn die Zweitauflage<br />
der Sportlimousine ist nun ein waschechter<br />
Sachse. Wird doch der schnellste in Serie<br />
produzierte Viertürer der Welt komplett im<br />
Leipziger Werk gefertigt. Dazu hatte Porsche<br />
erneut rund 500 Millionen Euro in seine<br />
nun schon vierte Erweiterung des 2002<br />
eröffneten Werkes investiert. So entstand<br />
eines der modernsten Karosseriewerke Europas.<br />
Neu hinzu kam zudem ein Logistik-<br />
und Qualitätszentrum. Die acht Fußballfelder<br />
große Halle sei eine „Investition in die<br />
Zukunft“, betonte der aus Chemnitz stammende<br />
Chef der Porsche Leipzig GmbH<br />
Siegfried Bülow.<br />
Künftig sollen pro Tag bis zu 312 Stück<br />
des komplett auf Leichtbau umgestellten<br />
Panamera das Werk verlassen. Auch der<br />
Kompakt-SUV Macan entsteht nun vollständig<br />
in Leipzig. Für das neue Leipziger<br />
Karosseriewerk schuf Porsche damit 600<br />
zusätzliche Jobs. Die Mitarbeiterzahl am<br />
Standort steigt so in diesem Sommer auf<br />
über 4.000. Von der ersten Panamera-Generation<br />
waren in Leipzig übrigens mehr als<br />
150.000 Fahrzeuge gebaut worden. Über<br />
alle Modelle hinweg verließen allein 2015<br />
Blick in die Montagehalle des Leipziger<br />
Porschewerkes, wo Panamera und Cayenne<br />
teilweise gleichzeitig montiert werden.<br />
genau 164.972 Autos das sächsische Werk.<br />
Damit kamen gut 70 Prozent aller neu produzierten<br />
Porsche aus Leipzig.<br />
www.porsche-leipzig.com<br />
Fotos: Harald Lachmann
Firmenporträts <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
7<br />
IndiKar Individual Karosseriebau GmbH<br />
Kaum eine Chance für Panzerknacker<br />
Wozu braucht ein Karosseriebauer<br />
einen Beschusskanal, wie ihn<br />
staatliche Beschussämter zur<br />
Prüfung von Waffen und Munition haben?<br />
Wozu benötigt er Ballistiker? Nun, in der<br />
IndiKar Individual Karosseriebau GmbH in<br />
Wilkau-Haßlau entstehen auch sondergeschützte<br />
Fahrzeuge, etwa Panzerlimousinen,<br />
sowie einbaufertige Sonderschutzkits<br />
für exklusive Sonderserien deutscher Fahrzeughersteller.<br />
Und die sind vorher auf ihre<br />
Haltbarkeit gegenüber Gewehrsalven oder<br />
Hartkerngeschossen zu prüfen. Dafür gibt es<br />
zertifizierte Widerstandsklassen, etwa für<br />
Karosserien und Glas – und denen müssten<br />
auch die rund 100 Sonderfahrzeuge gerecht<br />
werden, die IndiKar jährlich baut, so Geschäftsführer<br />
Roland Gerschewski. Also unterziehe<br />
man sie zuvor aufwändigen Tests.<br />
IndiKar-Geschäftsführer Roland Gerschewski vor einer gepanzerten<br />
Nobellimousine, die den Beschuss-Test bestanden hat.<br />
Doch beschusssichere Fahrzeuge<br />
sind nur ein Feld der Westsachsen.<br />
Ihre kreativen Techniker<br />
und Ingenieure besorgen<br />
auf Kundenwunsch Karosserieund<br />
Fahrzeugumbauten aller<br />
Couleur: individuelles Interieur,<br />
spezielles Design, ausgefallene<br />
Kommunikationstechnik oder<br />
Entertainmentlösungen. So beschäftigt<br />
IndiKar allein 60 Entwicklungsingenieure.<br />
Die dabei zu durchlaufenden<br />
Konstruktions- und Qualitätssicherungsprozesse<br />
ergeben somit ein enormes<br />
Know-how auch für den Sonderschutz.<br />
Damit ist IndiKar der bundesweit einzige<br />
Anbieter, der professionelle Autoentwicklung<br />
mit den Kleinserienprozessen der Sonderschutzfertigung<br />
vereint: Jedes Fahrzeug<br />
ist per CAD konstruiert, wird auf Basis umfangreicher<br />
Betriebsmittel reproduzierbar<br />
gebaut und unabhängig zertifiziert.<br />
www.indikar.de<br />
USK Karl Utz Sondermaschinen GmbH<br />
Kreativer Partner der Automobilindustrie<br />
Fotos: Harald Lachmann<br />
Kein Produkt ist komplexer in der<br />
Großserie als ein Fahrzeug. So zählen<br />
für Hersteller wie Zulieferer Kosteneffizienz<br />
und Technologievorsprünge gleichermaßen<br />
im Wettbewerb – und nur mit<br />
maßgeschneiderten Anlagen und Werkzeugen<br />
behalten sie die Ausgaben im Griff.<br />
Blick in die Entwicklungsabteilung der USK Karl Utz Sondermaschinen<br />
GmbH in Limbach-Oberfrohna.<br />
Eben hier setzt das Know-how der USK<br />
Karl Utz Sondermaschinen GmbH aus dem<br />
westsächsischen Limbach-Oberfrohna an.<br />
Ob Bremsen, Fahrwerk, Getriebe, Sicherheitstechnik,<br />
Fahrzeugelektrik, Exterieur<br />
oder Interieur – überall hat die Spezialfirma<br />
inzwischen das nötige Feeling entwickelt.<br />
Ihre Stärken liegen<br />
dort, wo zuverlässige<br />
Systeme mit hohen<br />
Anlagenverfügbarkeiten<br />
gefordert sind. Seit Gründung<br />
des Unternehmens<br />
im Jahr 1990 durch findige<br />
sächsische Ingenieure<br />
entwickelte es sich bald<br />
zu einem gefragten Lieferanten<br />
für hochkomplexe<br />
und moderne Montageanlagen.<br />
Dabei sind die Wünsche der Kunden so unterschiedlich<br />
wie die Produkte, die von USK<br />
hergestellt, montiert oder geprüft werden<br />
müssen. Aber genau damit fühlen sich die<br />
<strong>Sachsen</strong> in ihrem Element: Nichts von der<br />
Stange, alles individuell zugeschnitten. Inzwischen<br />
bietet das Unternehmen sein Können<br />
weltweit einem renommierten Kundenkreis<br />
an. Und einen Nachfrageschwerpunkt<br />
bildet dabei der Bereich Automotive<br />
– neben Photovoltaik, Elektrotechnik/Elektronik,<br />
Textiltechnik, Medizintechnik sowie<br />
Haus- und Bautechnik. Das Leistungsspektrum<br />
reicht dabei von kompletten Arbeitsplätzen<br />
für die manuelle Montage bis hin zu<br />
vollautomatischen Montagesystemen mit<br />
unterschiedlichsten Verfahren. Bei alledem<br />
versteht man sich nicht als Anlagenlieferant,<br />
sondern auch als Entwicklungspartner und<br />
Komplettanbieter. www.usk-utz.de<br />
www.WundM.info
8 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Automobilindustrie<br />
FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH<br />
Durch Datenerfassung<br />
Unfälle verhüten<br />
FSD-Geschäftsführer Jürgen Bönninger ist auch bei seinem Dienstwagen ein Vorreiter in Sachen<br />
moderner Mobilität: Er fährt einen VW XL1.<br />
Etwas im Schatten der Automobilhersteller,<br />
Zulieferer und Entwickler stehen<br />
Firmen, ohne die kein Fahrzeug auf<br />
der Straße rollen dürfte – und die die Mängel,<br />
an denen manches Modell krankt, aus erster<br />
Hand kennen: Sachkundige und Prüfer, wie<br />
die FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH. 2004<br />
von Kraftfahrzeugprüforganisationen gegründet,<br />
beschäftigt sie in Dresden sowie in<br />
ihrem Radeberger Prüflabor über 100 Mitarbeiter.<br />
Sie erarbeiten die fahrzeugindividuellen<br />
Prüfvorgaben, Zusatzinformationen<br />
und Hinweise, auf deren Grundlage dann die<br />
Sachverständigen von TÜV, Dekra und Co.<br />
die Hauptuntersuchung (HU) durchführen.<br />
Die Experten von FSD entwickeln und verbreiten<br />
etwa in Zusammenarbeit mit Fahrzeugherstellern<br />
sowie den Überwachungsinstitutionen<br />
Prüfvorgaben, die den 15.000<br />
Kfz-Sachverständigen helfen, zur HU Störungen,<br />
Verschleiß, Ausbau und Manipulationen<br />
bei intelligenten Assistenzfunktionen<br />
zu erkennen. Hierzu gehören die<br />
automatische Notbremse, Spurhalteassistent<br />
oder Abstandsregelung. Ihr kontinuierliches<br />
Engagement in Forschung<br />
und Wissenschaft stelle dabei sicher,<br />
dass die Prüfvorgaben stets der raschen<br />
technischen Entwicklung Rechnung trügen,<br />
so FSD-Geschäftsführer Jürgen Bönninger.<br />
Neu ist dabei die Nutzung der elektronischen<br />
Fahrzeugschnittstelle im Rahmen der HU.<br />
Dies erfolgt über ein entsprechendes Prüfgerät,<br />
den HU-Adapter 21 PLUS. Diese Technologie<br />
führt zu erheblichen Effizienz- und<br />
Effektivitätsvorteilen und bedeutet einen<br />
maßgeblichen Fortschritt in der Geschichte<br />
der Fahrzeugprüfungen.<br />
www.fsd-web.de<br />
IAV GmbH, Entwicklungszentrum Chemnitz/Stollberg<br />
