Leseprobe: LEICHTATHLETIK 2018 - Die großen Momente der EM in Berlin
Was war das für ein Fest! Berlin ist Leichtathletik-Hauptstadt. Die besten Athletinnen und Athleten im Kampf um Medaillen, Platzierungen und Bestleistungen bei den Europameisterschaften im Olympiastadion, aber auch mitten in der City am Breitscheidplatz im Schatten der Gedächtniskirche. Erleben Sie die Höhepunkte noch einmal. Mit dem großen Bildband zur Leichtathletik-EM 2018 in Berlin. Der Deutsche Leichtathletik-Verband dokumentiert zusammen mit dem Kölner Verlag DLM RunMedia alle großen und kleinen Erfolgsgeschichten und die Dramen dieser EM. In einem Bildband mit 144 Seiten und fast 200 Fotos der besten Leichtathletik-Fotografen von Imago Sportfoto.
Was war das für ein Fest! Berlin ist Leichtathletik-Hauptstadt. Die besten Athletinnen und Athleten im Kampf um Medaillen, Platzierungen und Bestleistungen bei den Europameisterschaften im Olympiastadion, aber auch mitten in der City am Breitscheidplatz im Schatten der Gedächtniskirche. Erleben Sie die Höhepunkte noch einmal. Mit dem großen Bildband zur Leichtathletik-EM 2018 in Berlin. Der Deutsche Leichtathletik-Verband dokumentiert zusammen mit dem Kölner Verlag DLM RunMedia alle großen und kleinen Erfolgsgeschichten und die Dramen dieser EM. In einem Bildband mit 144 Seiten und fast 200 Fotos der besten Leichtathletik-Fotografen von Imago Sportfoto.
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Die
LEICHTATHLETIK
2018 DIE GROSSEN MOMENTE
EM IN BERLIN
DM IN NÜRNBERG
HALLEN-WM IN BIRMINGHAM
Dokumentation
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LEICHTATHLETIK 2018 Inhalt
24
98
68
Augenblicke
Ganz besondere Moment
Aufnahmen der EM in Berlin ..............4
Die EM-Bilanz
Sommernachtstraum
Berlin war eine rauschende Leichtathletik-Party
mit vielen Gewinnern.
Die deutschen Athleten haben vor
heimischem Publikum 19 Medaillen
geholt, darunter sechsmal Gold ....... 16
Die Stars der Saison
Speerwerfer: Krönender Doppelsieg
Thomas Röhler, Andreas Hofmann
und Johannes Vetter sind schon länger
das Maß der Dinge im internationalen
Speerwurf. In Berlin krönten sie die
Dominanz mit einem Doppelsieg ..... 24
Armand Duplantis: Überflieger
Mit seinen 6,05 Metern katapultierte
sich das 18 Jahre alte Wunderkind
Armand Duplantis aus Schweden in die
Topliga der Stabhochspringer ........... 30
David Storl: Zurück zu alter Stärke
Kugelstoßer David Storl war dreimal in
Folge Europameister. Auch wenn diese
Serie in Berlin riss, feierte er mit Bronze
die Rückkehr zu alter Stärke ........... 32
Diskuswerferinnen: Doppeltes Glück
Für Nadine Müller und Shanice Craft
war in Berlin nur Superseriensiegerin
Sandra Perkovic zu stark ................ 38
Christin Hussong: Eine Klasse für sich
Mit 67,90 Metern im ersten Versuch
schockte Speerwerferin Christin Hussong
die Konkurrenz und gewann ........... 40
Carolin Schäfer: Geteilte Medaille
Nach EM-Bronze dachte Carolin Schäfer
an ihre Teamkolleginnen, die wegen
eines Autounfalls den Siebenkampf
nicht beenden konnten .................... 44
Gina Lückenkemper: Filmriss
10,98 Sekunden dauerte Gina Lückenkempers
100-Meter-Sprint zu EM-Silber,
an den sie keine Erinnerung hat ..... 48
Hürdensprinterinnen: Doppelschlag
Die Saison verlief für die Hürdensprinterinnen
Pamela Dutkiewicz und Cindy
Roleder holprig. Bei der EM gewannen
sie Silber und Bronze ...................... 56
Robert Harting: Er wird fehlen
Platz sechs im Wohnzimmer: Diskuswerfer
Robert Harting hat es noch
einmal ins EM-Finale geschafft ........ 62
Gesa Krause: Gesationell
Für Hindernisläuferin Gesa Krause gab
es trotz holprigem Saisonstart in Berlin
nur eine Option: gewinnen. Dafür gab
sie alles und wurde belohnt ............. 68
Arthur Abele: König Arthur regiert
Nach langen Jahren voller Verletzungen
und Rückschläge hat Zehnkämpfer
Arthur Abele mit EM-Gold die vorläufige
Krönung seiner Karriere erlebt .......... 72
Fabian Heinle: Dem Chaos getrotzt
Ein chaotischer Wettkampf konnte
Fabian Heinle nicht aus der Ruhe bringen.
Der Weitspringer holte Silber .... 78
2 LEICHTATHLETIK 2018
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48 72
Sosthene Moguenara: Nachzüglerin
Weitspringerin Sosthene Moguenara
rückte dank einer Wildcard erst spät ins
deutsche Aufgebot für die Hallen-WM in
Birmingham – und gewann sensationell
Bronze ........................................... 82
Kristin Gierisch: Hop, Step, Silber
In der Halle hat Kristin Gierisch schon
mehrfach ihr Können bewiesen und
Medaillen gewonnen. Jetzt zog die
Dreispringerin draußen nach ........... 84
Christina Schwanitz: Silber-Glück
Nur ein Jahr nach der Geburt ihrer
Zwillinge gewann Kugelstoßerin
Christina Schwanitz zwar nicht das
erhoffte Gold, versilberte aber in Berlin
ihr Comeback ................................ 92
Mateusz Przybylko: Wie Mögenburg
Mit Hallen-WM-Bronze und EM-Gold
trat Hochspringer Mateusz Przybylko
die Nachfolge des großen Dietmar
Mögenburg an, der bei diesen Meisterschaften
zuletzt Medaillen für Deutschland
gewonnen hatte ..................... 98
Malaika Mihambo: Goldene Nerven
Mit 6,75 Metern ist Malaika Mihambo
die erste deutsche Weitsprung-Europameisterin
seit 20 Jahren. Damals
gewann Heike Drechsler, die in Berlin
für sie die Grube rechte ..................102
Alina Reh & Konstanze Klosterhalfen
Den beiden jungen Läuferinnen gehört
die Zukunft auf den langen Strecken.
Beide Youngster beendeten ihre Rennen
bei der EM auf Platz vier ...............108
Marie-Laurence Jungfleisch: Endlich!
Oft war Hochspringerin Marie-Laurence
Jungfleisch knapp an einer internationalen
Medaille vorbeigesprungen. In
Berlin gelang ihr mit Bronze endlich der
Sprung auf das Treppchen ..............112
DM in Nürnberg: Die Bilanz
Emotionale Generalprobe
Die 118. Leichtathletik-DM stand im
Zeichen der EM in Berlin. Anschließend
nominierte der DLV ein Rekordaufgebot
für die kontinentalen Titelkämpfe ... 88
Hallen-WM in Birmingham: Die Bilanz
Zwischenschritt nach Berlin
Dreimal Edelmetall und einige gute
Platzierungen – das war die zufriedenstellende
Ausbeute des 22-köpfigen
DLV-Teams bei den Hallen-Weltmeisterschaften
in Birmingham ................. 96
Hallen-DM in Dortmund: Die Bilanz
Frauenpower
In Dortmund sorgten die Frauen für die
Höhepunkte: Zuerst sprintete Tatjana
Pinto 60 Meter in der Weltklassezeit
von 7,06 Sekunden, dann pulverisierte
Konstanze Klosterhalfen den deutschen
Hallenrekord über 3000 Meter ........106
Statistik
Die Ergebnisse der EM ..................118
Die Ergebnisse des Team-Weltcups 126
Die Ergebnisse der DM ..................130
Die Ergebnisse der Hallen-WM ..... 136
Die Ergebnisse der Hallen-DM ...... 140
Impressum .................................. 144
LEICHTATHLETIK 2018 3
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LEICHTATHLETIK 2018 Augenblicke
8 LEICHTATHLETIK 2018
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WUNDERKIND
Manch ein Zuschauer rieb sich während des
1500-Meter-Finals verwundert die Augen. Drei
Läufer im selben Trikot? Alle mit dem Namen Ingebrigtsen
auf der Brust? Genau. Die drei Brüder
Jakob (17), Henrik (27) und Filip (25) waren zwischenzeitlich
auf den Positionen eins, zwei und
drei unterwegs. Schließlich machte der Youngster
das Rennen. Nun haben alle drei Norweger
eine Goldmedaille über 1500 Meter gewonnen
– ein Novum in der EM-Geschichte. 2012 hatte
Henrik Ingebrigtsen den Titel gewonnen, 2016
triumphierte Filip. Nun folgte Jakob gut einen
Monat vor seinem 18. Geburtstag. Dass er eine
Art Wunderkind auf den Mittel- und Langstrecken
ist, bewies er knapp 24 Stunden später, als er
auch über 5000 Meter (vor seinem Bruder Henrik)
triumphierte und dabei die letzte Runde in knapp
über 54 Sekunden zurücklegte. Was für ein
wundersam schneller Wikinger!
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COMEBACK-BÄR
Er war schon 2009 der heimliche Star der
Leichtathletik-WM in Berlin. Er machte mit
Usain Bolt Faxen – und war plötzlich so
bekannt wie Jamaikas Wundersprinter.
Berlinos Comeback für die EM 2018 war
schnell beschlossen. Dabei war er ja nie
ganz weg. Beim ISTAF in Berlin sah man
ihn regelmäßig. Aber endlich durfte er
wieder eine Woche lang nach Herzenslust
hüpfen, rennen und Athleten auf den Arm
nehmen. Dass auch Berlino etwas älter und
vernünftiger geworden ist, merkte man.
Schwamm drüber. Zum Knuddeln gern hatten
ihn die Fans genauso wie anno 2009.
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SCHRECKSEKUNDE
Trotz der etwas ungünstigen Bahn eins im
Vorlauf über 4x100 Meter führte das DLV-
Quartett das Rennen an. Auch der Wechsel
von Julian Reus (unten link) auf Lucas Jakubczyk
(unten rechts) klappte prima – aber als
über 40.000 Zuschauer den Berliner Jakubczyk
lautstark ins Ziel tragen wollten, blieb ihnen
plötzlich der Schrei im Hals stecken. Der
deutsche Schlussläufer stürzte ohne Fremdeinwirkung.
Beim Antritt hatte er sich einen
Muskelbündelriss im rechten Oberschenkel
zugezogen und beim Sturz zwei Schnittwunden,
die noch vor Ort genäht wurden. Dazu
Schürfwunden und leichte Prellungen. Julian
Reus konnte nicht mehr ausweichen und kam
ebenfalls unglücklich zu Fall. Auch für den
30-jährigen bedeutete der Sturz das Saison-
Aus. Er ging mit einer Schultereckgelenk-
Sprengung aus dem Stadion. In weniger als
einer Sekunde waren die Medaillenträume der
deutschen Sprinter geplatzt.
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LEICHTATHLETIK 2018 Europameisterschaften in Berlin
Sommernachts t
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Die EM-Bilanz: Berlin war
eine rauschende Leichtathletik-Party
mit vielen
Gewinnern. Die deutschen
Athleten haben
mit einer der stärksten
Vorstellungen seit der
Wiedervereinigung einen
glänzenden Leistungsnachweis
auf dem Weg
zu Olympia 2020 geliefert.
