E_1949_Zeitung_Nr.012
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Die Reden beim Eröffnungsbankett<br />
Herr Bundespräsident!<br />
Meine Herren!<br />
Zum drittenmal, in ununterbrochener Reihenfolge,<br />
hat der Bundesrat seinen Präsidenten damit<br />
betraut, ihn bei unserem Eröffnungsakt zu<br />
vertreten. Wir sind sehr stolz auf dieses Zeichen<br />
des Wohlwollens seitens unserer Bundesregierung,<br />
das mir den hochgeschätzten Vorzug bietet,<br />
Herrn Bundespräsident Ernst Nobs zu sagen, wie<br />
sehr sein Erscheinen uns freut und wie sehr wir<br />
die Ehre zu würdigen wissen, die er uns dadurch<br />
erweist, dass er es übernommen hat, den Vorsitz<br />
bei unserem Eröffnungsakt für die 19. Internationale<br />
Automobil-, Motor- und Fahrrad-Ausstellung<br />
zu führen.<br />
Ich entbiete einen herzlichen Willkommensgruss<br />
den zahlreichen schweizerischen und ausländischen<br />
Persönlichkeiten, die sich bereit gefunden<br />
haben, unsere Gäste zu sein, ohne dass<br />
es mir leider möglich ist, sie alle bei ihren<br />
Namen zu nennen. Ihr Erscheinen bekräftigt aufs<br />
neue den Weltruf des Salons, wie es auch dazu<br />
beiträgt, ihm diesen so besonderen, gleichzeitig<br />
sehr schweizerischen und sehr internationalen<br />
Charakter zu verleihen.<br />
Die wichtigsten internationalen Organisationen<br />
der Automobilindustrie und die grossen<br />
sportlichen und touristischen Organisationen:<br />
Bureau Permanent International des Constructurs<br />
d'Automobiles,<br />
Union Europeenne de la Carrosserie,<br />
Bureau Permanent International des Constructeurs<br />
de Moto-cycles,<br />
Alliance Internationale du Tourisme,<br />
Föderation Internationale de l'Automobile (FIA),<br />
machen sich die Woche des Automobils zunutze,<br />
um in unserer Stadt bedeutende Tagungen abzuhalten,<br />
und gaben mir so die Möglichkeit,<br />
meine besten Willkommensgrüsse darzubringen:<br />
Herrn Baron Petiet, Präsident des Bureau Permanent<br />
International des Constructeurs<br />
d'Automobiles;<br />
Herrn Vicomte de Rohan, Präsident der FIA;<br />
Herrn Adrien Lachenal, Präsident der AIT;<br />
Herrn Robert de Nercy, Generalsekretär der BPI,<br />
und den Herren Delegierten von Belgien, Frankreich,<br />
Grossbritannien, Italien, Holland, der<br />
Tschechoslowakei und der Vereinigten Staaten<br />
von Nordamerika.<br />
Ihr Beisammensein an dieser Tafel verschafft<br />
uns eine besondere Befriedigung und unterstreicht<br />
die engen Beziehungen, welche die<br />
Schweizerische Syndikalkammer für die Automobilindustrie<br />
mit den Mitgliedern des Bureau<br />
Permanent und das Komitee des Salons mit diesen<br />
hervorragenden Persönlichkeiten verbindet-<br />
Die Anwesenheit der Vertreter der grossen<br />
internationalen Organisationen, die ihren Sitz in<br />
Genf haben, ebenso wie der in Genf ansässigen<br />
Herren Konsuln der ausstellenden Länder verleiht<br />
unserem Eröffnungsakt ein ganz besonderes<br />
Gepräge, und wir sind Ihnen dankbar dafür,<br />
dass sie unsere Einladung angenommen haben.<br />
Herr Joseph Escher, Präsident des Ständerats,<br />
und Herr Paul Haefelin, Vizepräsident des<br />
Nationalrats, erweisen uns die grosse Ehre, heute<br />
unsere Gäste zu sein, umgeben von hervorragenden<br />
Parlamentsmitgliedern, von zahlreichen<br />
Vertretern der Kantonsregierungen 'und der<br />
wichtigsten. Schweizer Städte. Herr Charles Duboule,<br />
Präsident des Staatsrats, und die Herren<br />