Autos, wie von Geisterhand gesteuert<br />
Der Fahrer dieses hochautomatisiert agierenden Autos muss dank zahlreicher Sensoren im und am<br />
Fahrzeug nicht mehr aktiv in das Geschehen eingreifen.<br />
Einsteigen, Füße hochlegen, entspannen:<br />
So könnte das Autofahren der<br />
Zukunft aussehen. Zuweilen ist das<br />
auch schon der Fall. Denn immer mal lässt<br />
sich auf der Autobahn A4 von Chemnitz<br />
nach Dresden ein schwarzer Golf VII ausmachen,<br />
in dem der Fahrer die Hände relaxt<br />
vom Lenkrad nimmt, da der Wagen alles<br />
selbst beherrscht: blinken, bremsen, beschleunigen,<br />
überholen. Sensoren erfassen<br />
rote Ampeln, erkennen Radfahrer, weichen<br />
Hindernissen aus. Die Ingenieure der IAV<br />
GmbH, die nur im Notfall eingreifen würden<br />
– was bisher aber noch nicht der Fall war<br />
–, bringen damit die automobile Welt ein<br />
entscheidendes Stück einem alten Traum<br />
näher: dem hochautomatisierten Fahren.<br />
Denn nirgendwo ist man weltweit erfahrener<br />
in diesem Thema als im sächsischen<br />
Entwicklungszentrum der IAV GmbH Ingenieurgesellschaft<br />
Auto und Verkehr. Das<br />
hat seine Versuchslabors in Chemnitz und<br />
Stollberg und beschäftigt sich bereits seit<br />
20 Jahren mit diesem Thema. Inzwischen<br />
werden die sensorbasierten Systeme aber<br />
auch schon in den USA getestet.<br />
Allein in <strong>Sachsen</strong> beschäftigt IAV – der<br />
Hauptsitz befindet sich in Berlin – nahezu<br />
1.000 Beschäftigte. Die Gesellschaft<br />
zählt zu den weltweit führenden Engineering-Partnern<br />
der Automobilindustrie. Zum<br />
Kerngeschäft der sächsischen Ingenieure<br />
und Techniker gehören neben Systemen für<br />
Fahrerassistenz und aktive Sicherheit auch<br />
Forschungen und Entwicklungen zur E-Mobilität,<br />
zu Fahrzeugbatterien sowie im Bereich<br />
hochleistungsfähiger Verbrennungsmotoren.<br />
<br />
www.iav.de<br />
Fotos: Harald Lachmann (oben), IAV (unten)
Firmenporträts <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
9<br />
Institut für Automobiltechnik der Dresden – IAD<br />
Wirkkette Fahrer-Fahrzeug-Umwelt<br />
Fotos: TU Dresden (oben), Harald Lachmann (unten)<br />
Der wachsende Erfolg der sächsischen<br />
Automobil- und Zulieferindustrie<br />
rührt auch aus dem Forschungspotenzial<br />
des Freistaates auf diesem Feld.<br />
Hierzu gehört tonangebend das Institut für<br />
Automobiltechnik (IAD) an der Technischen<br />
Universität Dresden. Es vergibt derzeit drei<br />
Professuren: Fahrzeugmechatronik, Verbrennungsmotoren<br />
sowie Kraftfahrzeugtechnik.<br />
Zu diesem von Prof. Dr.-Ing. Günther<br />
Prokop geleiteten Lehrstuhl, dessen 28-köpfiges<br />
Team sich in Lehre und Forschung intensiv<br />
mit Wirkketten und Entwicklungsmethoden<br />
im System „Fahrer-Fahrzeug-<br />
Umwelt“ beschäftigt, gehört auch ein Fahrzeugtechnisches<br />
Versuchszen trum (FVZ).<br />
Die Felder, auf denen die Wissenschaftler<br />
aktiv sind, betreffen unter anderem Fahrzeug-<br />
und Verkehrssicherheit, Leichtbau,<br />
Werkstoffe und Alterungsprozesse, Fahrdynamik,<br />
Geräuschbelastungen durch Schwingungen<br />
(NVH), Wirksamkeitsanalysen von<br />
aktiven Fahrzeugsicherheitssystemen, Fahrerverhalten<br />
und Fahrsimulation, Risikobewertung<br />
von automatisierten Fahrfunktionen<br />
sowie eine numerische Verhaltensmodellierung<br />
von Verkehrsteilnehmern.<br />
Für all jene Aufgaben hält der Lehrstuhl im<br />
FVZ teils hochspezialisierte Prüfvorrichtungen<br />
vor. So finden sich hier ein 1-Achs-Hydropulser<br />
zur Simulation auch unregelmäßiger<br />
Schwingbeanspruchungen, ein Fahrzeugträgheitsprüfstand,<br />
ein Prüffeld für Radstellungsgrößen<br />
und eine Universal-Zug-<br />
Druck-Messmaschine. Demnächst wird die<br />
Ausstattung noch um eine Drei-Achs-Elastomer-Messmaschine,<br />
einen Akustikrollenprüfstand,<br />
einen Antriebsstrangprüfstand<br />
sowie einen Fahrsimulator erweitert.<br />
www.tu-dresden.de/bu/verkehr/iad<br />
Zur technischen Ausstattung des Instituts<br />
gehört auch ein servohydraulischer Prüfstand.<br />
Melkus Motorsport<br />
Die Legende mit den Flügeltüren<br />
Peter Melkus und sein Sohn Sepp an einem der<br />
legendären Melkus RS 1000 in ihrer Dresdener<br />
Werkstatt.<br />
www.WundM.info<br />
Wenn es eine wirkliche ostdeutsche<br />
Automobillegende gibt, so<br />
hört diese auf den Namen Melkus.<br />
Denn mit dem 1969 auch als Straßenfahrzeug<br />
zugelassenen Melkus RS 1000<br />
kreierte Firmengründer Heinz Melkus in<br />
Dresden den einzigen Rennsportwagen<br />
„Made in GDR“. Er wurde genau 101-mal gebaut.<br />
Mit der Wende führte sein Sohn Peter<br />
Melkus – heute 62 – die Heinz Melkus<br />
KG weiter und gründete parallel dazu das<br />
erste BMW-Vertragsautohaus in den neuen<br />
Ländern. Die Autohaus Melkus GmbH,<br />
die inzwischen auch eine Chemnitzer Niederlassung<br />
hat, bildet so nach wie vor ein<br />
finanzielles Rückgrat des Dresdener Automobilherstellers,<br />
der zuletzt Höhen und Tiefen<br />
erlebte.<br />
So lag der Fokus der Heinz Melkus KG, die<br />
2006 erneut entstanden war, auf der Entwicklung,<br />
Produktion und Vermarktung<br />
von Sportwagen in Kleinserie. In einer ersten<br />
limitierten Edition wurden 15 Exemplare<br />
jenes Melkus RS 1000 mit den markanten<br />
Flügeltüren gefertigt. Inzwischen war<br />
auch Peters Sohn Sepp Melkus (35) in die<br />
Firma eingestiegen. Gemeinsam brachte<br />
man das schnittige Nachfolgemodell Melkus<br />
RS 2000 heraus, musste aber 2009 Konkurs<br />
anmelden, da sich nicht genug Wagen<br />
absetzen ließen. Inzwischen fertigt Peter<br />
Melkus in kleinen Stückzahlen weiter Fahrzeuge<br />
des Typs Melkus RS 1000 GTR – nun<br />
als rekonstruierter Neuaufbau –, während<br />
Sohn Sepp maßgeblich an neuen sächsischen<br />
Sportwagenprojekten mit Leichtbaukarosserie<br />
beteiligt ist. Dazu gehört etwa<br />
der Superflitzer VSpeed V77, der in Radeberg<br />
entsteht und 477 PS unter der Haube<br />
hat. www.melkus-motorsport.de
10 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Interview<br />
<strong>Sachsen</strong>s Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD):<br />
„Wir sind froh, dass wir funktionierende<br />
Cluster haben“<br />
<strong>W+M</strong>: Herr Dulig, mit den Bereichen Wirtschaft,<br />
Arbeit und Verkehr haben Sie im<br />
November 2014 ein wahres Superressort<br />
übernommen. Zudem fungieren Sie als<br />
stellvertretender Ministerpräsident. Wie<br />
bekommen Sie, der ja von Haus aus Pädagoge<br />
ist, das alles unter einen Hut?<br />
Martin Dulig: In der Politik ist es durchaus<br />
hilfreich, pädagogische Fähigkeiten zu haben,<br />
wenn es darum geht, Prozesse zu moderieren,<br />
Konflikte auszutarieren oder Gespräche<br />
zu führen – und es ist ja nicht so,<br />
als dass die Themen für mich fremd gewesen<br />
wären. Nur, was ist der Maßstab für<br />
einen guten Minister? Ist ein guter Unternehmer<br />
automatisch ein guter Minister?<br />
Ist man ein schlechter Wirtschaftsminister,<br />
wenn man kein Unternehmer ist? Beides<br />
glaube ich nicht. Der Maßstab ist doch,<br />
inwieweit man es schafft, die Aufgaben zu<br />
erfüllen, die das Ressort bereithält. Ich übe<br />
mein Amt sehr gern aus – in all meinen Bereichen<br />
wird wirklich an der Zukunft gearbeitet.<br />
Und meine Familie gibt mir viel Rückhalt<br />
und hilft mir, der zu bleiben, der ich bin.<br />
in Saxony“ und viele ebenfalls erfolgreiche<br />
Branchen und zukunftsweisende Cluster.<br />
Wir haben eine Struktur, um die uns andere<br />
Länder beneiden.<br />
Andererseits haben wir eine sehr kleinteilige<br />
Wirtschaft. 99 Prozent unserer Firmen<br />
sind kleine und mittelständische Unternehmen.<br />
95 Prozent unserer Unternehmen haben<br />
weniger als zehn Beschäftigte. Kleine<br />
Unternehmen sind zwar flexibel. Sie haben<br />
aber meist keine eigene Forschung und Entwicklung.<br />