Und trotzdem ist es
keine ausgemachte Sache,
dass die olympische
Kernsportart dermaßen
im Rampenlicht bleibt.
Fantastisch, wunderbar, genial: Die
Lobeshymnen auf die Gänsehaut-
Stimmung bei der EM im Berliner
Olympiastadion waren kaum zu übertreffen.
Nach der gelungenen Party mit
Rekordbesuch forderte OK-Chef Clemens
Prokop, von 2001 bis 2017 Präsident
des Deutschen Leichtathletik-Verbandes
(DLV), eine erneute Bewerbung für 2022.
„Berlin würde sich für die EM 2022
anbieten. Die Stadt hätte alle Möglichkeiten,
die Veranstaltung ohne größere
Investitionen auszurichten“, sagte Prokop.
Dass die Leichtathletik-EM 2022 Teil
der neuen European Championships ist
und Berlin dann mehrere Titelkämpfe
gleichzeitig ausrichten müsste, sei kein
Problem. „Grundsätzlich sind die Sportstätten
ja da“, meinte Prokop.
Vom Publikum beflügelt
Die Athleten schwärmten nach ihren
Wettkämpfen regelmäßig vom Stadion
und der guten Stimmung. „Die geile Kulisse
hat mich beflügelt und mich über
die Latte getragen“, sagte Hochsprung-
Europameister Mateusz Przybylko. „Ich
glaube, so etwas werde ich nie wieder erleben“,
meinte Pamela Dutkiewicz nach
ihrem Silberlauf über 100 Meter Hürden.
Eine stürmische Sommerparty war
die EM allemal. Mit 360.000 verkauften
Tickets wurde ein neuer EM-Rekord erreicht.
Zur Europäischen Meile am Breitscheidplatz
kamen 150.000 Besucher.
Das gab das OK am letzten Wettkampftag
bekannt. „Wenn ich die reinen Fakten
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Als es sich ausgeflopt hatte, ...
... flippten Hochsprung-Europameister
Mateusz Przybylko und
Maskottchen Berlino aus
nehme, die Zuschauer-Resonanz, die Medien-Daten,
die Reaktionen von Sportlern
und Funktionären, dann war das ein Riesen-Erfolg“,
meinte Prokop. Svein Arne
Hansen, Präsident des europäischen
Leichtathletik-Verbandes EAA, sagte: „Es
waren die besten Europameisterschaften
der Geschichte, das ist sicher.“
Auch Idriss Gonschinska, Leitender
Direktor Sport beim DLV, war mit der
Stimmung mehr als zufrieden – und sah
sich gegenüber dem Fußball im Vorteil.
„Da müssen schon ein paar Gegner kommen,
damit das Olympiastadion eine
ähnliche Stimmung hat, wenn hier Bundesliga-Fußball
ist“, sagte Gonschinska
mit Blick auf Hertha BSC. Bei den Spielen
DEUTSCHE MEDAILLEN IN BERLIN
des Bundesligisten ist das Stadion oft nur
zur Hälfte gefüllt.
Der Hauptmieter fühlt sich auch deshalb
nicht mehr wohl in der Fünf-Sterne-
Arena und diskutiert mit dem Berliner
Senat derzeit unter anderem über einen
Umbau in eine reine Fußball-Arena, dem
die blaue Laufbahn zum Opfer fallen
würde. Das wäre das Aus für die Leichtathletik.
„Ein Olympiastadion ohne Laufbahn
wäre für mich auch kein Olympiastadion
mehr“, meinte Dagmar Freitag
(SPD), Vorsitzende im Sportausschuss
des Deutschen Bundestages.
Auch die Athleten wehrten sich gegen
einen Umbau. „Ich finde, das Olympiastadion
Berlin ist eines der schönsten
Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) 3000 Meter Hindernis 9:19,80 min
Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) Hochsprung
2,35 m
Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) Weitsprung 6,75 m
Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) Speerwurf 67,90 m
Thomas Röhler (LC Jena) Speerwurf 89,47 m
Arthur Abele (SSV Ulm 1846) Zehnkampf 8431 Pkt.
Gina Lückenkemper (TSV Bayer 04 Leverkusen) 100 Meter
10,98 sec
Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) 100 Meter Hürden 12,72 sec
Fabian Heinle (VfB Stuttgart) Weitsprung 8,13 m
Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) Dreisprung 14,45 m
Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) Kugelstoßen 19,19 m
Nadine Müller (SV Halle) Diskuswurf 63,00 m
Andreas Hofmann (MTG Mannheim) Speerwurf 87,60 m
Frauen-Sprintstaffel 4x100 Meter 42,23 sec
Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF), Gina Lückenkemper (TSV Bayer 04 Leverkusen),
Tatjana Pinto (LC Paderborn), Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge)
Cindy Roleder (SV Halle) 100 Meter Hürden 12,77 sec
Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) Hochsprung
1,96 m
David Storl (SC DHfK Leipzig) Kugelstoßen 21,41 m
Shanice Craft (MTG Mannheim) Diskuswurf 62,46 m
Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) Siebenkampf 6602 Pkt.
Stadien der Welt, eines mit Geschichte“,
sagte die neue Speerwurf-Europameisterin
Christin Hussong: „Es wäre traurig,
wenn es für den Fußball umgebaut
wird.“
Sebastian Coe, Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes
IAAF, versuchte
die Gemüter zu beruhigen. „Ich habe
mich während der EM mit Berlins Regierendem
Bürgermeister Michael Müller
getroffen, und er hat mir versichert, dass
die Bahn auch in Zukunft im Olympiastadion
bleiben wird“, sagte Coe.
In ihrem ganzen Jubeltaumel hätten
sich die deutschen Leichtathletik-Helden
auch einen Besuch von Bundeskanzlerin
Angela Merkel gewünscht. „Warum
war Frau Merkel nicht da? Nach Rio de
Janeiro kann sie fliegen und ist mehrere
Tage nicht auf Arbeit. Im Fußball geht‘s“,
sagte die EM-Zweite Christina Schwanitz
im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF
und fügte hinzu: „Das finde ich ziemlich
schade. Da sieht man auch die Wertschätzung.“
Die Kanzlerin fehlte
Die Kanzlerin will die Kritik an ihrer
Abwesenheit bei der Leichtathletik-EM
in Berlin nicht gelten lassen. „Die Bundeskanzlerin
verfolgt und begeistert sich
für ganz verschiedene Sportarten, ganz
unabhängig davon, ob sie bei Wettkämpfen
im Stadion ist oder nicht“, sagte Regierungssprecher
Steffen Seibert. Merkel
war am EM-Wochenende zu Besuch
beim spanischen Ministerpräsidenten
Pedro Sanchez.
„Fußball ist ihr wichtig, aber als
Sportfan interessiert sie sich auch für
andere Disziplinen, und sie weiß sehr
genau, dass auch in Disziplinen, in denen
die Gewinner nicht Millionengagen
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Ohne Volunteers ...
... ginge bei einem Event wie der EM nichts. Hier bedankt sich Zehnkampf-
Europameister Arthur Abele mit einem Gruppenfoto bei den ehrenamtlichen Helfern
verlangen können oder bekommen, ganz
Bewundernswertes geleistet wird“, sagte
Seibert. Mit Blick auf die Titelkämpfe in
der Bundeshauptstadt gratulierte Seibert
den Sportlern im Namen der Kanzlerin:
„Glückwunsch an alle deutschen Medaillengewinner,
aber auch an die, die auf
den hinteren Plätzen für sich persönlich
Großes geleistet haben.“
Tolle Einschaltquoten im TV
Auch die TV-Macher waren begeistert
von dieser Leichtathletik-EM, die erstmals
in die European Championships mit
sechs weiteren Europameisterschaften
eingebettet war, von denen die meisten
im schottischen Glasgow ausgetragen
wurden. „Wir haben mit unseren Übertragungen
so viele Zuschauer erreicht,
wie wir selbst vorher nicht für möglich
gehalten hätten“, sagte ARD-Sportkoordinator
Axel Balkausky. ZDF-Sportchef
Thomas Fuhrmann meinte: „Ein Hauch
von Olympia lag über den Übertragungen.
Das Konzept ist voll aufgegangen
– im Fernsehen und Online mit den
Livestreams.“ Balkausky hob hervor,
dass sich die Marktanteile der einzelnen
Sportarten im Vergleich zu den Einzel-
Übertragungen teilweise verdoppelt
hätten. Die Leichtathletik-Übertragung
am Sonntagabend hätten fast so viele
Zuschauer erreicht wie das Finale im
Fußball-Supercup. „Das ist ein herausragendes
Ergebnis“, meinte Balkausky.
Den größten Anteil an dem Erfolg
der Berliner EM hatten aber natürlich
die DLV-Athleten, die sich überragend
im Werfen und bärenstark im Springen
zeigten. Und in Gina Lückenkemper gibt
es endlich wieder eine Weltklasse-Sprinterin
in Deutschland. Mit dem goldenen
Abschluss durch Gesa Krause setzte die
Nationalmannschaft ein Ausrufezeichen
auf halber Strecke zu den Olympischen
Spielen 2020. Zudem drängten nach dem
Rücktritt der langjährigen Lichtgestalt
Robert Harting viele frische und gute Typen
ins Rampenlicht.
„Wir waren fokussiert auf diese
Meisterschaften, wollten den nächsten
Schritt gehen und zeigen, dass wir in
vielen Bereichen auf einem guten Weg
sind. Und da haben wir viele gute und
herausragende Leistungen gesehen“,
sagte Idriss Gonschinska, als leitender
Direktor Sport im DLV der Konstrukteur
des Aufschwungs. Gonschinska stellte
aber auch klar: „Es haben viele, aber bei
DIE NATIONENWERTUNG VON BERLIN
weitem nicht alle Dinge funktioniert.“
Trotz einer der besten Bilanzen der vergangenen
Jahrzehnte – insgesamt holte
das Team drei Medaillen mehr (19) als
bei der EM 2016 – dürfen die deutschen
Leistungsträger also nicht nachlassen auf
dem Weg zur WM 2019 in Doha und den
Sommerspielen ein Jahr später in Tokio.
Globale Goldkandidaten sind dann ohne
Wenn und Aber die deutschen Speer-
Männer um Europameister Thomas Röhler,
die in Berlin ihre Extraklasse nachwiesen.
„Die Jungs sind noch lange nicht
satt“, sagte Bundestrainer Boris Obergföll.
Hinter Rio-Olympiasieger Röhler,
der in Berlin seinen zweiten großen Titel
holte, bestätigte Andreas Hofmann mit
4. 5. 6. 7. 8. Punkte
1 Großbritannien 7 5 6 5 7 7 4 3 212
2 Deutschland 6 7 6 4 6 3 3 5 196,5
3 Polen 7 4 1 7 8 3 3 - 172
4 Frankreich 3 4 3 4 2 1 5 5 116
5 Spanien 2 3 5 3 1 5 3 3 110
6 Italien 1 1 4 3 5 3 1 2 87
7 Ukraine 2 3 2 1 4 - 4 2 79,5
8 Weißrussland 3 1 3 2 3 1 1 3 79
9 Niederlande 1 3 4 1 2 2 1 4 77, 5
10 Schweiz 1 2 1 4 1 - 3 1 59
11 Norwegen 3 1 1 2 1 2 - 2 58,5
12 Belgien 3 2 1 2 - 1 - 1 58
13 Schweden 1 2 1 2 - 2 4 - 52
14 Griechenland 3 2 1 - - 1 - - 46,5
15 Türkei 1 2 2 - 2 1 1 - 46,5
16 Tschechien - 2 1 1 1 2 2 3 42
17 Litauen 1 - 1 2 1 2 - - 34
18 Portugal 2 - - - - 1 3 2 27
19 Österreich - - 2 1 - - - 2 19
20 Israel 1 - - - 2 - 1 - 18
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Doppelsieg krönt
dominante Saison
24 LEICHTATHLETIK 2018
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Die Speerwerfer: Olympiasieger Thomas Röhler holt
EM-Gold, sein Kumpel Andreas Hofmann mit Silber
seine erste Medaille bei einer internationalen Meisterschaft
der Erwachsenen. Und auch wenn Weltmeister
Johannes Vetter in Berlin als Fünfter leer ausging,
hat die Saison 2018 deutlich gemacht: Die deutsche
Speerwurf-Troika dominiert derzeit die internationale
Konkurrenz.