Mitglieder des Staatsrats von Genf sind uns<br />
gleichfalls hochwillkommen. Ihre Teilnahme an<br />
diesem Eröffnungsakt sowie diejenige der Herren<br />
Vertreter der städtischen Behörden von Genf<br />
gibt mir Gelegenheit, Ihnen unseren aufrichtigen<br />
Dank für ihr Wohlwollen auszusprechen.<br />
Wir fühlen uns hochgeehrt durch, die Anwesenheit<br />
von Herrn General Henri Guisan, der<br />
Herren Vertreter des Offizierskorps der schweizerischen<br />
Armee, der Herren Vertreter unserer<br />
Justizbehörden, des Herrn Bundeskanzlers, von<br />
Herrn Professor Pallmann, Präsident der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule. Mögen sie<br />
hier den Ausdruck unseres lebhaften Dankes für<br />
das unentwegte Interesse entgegennehmen, das<br />
sie unserer Ausstellung widmen. Ich möchte<br />
auch den Herren Vertretern der verschiedenen<br />
Dienstzweige der eidgenössischen und kantonalen<br />
Verwaltung danken, die unserer Einladung<br />
Folge geleistet haben. Ebenso entbiete ich einen<br />
herzlichen Willkomm den Herren Präsidenten<br />
und Delegierten der Schweizerischen Zentrale<br />
für Handelsförderung, der Handelskammern, der<br />
Schweizer Mustermesse in Basel, des Schweizer<br />
Comptoir von Lausanne, der Genfer Messe, des<br />
Verkehrsvereins Genf.<br />
Donnerstag, 17. März im «Des Bergucs»<br />
Rede von Herrn Ch. Dechevrens<br />
Aber meine Begrüssung wäre unvollständig,<br />
wollte ich nicht auch gegenüber den Herren Präsidenten<br />
und Mitgliedern unseres Ehrenkomitees,<br />
den Vertretern unserer grossen automobilistischen,<br />
touristischen und sportlichen Vereinigungen<br />
und Clubs zum Ausdruck bringen, wie sehr<br />
ihre Anwesenheit uns freut Endlich begrüsse<br />
ich die schweizerischen und ausländischen Vertreter<br />
von Presse und Radio. Von allen Seiten<br />
empfangen wir Beweise der intensiven Tätigkeit,<br />
die sie zugunsten des 19. Genfer Salons entfaltet<br />
haben. Ich entbiete ihnen den Ausdruck unserer<br />
ganz besonderen Dankbarkeit und gebe<br />
ihnen die Versicherung, dass wir alles tun, was<br />
in unseren Kräften steht, um ihre Aufgabe zu<br />
erleichtern.<br />
Herr Bundespräsident!<br />
Meine Herren!<br />
Am 14. März 1924 öffnete der erste Internationale<br />
Automobilsalon in Genf seine Pforten<br />
im Bätiment Electoral, an das ein grosser provisorischer<br />
Bau auf der Ebene von Plainpalais<br />
angeschlossen war:<br />
Präsident des Organisationskomitees<br />
200 Aussteller, 69 Marken von Personenautos,<br />
10 Marken von Schwergewichten, 4fl Marken<br />
von Motor- und Fahrrädern und 100 verschiedene<br />
Aussteller. Bodenfläche der Stände: 6500 m 2 .<br />
25 Jahre später nimmt der 19. Salon das 1926<br />
eingeweihte Ausstellungsgebäude und seinen<br />
grossen Anbau voll in Anspruch; er erstreckt<br />
sich weiter auf die benachbarten Gelände, bedeckt<br />
eine Strasse mit seinen provisorischen<br />
Bauten von mehr als 8000 m' und vereinigt 400<br />
Aussteller. Wir sind dieses Jahr<br />
an der äussersten Grenze der Möglichkeiten<br />
hinsichtlich der Erstellung von provisorischen<br />
Bauten angelangt,<br />
und wir haben uns zu kostspieligen Problemen<br />
gegenüber gesehen, als dass wir in Zukunft so<br />
weiterfahren könnten. Der Salon muss mit definitiven<br />
Bauten ausgestattet sein, wofür ein unabweisbares<br />
Bedürfnis besteht. Die Beharrlichkeit<br />
unserer Aussteller, genügenden Raum zur<br />
geeigneten Ausstellung ihrer Erzeugnisse oder<br />