Sie sind auch weniger exportorientiert<br />
und zahlen selten Tariflöhne.<br />
<strong>W+M</strong>: Gibt es aus Ihrer Sicht bereits Erfolge,<br />
die auf Ihr Wirken als Minister zurückzuführen<br />
sind? Worauf sind Sie besonders<br />
stolz?<br />
Martin Dulig: Ich habe schon einiges auf<br />
den Weg gebracht und hoffe, dass es bald<br />
sichtbare Resultate gibt. Etwa beim Thema<br />
Digitalisierung. Hier geht es nicht allein<br />
um das Verlegen von Breitband. Wir<br />
haben eine digitale Agenda aufgelegt – von<br />
der digitalen Arbeitswelt über Telegesundheit<br />
bis hin zu der Frage, wie man die vorhandene<br />
Softwarebranche weiter unterstützen<br />
kann. Wir konzipieren gerade ein<br />
Software-Institut. Wir helfen kleinen KMU<br />
beim Investieren und beim Sprung in ausländische<br />
Märkte.<br />
Mein Ministerium umfasst neben Wirtschaft<br />
auch die Bereiche Arbeit und Verkehr.<br />
Das Thema Arbeit hat in der letzten<br />
Legislaturperiode keine Rolle gespielt. Ich<br />
finde, es muss eine gesunde Balance zwischen<br />
vernünftiger Arbeitsmarktpolitik<br />
und guter Wirtschaftspolitik geben. Darum<br />
kümmere ich mich, auch in unserer „Allianz<br />
für gute Arbeit“.<br />
<strong>W+M</strong>: Als Wirtschaftsminister sind Sie für<br />
die Clusterentwicklung und -förderung in<br />
Ihrem Land zuständig. Welche Schwerpunkte<br />
setzen Sie hier?<br />
<strong>W+M</strong>: Wie ist die sächsische<br />
Wirtschaft aktuell aufgestellt<br />
und wo sehen Sie<br />
die größten Reserven?<br />
<strong>Sachsen</strong>s Wirtschaftsminister<br />
Martin Dulig.<br />
Martin Dulig: Auf der Habenseite<br />
stehen die gewachsene<br />
Industriestruktur<br />
und die Industrietradition.<br />
<strong>Sachsen</strong> ist ein Industrieland.<br />
Wir sind<br />
Automobilland und Maschinen-<br />
und Anlagenbauland.<br />
Wir sind Mikroelektronikland.<br />
Es gibt „Made<br />
Foto: <strong>W+M</strong>
Interview <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
11<br />
Martin Dulig: Wir sind froh, dass wir funktionierende<br />
Cluster haben. Anders als bei<br />
den früheren Leuchttürmen, geht es dabei<br />
um Schwerpunktsetzung und die Vernetzung<br />
der Akteure. Unsere Cluster funktionieren,<br />
weil alle Akteure verstanden haben,<br />
dass Kooperation das Wesen von Netzwerken<br />
ist. Wir haben sowohl die führenden<br />
Cluster aus der Automobilindustrie, als<br />
auch „Silicon Saxony“, „BioSaxony“ und<br />
„Energy Saxony“. Besonders spannend ist<br />
es, wenn diese Cluster miteinander kooperieren<br />
und dabei erhebliche Synergieeffekte<br />
entstehen.<br />
Foto: <strong>W+M</strong><br />
<strong>W+M</strong>: Die Mikroelektronik hat eine langjährige<br />
Tradition im Freistaat. Welche Entwicklung<br />
trauen Sie dieser Branche in den<br />
kommenden Jahren zu?<br />
Martin Dulig: <strong>Sachsen</strong> als Mikroelektronikstandort<br />
gehört zu den vier wichtigsten<br />
Standorten in Europa. Wir dürfen aber<br />
dieses Thema nicht regional denken, sondern<br />
europäisch. Wir treten gegen die USA<br />
und asiatische Länder an, die zum Teil massive<br />
Staatshilfen erhalten. Wenn es nicht<br />
einen gemeinsamen europäischen Auftritt<br />
gibt, wird auch der sächsische Standort an<br />
Bedeutung verlieren. Es ist eine grundlegend<br />
strategische Frage: Wie wollen wir<br />
uns in Europa aufstellen? Da brauchen wir<br />
die Bundesregierung, die dieses Thema auf<br />
europäischer Ebene mit etwas mehr Tempo<br />
vorantreiben sollte.<br />
<strong>W+M</strong>: Hat die Automobilbranche in <strong>Sachsen</strong><br />
unter den jüngsten Skandalen großer<br />
Automarken gelitten? Wenn ja, wie hilft die<br />
sächsische Landesregierung betroffenen<br />
Unternehmen, Engpässe und temporäre<br />
Krisen zu überstehen?<br />
Martin Dulig: VW hat seine Kunden angelogen<br />
und das ist die Sauerei. Besonders<br />
ärgerlich dabei ist, dass das auf dem Rücken<br />
anderer, also der Beschäftigten und<br />
der Zulieferer, ausgetragen wird. In erster<br />
Linie hat VW die Aufgabe, aufzuklären und<br />
den Imageschaden schnell zu minimieren,<br />
denn unter dem Skandal leidet die gesamte<br />
Automobilbranche. Zurzeit spüren wir<br />
Martin Dulig mit <strong>W+M</strong>-Herausgeber Frank Nehring (l.) und Chefredakteur Karsten Hintzmann (r.).<br />
im Mittelstand noch keine konkreten negativen<br />
Auswirkungen des Abgasskandals.<br />
Sollte es aber dazu kommen, werden wir<br />
gezielt helfen.<br />
<strong>W+M</strong>: Eine Erfolgsgeschichte schreibt der<br />
sächsische Maschinen- und Anlagenbau.<br />
Wo sehen Sie die Ursachen dafür?<br />
Martin Dulig: Der Maschinen- und Anlagenbau<br />
wurde über Jahrzehnte vom heimischen<br />
Bergbau angetrieben. Daraus ist<br />
unsere Industriestruktur gewachsen. Zudem<br />
war <strong>Sachsen</strong> schon immer ein Land<br />
der Erfinder und Innovationen – dies hilft<br />
uns bis heute.<br />
<strong>W+M</strong>: Aus <strong>Sachsen</strong> gingen in den zurückliegenden<br />
Monaten mehrfach Bilder und<br />
Nachrichten über fremdenfeindliche Aktionen<br />
um die Welt. Wie stark belasten diese<br />
Ereignisse die sächsische Wirtschaft? Wurden<br />
Investitionen aus diesem Grund nicht<br />
in <strong>Sachsen</strong> getätigt?<br />
Martin Dulig: Pegida schadet, jede fremdenfeindliche<br />
Aktion schadet, jede Nachricht<br />
und jedes Bild, das <strong>Sachsen</strong> in den<br />
Ruf bringt, rechtsextrem zu sein, schadet.<br />
Und da geht es mir nicht nur um den Ruf.<br />
Da steckt ja etwas dahinter. Wir müssen<br />
uns dem Problem aktiv stellen, nachdem es<br />
über Jahre verharmlost wurde. Den Schaden<br />
tragen wir alle. Auch die Wirtschaft<br />
ist betroffen, da erste Fachkräfte aus dem<br />
Ausland bereits einen Bogen um unser<br />
Land machen. Die Tourismuszahlen sind<br />
rückläufig, das Kongressgeschäft – vor allem<br />
in Dresden – ist in Mitleidenschaft gezogen<br />
worden. Wir müssen alles tun, damit<br />
diese größte Zukunftsbarriere weggeräumt<br />
wird. Keiner will in einem Land investieren,<br />
wo man sich nicht sicher fühlt.<br />
<strong>W+M</strong>: In Plauen geboren und in Meißen<br />
aufgewachsen, Sie sind ein waschechter<br />
Sachse. Ganz spontan gefragt – welche<br />
Begriffe, Attribute oder Produkte stehen<br />
aus Ihrer Sicht für den Wirtschaftsstandort<br />
<strong>Sachsen</strong>?<br />
Martin Dulig: <strong>Sachsen</strong> sind traditionsbewusst,<br />
aber auch erfinderisch. <strong>Sachsen</strong><br />
kann auf hervorragende Produkte verweisen:<br />
Von hier kommt die erzgebirgische<br />
Weihnachtskunst, aber auch die schönste<br />
Uhr – für mich ist das die NOMOS aus Glashütte.<br />
Aus <strong>Sachsen</strong> kam der Trabi, nun die<br />
Elektrofahrzeuge von BMW, der „i3“ und<br />
der „i8“. Bei <strong>Sachsen</strong> – gerade in Dresden<br />
– denkt man an Barock. <strong>Sachsen</strong> hat so viele<br />
Chancen, um optimistisch nach vorn zu<br />
schauen. Das finde ich cool.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
und Frank Nehring<br />
www.WundM.info
12 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Blick auf die Region<br />
Wirtschaftsstandort <strong>Sachsen</strong><br />
1 Volkswagen <strong>Sachsen</strong> GmbH,<br />
Chemnitz, Dresden,<br />
Zwickau SEITE 5<br />
2 Porsche Leipzig GmbH,<br />
Leipzig SEITE 6<br />
3 BMW AG, Werk Leipzig,<br />
Leipzig SEITE 6<br />
4 IndiKar Individual<br />
Karosseriebau GmbH,<br />
Wilkau-Haßlau SEITE 7<br />
5 USK Karl Utz<br />
Sondermaschinen GmbH,<br />
Limbach-Oberfrohna SEITE 7<br />
6 FSD Fahrzeugsystemdaten<br />
GmbH, Dresden/Radeberg<br />
SEITE 8<br />
7 IAV GmbH, Entwicklungszentrum<br />
Chemnitz/<br />
Stollberg, Stollberg SEITE 8<br />
8 Institut für Automobiltechnik<br />
Dresden – IAD, Dresden<br />
SEITE 9<br />