Nach seinem letzten Versuch war
der sonst so ruhige Thomas Röhler
nicht mehr zu halten: Der frisch
gebackene Speerwurf-Europameister
aus Jena nahm ein Bad im Wassergraben
– ganz spontan. „Da ist plötzlich der
Graben gewesen. Ich habe den ganzen
Wettkampf über immer aufgepasst, dass
ich da nicht reinfalle. Danach gab es nur:
Nichts wie rein.“ Schon im Vorfeld hatte
das Speerfinale versprochen, eines der
Highlights der Titelkämpfe zu werden.
„Wir werden da ein gutes Ding über die
Bühne bringen“, hatte der Offenburger
Joahnnes Vetter im Vorfeld erklärt und
„volle Attacke“ angekündigt – doch nach
dem ersten Durchgang führte zunächst
der Este Magnus Kirt vor Andreas Hofmann
aus Mannheim. Röhler fabrizierte
zwar den weitesten Wurf, der allerdings
war ungültig. Doch dann setzten die
Deutschen im zweiten Durchgang die
Duftmarken. Hofmann gelangen 87,60
Meter, kurz danach verdrängte ihn Röhler
mit 88,02 Metern von der Spitze – und
legte im dritten dann sogar noch 89,47
Meter nach. Gold für Röhler, Silber für
Hofmann. „Das war heute genial, deutsche
Präzisionsarbeit“, so Röhler.
Natürlich war Röhler – gemeinsam
mit seinen Team-Kollegen Hofmann und
Vetter – einer der Favoriten auf den EM-
Titel. Schließlich hatte der Olympiasieger
von Rio im Verlauf der Saison mehrfach
demonstriert, was in ihm steckt. Gleich
zum Auftakt Anfang Mai beim Diamond
League-Meeting in Doha zeigte er der nationalen
wie internationalen Konkurrenz,
dass mit ihm auch in diesem Jahr zu rechnen
ist: Mit 91,78 Metern gewann er vor
Johannes Vetter (91,56 m) und Andreas
Hofmann (90,08 m). Aber kurz vor den
Europameisterschaften hatte es doch leise
Zweifel an der Form des Jenaers gegeben.
Viel experimentiert
Zum einen war da die Stärke der nationalen
Konkurrenz: Vetter hatte den Speer
schon im März im portugiesischen Leiria
92,70 Meter weit geworfen und auch Hofmanns
Saisonbestleistung lag mit 92,06
Metern knapp über der Doha-Marke von
Röhler. Zum anderen hatte der Olympiasieger
nach einigen gemeinsam mit Trainer
Harro Schwuchow vorgenommenen
Änderungen auf einmal Schwierigkeiten
mit seiner Technik. „Wir haben viele Experimente
gemacht dieses Jahr“, erklärte
Röhler. „Haben Sachen gemacht, die von
außen nicht jeder verstanden hat, haben
den Wurfstil stellenweise angepasst.“
Nach dem guten Saisonauftakt folgten
zwar noch einige gute Wettkämpfe, bei
denen er an die 90-Marke-Meter heranwarf
und in Dessau Anfang Juni sogar
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Überflieger
30 LEICHTATHLETIK 2018
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Armand Duplantis sorgte
für den sportlichen
Höhepunkt von Berlin.
Mit seinen 6,05 Metern
katapultierte sich das 18
Jahre alte Wunderkind
aus Schweden in die
Topliga der Stabhochspringer.
Der erste Gratulant war das große
Vorbild. Als „Wunderkind“ Armand
Duplantis am letzten EM-
Abend die Stabhochsprung-Welt auf den
Kopf gestellt hatte, umarmte ihn der französische
Weltrekordler Renaud Lavillenie
und flüsterte ihm die ersten Glückwünsche
ins Ohr. „Er hat gesagt: Genieße den
Moment, nicht viele Momente werden
so schön sein“, berichtete Duplantis –
schob aber dann noch hinterher: „Glaube
ich zumindest.“
Denn, das war dem 18 Jahre alten
Schweden deutlich anzumerken, realisieren
konnte er seinen Erfolg an einem
denkwürdigen Abend nicht wirklich. EM-
Gold, U20-Weltrekord mit 6,05 Metern,
jüngster Athlet der Geschichte über der
Sechs-Meter-Marke – lediglich Sergey Bubka
war im Freien überhaupt jemals besser.
„Ich kann mich an den Sprung nicht
erinnern. Ich würde es gerne, aber ich
glaube, mein Gehirn hatte einen Blackout“,
sagte Duplantis völlig überwältigt:
„Ich hoffe einfach, dass ich morgen aufwache
und es noch wahr ist.“
Das war es. Und es war letztendlich
der Höhepunkt einer jahrelangen Entwicklung.
Mit fünf Jahren übte Duplantis
mit einem Besenstiel im heimischen
Wohnzimmer, mit sieben Jahren stellte er
eine erste Weltbestleistung auf und brach
danach so ziemlich jeden Nachwuchsrekord,
den es gab.
In den USA, wo Duplantis lebt und
gerade die High School abgeschlossen
hat, wurde er bereits als „Tiger Woods
des Stabhochsprungs“ bezeichnet. Doch
sein großes Vorbild heißt Lavillenie, in
seinem Bücherregal steht eine signierte
Biografie, früher hing er Poster des Franzosen
in seinem Kinderzimmer auf. In
Berlin ließ er ihm nun keine Chance, Lavillenie
gewann Bronze.
Das Talent wurde Duplantis in die
Wiege gelegt. Sein Vater Greg war selbst
ein 5,80-Meter-Springer, Mutter Helena,
die einst von Schweden in die USA einwanderte,
Siebenkämpferin und Volleyballerin.
Greg erzählte einmal der New
York Times, dass der kleine Armand noch
in Windeln auf die Bäume des Nachbargartens
kletterte. Damit „Mondo“, wie
Duplantis mit seinem Spitznamen genannt
wird, sein Talent auch richtig entwickeln
konnte, baute ihm sein Vater im
heimischen Garten eine eigene Stabhochsprunganlage.
Inzwischen kann er diese
aber nicht mehr nutzen – es wäre bei den
aktuellen Höhen viel zu gefährlich.
Schon früh stellte sich die Frage,
für welches Land Duplantis, der beide
Staatsbürgerschaften besitzt, international
antreten wird. Er entschied sich
nach langem Hin und Her für Schweden
– auch, weil er damit den harten Trial-
Ausscheidungen in den USA aus dem
Weg geht. Das Gegrummel in Schweden
wegen der vermeintlich zu wenig ausgeprägten
Identifikation ebbte nach den
ersten Erfolgen spürbar ab. Im Sommer
lebt Duplantis ohnehin bei seinen Großeltern
in Schweden.
Schon jetzt wird er als einer der kommenden
großen Stars der Leichtathletik
gehandelt, die nach dem Rücktritt von
Usain Bolt händeringend nach einer neuen
Lichtgestalt sucht. Duplantis also das
neue Vorbild für junge Leichtathletik-
Fans? Die Frage sei ein bisschen komisch,
kommentierte er: „Ich fühle mich doch
noch selbst wie ein Kind.“
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
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Gold verloren –
alte Stärke
zurückgewonnen
David Storl: Kugelstoßer David Storl war dreimal
in Folge Europameister – Rekord. In Berlin endete
die Serie. Aber Bronze war nach zwei Jahren
mit Problemen und ohne internationale Freiluft-
Medaille trotzdem wie ein Sieg.
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Jetzt, wo David Storl mit 28 Jahren
in das beste Kugelstoßalter kommt,
hat er schon mehr erreicht als die
meisten anderen Kugelstoßer weltweit in
ihrer gesamten Karriere. Im Jugendbereich
hat der Rochlitzer im Leipziger Trikot
alles gewonnen, was es zu gewinnen
gibt. Er war U18- und U20-Weltmeister
sowie U20- und U23-Europameister. Er
galt als Jahrhundert-Talent und untermauerte
das auch in der Erwachsenenklasse.
Gerade erst 21 Jahre alt geworden,
war er 2011 der jüngste Weltmeister aller
Zeiten und wiederholte den Titel zwei
Jahre später. 2012 war er nicht nur Olympia-Zweiter
– mit gerade einmal drei
Zentimetern Rückstand auf den Sieger –,
sondern auch der jüngste Europameister
aller Zeiten und der erste Kugelstoßer,
der gleichzeitig Welt- und Europameister
war. 2014 und 2016 wiederholte er seine
EM-Triumphe und war damit der erste
Kugelstoßer, dem der Hattrick gelang.
Vielleicht ist er deshalb jetzt so abgeklärt,
dass man ihm nach dem Reißen
dieser einzigartigen EM-Serie nicht anmerken
konnte, ob er sich über Bronze
in Berlin freute oder nicht. Vielleicht
wusste er es im Olympiastadion kurz
nach dem Wettkampf selbst noch nicht,
was er davon halten sollte. Die Qualifikation,
die auf den Breitscheidplatz in der
Berliner City ausgelagert worden war,
hatte er souverän gemeistert. Dort, wo
kurz vor Weihnachten 2016 ein Terroranschlag
verübt worden war, war ein 3000
Zuschauer fassendes temporäres Stadion
aufgebaut worden. Das war proppenvoll,
das Publikum in Partylaune. Die Polizei
sicherte die Arena mit einem Großaufgebot
ab, unter anderem wurden Lkws als
Barrieren eingesetzt. Während viele seiner
Kollegen Probleme hatten, übertraf
er im ersten Versuch mit 20,63 Metern
sofort die für das Finale geforderte Weite.
Starker Start ins Finale
Das Finale dann fand einen Tag später im
Olympiastadion statt. Als Letzter Stoßer
trat Storl in den Ring. Der Pole Michał
Haratyk, der die europäische Bestenliste
mit 22,08 Metern vor Storl (21,62 m) anführte,
lag mit 20,94 Metern in Führung.
Eine gute Leistung, aber kein Schocker,
mit dem man einen Wettkampf gewinnt.
Storl witterte seine Chance, mit einem
guten ersten Versuch die Konkurrenz
unter Druck setzen zu können. Und es
gelang ihm: Mit 21,41 Metern übernahm
er die Spitzenposition.
Ein guter Versuch, aber keiner, mit
dem man eine Medaille oder gar Gold sicher
hat. „Nach 21,41 Metern zu Beginn
macht man danach keine Sicherheitsstöße
mehr“, erzählte er später in der Mixed
Zone. „Da muss man Risiko gehen.“ Und
das tat Storl, der immer wieder die Unterstützung
des Publikums einforderte. Zusammen
mit seinem Trainer Wilko Schaa
hatte er zuvor die Taktik festgelegt. Storl
sollte mit mehr Speed in die Versuche
gehen. „Dann muss man aber auch die
Technik im Griff haben. Das hat im ersten
Versuch einigermaßen geklappt,
danach habe ich ein bisschen die Linie
verloren.“ Die Folge: Vier seiner sechs
Versuche waren ungültig, Storl konnte
seinen Schwung nicht halten und es trieb
ihn über den Balken hinaus.
