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Drachme 32 WEB

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--------- Historia<br />

DAS GROSSE FEST DER DEMOKRATIE<br />

München las aus verbrannten Büchern<br />

Königsplatz, 10. Mai 1933: die Bücherverbrennung<br />

der Nazis und ihrer akademischen Sympathisanten.<br />

Ein schreckliches Ereignis in der zeitgenössischen<br />

Geschichte. Ein Unglückstag für Deutschland,<br />

für die Demokratie, für die Freiheit, für das freie Denken.<br />

Am 10 Mai 1933 organisierten Studenten beider Münchner<br />

Hochschulen (LMU & TU) den sogenannten Verbrennungsakt<br />

“schädlicher und undeutscher” Literatur.<br />

Der damalige Rektor der LMU forderte zur Teilnahme<br />

auf und sprach zuvor im Lichthof der Universität.<br />

Anlässlich des Jahrestages der Bücherverbrennung<br />

fanden nun am10 05 2017 eine Marathon-Lesung<br />

am selben, historischen Ort statt.<br />

Ungefähr 100 LeserInnen (Schauspieler, Autoren, Schüler,<br />

Studenten und andere Literaturfreunde) werden im 5-Minutentakt<br />

Texte und Gedichte von Autoren vorlesen, deren<br />

Bücher von den Nazis und ihren Sympathisanten verfemt<br />

und verbrannt wurden. Somit setzten sie ein Zeichen<br />

FÜR Frieden & Gerechtigkeit<br />

GEGEN Militarismus und Krieg<br />

Gelesen wurden Texte von Oskar Maria Graf, Heinrich<br />

Mann, Mascha Kaleko, Maxim Gorki, Erich Mühsam, Ulrich<br />

Becher, Kurt Tucholsky, Bertolt Brecht, Roda-Roda, Erich<br />

Kästner, Emil Zola, Vicky Baum, Heinrich Heine, Alfred<br />

Kerr, Ferdinand Hardekopf, Anna Seghers, Stefan Zweig u.a.<br />

Alle diese Autoren wurden verfolgt, verjagt, ermordet. Andere<br />

wurden ins Exil oder in den Selbstmord getrieben. Die meisten<br />

von ihnen sind heute so unbekannt, wie die Nazis und ihre<br />

Anhänger es erreichen wollten. Ihre Werke wurden verboten,<br />

verbrannt und sollten für alle Zeit “ausgemerzt” werden. Viele<br />

Texte sind jedoch so aktuell, als wären sie heute geschrieben.<br />

Diese Lesung sollte dazu beitragen, sie ins kulturelle Gedächtnis<br />

dieser Stadt und dieses Landes zurück zu holen und sie zu pflegen.<br />

Es lasen unter anderem Konstantin Wecker, Karl Freller, Florian<br />

Roth, Wolfgang Heubisch und Charlotte Knobloch.<br />

Als offizieller Veranstalter dieser bedeutsamen Veranstaltung<br />

agiert das Institut für Kunst und Forschung.<br />

Bedauerlicherweise beteiligen sich nicht die Technische Universität<br />

und die LMU als Mitveranstalter, obwohl sie 1933 den<br />

Verbrennungsakt organisierten und als Bildungsinstitutionen<br />

für junge Menschen eine besondere Verantwortung haben.<br />

Herausgeberin Johanna Panagiotou, Foto: Eric Bourguignon

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