Sicherung des gleichen Platzes zu verlangen,<br />
entspringt einer Forderung, die Wir für 1950 erfüllen<br />
müssen.<br />
Die Zahlen, die ich soeben genannt habe, beweisen,<br />
dass der Genfer Salon sich seit seiner<br />
Gründung als internationale Automobilschau erwiesen<br />
hat, die alle europäischen und amerikanischen<br />
Konstrukteure interessiert. Sie sind<br />
auch ein Zeugnis dafür, dass der schon am Anfang<br />
bedeutende Erfolg sich von Jahr zu Jahr,<br />
gesteigert hat, um schliesslich zu den eindrucksvollen<br />
Rekorden von <strong>1949</strong> zu gelangen. Diese<br />
Kontinuität im Erfolg — ich kann es des bestimmtesten<br />
versichern — ist in der Hauptsache<br />
der angestrengten und unermüdlichen Arbeit<br />
derer zu danken, die den Genfer Salon geschaffen<br />
haben, die dem ersten Komitee angehörten<br />
und die heute noch an unserer Seite stehen. Ich<br />
nenne in allererster Linie unseren Ehrenpräsidenten,<br />
Herrn Robert Marchand, den Initianten<br />
des ersten nationalen Salons von 1923, während<br />
10 Jahre Präsident des Organisationskomitees,<br />
den Schöpfer des Palais des Expositions und Urheber<br />
zahlreicher für Genf glücklicher Initiativen,<br />
die aufzuzählen zuviel Zeit in Anspruch<br />
nähme.<br />
Sodann die Herren Albert Goy, den* Vizepräsidenten<br />
des Komitees, Frank Martin, unseren<br />
Architekten, und endlich unsere Kollegen<br />
Charles Hofer und Georges Gangloff, die unserem<br />
Zentralkomitee angehören.<br />
Aber neben den Organisatoren gibt es die<br />
Aussteller, und ich habe das Vergnügen, vor mir<br />
an der Ehrentafel die Chefs von 20 Firmen vereint<br />
zu sehen, die an allen internationalen Gen-<br />
sidenten und Mitgliedern der Kommissionen, sodann<br />
dem Generalsekretär und dem Personal des<br />
Sekretariates, den Unternehmern, Werkmeistern<br />
und Arbeitern, die, dank dem unter ihnen stets<br />
herrschenden guten Einvernehmen, ermöglicht<br />
haben, dass alles auf den vorgesehenen Zeitpunkt<br />
fertig war.<br />
Seit 1934, dem Jahr, da ich zum Präsidium<br />
des Organisationskomitees des Salons berufen<br />
wurde, habe ich den Vorzug gehabt, bis zum<br />
letzten Jahr die Chefs der sechs Departemente<br />
des Bundesrates zu empfangen, mit Ausnahme<br />
desjenigen der Finanzen und Zölle, das Sie, Herr<br />
Bundespräsident, mit der Auszeichnung und der<br />
Kompetenz leiten, die man Ihnen überall zuerkennt.<br />
Auf solche Weise hat in dieser Reihe von<br />
Jahren und dank Ihrer heutigen Anwesenheit<br />
der gesamte Bundesrat mit der Industrie und<br />
dem Handel der Strassenf ahrzeuge Fühlung nehmen<br />
und sich Rechenschaft geben können von<br />
deren gewaltiger Bedeutung für den Wohlstand<br />
und für das wirtschaftliche Leben des Landes<br />
sowie von deren Wünschen und Schwierigkeiten.<br />
Die dringenden Bedürfnisse des Automobils lassen<br />
sich in fünf Worte zusammenfassen:<br />
Weniger schwere Fiskallasten moderne<br />
Strossen.<br />
Es erscheint überflüssig, dass ich mich über<br />
die Lasten aller Art verbreite, die auf dem motorisierten<br />
Strassenverkehr liegen; der eidgenössische<br />
Finanzminister, der unter uns weilt, kennt<br />
ebenso gut, wenn nicht besser als ich, die verhängnisvollen<br />
Folgen des gegenwärtigen Fiskalsystems,<br />
das in übertriebener Weise den Gebrauch<br />
der Motorfahrzeuge verteuert. Ueberflüssig<br />
auch, die mannigfachen Gründe in Erinnerung<br />
zu rufen, die für die Notwendigkeit<br />