Gleichzeitig zogen im zweiten Versuch
die Polen Michał Haratyk und Konrad
Bukowiecki mit 21,72 und 21,66 Metern
an ihm vorbei. „Geschockt hat mich
das nicht. Das Niveau hätte ich auch gehabt
heute Abend“, sagt er. Nur konnte
Storl es nicht zeigen und konnte auch mit
seinem einzigen weiteren gültigen Versuch
auf 21,34 Meter nicht kontern. Da
half auch nicht, dass kurz vor dem letzten
Durchgang die Leverkusenerin Gina
Lückenkemper über 100 Meter in 10,98
Sekunden zu Silber sprintete und das Publikum
lauthals „Oh wie ist das schön“
sang. Den Schwung konnte Storl nicht in
einen letzten, starken Versuch umsetzen.
Bester EM-Dritter aller Zeiten
Und so zeigte er sich nach dem Wettkampf
als fairer Drittplatzierter. „Die beiden
Polen haben eine großartige Leistung
gezeigt und einen tollen Wettkampf gemacht.
Das muss man neidlos anerkennen“,
stellte er fest. „Das war heute ein
ganz starkes Niveau. Mit der Siegerweite
kann man auch Weltmeister werden.“
Seit dem Schweizer Werner Günthör
1986 (22,22 m) musste kein Europameister
für den Titel so weit stoßen wie Haratyk.
Und Storl hatte mit ebenfalls 21,41
Metern 2014 noch den Titel gewonnen, er
ist der mit Abstand beste Dritte der EM-
Geschichte. Sechs Athleten stießen bei
der EM in Berlin 21 Meter oder weiter –
zuvor waren es nie mehr als zwei.
Und dass er überhaupt wieder Medaillen
gewinnt, war eine große Erleichterung
für Storl. 2016 war er bei Olympia
enttäuschender Siebter geworden, im
vergangenen Jahr war er bei der WM in
London gar nur Zehnter. Dann machte
Storl einen harten Schnitt. Er trennte
sich von seinem langjährigen Trainer
Sven Lang und wird nun von Wilko
Schaa betreut. „Ich glaube, dass es für
einen Athleten in meinem Alter schon
ein Wahnsinns-Schritt ist, das Trainingssystem
komplett umzukrempeln und
trotzdem an den Erfolg anzuknüpfen“,
hatte Storl erklärt. Aber es funktionierte.
Es ist eine Veränderung, die sich für Storl
Vor beeindruckender Kulisse
Bei den Deutschen Meisterschaften in
Nürnberg wurde das Kugelstoßen auf
den Hauptmarkt ausgelagert. Vor der
eindrucksvollen und ästhetischen Kulisse
der Frauenkirche feierte David Storl seinen
achten Titel in Folge
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„Vielleicht schaffe ich
ja noch eine Heim-EM
oder -WM.“ David Storl, der sowohl bei der WM 2009 als auch der EM 2018 am Start war.
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
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Eine
Klasse
für sich
Christin Hussong ließ sich von den starken
deutschen Männern inspirieren und absolvierte
beim Saisonhöhepunkt den besten
Wettkampf ihres Lebens. Mit 67,90 Metern
gewann sie Gold mit Meisterschaftsrekord.
Der Durchbruch für die 24-Jährige, die
schon lange Zeit als größtes deutsches
Speerwurf-Talent galt.
Christin Hussong (LAZ Zweibrücken)
ließ ihren Tränen freien Lauf.
Sie kniete auf der blauen Bahn und
verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. Sie
schämte sich ihrer Tränen nicht, aber im
Moment des größten Triumphs wollte
sie ganz kurz für sich allein sein – bevor
sie ihre Freude mit den fast 50.000 Zuschauern
im Stadion teilte.
Sie war überwältigt von ihrem Gold-
Coup, auch, wenn er sich nach der Qualifikation
angedeutet hatte. „Der Wettkampf
war ein Traum, vom ersten Wurf
weiß ich gar nichts mehr“, sagte die
24-Jährige.
Mit Meisterschaftsrekord von 67,90
Metern stellte sie gleich mit dem ersten
Wurf nicht nur eine persönliche Bestleistung
auf, sondern schob sich auch
auf Platz drei der „ewigen“ deutschen
Bestenliste vor. Ihre Weite hätte sowohl
bei der WM 2017 als auch bei den Olympischen
Spielen 2016 zu Gold gereicht.
67,29 Meter in der Quali
Schon in der Qualifikation war Christin
Hussong absolut fokussiert und warf
den Speer auf 67,29 Meter. Bestleistung
im EM-Vorkampf. Fünfeinhalb Meter
Vorsprung auf die zweitbeste Werferin.
„Ich hatte etwas Angst, dass dieser Wurf
in der Qualifikation nur eine Ausnahme
sein könnte“, gab die 1,86 Meter große
Werferin hinterher zu. Aber echte Zweifel
ließ sie nicht zu. Im Gegenteil. Wie in
der Qualifikation war sie auch im EM-Finale
hochkonzentriert und lieferte schon
im ersten Durchgang ab.
Nach Gold für Olympiasieger Thomas
Röhler und Silber für Andreas Hofmann
bei den Männern gewann Hussong das
Gold bei den Frauen: Deutschland dominierte
in Berlin die Speerwurfwettbewerbe.
„Ich habe schon Lust bekommen,
auch auf dem Treppchen zu stehen. Dass
ich es mache wie Thomas, ist umso schöner“,
sagte sie. Zwar sprang sie nach ihrem
Sieg nicht wie Röhler in den Wassergraben
– die Frauen warfen von der gegenüberliegenden
Seite –, war aber nach
dem größten Erfolg ihrer Karriere nicht
minder emotional. Die Rückschläge,
die sie in der Vergangenheit einstecken
musste, hat sie nicht vergessen.
Schwierige Jahre gehabt
„Es waren schwierige Jahre“, sagte Hussong.
Sie erinnerte damit an Olympia
2016, als sie mit 57,70 Metern Zwölfte
wurde, und an die WM 2017, als sie in
der Qualifikation ausschied: „Man lernt
daraus, man muss weiter an sich arbeiten.
Es tut so gut, dass man für die harte
Arbeit belohnt wird.“ In diesem Jahr
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Mit Filmriss zur S
LEICHTATHLETIK 2018
Gina Lückenkemper: Mit
ihrem EM-Silber hat Gina
Lückenkemper die Herzen
der Berliner im Sturm
erobert. Das nassforsche
Energiebündel ist die
Zukunft der deutschen
Leichtathletik. An ihren
10,98 Sekunden langen
100-Meter-Sprint auf
Rang zwei fehlen ihr
jegliche Erinnerungen.
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Silbermedaille
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
In einem Leichtathletik-Stadion könne
man eine Stecknadel fallen hören,
wenn die Sprinter in den Startblöcken
hocken. Schöne Leichtathletik-Floskel.
Aber im Berliner Olympiastadion waren
die gut 40.000 Zuschauer am ersten EM-
Finalabend kurz nach Sonnenuntergang
tatsächlich so still, dass der Ruf eines
einzelnen im ganzen weiten Rund zu
vernehmen war. „Gina Lückenkemper“,
brüllte irgendwer in die Auf-die-Plätze-
Phase. Und das ist das Letzte, an das
sich die Sprinterin vom TSV Bayer 04
Leverkusen erinnern kann, bevor sie die
ersehnte EM-Medaille sicher hatte. „Da
brüllt einer deinen Namen. Yeah“, beschrieb
die 21-Jährige ihre letzten Gedanken,
bevor der Startschuss knallte.
Die meisten Zuschauer waren in diesem
Moment kurz geschockt. Mit bloßem
Auge war zu erkennen, dass Gina Lückenkemper
im Vergleich zu ihren sieben Konkurrentinnen
quasi im Block sitzen geblieben
war. Ihre Reaktionszeit: 0,217 Sekunden.
Die spätere Siegerin Dina Asher-
Smith aus Großbritannien war fast sechs
Hundertstel schneller auf der Piste. Ob es
an den Startblöcken gelegen hat? „Das waren
Kreismeisterschaftsblöcke“, schimpfte
Gina Lückenkemper, normalerweise seien
bei internationalen Titelkämpfe viel bessere
Startmaschinen im Einsatz.
Keine Erinnerung ans Rennen
Aber nachdem sie sich Meter um Meter
nach vorn gekämpft hatte, an diesem
superheißen Sprintabend zur ersehnten
Medaille bei der Heim-EM gerannt und
zum zweiten Mal in nur drei Stunden
mit 10,98 Sekunden unter elf Sekunden
geblieben war, war auch das vergessen.
Genau wie alle Erinnerungen an alles,
was zwischen Start und Ziel auf diesen
100 Metern passiert war. „Ich kann zum
Rennen gar nichts sagen. Ich erinnere
mich an nichts.“ Als sie dann realisiert
hatte, dass Silber sicher war, flossen die
Tränen. Vor Freude. „Es war ein unfassbar
geiler Abend. Ich habe mir meinen
Traum erfüllt. Die Zuschauer haben mich
beflügelt“, schwärmte sie direkt nach
dem Rennen.
Am Morgen nach der emotionalen
Achterbahnfahrt waren dann selbst dem
Energiebündel Gina Lückenkemper die
Strapazen einer kurzen Nacht anzumerken.
„Gestern war ich mit meinen
Gefühlen noch absolut überfordert, so
langsam kommt nun alles durch“, sagte
Deutschlands neuer Sprintstern über seinen
Silbercoup, nach dem auch der Letzte
begriffen haben dürfte: Die 21-Jährige
könnte die Zukunft der deutschen Leichtathletik
prägen.
Dem 10,98 Sekunden schnellen Sprint
zu Platz zwei im 100-Meter-Finale hinter
der Britin Dina Asher-Smith war ein
stundenlanger Gratulations- und Medien-
Marathon gefolgt, der gegen halb drei in
der Früh mit einem Zwischenstopp im
Hotelbett endete und sich wenig später
im TV-Morgenmagazin fortsetzte. Lückenkemper
hatte aber auch eine Menge
zu erzählen.
„Leute, ich muss Euch sagen, geiler
geht es nicht. 40.000 Zuschauer meinen
Namen rufen zu hören, das ist brutal
geil“, verkündete die kleine Sprinterin
mit dem erfrischend großen Mundwerk
nach ihrem grandiosen Rennen den gut
drei Dutzend wartenden Journalisten.
Dabei unterhielt und bespaßte Lückenkemper
die Medienmenge, so wie sie zuvor
die Fans im Olympiastadion in ihren
Bann gezogen hatte. „Wir Sprinter sind
ja auch Entertainer – born for the big
stage“, sagte sie grinsend.
Geschenk des Himmels
No Gina, no Party – das haben sie auch
im Deutschen Leichtathletik-Verband
(DLV) erkannt. In einer Zeit, in der die
Granden wie Robert Harting und Christina
Schwanitz mehr oder minder in der
Endphase ihrer Karriere stecken, kommt
Lückenkemper als frisches Gesicht gerade
recht. „Für die deutsche Leichtathletik
ist sie ein Geschenk des Himmels“, sagte
der langjährige DLV-Präsident Clemens
Prokop dem Spiegel.
Und Lückenkemper füllt die ihr
zugedachte Rolle perfekt aus. „Ich habe
Spaß an meinem Job, Spaß daran, diese
Freude nach außen zu tragen“, sagte sie
während eines für sie typischen Redeschwalls.
Lückenkemper spricht wie sie
läuft – unaufhaltsam. Und da dabei meist
sogar sehr schlaue Sätze entstehen und
obendrein ihre Leistung passt, bleibt das
Gesamtkonzept stimmig.