9 Melkus Motorsport,<br />
Dresden SEITE 9<br />
q Staatsministerium für<br />
Wirtschaft, Arbeit und<br />
Verkehr, Dresden SEITE 10<br />
w Starrag Heckert GmbH,<br />
Chemnitz SEITE 14<br />
e Kelvion Radiator GmbH,<br />
Netzschkau SEITE 14<br />
r B&R Industrie-Elektronik<br />
GmbH, Leipzig SEITE 15<br />
t Pockauer Werkzeugbau<br />
Magdeburg-<br />
Cochstedt<br />
Oertel GmbH, Pockau SEITE 15<br />
y VEM <strong>Sachsen</strong>werk GmbH,<br />
Dresden SEITE 16<br />
u WälzLager Technik GmbH,<br />
Dresden SEITE 16<br />
i Oerlikon Textile GmbH & Co.<br />
KG, Chemnitz SEITE 17<br />
o TRUMPF <strong>Sachsen</strong> GmbH,<br />
Neukirchen SEITE 17<br />
p Infineon Technologies<br />
Dresden GmbH, Dresden<br />
SEITE 18<br />
a Novaled GmbH, Dresden<br />
SEITE 19<br />
s VON ARDENNE GmbH,<br />
Dresden SEITE 19<br />
d digades GmbH, Zittau SEITE 20<br />
f Fraunhofer-Institut für<br />
Werkstoff- und Strahltechnik<br />
IWS, Dresden SEITE 20<br />
g bubbles and beyond GmbH,<br />
Leipzig SEITE 21<br />
h Freiberg Instruments GmbH,<br />
Freiberg SEITE 21<br />
j GEMAC – Gesellschaft für<br />
Mikroelektronikanwendung<br />
Chemnitz mbH, Chemnitz<br />
SEITE 22<br />
k Unicontrol Systemtechnik<br />
GmbH, Frankenberg SEITE 22<br />
Flughafen<br />
Freyburg<br />
Dessau<br />
Halle-Oppin<br />
Leipzig/Halle<br />
Böhlen<br />
Zwickau<br />
Au
<strong>Sachsen</strong> im Überblick <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
13<br />
Roitzschjora<br />
Rothenburg/<br />
Görlitz<br />
Großenhain<br />
Kamenz<br />
Görlitz<br />
Riesa-Göhlis<br />
Bautzen<br />
Dresden<br />
Chemnitz/<br />
Jahnsdorf<br />
Großrückerswalde<br />
erbach<br />
© GeoBasis - DE / BKG 2015<br />
www.WundM.info<br />
© GeoBasis - DE / BKG 2015
14 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Maschinenbau<br />
Starrag Heckert GmbH<br />
Weltmarktführer in einer starken Gruppe<br />
Hochkomplexe Bearbeitungszentren –<br />
nur eine Spezialität von Starrag.<br />
Wenn man über den sächsischen<br />
Maschinenbau spricht, kommt<br />
man an einem Namen nicht vorbei:<br />
der Starrag Heckert GmbH. Gegründet<br />
wurde das Unternehmen 1885 als „Chemnitzer<br />
Velociped-Depôt Winklhofer & Jaenicke“<br />
– die spätere Wanderer Werke AG.<br />
Von Beginn an hat das Unternehmen Maschinenbau-Geschichte<br />
geschrieben: 1899<br />
begann bei Wanderer die Serienproduktion<br />
von Fräsmaschinen, 1975 wurde in<br />
Chemnitz das erste flexible Fertigungssystem<br />
der Welt, das Prisma 2, in Betrieb<br />
genommen. Nur zwei<br />
Meilensteine von vielen,<br />
die den Standort prägten<br />
und ihm zu Anerkennung in<br />
der Welt verhalfen.<br />
Für den Neustart in die<br />
Marktwirtschaft – 1990<br />
als „Heckert Chemnitzer<br />
Werkzeugmaschinen<br />
GmbH“ unter der Federführung<br />
der Treuhandanstalt<br />
Berlin – war dies eine<br />
gute Mitgift. Ebenso für die 1998 eingegangene<br />
Ehe mit der Starrfräsmaschinen<br />
AG Rorschacherberg, die wenig später in<br />
STARRAG umbenannt wurde. Im Verbund<br />
der zehn Starrag-Marken leistet der Standort<br />
Chemnitz seinen ganz spezifischen<br />
Beitrag. Dieser besteht aus der Entwicklung<br />
und Herstellung von Horizontal-Bearbeitungszentren<br />
zum Fräsen, Drehen<br />
und Bohren von Werkstücken im Bereich<br />
mittlerer und hoher Stückzahlen und einem<br />
Werkstück-Spektrum von kleinen kubischen<br />
Teilen aus Aluminium bis zu Stahlund<br />
Gusswerkstücken mit Gewichten von<br />
25 Tonnen. Für die Bearbeitung kubischer<br />
Werkstücke – insbesondere für Anwendungen<br />
der Transportindustrie, der Windenergie<br />
oder des Präzisionsmaschinenbaus<br />
– ist das Chemnitzer Unternehmen Weltmarktführer.<br />
www.starrag.com<br />
Kelvion Radiator GmbH<br />
Maßgeschneiderte Abkühlung aus dem Vogtland<br />
Hitze ist für sie (k)ein Thema – denn<br />
die Mitarbeiter der vielen noch als<br />
Netzschkauer Maschinenfabrik bekannte<br />
Kelvion Radiator GmbH haben sich<br />
auf luftbeaufschlagte Wärmetauscher<br />
spezialisiert. Und diese kommen immer<br />
dann zum Einsatz, wenn in Industrieanlagen<br />
„Kälte“ benötigt wird. Denn die Anlagen<br />
kühlen flüssige oder gasförmige Medien<br />
wie Wasser, Öle, Gase oder Dämpfe,<br />
die durch die Wärmetauscherrohre strömen,<br />
durch Luft. Konkrete Einsatzbereiche<br />
sind unter anderem Anlagen zur Wärmerückgewinnung<br />
aus Abgasen oder Dampf,<br />
die Fernwärmeauskopplung, die Dampfkondensation,<br />
die Luft- und Speisewasservorwärmung,<br />
die Kühlung von Generatoren<br />
und Transformatoren sowie die<br />
Ölkühlung oder Wärmeabfuhr bei Dieselkraftwerken.<br />
Viele der Wärmetauscher<br />
sind modular aufgebaut und leicht den jeweiligen<br />
Anforderungen anzupassen, um<br />
die Investitionskosten gering zu halten –<br />
andere wiederum werden im Sinne minimaler<br />
Life Cycle Costs exakt dem spezifischen<br />
Bedarf angepasst, um die Gesamtanlageneffizienz<br />
zu steigern.<br />
Und genau an dieser Stelle sind die Netzschkauer<br />
besonders gefragt, denn sie bieten<br />
den Kunden maßgeschneidertes Engineering<br />
und Projektmanagement rund<br />
um luftbeaufschlagte Wärmetauscher an<br />
– basierend auf einem großen Erfahrungsschatz:<br />
1889 als Maschinenwerkstatt gegründet,<br />
ist NEMA heute eine von insgesamt<br />
neun Produktmarken der international<br />
agierenden Kelvion-Gruppe mit<br />
Stammsitz in Bochum, zu der das Unternehmen<br />
aus <strong>Sachsen</strong> seit 2008 gehört.<br />
<br />
www.kelvion.de<br />
MGO-Plattenwärmetauscher zum Kühlen von<br />
niedrigviskosen Gasölen der Firma Kelvion.<br />
Fotos: Starrag (oben), Kelvion Radiator GmbH (unten)
Firmenporträts <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
15<br />
Für maximale Maschinen-Verfügbarkeit: Die<br />
intelligente Transport-Technologie von B&R.<br />
B&R Industrie-Elektronik GmbH<br />
Smart Factory wird Wirklichkeit<br />
Von der Automobil- bis zur Verpackungsindustrie<br />
reicht der Kundenkreis<br />
der B&R Industrie-Elektronik<br />
GmbH mit Stammsitz im oberösterreichischen<br />
Eggelsberg. Einer ihrer deutschen<br />
Standorte befindet sich in Leipzig – neben<br />
Berlin der einzige in Ostdeutschland.<br />
Im weltweiten Firmenverbund arbeiten<br />
die Leipziger an der Umsetzung der B&R-<br />
Firmenphilosophie, den Kunden Automatisierungslösungen<br />
aus einer Hand zu bieten.<br />
Denn die Integration von Automatisierung<br />
und Informationstechnik steht nicht<br />
länger nur zur Wahl, sondern wird infolge<br />
von Industrie 4.0 von allen Industriebereichen<br />
klar eingefordert. B&R hat dafür<br />
die optimalen Lösungen – beginnend mit<br />
dem durchgängigen Programmierwerkzeug<br />
Automation Studio, über die Integration<br />
von Visualisierung und Steuerung im<br />
Power Panel, den kompakten und schnellen<br />
X20 und X67 I/Os bis hin zu der dynamischen<br />
und flexiblen ACOPOS Servoverstärkerfamilie.<br />
Weitere Bausteine sind<br />
Transportsysteme der nächsten Generation,<br />
die eine hohe Verfügbarkeit und Synchronisation<br />
mit CNC-Achsen und Robotik-Systemen<br />
ermöglichen. Neben durchgängigen<br />
Standardkomponenten werden<br />
kundenspezifische Lösungen aller Art realisiert.<br />
Damit werden alle Anwendungsbereiche<br />
der Maschinenautomatisierung<br />
und Prozessleittechnik abgedeckt, oder<br />
anders gesagt: Mit ihren Produkten und<br />
Applikationen legt B&R den Grundstein<br />
für die Smart Factory der Zukunft. An dieser<br />
bauen in Leipzig gut zehn Mitarbeiter<br />
mit – weltweit beschäftigt B&R 2.820<br />
Mitarbeiter. www.br-automation.de<br />
Pockauer Werkzeugbau Oertel GmbH<br />
Maßgeschneiderte Werkzeuge aus dem Erzgebirge<br />
Fotos: BR (oben), Pockauer Werkzeugbau Oertel (unten)<br />
„Geht nicht, gibt´s nicht“ – so könnte man das<br />
Credo der Pockauer Werkzeugbau Oertel<br />
GmbH aus dem Erzgebirge beschreiben. Das<br />