einer Verbesserung unserer wichtigsten Zufahrtsstrassen<br />
sprechen.<br />
SYMBOLIK DER GESTEN. Schmunzelnd reibt «ich unser Herr Bundespräsident und Flnanzminlster angesichts des goldenen<br />
Berges, den ihm die Treibstoff- und Fahrzeugzölle einbringen, die Hände, dieweil Herr Oechevrens, als Repräsentant der<br />
Strassenverkehrskreise mit seiner Gebärde des Hochhebens der Waagschale die Notwendigkeit einer Erleichterung<br />
der dem Automobil aufgebürdeten Fiskallasten andeutet. Für die c AR > gezeichnet van tatux friret.<br />
fer Salons seit 1924, ohne einen einzigen auszulassen,<br />
teilgenommen haben. Es sind dies die<br />
Personenwagenmarken: .<br />
Buick, Cadillac, Chevrolet von den General Motors,<br />
-Citroen, Delage, Fiat, Ford, Lancia,<br />
Packard, Peugeot, Renault, Rolls Royce,<br />
Studebaker;<br />
bei den Lastwagen: Berna und Saurer; bei den<br />
Motorrädern Condor; bei der Zubehör Bosch,<br />
Bougies Champion, Safia, Scintilla, Tecalemit<br />
und bei den Treib- und Schmierstoffen<br />
Lumina.<br />
'<br />
Ich entbiete ihnen die aufrichtigsten Glückwünsche<br />
unseres Komitees und gleichzeitig.meinen<br />
Dank für den schönen Beweis von Vertrauen,<br />
den sie uns erbringen.<br />
Endlich möchte ich auf wärmste all .denen'<br />
danken, die ihre Mühe nicht gespart haben, um<br />
zum Erfolg dieses Tages- zu gelangen, in' erster<br />
Lihie meinen Kollegen vom Komitee, den Prä-<br />
AUTOMOBIL REVUE FREITAG, 18. MÄRZ <strong>1949</strong> - Nr. 12<br />
Herr Präsident!<br />
Meine Damen und Herren!<br />
Ich habe die Ehre, Ihnen die Grüsse des<br />
Bundesrates zu überbringen. Zum neunzehnten<br />
Male eröffnen Sie heute- den « Salon international<br />
de l'automobile », und man darf damit die<br />
Feststellung verbinden, dass in diesen zwei<br />
Jahrzehnten Ihre Ausstellungen ein getreues<br />
Spiegelbild der technischen Entwicklung des gesamten<br />
Automobilwesens gegeben haben, dass<br />
Sie auf diese Weise der Information über alle<br />
technischen Neuerungen dienten und der Erfindung<br />
neuen Ansporn gaben. Im Rückblick auf<br />
diese zwei Dezennien bietet sich das Bild einer<br />
unaufhaltsamen, überaus eindrucksvollen Ent-<br />
Jaltung des motorischen Strassenverkehrs. Die<br />
Rückschläge der Weltkriegsjahre sind durch die<br />
seitherigen sprunghaften Fortschritte aufgeholt<br />
worden. Heute scheinen wir am Beginn einer<br />
wieder beruhigten, massvolleren und stabileren<br />
Periode zu stehen. Die Bedeutung des Genfer<br />
Salons für unser Verkehrswesen, unseren Handel,<br />
unsere Technik, unsere Volkswirtschaft ist<br />
gewiss nicht zu unterschätzen.<br />
Trotz der neuen, nicht leicht zu lösenden<br />
Probleme (Schiene—Strasse), die uns mit jeder<br />
neuen technischen Entwicklung gestellt werden,<br />
lehnen wir das Neue nicht kurzerhand ab. Der<br />
Uebergang von der Manufaktur zum,Maschinenzeitalter<br />
hat uns die Lehre gegeben. Immer<br />
haben wir das Bestehende mit dem Neuen zu<br />
verbinden, immer dafür zu sorgen, dass die<br />
Opfer, die um des Fortschrittes willen zu brinr<br />
gen sind, im Rahmen einer höheren Solidarität<br />
erträglich bleiben.<br />
Einseltirkeit kann nicht die Sache des<br />
Staates sein.<br />
Diese geschichtliche Erfahrung würde zu teuer<br />
erkauft, als dass wir sie übersehen dürfen.<br />
Einen besonderen Gruss richte ich an Genf,<br />
die herrliche Rhonestadt, die uns Schweizern<br />
allen lieb und vertraut ist und die uns heute<br />
wieder so heimatlich und familiär aufnimmt,<br />