Wie der Hulk gefühlt
Zu bewältigen, was in und rund um Berlin
auf sie einprasselt, ist für eine 21-Jährige
keine kleine Leistung. Den Druck
der Öffentlichkeit, der beim Heimspiel
ungleich größer als bei ihrem EM-Bronzelauf
über 200 Meter vor zwei Jahren
in Amsterdam war, verwandelte Lückenkemper
in Motivation. Ihrer eigenen Stärke
war sie sich stets bewusst: „Im Training
habe ich mich zuletzt gefühlt wie
der Hulk. Es lief so unglaublich gut. Das
hat mir ein Grinsen ins Gesicht getrieben,
und ich habe mir gedacht: In Berlin wird
rasiert.“
Ein ganz besonderes Erlebnis hatte
Gina Lückenkemper, die nebenbei
Zum Niederknien ...
... fand Maskottchen Berlino die Leistung
von Gina Lückenkemper im Olympiastadion,
bei der nach dem 100-Meter-
Finale die Freudentrainen flossen. Ihr
entspanntestes Siegerlächeln fand
Deutschlands schnellste Frau dagegen
nach ihrem Titelgewinn in 11,15 Sekunden
bei den Deutschen Meisterschaften in
Nürnberg
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Doppelschlag
Die Hürdensprinterinnen: Weder für Pamela
Dutkiewicz noch für Cindy Roleder war die
Freiluftsaison perfekt gelaufen. Doch bei
der EM waren die WM-Dritte von 2017 und
die Titelverteidigerin voll da und gewannen
Silber und Bronze.
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Wechselspiel
Mal schiebt sich Cindy Roleder (rechts)
in den Vordergrund, mal Pamela
Dutkiewicz (Seite 56, 57). Ihr Duell um
die Vormachtstellung im Hürdensprint
treibt die beiden an
Der Blick zum Himmel verhieß
nichts Gutes: Pünktlich zum Finale
über 100 Meter Hürden war ein
Sturm über dem Berliner Olympiastadion
aufgezogen. Ständig änderte der Wind
seine Richtung. Schwierige Bedingungen
für eine Disziplin, bei der es wichtig
ist, den perfekten Rhythmus zu finden
und den richtigen Abstand zur Hürde
zu treffen. Und dann fing es auch noch
an zu regnen. „Drama pur“, dachte die
Wattenscheiderin Pamela Dutkiewicz.
Und Cindy Roleder aus Halle, technisch
normalerweise eine Augenweide über
den Hürden, erklärte ihren wilden Finalritt
so: „Auf der ersten Hälfte hatten wir
Gegenwind, dann Rückendwind, daher
war ich dann zu nah an den Hürden und
habe drei, vier mitgenommen. Aber das
ist eben Freiluftsport.“
Doch von diesen plötzlichen Wetterkapriolen
ließen sich die deutschen Hürdenasse
nicht beirren. Dutkiewicz gewann die
Silbermedaille, Roleder holte Bronze. Nur
die Weißrussin Elvira Herman war schneller.
Nach dem Rennen fielen sich die beiden
Deutschen freudestrahlend um den
Hals und posierten dann unter dem Jubel
der Fans mit der Deutschland-Fahne. Die
Mannheimerin Ricarda Lobe (13,00 sec),
die im Semifinale mit 12,90 Sekunden persönliche
Bestleistung gelaufen war, rundete
als Fünfte das hervorragende deutsche
Mannschaftsergebnis ab. Franziska Hofmann
war im Vorlauf in 13,23 Sekunden
gestoppt worden.
„Ich bin wirklich froh, dass es Silber
geworden ist“, sagte Dutkiewicz, die lange
in Führung gelegen hatte, dann aber
in 12,72 Sekunden auf den letzten Metern
noch Herman (12,67 ssec) den Vortritt
lassen musste: „Ich habe schon mitbekommen,
dass es eine enge Geschichte
ist. Aber ich freue mich trotzdem einfach
so sehr. Ich hatte ein schweres Jahr. Da ist
es toll, mit einer Medaille rauszugehen.“
Im Glücksgefühl ihres Erfolges erinnerte
sich Hürdensprinterin Dutkiewicz an den
steinigen Weg zu EM-Silber.
Zu Beginn der Saison war sie lange
zum Zuschauen verdammt. „Ich war im
April verletzt und Ende Mai bis Juni. Ich
dachte, das wird nichts mehr. Als alle
schon Gas gegeben haben, habe ich noch
Aqua-Jogging gemacht.“ Erst bremste sie
eine Rückenblockade aus, dann ein Muskelfaserriss
im Oberschenkel. „Es war ein
mentales Auf und Ab in den letzten Monaten“,
sagte sie.
Kuriose Trainingsmethoden
In ihrer Verzweiflung griff sie sogar zu
kuriosen „Trainingsmethoden“: „Ich
habe Halli-Galli gespielt, weil ich das Gefühl
hatte, so halte ich mich wenigstens
reaktionsmäßig fit“, sagte die 26-Jährige.
Das Spiel enthält Karten auf die Bananen,
Limetten, Pflaumen und Erdbeeren
gedruckt sind. Wenn fünf Früchte der-
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selben Sorte aufgedeckt werden, muss
man so schnell wie möglich auf eine kleine
Glocke schlagen. Bei der Weltmeisterschaftsdritten
von 2017 scheint die
Methode geholfen zu haben: Sowohl in
ihrem Semifinale, das sie mit 12,71 Sekunden
souverän gewann, als auch im
Finale kam Dutkiewicz hervorragend aus
dem Block.
Auch hinter Cindy Roleder liegt ein
kompliziertes Jahr: Wegen einer Ischiasentzündung
hatte die 28-Jährige im vergangenen
Jahr ihre Saison vorzeitig abbrechen
müssen und die WM in London
verpasst. Zwar meldete sie sich schon in
der Hallensaison zurück: Beim Meeting
in Karlsruhe Anfang Februar stellte sie
mit 7,84 Sekunden ihre persönliche Bestzeit
über 60 Meter Hürden ein, schlug
anschließend Dutkiewicz bei den Deutschen
Hallenmeisterschaften in Dortmund
und landete bei der Hallen-WM
in Birmingham auf einem respektablen
fünften Platz. Aber in der Freiluftsaison
konnte sie zunächst nicht an ihre starken
Leistungen aus den Jahren 2015 und 2016
anknüpfen, in denen sie WM-Silber geholt
und Europameisterin geworden war.
Aus dem WM-Finale von Peking 2015
stammt auch ihre persönliche Bestleistung:
12,59 Sekunden.
Saisonbestleistung im Finale
Diesen Speed konnte sie 2018 nicht auf
die Bahn bringen. Negativer Höhepunkt
ihrer eher durchwachsenen Freiluftsaison:
Bei den Deutschen Meisterschaften
fabrizierte sie einen Fehlstart. Und ganz
beschwerdefrei war sie auch in Berlin
noch nicht. „Ich habe einige Wehwechen,
auch derzeit, es zwickt und zwackt
immer mal“, sagte sie. „Aber ich habe
gespürt: Ich bin in Form.“ Mit ihrer Berliner
Bronzemedaille, die sie sich trotz
der widrigen Bedingungen mit neuer Saisonbestleistung
(12,77 sec) erlief, war sie
mehr als zufrieden. „Das ist unfassbar,
ein Traum. Ich bin mit Bronze absolut
happy, nach dem letzten Jahr mit der
Riesen-Verletzung bin ich wieder zurück.
Das Publikum war bombastisch. Eine
Medaille hier, was gibt es Schöneres?“
Pamela Dutkiewicz hatte schon vergangenes
Jahr – direkt nach ihrem bis
dahin größten Erfolg, der Bronzemedaille
bei der WM in London – gemeinsam mit
ihrem Trainer Slawomir Filipowski beschlossen,
2018 die Konzentration ganz
auf die Freiluftsaison und die Heim-EM
in Berlin zu legen. Das bedeutete auch,
auf die Hallen-WM in Birmingham zu
verzichten, obwohl sie die Norm des
DLV erfüllt hatte und bei der Hallen-DM
in Dortmund hinter Roleder auf dem
zweiten Platz gelandet war. „Es fällt
„Eine Medaille
hier – was gibt es
Schöneres?“
Cindy Roleder über den Gewinn der
Bronzemedaille bei der Heim-EM
Starkes Comeback
Nachdem Cindy Roleder die Saison 2017 wegen einer Ischias-Entzündung hatte abrechen
müssen, meldete sie sich in der Hallensaison 2018 zurück. Und wie: In Dortmund
sprintete sie bei den Deutschen Hallenmeisterschaften zum Titel und bei der Hallen-WM
in Birmingham auf einen guten fünften Platz
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Das Gesicht
wird fehlen
Robert Harting: Diskus-Star Robert Harting hat es trotz
aller Widrigkeiten zur EM in sein „Wohnzimmer“ geschafft.
Dort, wo 2009 alles begann, sollte seine große Karriere mit
einem letzten Hurra enden. Es wurde ein sechster Platz.
Und dennoch war die EM noch mal ein ganz großer
Auftritt des 33-Jährigen, der ein Jahrzehnt lang die
deutsche Leichtathletik geprägt hat wie kein anderer.
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Wenn es Nacht wurde in Berlin,
hatte Robert Harting seinen
großen Auftritt. Als Lichtgestalt
schaute er dann über seine Stadt, überlebensgroß
projiziert auf die Fassade des
Upper-West-Hochhauses am Bahnhof
Zoo. „Krasse Aktion, es ehrt mich sehr“,
meinte der Diskus-Star.
Robert Harting war das Gesicht dieser
Leichtathletik-EM in Berlin, doch er
war nicht mehr der Robert Harting von
einst. Der Robert Harting, der 2009 im
Olympiastadion seinen ersten von drei
WM-Titeln in Serie gewann, sich im
Glückstaumel sein Trikot vom Leib riss
und drei Jahre später seine Karriere mit
Olympia-Gold in London krönte.
„Das war das anstrengendste Jahr in
meinem Leben“, sagt Harting über 2018.
Der 33-Jährige war nach zahlreichen
Verletzungen und ständigen Schmerzen
nicht mehr der Chef im Ring. Der Kreis
schloss sich zwar im Olympiastadion,
seinem „Wohnzimmer“, aber nicht mit
einem letzten Hurra, wie es die Fans gehofft
hatten. Zwischenzeitlich lag er im
Finale zwar auf einem Medaillenrang,
aber am Ende reichten 64,33 Meter nur
zu Rang sechs. Robert Harting kämpfte,
jubelte, zitterte – und zum Schluss konnte
der scheidende Diskus-Riese nach
Platz sechs sogar wieder lachen: Beim
letzten großen Auftritt in seiner langen
und erfolgreichen Karriere zeigte der
große Star der deutschen Leichtathletik
noch einmal die ganze Gefühlspalette.
Beim Sieg des Litauers Andrius Gudzius
(Litauen/68,46 m) blieb der 33-Jährige
bei seiner letzten internationalen
Meisterschaft mit 64,33 Metern 81 Zentimeter
hinter dem Bronzerang. Silber holte
sich der Schwede Daniel Stahl (68,23
m) vor dem Österreicher Lukas Weißhaidinger
(65,14 m).
Zufrieden mit der Leistung war Robert
Harting nicht: „Ich habe auch noch
ein Leistungssportlerherz, da bin ich
etwas selbstkritisch. Es gibt aber auch
ein Leben danach, ich freu mich drauf.
Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen.“
Er habe sich als bester Deutscher
verabschieden wollen, „das habe ich geschafft,
aber da war noch Potenzial“.