gilt für die Firmenentwicklung wie für den<br />
Umgang mit Kundenwünschen. Als 1991 die<br />
Messelektronik Pockau vor dem Aus stand,<br />
machte sich die Abteilung Werkzeugbau<br />
selbstständig – mit 19 Mitarbeitern. Fünf<br />
Jahre später erwarb Matthias Oertel alle<br />
Anteile, ist seitdem alleiniger Gesellschafter<br />
und umschiffte mit seinem mittlerweile<br />
auf 90 Mitarbeiter, Azubis und Studenten<br />
der Berufsakademie angewachsenen Unternehmen<br />
so manche wirtschaftliche Klippe.<br />
Er investierte in einen neuen Standort im<br />
benachbarten Lengefeld, in die Ausstattung<br />
des Unternehmens – und in seine Mitarbeiter:<br />
Der größte Teil der Belegschaft stammt<br />
aus der eigenen Facharbeiter- und Ingenieursausbildung.<br />
Die tragenden Säulen des Unternehmens<br />
sind Folgeverbundwerkzeuge<br />
für dicke,<br />
schwer verformbare Bleche<br />
mit hohen Genauigkeitsanforderungen,<br />
Transferwerkzeuge<br />
einschließlich dem dazugehörigen<br />
Mechanisierungszubehör<br />
wie Transferschienen<br />
und Transfergreifer<br />
sowie Platinenschneidwerkzeuge<br />
für großflächige Karosserieteile.<br />
Zum Erfolgsrezept<br />
der Firma gehört die enge Zusammenarbeit<br />
mit den Kunden<br />
– etwa bei der Entwicklungsunterstützung,<br />
der Teileoptimierung, beim<br />
Bau von Prototypen sowie bei der Konstruktion<br />
und Anfertigung von Kleinwerkzeugen<br />
bis hin zum Serienwerkzeug. Und:<br />
Messen wie beispielsweise die „Blechexpo“ sind für das mittelständische<br />
Unternehmen eine wichtige Präsentationsplattform.<br />
Kein Werkzeug verlässt die Firma, bevor es<br />
nicht eine Werkzeugerprobung und Fertigung<br />
erster Musterteile mit Messbericht<br />
durchlaufen hat. www.pw-oertel.de<br />
www.WundM.info
16 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Maschinenbau<br />
Messeauftritte sind für die VEM-Gruppe ein wichtiges<br />
Instrument der Kommunikation mit ihren Kunden.<br />
VEM <strong>Sachsen</strong>werk GmbH<br />
Mittel- und Hochspannungsmaschinen von der Elbe<br />
Ob es um Windparks geht oder um konservative<br />
Kraftwerkstechnik, ob um<br />
Stahl- und Walzwerke oder die Chemie-,<br />
Öl- und Gasindustrie, ob um Schiffbau<br />
oder Verkehrstechnik – überall da, wo elektrische<br />
Antriebe benötigt werden, kommen die<br />
Unternehmen der VEM-Gruppe mit Werken in<br />
Dresden, Zwickau und Wernigerode zum Einsatz.<br />
Dabei ist die 1903 gegründete VEM <strong>Sachsen</strong>werk<br />
GmbH in Dresden mit mehr als 110<br />
Jahren Branchenerfahrung das älteste Unternehmen<br />
der konzernunabhängigen Gruppe.<br />
Spezialisiert haben sich die Dresdener auf<br />
die Entwicklung und Herstellung elektrischer<br />
Mittel- und Hochspannungsmaschinen<br />
in einem Leistungsspektrum bis 42 Megawatt<br />
und für nahezu alle Industriebranchen.<br />
Dabei zeichnet eines alle an der Elbe<br />
gefertigten Groß- und Sondermaschinen<br />
aus: Sie alle werden speziell nach den Anforderungen<br />
der ganz unterschiedlichen Kunden<br />
gefertigt. Dazu verbindet der Standort<br />
modernste Technik mit handwerklicher<br />
Fertigung, ingenieurtechnisches Know-how<br />
mit der Forschungskompetenz von Hochschulen<br />
und Universitäten aus der Region.<br />
Geprüft werden die Erzeugnisse in modern<br />
ausgestatteten Prüffeldern bis sechs Megawatt<br />
Prüfleistung.<br />
Als Unternehmensgruppe ist VEM heute mit<br />
auf den Vertrieb spezialisierten Tochterunternehmen<br />
weltweit präsent, mehr als 85<br />
Länder stehen derzeit auf der Exportliste<br />
für VEM-Antriebslösungen in Hoch- und<br />
Niederspannungsausführung.<br />
www.vem-group.de<br />
WälzLagerTechnik GmbH<br />
Wagemut, der sich auszahlt<br />
Als Michael Schwarz als frischgebackener<br />
Maschinenbauingenieur<br />
1990 auf einer Firmenkontaktbörse<br />
in Dresden das Infoblatt eines Münsteraner<br />
Unternehmens einsteckte, wusste er<br />
ganz sicher nicht, dass dies der Anfang einer<br />
fruchtbringenden Partnerschaft und quasi<br />
der „Freibrief“ für sein Unternehmerleben<br />
sein würde. „In Dresden machten damals<br />
viele besorgte Gesichter und hatten Angst<br />
vor der Zukunft.“ In der Firma Braun hingegen<br />
beeindruckte den jungen Dresdner Ingenieur<br />
die gute Laune der Mitarbeiter. Fit gemacht<br />
für die freie Marktwirtschaft, kehrte<br />
Schwarz 1991 nach Dresden zurück – in der<br />
Tasche einen Gesellschaftsvertrag zur Gründung<br />
der WälzLager Technik GmbH (WLT)<br />
mit den geschäftsführenden Gesellschaftern<br />
Michael Schwarz und Robert Braun.<br />
Auf 82 angemieteten Quadratmetern richtete<br />
Schwarz ein Lager für Wälzlager ein<br />
und startete mit einem weiteren Mitarbeiter<br />
den zunächst auf Vertrieb ausgerichteten<br />
Geschäftsbetrieb. Heute stellt WLT<br />
selbst Wälzlager her – vor allem hochwertige<br />
Spezialanfertigungen etwa für die Luftund<br />
Raumfahrt oder die Robotertechnik. Die<br />
Belegschaft ist unterdessen auf elf Mitarbeiter<br />
gewachsen.<br />
Seit Gründung hat das Unternehmen durchweg<br />
schwarze Zahlen geschrieben und überstand<br />
sogar die Finanzkrise 2008/2009 unbeschadet.<br />
„Wo andere Kurzarbeit machten,<br />
arbeiteten wir mehr und intensivierten so<br />
Das Team um Michael Schwarz (2. v. r.) im<br />
Entwicklungsprozess „Optimierung Tribologie<br />
einer Keilwellenführung“.<br />
unseren Kundenservice“, erklärt Schwarz<br />
das Geheimnis des Erfolges der WLT und<br />
fügt als weiteren Schlüssel zum Erfolg hinzu:<br />
„Gerade wenn alle Angst haben, muss<br />
man Mut beweisen und etwas wagen.“<br />
www.waelzlagertechnik.eu<br />
Fotos: Wolfgang Koglin (oben), WLT (unten)
Firmenporträts <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
17<br />
Oerlikon Textile GmbH & Co. KG<br />
Sächsisch-Schweizerische<br />
„Spinnereien“<br />
Wenn die viel gerühmte sächsische<br />
Ingenieurskunst und die sprichwörtliche<br />
schweizer Präzision<br />
eine Allianz eingehen, dann kann eigentlich<br />
nur eines dabei herauskommen: auf dem<br />
Weltmarkt begehrte Produkte. Etwa die<br />
der Oerlikon Barmag in Chemnitz – zu DDR-<br />
Zeiten bekannt als VEB Textima Spinn- und<br />
Zwirnereimaschinenbau Siegmar-Schönau.<br />
Angesiedelt im Oerlikon-Segment „Oerlikon<br />
Manmade Fibers“, ist die Chemnitzer Niederlassung<br />
des Schweizer Konzerns zusammen<br />
mit dem Oerlikon-Barmag-Standort<br />
Remscheid sowie der Neumünsteraner<br />
Oerlikon Neumag Weltmarktführer im Bereich<br />
Filamentspinnanlagen für Chemiefasern,<br />
Texturiermaschinen, BCF-, Stapelfaserspinn-,<br />
Vliesstoff- sowie Kunstrasenanlagen.<br />
Im Chemnitzer Werk werden neben<br />
Spezialgarnwicklern auch Extrusionsanlagen<br />
zur Produktion von Bändchen- und Monofilamentgarnen<br />
entwickelt und gebaut.<br />
Dabei kann das Chemnitzer Unternehmen<br />
auf 150 Jahre Erfahrung im Textilmaschinenbau<br />
zurückblicken: 1866 wurde es<br />
von den Brüdern Carl und Anton Hamel<br />
zunächst als Handwerksbetrieb gegründet<br />
und 1904 in „Carl Hamel AG“ umfirmiert.<br />
Diese erlangte mit der Herstellung<br />
der ersten Zwirnmaschine für „Rayon Filamente“<br />
weltweite Aufmerksamkeit, weitere<br />
innovative Produktentwicklungen folgten<br />
– eine Kompetenz, von der die Firma<br />
bis heute profitiert. 36 der insgesamt rund<br />
Oerlikon Barmag in Chemnitz steht<br />
seit 150 Jahren für Spinnanlagen-<br />
Kompetenz auf Weltmarktniveau.<br />
190 Mitarbeiter in Chemnitz sind in der Forschung<br />
und Entwicklung tätig. Erst im vergangenen<br />
Jahr wurde das neue Technikum<br />
für den Bereich Extrusionsanlagen eröffnet<br />
– ein klares Bekenntnis der Schweizer zur<br />
sächsischen Ingenieurskunst.<br />
www.oerlikon.de<br />
TRUMPF <strong>Sachsen</strong> GmbH<br />
Lasermaschinenkompetenz aus der Oberlausitz<br />