Immerhin kann ich die in den letzten Monaten<br />
erreichten raschen Fortschritte nicht mit<br />
Stillschweigen übergehen, die in den Arbeiten<br />
der grossen, der UNO angeschlossenen internationalen<br />
Organisationen zu verzeichnen sind.<br />
Das gilt im besonderen von der Prüfung und Bereinigung<br />
der Trasses bedeutender interkontinentaler<br />
Strassenzüge, deren Verwirklichung<br />
für lange Jahre die Richtungen des internationalen<br />
Touristenstroms bestimmen wird. Diese Perspektive<br />
stellt unser Land vor eine Situation, die<br />
gefährlich werden könnte, wenn unser Strassennetz<br />
den Anforderungen des künftigen motorisierten<br />
Verkehrs nicht entsprechen würde.<br />
Wir hatten Gelegenheit, dieses Thema und<br />
dasjenige der Fiskalpolitik des Bundes in der<br />
Audienz anzuschlagen, die Sie, Herr Bundespräsident,<br />
im November letzten Jahres dem Aussehuss<br />
des Schweizerischen Strassenverkehrsverbandes,<br />
den zu präsidieren ich die Ehre habe,<br />
freundlichst bewilligten. Ihr Schreiben vom<br />
6. Dezember 1948 brachte uns die Bestätigung,<br />
dass der Bundesrat in dem Programm der Sanierung<br />
der Bundesfinanzen nicht — wenigstens<br />
nicht in einer nahen Zukunft — eine Erhöhung<br />
der Zoll- Und anderen Gebühren vorsieht, die<br />
das Automobil belasten. Wir haben diese wichtige<br />
Mitteilung gewürdigt, wie sie es verdient<br />
Wir glauben, dass sie eine Zeit des Waffenstillstandes<br />
eröffnet, während der wir die Hoffnung<br />
nicht verlieren werden,<br />
den Bundesrat zu veranlassen, eine Revision<br />
seiner Haltung vorzunehmen und sich dem<br />
Vorschlag: des Ständerates anzuschliessen,<br />
wonach in den neuen Verfassungstexten die<br />
Verpflichtung- zu stlpnlieren wäre, jährlich<br />
den Kantonen für ihre Strassenarbeiten die<br />
Hälfte der Zollerträgnisse auf den Treibstoffen<br />
zurückzuerstatten.<br />
Aber für die Zwischenzeit, bis zur Abstimmung<br />
über die neuen Verfassungsartikel, wäre es<br />
billig, einen Teil der gewaltigen Summen, die<br />
dem Bund aus der Automobilbranche zufliessen,<br />
einem Fonds für die Modernisierung des Strassennetzes<br />
zu überweisen. Dieser Fonds fände eine<br />
geeignete Verwendung, wenn die wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten sich verschärfen sollten<br />
und der Mangel an Arbeit sich in unserem<br />
Lande empfindlich geltend machen würde. Ich<br />
habe Ihnen, Herr Bundespräsident, die dringlichsten<br />
Probleme unterbreitet, die wir mit Ihrer<br />
Unterstützung sollten überwinden können. Ich<br />
erhebe mein Glas und trinke auf Ihr Wohl, auf<br />
das unserer Jubilare und all unserer Gäste.<br />
Die Ansprache von Bundespräsident Ernst Nobs<br />
wie sie es vor vielen Jahren in unseren frohen<br />
Jügendtagen schon getan hat, da wir Genf aufsuchten,<br />
um alte und junge Verwandte und<br />
Freunde zu besuchen, in Genf zu sehen und zu<br />
lernen, was westschweizerische Sprache, Kultur<br />
und Demokratie ausmachen. Vor 44 Jahren<br />
durfte ich einige Wochen lang Schüler eines<br />
Sommerferienkurses an eurer « Ecole superieure<br />
de Commerce » sein. Nie werde ich die Gestalt<br />
von Professor Charles-Emile Piguet aus den<br />
Augen verlieren, der mit soviel überlegenem<br />
Wissen, mit Takt und vornehmer Gesinnung die<br />
Gesellschaft ungebärdiger junger Menschen aus<br />
den Ländern aller Kontinente im Zaume hielt.<br />
Da ist mir das Wesen von Genfs Grosse und<br />