Selten ist ein so hoch dekoriertes
Trio aus Deutschland in einer Disziplin
bei einer EM angetreten wie die drei
DLV-Diskuswerfer in der Qualifikation
Die Einsamkeit des Verlierers
Nachdem er in der Qualifikation den
Diskus dreimal ins Netz geschleudert
hatte, fand das Diskus-Finale ohne Robert
Hartings Bruder Christoph statt. Der Rio-
Olympiasieger musste zuschauen
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Überlebensgroß
Anlässlich seines letzten Auftritts
im Nationaltrikot wurde eine Illustration
mit dem Konterfei Robert Hartings auf ein
Hochhaus in der Berliner City West
projiziert, wo das Herz der EM schlug
von Berlin. Zwei Olympiasieger und ein
Olympia-Dritter. Und doch war es nur
London-Olympiasieger Robert Harting,
der ins Finale einzog. Sein Bruder Christoph
schüttelte nach seinem mit drei
ungültigen Versuchen völlig verkorksten
Auftritt dagegen ratlos den Kopf.
„Ich kann es mir selbst nicht erklären,
ich bin eigentlich top in Form. Alles
war auf morgen vorbereitet, vielleicht
war das das Problem“, sagte er. „Die
Enttäuschung ist emotional schon groß.
Das trifft mich jetzt schon ein bisschen
mehr.“ Wenig später kündigte er an: „Es
gibt jetzt einiges, was hinterfragt werden
muss.“
Auch sein Trainer Torsten Lönnfors
zeigte sich überrascht. „Er hat dreimal
denselben Fehler gemacht, den Diskus
zu früh abgeworfen, dreimal ins Netz“,
sagte er. „Das ist schon ein kleiner
Schock.“ Und auch für den Olympiadritten
Daniel Jasinski (TV Wattenscheid)
kam das Aus in der Qualifikation.
Robert Harting genoss dagegen schon
seinen ersten EM-Auftritt im Olympiastadion.
„Es war aufbauend, sonst ist man
immer so nervös, aber wenn man hier
reinkommt, ist man glücklich“, sagte er.
Allerdings betonte er später in einem Video
bei Facebook: „Ich will nur so viel
sagen: Es gibt kein würdiges Finale ohne
Daniel Jasinski, ohne Piotr Malachowski
und ohne Christoph Harting.“ Auch
Hartings Dauerrivale und Titelverteidiger
Malachowski (Polen) hatte in der
Qualifikation keinen gültigen Versuch
geschafft.
„Von Pförtner
bis Kanzler ist
alles drin.“
Robert Harting über seine Zukunftspläne nach der Sportkarriere
Mit der Prognose sollte er indes nicht
ganz recht behalten. Das Finale wurde
zum Thriller mit Gänsehaut-Atmosphäre.
Der Litauer Andrius Gudzius sicherte sich
mit 68,46 Metern im letzten Versuch den
Titel und fing den Favoriten Daniel Stahl
aus Schweden ab, der sich nach zwei ungültigen
Versuchen zum Auftakt mit 64,20
Metern im dritten Versuch gerade noch
so drei weitere Würfe gesichert und im
vierten Versuch mit 68,23 Metern die Führung
übernommen hatte. Im Anschluss
an den Wettbewerb zeigten die Organisatoren
noch ein Abschiedsvideo auf den
Leinwänden, dem Robert Harting gebannt
zuschaute. Das Publikum verabschiedete
ihn mit Standing Ovations.
Wie sehr die Leichtathletik-Fans auf
den letzten großen Auftritt ihres Lokalmatadors
hingefiebert hatten, war
bereits vor dem Wettbewerb deutlich
geworden. Schon beim Einzug wurde
er lautstark gefeiert – Harting bedankte
sich und winkte zurück. Einige Fans
trugen T-Shirts mit seinem Konterfei
und dem Spitznamen „Shaggy“. „Was
für eine geile Zeit. Danke“, stand darauf
geschrieben. Kein Wunder, dass es bei
seiner Vorstellung laut wurde.
Harting begann noch verhalten, erst
nach seinem zweiten Wurf auf 63,45
Meter zeigte er erstmals die Faust. Zwischenzeitlich
lag Harting sogar auf dem
zweiten Rang – doch am Ende war die
Konkurrenz dann doch zu stark. Auch
der letzte Versuch, mit dem er sich bei
der WM 2009 Gold gesichert und seinen
ersten großen Titel gewonnen hatte, war
zu kurz. Es blieb bei der Erinnerung
an die neun Jahre alten Bilder, als Harting
in seinem letzten Versuch den Titel
holte, sich anschließend auf der blauen
Tartanbahn das Trikot zerriss – sie sind
deutsche Sportgeschichte.
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Gesationell
Gesa Felicitas Krause: Die Saison der Hindernisläuferin lief alles
andere als rund. Die Europameisterin von 2016 ließ sich aber nicht
von ihrem Plan abbringen, in Berlin ihren Titel zu verteidigen.
Und das gelang ihr auf souveräne Art und Weise.
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Ausgelassene Freude nach dem Triumph
Es war keine einfache Saison für Gesa Felicitas Krause – umso ausgelassener war der Jubel nach dem Sieg in Berlin. Auf Berlinos
Armen, zusammen mit dem Publikum auf der Ehrenrunde – die 26-Jährige genoss ihren Erfolg
Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf
Trier) breitete jubelnd die Arme
aus, fiel Maskottchen Berlino um
den Hals und winkte auf ihrer Ehrenrunde
lachend in die Zuschauerränge: Mit
einem grandiosen Lauf zu Gold hat sich
die 26-Jährige neun Tage nach ihrem Geburtstag
selbst beschenkt und den deutschen
Leichtathleten am Abschlusstag
der Heim-EM in Berlin den sechsten Titel
beschert.
Krause kam im Olympiastadion über
die 3000 Meter Hindernis in 9:19,80 Minuten
ins Ziel und verwies Fabienne
Schlumpf (Schweiz/9:22,29 min) und
Europas Jahresschnellste Karoline Bjerkeli
Grøvdal (Norwegen/9:24,46 min)
auf die Plätze zwei und drei. Sie wiederholte
damit ihren Erfolg der EM vor zwei
Jahren in Amsterdam.
„Zweifel hatte ich nicht, aber am
Ende war der Druck groß, den ich mir
selbst gemacht habe. Ich wollte hier unbedingt
gewinnen“, sagte Krause in der
ARD: „Ich hatte keinen Plan B, für mich
kam nur der Sieg infrage. Die Atmosphäre
ist genial, ich bin hier gerne eine Runde
mehr gelaufen.“
Die deutsche Cross-Meisterin Elena
Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald)
belegte in persönlicher Bestleistung von
9:29,76 Rang sechs. Antje Möldner-Schmidt
(LC Cottbus), Europameisterin von
2014, und Jana Sussmann (LT Haspa Marathon
Hamburg) hatten den Sprung ins
Finale nicht geschafft.
Holpriger Saisonstart
Allerdings standen in diesem Jahr vor ihrem
EM-Triumph die Vorzeichen ganz anders
als vor zwei Jahren, als die deutsche
Rekordlerin als Topfavoritin ins Rennen
gegangen war. Damals hatte Gesa Krause
das Rennen selbst gestaltet, war vorneweg
ungefährdet zum Sieg gelaufen. In
diesem Jahr hatte sie bereits alles auf
die Olympischen Spiele in Tokio in zwei
Jahren ausgerichtet und das Training verändert.
Die Anpassung dauerte allerdings
länger als ursprünglich eingeplant, Krause
kam zu Beginn der Saison nicht richtig
in Fahrt. An ihre Zeiten der vergangenen
Jahre konnte sie bis zur EM nicht anknüpfen
– zu Grøvdal an Europas Spitze
fehlten ihr mehr als 15 Sekunden. „Ich
habe meine Ziele nie aus den Augen verloren,
nur den Weg verändert. Ich habe
Wettkämpfe aus der Agenda gestrichen,
um meinen Traum vom EM-Gold zu verwirklichen.
Deswegen bin ich glücklich,
dass alles so aufgegangen ist“, erklärte
Krause, wie sie mit der nicht einfachen
Situation umgegangen war.
Anstatt geplante Rennen zu bestreiten,
war sie ins Trainingslager in die
Schweiz gefahren und hatte sich dort
konzentriert vorbereitet. Sie unterbrach
das Trainingslager nur für die Deutschen
Meisterschaften in Nürnberg, wo sie einsam
an der Spitze des Feldes lief und
über 3000 Meter Hindernis in 9:34,58 Minuten
gewann. Dann zog sie sich sofort
wieder nach Davos in die Höhe zurück
und reiste erst kurz vor ihrem Start nach
Berlin.
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„Ich hatte keinen Plan B, für
mich gab es nur den Sieg.“
Gesa Felicitas Krause über ihre Ziele für Berlin
Taktisch klug hatte sich Gesa Felicitas
Krause dort im Final-Rennen in der Spitzengruppe
gehalten, in die letzte Runde
ging sie hinter der Schweizerin Fabienne
Schlumpf als Zweite – ehe sie kurz vor
dem letzten Wassergraben rund 100 Meter
vor dem Ziel zum Schlussspurt ansetzte
und letztendlich deutlich gewann.
Auch ihr Trainer Wolfgang Heinig war
völlig aus dem Häuschen. „Mein Puls
war bestimmt höher als Gesas. Aber der
letzte Wassergraben war einfach geil von
ihr“, meinte er lachend auf der Tribüne.
„Es war eine schwierige Saison für uns,
aber wir sind nicht hierhergekommen,
damit Gesa hinterher läuft.“
Damit fügte Krause ihrer Medaillensammlung
ein weiteres Edelmetall hinzu.
2015 hatte sie überraschend WM-Bronze
gewonnen, es war zu diesem Zeitpunkt
die erste deutsche Lauf-Medaille seit 14
Jahren. Inzwischen rückte sie wegen
eines Dopingvergehens einer Konkurrentin
auch auf den dritten Platz bei der
EM 2012 vor. Zuvor hatte sie bereits im
Jugendbereich internationale Medaillen
gesammelt.
Sturz von London abgehakt
Im vergangenen Jahr ging sie nach einem
tragischen Rennen dagegen bei der WM
in London leer aus. Dort war sie bereits
auf dem ersten Kilometer von der Kenianerin
Beatrice Chepkoech, inzwischen
Weltrekordlerin, zu Fall gebracht worden.
Sie rappelte sich auf, kämpfte, rannte
dem Feld hinterher – doch am Ende gab
es Platz neun statt einer Medaille. „Das
Rennen habe ich nicht mehr im Kopf“,
sagte sie. „Ich glaube so etwas passiert
einem nur einmal.“
Doch durch ihren Kampfgeist lief sie
sich in die Herzen der deutschen Sportfans,
wurde ein Vorbild und noch vor allen
Medaillengewinnerinnen zu Deutschlands
Leichtathletin des Jahres 2017 gewählt.
Sie wird auch in diesem Jahr eine
Kandidatin bei der Abstimmung sein
– diesmal aber wegen ihres sportlichen
Erfolgs.
Überlegener Sieg bei der DM in Nürnberg
Direkt aus dem Höhentrainingslager in Davos angereist, lief Gesa Felicitas Krause bei
den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg einen ungefährdeten und überlegenen Sieg
heraus. Es war ihr vierter Titel in Folge
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
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König Arthur
regiert Berlin
Arthur Abele: Der Zehnkämpfer stürzte unter Freudentränen
ins Ziel, dann setzte Maskottchen Berlino
Europas neuem König der Athleten eine Pappkrone
auf: Nach langen Jahren voller Verletzungen und bitterer
Rückschläge hat Arthur Abele mit Gold die unerwartete
Krönung erlebt und den EM-Titel geholt.
Was hat Leichtathletik-Deutschland
nicht alles mit seinen großen
Zehnkämpfern durchgemacht.