Fotos: Oerlikon Textile GmbH & Co. KG (oben), Trumpf/Fotostudio Udo Loster (unten)<br />
In Neukirch – rund 50 Kilometer östlich<br />
der sächsischen Landeshauptstadt Dresden<br />
– hat die TRUMPF <strong>Sachsen</strong> GmbH ihren<br />
Sitz. Hier stehen rund 420 Frauen und<br />
Männer in Lohn und Brot – ein Glücksfall<br />
für die ansonsten eher nicht gerade<br />
von Industrieunternehmen gesegnete<br />
Oberlausitz. Spezialisiert<br />
hat sich das zur im baden-württembergischen<br />
Ditzingen beheimateten<br />
TRUMPF-Gruppe gehörende<br />
Unternehmen auf die Entwicklung<br />
und Herstellung hochdynamischer<br />
linearangetriebener Werkzeugmaschinen<br />
für die Laserstrahlbearbeitung<br />
sowie auf Automatisierungseinrichtungen<br />
für Laserschneidmaschinen<br />
und die Stanz-/Kombimaschinen-Software,<br />
Kundenservice<br />
und Beratung inklusive.<br />
Kundenschulung an einer Lasermaschine.<br />
Doch in Neukirch wird nicht „nur“ produziert:<br />
Allein 65 Mitarbeiter sind im Entwicklungsbereich<br />
des Unternehmens beschäftigt.<br />
Sie sorgen immer wieder für einen neuen<br />
Innovationsschub für die gesamte Unternehmensgruppe,<br />
bringen Neuerungen<br />
für das genannte Produktspektrum zur Serienreife.<br />
Eine enge Zusammenarbeit mit<br />
den Fraunhofer-Instituten IWU und IWS,<br />
der Technischen Universität in Dresden,<br />
der Hochschule Zittau/Görlitz sowie<br />
mit weiteren Forschungseinrichtungen<br />
im Freistaat <strong>Sachsen</strong><br />
machen diesen hohen Grad an Innovation<br />
möglich.<br />
Dabei haben die heutigen TRUMPF-<br />
<strong>Sachsen</strong>-Mitarbeiter ihr „Tüftler-<br />
Gen“ wohl auch ein wenig in die<br />
Wiege gelegt bekommen. Denn<br />
„ihr“ Werk war 1961 als „Sondermaschinen-<br />
und Rationalisierungsmittelbau<br />
für den Landmaschinenbau“<br />
gegründet worden. Seit 1992<br />
gehört das Werk zur TRUMPF-<br />
Gruppe. www.trumpf.de<br />
www.WundM.info
18 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Mikroelektronik – Firmenporträts<br />
Reinraum für die Chipfertigung bei Infineon in Dresden.<br />
Infineon Technologies Dresden GmbH<br />
Schon über drei Milliarden Euro investiert<br />
Die Infineon Technologies Dresden<br />
GmbH ist unter den weltweit verteilten<br />
Fertigungsstandorten der<br />
Infineon Technologies AG einer der größten<br />
und fortschrittlichsten. Denn Dresden<br />
steht im Konzern für Innovationen mit Produktionsbezug.<br />
Hier werden sowohl Technologien<br />
und Prozesse als auch das Equipment<br />
stetig verfeinert. Zugleich zeichnet<br />
sich die Fertigung durch höchste Qualität<br />
und exzellente Ausbeuten aus. Seit ihrer<br />
Gründung im Jahr 1994 investierte Infineon<br />
in Dresden mehr als drei Milliarden<br />
Euro.<br />
So entschied der Konzernvorstand 2011<br />
auch, Dresden zum ersten Hochvolumenstandort<br />
für Leistungshalbleiter auf<br />
300-Millimeter-Dünnwafern auszubauen.<br />
Dies setzte zugleich ein bedeutendes<br />
Projekt mit großem Zukunftspotenzial für<br />
<strong>Sachsen</strong> in Gang. Denn bis 2017 will Infineon<br />
die Kapazität im 300-Millimeter-Chipwerk<br />
Dresden vervierfacht haben. Die letzte<br />
Ausbaustufe soll dazu beitragen, dass<br />
Infineon dann in diesem Spezialsegment<br />
seine Chips so kostengünstig wie weltweit<br />
kaum ein anderer Konkurrent verkaufen<br />
kann, schätzte Geschäftsführer Helmut<br />
Warnecke ein. Solche 300 Millimeter großen<br />
Siliziumscheiben (Wafer) sind Computerchips,<br />
die besonders starke Ströme<br />
und hohe Spannungen vertragen, wie sie<br />
für Solaranlagen, Lokomotiven oder Heimelektronik-Netzteile<br />
benötigt werden.<br />
Infineon beschäftigt in Dresden rund 2.000<br />
Mitarbeiter, die vor allem in zwei 200-Millimeter-Werken<br />
Spezialchips für die Automobilindustrie,<br />
elektronische Personalausweise<br />
und Industriemaschinen herstellen.<br />
Das Werk deckt zudem auf Strukturen von<br />
0,25 Mikrometer bis 90 Nanometer ein ausgesprochen<br />
breites Technologiespektrum<br />
ab. Mit über 30 verschiedenen Technologien<br />
und Derivaten in Kupfer und Aluminium<br />
produziert Infineon Dresden mehr als<br />
200 verschiedene Produkte. Gefertigt wird<br />
an sieben Tagen die Woche, rund um die<br />
Uhr sowie in einem modernen und flexiblen<br />
Schichtsystem.<br />
Neben den Leistungshalbleitern der Cool-<br />
MOS-Technologie, die für Standardprodukte<br />
wie Notebook-Netzteile oder Leuchten<br />
gebraucht werden, zieht nun auch die neuere<br />
IGBT-Technologie ein. Mit ihnen kann<br />
man Chips herstellen, die Spannungen über<br />
1.000 Volt verkraften. Diese Halbleiter sind<br />
vor allem für den Einsatz in Bahnzügen, Autos,<br />
Solar- und Windkraftwerken von Interesse.<br />
Dazu investiert der Konzern in <strong>Sachsen</strong><br />
erneut hunderte Millionen Euro. Bei einem<br />
Besuch von Angela Merkel 2015 in der<br />
Dresdener Fabrik begründete dies Konzernchef<br />
Reinhard Ploss auch mit einem<br />
„stetigen Innovationserfolg und Wachstum“<br />
am Standort Dresden. Die Einbindung<br />
von Infineon in den Verein Silicon Saxony<br />
als größter europäischer Branchenverband<br />
sowie die guten politischen Rahmenbedingungen<br />
seien hierbei „sehr hilfreich“.<br />
Nicht zuletzt macht auch das infrastrukturelle<br />
Umfeld Dresden zu einem attraktiven<br />
Technologiestandort. Hier entwickelte sich<br />
ein exzellentes Kompetenzcluster im Bereich<br />
der Mikroelektronik. Infineon findet<br />
damit auch Projektpartner an den Universitäten<br />
und Forschungseinrichtungen wie<br />
denen der Fraunhofer-Gesellschaft.<br />
www.infineon.de<br />
Foto: Infineon/Peter Loesel
Novaled GmbH<br />
Weltmarktführer bei<br />
organischen Leuchtdioden<br />
Fenstertapeten, die tags als Gardine<br />
Licht durchlassen und abends zur<br />
Leuchtwand werden, Kamerasucher,<br />
die auch bei Sonne blendfrei arbeiten, oder<br />
flexibel biegsame Bildschirme: Für organische<br />
Leuchtdioden (OLED) bieten sich spannende<br />
Einsatzfelder. Und der technologische<br />
Weltmarktführer für jene Spitzentechnologie<br />
forscht und fertigt in Dresden.<br />
Die Novaled GmbH, 2003 als Ausgründung<br />
aus einem Forschungsprojekt der Technischen<br />
Universität Dresden und der Fraunhofer<br />
Gesellschaft hervorgegangen, ist spezialisiert<br />
auf hocheffiziente OLED-Strukturen<br />
mit langer Lebensdauer. Zugleich bietet<br />
das multinationale Team mit Mitarbeitern<br />
aus elf Ländern Herstellern<br />
von organischer Elektronik<br />
eine einzigartige Kombination<br />
von organischen Materialien<br />
und Know-how. So ist Novaled<br />
das weltweit einzige Unternehmen<br />
in der OLED-Industrie,<br />
das Dotierungsmaterialien und -technologie<br />
für die Massenproduktion von Displays<br />
lizensiert und verkauft.<br />
Hierzu bauten die <strong>Sachsen</strong> strategische<br />
Partnerschaften mit den wichtigsten internationalen<br />
OLED-Herstellern und -Entwicklern<br />
auf. Mit mehr als 500 bewilligten und<br />
angemeldeten Patenten verfügt Novaled<br />
über eine bedeutende Position in diesem<br />
Die Technologien und Rezepturen in den Dresdener Labors<br />
von Novaled sind zumeist patentgeschützt.<br />
Zukunftsmarkt. Erst im März wurde man<br />
von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft<br />
mit dem erstmals vergebenen „DPG-<br />
Technologietransferpreis“ geehrt. Die Hightech-Schmiede<br />
betreibt mehrere eigene Außenstellen<br />
in Asien. Seit Ende 2013 gehört<br />
Novaled zu 90 Prozent zwei Tochterunternehmen<br />
des südkoreanischen Samsung-<br />
Konzerns. <br />
www.novaled.de<br />
VON ARDENNE GmbH<br />
Die Keimzelle der Hightech-Region Dresden<br />
Fotos: Harald Lachmann (oben), von Ardenne (unten)<br />
Als Manfred von Ardenne 1955 auf<br />
dem „Weißen Hirsch“ – einem Stadtteil<br />
von Dresden – sein Forschungsinstitut<br />