seiner Weltoffenheit, auch die immerwährende<br />
erzieherische Mission der Rousseau-Stadt unverlierbar<br />
ins Bewusstsein eingegangen. Jenem<br />
Genf und dem Genf von heute — sie sind gewiss<br />
das Genf aller Zeiten — gilt unsere Bewunderung<br />
und unsere Liebe.<br />
Während der ersten Jahre des zweiten Weltkrieges<br />
hat Genf eine der schwersten wirtschaftlichen<br />
Krisen seiner Geschichte erlebt Wir<br />
freuen uns, feststellen zu dürfen, dass in Genf<br />
seit Jahren alle Hände sich regen, den Tiefstand<br />
zu überwinden und dass diesem Bestreben ohne<br />
Zweifel bereits Erfolg beschieden war, ein Erfolg,<br />
zu dem auch die Eidgenossenschaft gerne<br />
nach Möglichkeit weiter beitragen wird. So ist<br />
es auch kein Zufall, dass der «Salon international<br />
de l'automobile > sich in Genf festgesetzt<br />
hat. Er ist der frühen Initiative Genfs entsprungen,<br />
jener Stadt, in welcher unter allen<br />
Schweizer Städten am frühesten das neue motorische<br />
Strassenverkehrsmittel eine gewisse Verbreitung<br />
gefunden hatte. So war es auch kein<br />
Zufall, dass schon vor einem halben Jahrhundert<br />
in Genf der Schweizerische Automobilklub gegründet<br />
worden ist. Es ist nicht erlaubt, einen<br />
Zweifel darein zu setzen, dass Genf sich behaupten<br />
und weiter entfalten wird, um immer<br />
erneut zu verwirklichen, was seinem innersten<br />
Wesen, seiner Begabung, seinem Geiste eingegeben<br />
ist.<br />
Sie würden es mir zum Vorwurf machen,<br />
nicht mit ein paar Worten jenes Problem berührt<br />
zu haben, zu dem auch in den letzten<br />
beiden Jahren hier an dieser Stelle jeweilen<br />
der Bundespräsident gesprochen hat. Seit mehreren<br />
Jahren verschwindet das Problem Schiene—<br />
Strasse nicht aus der Diskussion der Verkehrsinteressenten.<br />
Die Forderung der Gleichbehandlung der<br />
Verkehrsmittel ist im Zusammenhang- mit<br />
der Neuordnung des Finanzhaushaltes des<br />
Bandes, die gegenwärtig: Bundesrat, Nationalrat<br />
und Ständerat intensiv beschäftigt,<br />
neu gestellt worden.<br />
Es handelt sich vorerst darum, in der Bundesverfassung<br />
zum Ausdruck zu bringen, dass bei<br />
allen Instanzen die feste Absicht besteht, die<br />
Bundesleistungen an die Kantone für den Strassenbau<br />
in materieller und in rechtlicher Hinsicht<br />
zu verbessern. Die Bundesbeiträge sollen<br />
von etwa 15 Millionen Franken in den letzten<br />
Jahren auf wenigstens 30 Millionen Franken<br />
jährlich erhöht werden. Dabei hat es die Meinung,<br />
dass etwa 30o/ 0 der Gesamtleistungen des<br />
Bundes zur Finanzierung der allgemeinen Strassenkosten<br />
der Kantone herangezogen würden;<br />
20o/ 0 sind für zusätzliche Leistungen an die<br />
finanzschwachen Gebirgskantone bestimmt; je<br />
25o/„ sollen dem Bau von Alpenstrassen und<br />
dem Bau von Hauptstrassen ausserhalb des<br />
Alpengebietes dienen. Dass weder in der Verfassungsvorlage<br />
noch im Finanzplan gleichzeitig<br />
auch Mittel für die Verbesserung anderer Verkehrszweige<br />
vorgesehen sind, darf keinesfalls<br />
dahin interpretiert werden, dass dem Bund die<br />
Sorgen der Eisenbahnen, der Schiffsbetriebe und<br />
des Flugverkehrs nicht auch gut bekannt wären.<br />
Die Pläne für neue Hilfsmassnahmen zugunsten<br />
der notleidenden' Privatbahnen stehen vor dem<br />
Abschluss. Im Finanzplan für die Neuordnung<br />
des Finanzhaushaltes ist eine Reserve enthalten,<br />
zu deren Lasten auch allfällige Leistungen an