Mit Weltrekordler Jürgen Hingsen gelitten,
als er bei Olympia 1988 nach jedem
Fehlstart mehr verzweifelte und schließlich
mit dreien gleich in der ersten Disziplin,
den 100 Metern, ausschied. Mit Paul
Meier gefiebert, als er bei der WM 1993
in Stuttgart ein ganzes Stadion begeisterte
und im 1500-Meter-Lauf die Bronzemedaille
„auf dem Zahnfleisch“ nach
Hause brachte. Über Frank Busemann gestaunt,
als der schmächtige Recklinghäuser
1996 die Sommerspiele von Atlanta
aufmischte und Silber gewann.
Zerbrechlicher Muskelberg
Trotz Hingsen, trotz Meier, trotz Busemann:
Kaum jemand verkörpert die
Dramatik und die großen Gefühle jener
zweitägigen Kraftprobe, in der jede Disziplin
für sich genommen recht unspektakulär
erscheint und erst in der Kombination
etwas Titanisches entsteht, so wie
der 32 Jahre alte Arthur Abele. Dieser so
zerbrechliche Muskelberg vom SSV Ulm
1846, der so oft in seiner Karriere Punkte
erreicht hatte, an denen viele andere aufgegeben
hätten.
Von Achillessehnenriss bis Gesichtslähmung,
von Unterschenkel- bis Nabelbruch,
von Ellbogensehnenriss bis
Bandscheibenvorfall: Die Krankenakte
des Arthur Abele böte Stoff für einen
vielbändigen Arztroman. Dass der Ulmer
mit nunmehr 32 Jahren immer noch als
Zehnkämpfer praktiziert und sich in Berlin
zum King Arthur krönte, kommt einer
medizinischen Sensation gleich.
„Klar will ich eine Medaille – wenn
ich meine Bestleistung schaffe, sollte das
auch gelingen“, hatte er bereits gesagt,
nachdem er Mitte Juni als Sieger in Ratingen
mit 8481 Punkten wieder einmal
ein glänzendes Comeback gefeiert hatte.
Mit Gold hätte er aber nicht in seinen
kühnsten Träumen gerechnet.
Der Traum von 9000 Punkten
Denn da war ja der Franzose Kevin Mayer,
der in Berlin angetreten war, um
Gold zu holen und den 9000 Punkten
sowie dem Weltrekord von Ashton Eaton
(USA; 9045 Pkte.) so nah wie möglich
zu kommen. „Ich will mich nicht
mit Ashton Eaton vergleichen. In erster
Linie will ich Medaillen gewinnen, eines
Tages werde ich dabei auch die 9000er-
Grenze knacken“, hatte der Franzose vor
der EM gesagt. Bei 8834 Punkten steht
seine Bestleistung, erzielt beim Gewinn
der olympischen Silbermedaille 2016 in
Rio. Ein Jahr später wurde der Franzose
Weltmeister, in diesem Jahr folgte der
WM-Titel in der Halle.
Und im Zehnkampf von Berlin wurde
er zunächst seiner Favoritenrolle ge-
Kevin Mayers Traum platzt früh
Er war angetreten, um der 9000-Punkte-
Marke so nah wie möglich zu kommen.
Doch nach drei ungültigen Versuchen im
Weitsprung war der Zehnkampf für den
Favoriten aus Frankreich schon nach zwei
Disziplinen beendet. Wie auch für seine
beiden Teamkollegen Ruben Gado und Romain
Martin. Die Franzosen schafften das
Kunststück, zu dritt sage und schreibe neun
Fehlversuche im Weitsprung hinzulegen
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Im Chaos
die Ruhe
bewahrt
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Fabian Heinle schnappte sich die deutsche Fahne, legte sie sich
auf die Schultern, ließ sich vom tobenden Berliner Publikum
feiern und bedankte sich danach mit einer tiefen Verbeugung:
Der Deutsche Meister aus Stuttgart war nach seinem Weitsprung-
Coup völlig aus dem Häuschen. Mit 8,13 Metern freute sich der
24-Jährige aus Stuttgart nach einem Wettkampf mit Chaos bei
der Weitenmessung über Silber.
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Fanfeier auf dem Breitscheidplatz
Die Siegerehrungen in der Berliner City
waren für alle Medaillengewinner noch
mal richtig emotionale Momente.
Besonders wenn man solche Fans hat
wie Fabian Heinle
In Nürnberg die Muskeln gezeigt
Fabian Heinle hatte schon bei den Deutschen
Meisterschaften in Nürnberg mit
seinem 8,04 Meter weiten Siegsprung das
Publikum begeistert
Ich habe mir eine Medaille gewünscht,
aber nicht damit gerechnet“, sagte Fabian
Heinle vom VfB Stuttgart nach
dem größten Erfolg seiner Karriere. Trotz
des zweiten Platzes hinter dem Griechen
Miltiadis Tentoglou (8,25 m) legte das
deutsche Team offiziell Protest wegen
der Weitenmessung im vierten Versuch
ein. Diesem wurde zwar stattgegeben,
an Heinles Silber änderte dies aber
nichts. Denn mit seinem letzten Versuch
war er – wie bereits im ersten – auf 8,13
Meter geflogen. Die gleiche Weite hatte
der Ukrainer Serhii Nykyforov im dritten
Versuch erzielt. Und weil der vor dem
letzten Durchgang als zweitbeste Weite
8,00 Meter stehen hatte, lag er auf dem
Silberrang. Fabian Heinle war Dritter.
Mit dem letzten Versuch machte er aus
Bronze Silber, weil danach sein zweitbester
Versuch 13 Zentimeter weiter war
als der des Ukrainers.
Aber eigentlich hätte der Kampf um
Rang zwei gar nicht so lange so spannend
sein müssen. Denn Fabian Heinle
hatte bereits im vierten Versuch 8,02
Meter erziel. Aber: Dieser Sprung wurde
zunächst falsch gemessen. 7,77 Meter
erschienen auf der Anzeigetafel. „Auf
dem Videoschirm hat man aber gesehen,
dass der deutlich weiter war“, sagte
Fabian Heinle, der sofort Protest gegen
die Messung einlegte. Nach der erneuten
Prüfung der Videoaufzeichnungen wurde
der Versuch mit 8,02 Metern in die
Ergebnisliste eingetragen.
Schatten gemessen
Obwohl am Ende das richtige Ergebnis
ermittelt werden konnte, brachte Uwe
Florczak, Leitender DLV-Bundestrainer
für den Bereich Sprung, nach dem Chaos
bei der Weitenmessung die Rückkehr
zu längst ausgemusterten Methoden ins
Spiel. „Ganz ehrlich, ein einfaches Bandmaß
wäre mir lieber“, sagte er. „Aber
zumindest das Stecken des Abdrucks wie
beim Speerwurf oder Diskus wäre schon
ein Fortschritt.“
Das bei der Leichtathletik-EM in Berlin
eingesetzte Messsystem über Videotechnik,
das von einem Kampfrichter
bedient wird, hatte mehrfach falsche Ergebnisse
geliefert. „Es wurden in einigen
Fällen einfach Schatten gemessen und
nicht der wirkliche Abdruck. Da spricht
man von klassischem menschlichen Ver-
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„Holt das Bandmaß wieder raus“
Das schlug DLV-Trainer Uwe Florczak
angesichts der Ungereimtheiten bei
der Video-Weitenmessung in Berlin vor.
Fabian Heinle war‘s am Ende egal. Die
zweimal 8,13 Meter, mit denen er Silber
gewann, waren korrekt vermessen
sagen“, sagte Florczak. Dass es im Finale
der Männer so viele Probleme gegeben
hatte, sei „fatal“ und „ein unsäglicher
Zustand“, sagte Florczak: „Wir sind ohnehin
misstrauisch. Schon zuletzt bei
den Meetings in Zürich und London gab
es bei der Messung Ungereimtheiten.“
Ans Aufhören gedacht
Auch bei anderen Sprüngen hatte es im
Finale lange Diskussionen zwischen den
Athleten und den Kampfrichtern gegeben.
Heinle nahm die Verwirrung gelassen.
„Silber ist der Hammer“, sagte er
nach dem größten Erfolg seiner Karriere,
die bei der LG Leinfelden/Echterdingen
begonnen hatte. „Ich habe Mehrkampf
gemacht, kann aber überhaupt nicht
werfen“, erinnert sich der 24-Jährige an
seine Anfänge. Er wollte schon aufhören
mit der Leichtathletik, aber als er mit
zweimal Training in der Woche 7,28 Meter
weit gesprungen war, kam er in den
Bundeskader und blieb der Leichtathletik
treu.
Danach zeigte sich das besondere
Talent des gelernten Mechatronikers, der
mittlerweile technische Informatik in
Esslingen studiert, immer mehr. Schon
2013 wurde er im Alter von 19 Jahren
Fünfter bei den Deutschen Meisterschaften.
Im Jahr darauf zog er sich aber beim
Weitsprung einen doppelten Bänderriss
zu und fiel mehrere Monate aus. 2015
meldete er sich mit dem Titel als U23-
Europameister eindrucksvoll zurück.
Im Anschluss folgten Starts auf der
ganz großen Bühne, doch der erhoffte
„Das werde ich wohl
nie mehr erleben.“
Lohn blieb aus. Bei der WM 2015 und
Olympia 2016 blieb er jeweils unter
acht Metern und verfehlte hauchdünn
das Finale. Bei der EM vor zwei Jahren
in Amsterdam belegte er Rang sechs –
in der Folge warfen Heinle hartnäckige
Rückenprobleme immer wieder zurück.
Nach den Olympischen Spielen von Rio,
wo er mit 7,79 Metern in der Qualifikation
scheiterte, quälte ihn eine Schambeinentzündung.
Reserven bei Anlaufgestaltung
Auch 2018 konnte er wegen Verletzungen
erst im März mit dem richtigen Training
beginnen. Zusammen mit seinem Trainer
Tamas Kiss hat er „vor allem am Anlauf
rumgebastelt und dabei einige richtige
Entscheidungen getroffen“. In der Anlaufgestaltung
sieht er auch seine größten
Leistungsreserven. „Ich muss die
Streuung minimieren“, sagt der Athlet,
dessen Ziel es ist, stabil Weiten jenseits
der 8,10 Meter zu springen.
In Berlin profitierte er auch davon,
Fabian Heinle über die EM-Stimmung im Berliner Olympiastadion
dass zwei Top-Springer der Szene nicht
am Start waren. Der britische Titelverteidiger
Greg Rutherford, der 2016 bei der
EM in Amsterdam Gold gewonnen hatte,
verzichtete kurz vor seinem Rücktritt
auf eine Teilnahme. Ex-Weltmeister Alexander
Menkov hatte im Zuge der Suspendierung
des russischen Verbandes
kein Startrecht erhalten. Fabian Heinle
hatte schon in der Qualifikation auf sich
aufmerksam gemacht. Der U23-Europameister
von 2015 (8,02 m) und der spätere
Europameister Tentoglou (8,15 m)
waren die einzigen Starter, denen ein
Sprung über 8,00 Meter gelang.
Die beiden anderen deutschen Starter
haben in Berlin den Sprung ins Finale
verpasst. Der Deutsche Ex-Meister Julian
Howard (Karlsruhe) kam in der Qualifikation
nach zwei ungültigen Versuchen
im letzten Sprung nicht über 7,64 Meter
hinaus, auch EM-Neuling Maximilian
Entholzner (Passau) blieb mit 7,46 Metern
deutlich hinter den Erwartungen
zurück.
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
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Erfolgreiche
Nachzüglerin
Sosthene Moguenara rückte dank einer Wildcard erst
spät ins Aufgebot für die Hallen-WM in Birmingham.
Das hielt die Wattenscheiderin nicht davon ab, mit
6,85 Metern zu Bronze zu springen.