gründete, glich das einer Initialzündung.<br />
Bald darauf entstanden unter anderem<br />
das Zentralinstitut für Kernphysik in<br />
Rossendorf und eine Kerntechnische Fakultät<br />
an der damaligen Technischen Hochschule<br />
Dresden. Später folgten Firmen der<br />
Eine Glasbeschichtungsanlage in der<br />
VON ARDENNE GmbH in Dresden.<br />
Hochvakuumtechnologie, der Radiologie,<br />
der medizinischen Elektronik und der elektronischen<br />
Datenverarbeitung. In diesem<br />
Umfeld entwickelte sich das bis heute in Familienbesitz<br />
befindliche Unternehmen, dessen<br />
Markenzeichen nach wie vor die praxisnahe<br />
Forschung bildet.<br />
VON ARDENNE ist Weltmarktführer, insbesondere<br />
im Anlagenbau für großflächige Architekturglasbeschichtung<br />
und Dünnschicht-<br />
Photovoltaik. Zu den wichtigsten Technologien<br />
gehören Elektronenstrahltechnologien<br />
und plasmaphysikalische Technologien für<br />
die Vakuumbeschichtung. So entwickelt und<br />
produziert man industrielle Ausrüstung für<br />
Vakuumbeschichtungen auf Materialien wie<br />
Glas, Wafer, Metallband und Polymerfolien.<br />
Sie verleihen den Oberflächen neue funktionelle<br />
Eigenschaften und können zwischen<br />
einem Nanometer und einigen Mikrometern<br />
dünn sein. Sie liefern die Grundlage für Solarmodule,<br />
Architekturglas, Reflektoren für Beleuchtungssysteme<br />
oder Displays für Smartphones.<br />
2015 erhielt die Firma für ihre Innovationen<br />
in diesem Metier den First Solar<br />
NOVA-Award 2015 als Best in Class Supplier.<br />
Nach 1990 wuchs zugleich die Belegschaft<br />
von 67 auf nunmehr über 650 Beschäftigte.<br />
Das Gros der Kunden befindet sich heute im<br />
Ausland.<br />
www.vonardenne.de<br />
www.WundM.info
20 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Mikroelektronik<br />
digades GmbH<br />
Weltneuheiten bei kabelloser<br />
Fahrzeugelektronik<br />
Digades-Geschäftsführer Lutz-Berger auf seiner Ducati<br />
vor dem neuen Fertigungsgebäude in Zittau.<br />
Es hat einiges für sich, wenn der Chef<br />
eines Unternehmens für Spitzenelektronik<br />
in seiner karg bemessenen<br />
Freizeit Motorrad fährt. Denn dabei<br />
kommen ihm auch Ideen für ungewöhnliche<br />
Projekte. So stellte Lutz Berger, Geschäftsführer<br />
der Zittauer Firma digades,<br />
Mitte Juni der Fachöffentlichkeit ein selbst<br />
entwickeltes Notruf-System für Motorräder<br />
vor, das in der Welt seinesgleichen<br />
sucht. Jenes eCall-System „Dguard“ meldet<br />
sich dank raffinierter Sensoren nicht nur<br />
bei Diebstählen noch automatisch. Auch bei<br />
Unfällen, nach denen der Fahrer den roten<br />
Notrufknopf nicht mehr drücken kann, kontaktiert<br />
es die Rettungsleitstelle. Laut Berger,<br />
der übrigens eine Ducati<br />
fährt, investierte sein Unternehmen<br />
2,5 Millionen Euro in<br />
diese Weltneuheit.<br />
Zuvor hatte der Oberlausitzer,<br />
der die Firma 1991 mit Partnern in<br />
Kittlitz bei Löbau gegründet hatte,<br />
vor allem elektronische Produkte<br />
für Partner entwickelt und gebaut.<br />
Und doch kämpfte er sich zuvor auch schon<br />
auf einem anderen Feld mit einer Eigenentwicklung<br />
an die Weltmarktspitze: bei Funkfernbedienungen<br />
für Standheizungen. Erst<br />
2014 hatte digades auch hierfür seine Produktionskapazität<br />
in Zittau verdreifacht<br />
und 4,5 Millionen Euro in ein neues Fertigungszentrum<br />
investiert. Das Unternehmen,<br />
das rund 160 Mitarbeiter beschäftigt<br />
und jährlich um die 20 Millionen Euro umsetzt,<br />
reagierte damit auf die zunehmende<br />
Nachfrage nach Funktechnologiesystemen<br />
für Straßenfahrzeuge. 2009 eröffnete<br />
digades eine Außenstelle im thüringischen<br />
Nordhausen.<br />
www.digades.de<br />
Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS<br />
Licht als Werkzeug<br />
Sebastian Thieme (2. v. l.) vom IWS in Dresden erläutert Photonik-<br />
Studenten die Möglichkeiten von Licht als Werkzeug.<br />
Licht als Werkzeug gewinnt an Bedeutung.<br />
Denn die optische Sensorik vereint<br />
Schnelligkeit mit Selektivität. Zugleich<br />
erlangt die bildgebende Materialuntersuchung<br />
durch effizientere Systeme immer<br />
neue Einsatzbereiche – etwa bei der<br />
berührungslosen, lateral auflösenden Oberflächen-<br />
und Schichtanalyse. Weltweit mit<br />
tonangebend ist hierbei das Fraunhofer-Institut<br />
für Werkstoff- und Strahltechnik IWS in<br />
Dresden. Erst im Mai sorgte<br />
es mit neuesten Entwicklungen<br />
seines „Hyperspectral<br />
Imaging und der<br />
imanto®“-Produktpalette<br />
für Aufsehen. Denn jenes<br />
Monitoringwerkzeug HSI<br />
steht für Effizienz und<br />
Präzision. Neue innovative<br />
Verfahren zur Datenauswertung<br />
verkürzen die<br />
Prozessketten, reduzieren<br />
Herstellungskosten, erhöhen<br />
die Durchsatzraten in<br />
der Produktion, verbessern<br />
die Wirkkraft und Güte von Fertigungsprozessen<br />
und Produkten.<br />
Mithin betreibt das Fraunhofer IWS anwendungsorientierte<br />
Forschung auf den<br />
Gebieten der Laser- und Oberflächentechnik.<br />
Bei der Lasertechnik konzentriert man<br />
sich auf die werkstofforientierte Lasermaterialbearbeitung<br />
sowie die Entwicklung<br />
laserspezifischer Systemlösungen. In<br />
der Oberflächen- und Schichttechnik stehen<br />
Verschleißschutz, Oxidationsschutz<br />
und Funktionsschichten sowie das Abtragen,<br />
Strukturieren und Reparieren von<br />
Oberflächen im Fokus. Aus den optisch gewonnenen<br />
Messdaten lassen sich etwa die<br />
Haftfestigkeit beschichteter Bauteile berechnen,<br />
Barriereeigenschaften von Folien<br />
vorhersagen oder der Frischegrad von<br />
Nahrungsmitteln bewerten.<br />
www.iws.fraunhofer.de<br />
Fotos: digade (oben), Harald Lachmann (unten)
Firmenporträts <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> |<br />
21<br />
bubbles and beyond GmbH<br />
Intelligente Flüssigkeiten<br />
ersetzen Chemie<br />
Dieses wie handkoloriert wirkende Bild zeigt einen schematischen<br />
Einblick in das Geschehen der Phasenfluide<br />
von bubbles and beyond, konkret Nanophasenstrukturen.<br />
Intelligent fluids, also physikalisch wirkende<br />
„kluge“ Flüssigkeiten, anstelle aggressiver<br />
Chemie – so ließe sich das Konzept<br />
einer höchst kreativen Leipziger Firma<br />
auf einen Nenner bringen. Auch deren<br />
Name bubbles and beyond (zu deutsch: Blasen<br />
und darüber hinaus) klingt eigenwillig.<br />
Doch die von Technik-Chef Dr. Dirk Schuhmann<br />
entwickelte Technologie, die dahinter<br />
steht, hat es in sich: Auf Grundlage des patentierten<br />
Verfahrens werden Flüssigkeiten<br />
aus lang erprobten kosmetischen und lebensmitteltechnischen<br />
Inhaltsstoffen hergestellt.<br />
Jene „intelligent fluids“ sind etwa in<br />
der Lage, unter Schmutzschichten zu kriechen<br />
und diese selbst bei stark haftenden<br />
Verschmutzungen schonend abzuheben,<br />
statt sie chemisch<br />
zu zersetzen. In der<br />
Kosmetik und Medizin<br />
transportieren sie<br />
hingegen auch Wirkstoffe.<br />
Was wie Zauberei<br />
klingt, basiert auf<br />
dem präzisen Einsatz<br />
physikalischer Wirkprinzipien. Denn in „intelligent<br />
fluids“ finden „unter der Haube“ bis<br />
zu 8.000 Bewegungen pro Sekunde statt:<br />
Winzige Bläschen und Tröpfchen ziehen sich<br />
permanent an und stoßen sich wieder ab.<br />
Diese enorme Dynamik wirkt wie ein Mikro-Erdbeben,<br />
das Schichten vom Untergrund<br />
abhebt, statt sie chemisch zu verändern.<br />
Die Ablösungen lassen sich dann leicht<br />
ausfiltern. Die Firma führt heute weltweit<br />
bei der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung<br />
komplexer Fluide für Materialseparierung,<br />
Oberflächenmodifikation und<br />
Wirkstofftransport. 2014 gab es dafür den<br />
IQ Innovationspreis Mitteldeutschland.<br />
<br />
www.bubbles-beyond.de<br />
Freiberg Instruments GmbH<br />
Selbst in der Mars-Forschung geschätzt<br />
Fotos: bubbles and beyond (oben), Harald Lachmann (unten)<br />
Firmengründer Dr. Kay Dornich (l.) hat seine Firma für Präzisionsmessgeräte<br />
bereits international in Szene setzen können.<br />
Zu den Kunden der Freiberger<br />
Firma gehören<br />
namhafte Universitäten<br />
wie Oxford und Yale. Die<br />
meisten Geräte hat das Team<br />
um Geschäftsführer Dr. Kay<br />
Dornich jedoch in Asien installiert.<br />
Gerade hier schätzt<br />
man die außergewöhnliche<br />
Präzision, die hinter dem Label<br />
„Freiberg Instruments“<br />
steht. Denn Genauigkeit spielt<br />
für Dornich, der das Unternehmen<br />
2005 aus der Technischen<br />
Universität (TU) Bergakademie<br />
Freiberg ausgründete,<br />
eine entscheidende Rolle. Die in seinen Labors<br />
entwickelten und hergestellten Messgeräte<br />
– für die Elektronikindustrie oder<br />
medizinische Zwecke – sollen noch kleinste<br />
Qualitätsmängel aufspüren. Dabei werden<br />
hochreine Halbleitermaterialien berührungsfrei<br />
auf deren stoffliche Eigenschaften<br />
untersucht. Nur so arbeiten etwa spätere<br />
Solarzellen einwandfrei. Für das Instrument<br />
Microwave Detected Photoconductivity –<br />
eine Mikrowelle, die Photonenleitfähigkeit<br />
erkennt und misst – gewann man den Innovationspreis<br />
des Freistaates <strong>Sachsen</strong>.<br />
„Unsere Messgeräte kamen bereits bei der<br />
Mars-Forschung zum Einsatz“, berichtet<br />
Dornich. Zur Erfolgsgeschichte tragen über<br />
20 gut ausgebildete Fachkräfte sowie Kooperationen<br />
mit Technologiefirmen aus der<br />
Region bei. Besonders die Nähe zur TU Bergakademie<br />
Freiberg schätzt Dornich. Inzwischen<br />
stieg seine Firma zum weltgrößten<br />
Hersteller von Tischgeräten zur Messung<br />
der Elektronenspinresonanz (ESR) auf. Die<br />
Anwendungsfelder hierfür liegen vor allem<br />
im medizinischen Bereich, wie der Krebsforschung,<br />
aber auch in der chemischen Industrie<br />
und Dosimetrie.<br />
<br />
www.freiberginstruments.de<br />
www.WundM.info
22 | <strong>W+M</strong> <strong>Regional</strong> Mikroelektronik – Firmenporträts<br />
GEMAC – Gesellschaft für Mikroelektronikanwendung Chemnitz mbH<br />
Spezialist für smarte Sensorik<br />
Ein Feldbus bildet ein elektronisches<br />
System, das Messfühler und Stellglieder<br />
zwecks Kommunikation mit einem<br />
Automatisierungsgerät verbindet. Über<br />
Seit dem Generationswechsel bei Gemac leiten Karsten<br />
Grönwoldt (l.) und Dirk Hübner als Geschäftsführer das<br />
Unternehmen.<br />
jene Verständigung von Sensoren und Aktoren<br />
gibt es normierte Protokolle. Bricht die<br />
Kommunikation ab, muss ein Feldbusdiagnosegerät<br />
den Fehler aufspüren. Hierin hat<br />
GEMAC einen seiner Schwerpunkte.<br />
Inzwischen zählen die Chemnitzer<br />
zu den führenden Anbietern<br />
von Feldbusdiagnosetechnik.<br />
Ihre CAN-Systeme messen nicht<br />
nur auf Protokollebene, sondern<br />
gehen tief in die physikalischen<br />
Schichten.<br />
Zugleich profilierte sich die Firma<br />
– 1992 von Dr.-Ing. Claus Dittrich<br />
gegründet –in der Entwicklung<br />
und Fertigung von Elektronik<br />
und Baugruppen für die Medizintechnik.<br />
Die 90 Mitarbeiter<br />
agieren dabei auch als Komplettanbieter<br />
für individuelle Entwicklungs- und<br />
Fertigungsarbeiten. Anwendung finden ihre<br />
Geräte ebenso in der Automatisierungstechnik,<br />
im Fahrzeug- und Maschinenbau sowie<br />
in der Land-, Forst- und Bautechnik.<br />
Mittlerweile fand ein Generationswechsel<br />
statt: Dirk Hübner und Karsten Grönwoldt<br />
übernahmen die Firmenleitung. Sie richten<br />
die Aktivitäten der Firma noch stärker auf<br />
die Entwicklung und Fertigung von Elektroniken<br />
für Dritte sowie Feldbusdiagnosegeräte<br />
und Inertialsensoren für mobile Maschinen<br />
aus. Für die ausgegründeten Bereiche<br />
ASIC-Design – diese fokussiert anwendungsspezifische,<br />
integrierte Schaltungen<br />
– und Interpolation entstand im März am<br />
selben Standort die neue Firma ASIC und<br />
Mikrosensoranwendung Chemnitz GmbH<br />
(AMAC). www.gemac-chemnitz.de<br />
Unicontrol Systemtechnik GmbH<br />
Software vom<br />
Feinsten<br />
Zu den Glanzstücken der letzten Internationalen<br />
Zulieferbörse IZB in Wolfsburg<br />
zählten ein neues Multipower<br />
Display sowie eine Automotive App, die die<br />
Unicontrol Systemtechnik GmbH aus Frankenberg<br />
kreierte. Die Softwareentwickler<br />
bestätigten damit ihren Ruf als Vordenker<br />
in Sachen Informationsmanagement im Fahrzeug.<br />
Denn via Bluetooth lassen sich so zum<br />
einen relevante Fahrzeugdaten auf einem Tablet<br />
oder Smartphone anzeigen, zum anderen<br />
sind auch Steuerungsfunktionen möglich.<br />
Seit Jahren machen sich die <strong>Sachsen</strong> einen<br />
Namen als Partner für die hardwarenahe<br />
und objektorientierte Softwareentwicklung<br />
sowie Softwaretests für unterschiedlichste<br />
Industrieanwendungen. Dazu baute man<br />
Unicontrol verbindet Auto und Software.<br />
die kreativen Kapazitäten kontinuierlich aus.<br />
Derzeit arbeiten bei Unicontrol allein im Bereich<br />
Automotive über 38 Softwareentwickler.<br />
Über besondere Kompetenz verfügen sie<br />
etwa in Bezug auf moderne Bedienoberflächen<br />
für Maschinen und Anlagen (Human<br />
Machine Interfaces, HMI), auf Animationen<br />
sowie vollgrafische Anzeigesysteme.<br />
Zu den langjährigen Kunden zählen Originalausrüstungshersteller<br />
(OEM), namhafte<br />
Zulieferer und Engineering-Dienstleister<br />
des Automobil- und Spezialfahrzeugbaus<br />
sowie Nachrichten- und Kommunikationstechnik.<br />
So ist Unicontrol schon über zehn<br />
Jahre Vorzugslieferant der Continental Automotive<br />
GmbH. Im Kundenauftrag schreibt<br />
man Software für Kombiinstrumente, vollgrafische<br />
Anzeigesysteme, Infotainment-<br />
Systeme, Klimasteuerungen, Navigationen,<br />
Assistenzsysteme, Motorsteuerungen sowie<br />
für die Schiffskommunikation.<br />
www.unicontrol.de<br />
Foto: Gema (oben), unicontrol (unten)
UNTERNEHMER-<br />
DELEGATIONSREISE<br />
NACH KUBA<br />
Germany Trade & Invest unterstützt Unternehmen aus den<br />
Neuen Bundesländern und Berlin bei der Erschließung ausländischer<br />
Märkte und lädt zu einer Markterkundungsreise für ostdeutsche<br />
Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft und der Cleantech-<br />
Industrie nach Kuba ein. Die Delegation wird geleitet von Iris Gleicke,<br />
Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für<br />
Wirtschaft und Energie, Beauftragte der Bundesregierung für die<br />
neuen Länder und Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung.<br />
Reisetermin: 14. – 18. November 2016<br />
Standort: Havanna<br />
Programm: Fachbriefings, Fachkonferenz, B2B-Gespräche<br />
mit potentiellen Geschäftspartnern,<br />
Unternehmensbesuche, Networking-Empfang<br />
Bitte melden Sie sich an bis zum 15. September 2016 unter:<br />
www.gtai.com/delegation-kuba-2016<br />
Stephan Sasse | stephan.sasse@gtai.com | T +49 (0) 30 200 099-102<br />
Die Kosten des Programms (exklusive Reisekosten) übernimmt<br />
Germany Trade & Invest. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.<br />
Bei Interesse oder Rückfragen treten Sie bitte mit uns in Kontakt.<br />
www.gtai.de
JETZT<br />
20. – 21 . OKTOBER 2016<br />
ANMELDEN!<br />
owf2016.de<br />
WIRTSCHAFT<br />
WACHSTUM<br />
ZUKUNFT<br />
Melden Sie sich beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum an und nehmen Sie aktiv an der<br />
Diskussion zur Zukunft der ostdeutschen Wirtschaft teil. Die Referenten und Gesprächspartner<br />
stehen für einen exklusiven Austausch von Ideen, das A-ROSA für eine exzellente<br />
Atmosphäre. Das OWF.ZUKUNFT findet am 20. und 21.Oktober 2016 in Bad Saarow<br />
bei Berlin statt.<br />
www.OstdeutschesWirtschaftsForum.de<br />
www.owf2016.de