Mit ihrem Sieg bei der World Indoor
Tour und einer damit verbundenen
Wildcard war Sosthene
Moguenara (TV Wattenscheid 01) erst
verspätet ins Aufgebot für die Hallen-
WM berufen worden. In Birmingham
(Großbritannien) zeigte die 28-Jährige,
dass diese Nominierung mehr als eine
gute Entscheidung war. Mit Saisonbestleistung
von 6,85 Metern gewann sie
Bronze. Und es kullerten Freudentränen.
Nach einer Fußverletzung hatte sich
die Zweite der Hallen-EM 2015 zu alter
Stärke zurückkämpfen müssen. Edelmetall
für den DLV im Weitsprung hat es in
diesem Jahrtausend bei einer Hallen-WM
noch nicht gegeben: Die letzte deutsche
Medaille in dieser Disziplin hatte Susen
Tiedtke im Jahr 1995 gewonnen – ebenfalls
Bronze.
Spanovic vor Reese
Um Gold gab es den erwarteten Zweikampf
zwischen Titelverteidigerin Brittney
Reese (USA) und Hallen-Europameisterin
Ivana Spanovic (Serbien). Diesmal
hatte die Serbin das bessere Ende für sich
und holte mit 6,96 Metern ihr erstes Gold
auf Weltebene. Silber ging an die US-Athletin
mit 6,89 Metern.
„Es ist ein super, super geiles Gefühl,
hier eine Medaille gewonnen zu haben“,
meine Moguenara. Hundertprozentig
könne sie es noch nicht realisieren. „Ich
bin einfach nur glücklich, dass es geklappt
hat. Das ist genau das, was ich
mir so lange gewünscht habe. Ich habe
mich gut gefühlt und mich immer auf
den nächsten Sprung konzentriert. Ich
habe mein Bestes gegeben und mich auf
mich selbst fokussiert.
Als Fünfte rundete Malaika Mihambo
(LG Kurpfalz) das starke Ergebnis der
DLV-Athletinnen ab. Im fünften Durchgang
landete die 24-Jährige bei 6,64 Metern
und bewies einmal mehr, dass sie
bei großen Meisterschaften top ist. In
diesem Winter zeigte sie dies erstmals in
der Halle, dabei war die Olympia-Vierte
nicht einmal ganz fit in den Wettbewerb
gegangen.
Mihambo mit Schmerzen
„Für die Umstände, unter denen ich hier
gestartet bin, ist das Ergebnis in Ordnung.
Ich hatte gestern plötzlich Schmerzen
unterhalb des Knies und der Zehenheber
hat gekrampft. Der Nerv wurde
angespritzt. Ich musste eine bestimmte
Schlafposition einnehmen und durfte
nicht lange sitzen. Ich war im Wettkampf
zuerst nicht frei beim Laufen. Die Ärzte
haben zwar gesagt, dass ich draufgehen
kann. Das ist aber nicht einfach, wenn
man noch etwas spürt.“
Das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit
und den Körper stellte
sich nicht zu hundert Prozent ein. Am
Ende war sie weitengleich mit der Schwedin
Khaddi Sagnia, die aber den schwächeren
zweitbesten Versuch hatte. „Also
war doch auch ein bisschen Glück dabei.
Mit dem Platz bin ich auf jeden Fall
zufrieden. Aber wenn man weiß, was
eigentlich geht, ist es etwas schade“, resümierte
Mihambo, die knapp ein halbes
Jahr später in Berlin Europameisterin
wurde, während Sosthene Moguenara
den Endkampf der besten zwölf Springerinnen
nach einer Weite von 6,54 Metern
verfehlte. In Berlin wären 6,61 Meter für
den Finaleinzug notwendig gewesen.
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
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Wie einst
Dietmar
Mögenburg
Mateusz Przybylko: Er ist der neue Überflieger in Deutschland. Mit
Bronze bei der Hallen-WM und Gold bei der EM trat Mateusz
Przybylko die Nachfolge von Dietmar Mögenburg an, der bei
diesen Wettkämpfen zuletzt Medaillen für Deutschland gewonnen
hatte. Jetzt jagt der Leverkusener eine andere deutsche Hochsprung-Legende:
Er will den deutschen Rekord von Carlo Thränhardt
knacken. Der steht seit 1984 bei 2,37 Metern.
Nachdem er auch 2,35 Meter wie
alle Höhen davor als einziger
Springer des Wettkampfs im ersten
Versuch gemeistert hatte, sank Mateusz
Przybylko (TSV Bayer Leverkusen) auf
die Knie. Dann hob er fragend die Arme
und Schultern und schlug sich dann
die Hände vors Gesicht. Der 26-Jährige
konnte selbst nicht ganz glauben, was
an diesem Abend im Berliner Olympiastadion
geschah.
Nachdem sein letzter verbliebener
Konkurrent, der Weißrusse Maksim Nedasekau
dann erst zweimal 2,35 und
schließlich einmal 2,37 Meter gerissen
hatte und Przybylkos Sieg feststand, lag
er zunächst ungläubig auf dem Boden.
„Da kamen die Tränen, wie bei einem
kleinen Kind. Aber ich habe einfach so
lange von diesem Sieg geträumt“, sagte
er. Danach war er nicht mehr aufzuhalten
und wurde zum echten Feierbiest. Der
neue Hochsprung-Europameister hüpfte
völlig losgelöst über die blaue Bahn des
Berliner Olympiastadions, tanzte mit
Maskottchen Berlino und drehte unter
dem Jubel von 60.500 Fans eine nicht
enden wollende Ehrenrunde – die hatte
sich der Nachfolger des großen Dietmar
Mögenburg auch redlich verdient.
„Ich bin sprachlos. Ich habe gesagt,
ich will eine Medaille holen, aber bei so
einem Publikum kannst du nur gewinnen“,
sagte Przybylko. Immer wieder
hatte er vor seinen Versuchen das Publikum
zum Klatschen animiert – was
wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen
wäre. Das Stadion tobte, und das nicht
ohne Grund. An einem absoluten Sahnetag
marschierte der 26 Jahre alte Leverkusener
mit 2,35 Metern zu Gold
– ohne einen einzigen Fehlversuch bis
einschließlich dieser Höhe! Damit wurde
er zum zweiten deutschen Hochsprung-
Europameister nach Mögenburg im Jahr
1982. Dem hatten damals 2,30 Meter
zum Sieg gereicht.
Zum Abschluss seines großen Tages
versuchte sich Przybylko an der neuen
deutschen Rekordmarke von 2,38 Metern,
einen Zentimeter mehr als Carlo
Thränhardt, die andere große deutsche
Hochsprung-Ikone, vor 31 Jahren. Nach
einem vergeblichen Versuch entschied
sich Przybylko aber dazu, die große Party
zu starten und brach den Wettkampf
ab. Die Fans im Stadion sangen „Oh, wie
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
ist das schön...“. Und das immer wieder.
Wann hat es das zuletzt in einem Leichtathletik-Stadion
gegeben? Es war einer
der emotionalsten Momente dieser so
grandiosen EM-Woche in Berlin.
24 Stunden nach Bronze durch Marie-
Laurence Jungfleisch war es die zweite
Hochsprung-Medaille für das deutsche
Team bei den Heim-Titelkämpfen. Silber
in Berlin ging an den Weißrussen Maksim
Nedasekau (2,33 m), Bronze an den neutralen
Athleten Ilya Ivanyuk aus Russland
(2,31 m). Eike Onnen (Hannover 96), vor
zwei Jahren EM-Dritter, kam mit 2,19 Metern
auf Platz acht. Der Münchner Tobias
Potye hatte sich mit 2,21 Metern in der
Qualifikation nicht für das Finale qualifizieren
können.
Für Przybylko war es ein Erfolg mit
Ansage. Der äußerst selbstbewusste Leverkusener
hatte sich in den vergangenen
beiden Jahren als deutsche Nummer
eins etabliert. 2017 sprang er bereits 2,35
Meter, konnte dies aber bei der WM in
London nicht ganz bestätigen.
Lob von Dietmar Mögenburg
Was er drauf hat, stellte Przybylko schon
mit Platz drei bei der Hallen-WM im
März in Birmingham unter Beweis. Auch
da hatte er die Nachfolge von Dietmar
Mögenburg angetreten und die erste Medaille
eines deutschen Hochspringers bei
einer Hallen-WM seit Mögenburgs Silber
im Jahr 1989 geholt. Podestplätze seitdem:
Fehlanzeige. „So lange ist das her.
29 Jahre, ich werde dieses Jahr 26. Das
ist Wahnsinn. Das wurde aber auch mal
Zeit“, sagte Przybylko. Dietmar Mögenburg
selbst verfolgte den Wettkampf vor
„Ich bin heiß
wie Frittenfett.“
dem Fernseher. „Ich freue mich für ihn,
habe jeden Sprung gesehen. Ich treffe
ihn oft beim Training“, sagte Mögenburg,
dessen Tochter Katharina für den gleichen
Verein startet wie Przybylko: „Er
hat einen guten Trainer. Vielleicht kann
er mal den deutschen Rekord angreifen.
Dafür muss er sich aber bei Höhen von
2,30 bis 2,35 Meter stabilisieren.“ In Birmingham
reichten im zweiten Versuch
übersprungene 2,29 Meter.
Im Sommer hatte er dann auch bei
den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg
bei seinem zweiten Titel im Freien
mit 2,31 Metern überzeugt. In Berlin
münzte er sein ganzes Selbstvertrauen
nun endgültig in Höhe um, nachdem er
bereits nach der Qualifikation gesagt hatte,
er sei „heiß wie Frittenfett“.
Sein nächstes Ziel hat sich Przybylko
aber schon ausgeguckt: Er will den deutschen
Rekord brechen, den seit 31 Jahren
Thränhardt mit 2,37 Metern hält und der
den Triumph von Przybylo live im Stadion
mitverfolgte. „Den Rekord will ich mir
Mateusz Przybylko nach der EM-Qualifikation
jetzt holen. Wann, das ist egal. Ich bin ja
noch jung“, hatte er gesagt. Vorher kann
er sich in der Wintersaison 2019 aber vorstellen,
mal nicht hochzuspringen. „Ich
war seit 2008 immer international dabei,
manchmal braucht man dann eine Pause.
Ich habe mir überlegt, mal im Weitsprung
an den Start zu gehen und würde
bei der nächsten Hallen-DM gerne 7,40
Meter weit springen.“
In Berlin hatte allerdings der beste
Springer Europas in diesem Jahr gefehlt.
Der russische Hallen-Weltmeister Danil
Lysenko, der 2018 bereits 2,40 Meter
überquert hatte, verlor kurz vor der Europameisterschaft
die Startberechtigung.
Der Weltverband IAAF sah einen Verstoß
gegen die im Zuge des Dopingskandals
in Russland und der folgenden Suspendierung
des nationalen Verbands formulierten
Auflagen für neutrale Athleten im
Fall Lysenkos, weil dieser versäumt habe,
seinen Aufenthaltsort bekannt zu geben,
und deshalb nicht für Dopingkontrollen
verfügbar gewesen sei.
Emotionaler Überflieger
Im Berliner Olympiastadion ließ sich
Mateusz Przybylko von der Stimmung
tragen und überflog alle Höhen bis 2,35
Meter im ersten Versuch. Als sein Sieg
feststand, rollten die Tränen
Erste internationale Medaille
Bei der Hallen-WM in Birmingham sorgte
Mateusz Przybylko für ein erstes Ausrufezeichen
im Jahr 2018. Mit übersprungenen
2,29 Metern gewann er Bronze – die erste
deutsche Hochsprung-Medaille bei einer
Hallen-WM seit 29 Jahren
100 LEICHTATHLETIK 2018
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LEICHTATHLETIK 2018 101
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Goldene
Faire Verliererin
Obwohl die Polin Paulina Guba ihr mit dem letzten Stoß Gold
weggeschnappt hatte, gratulierte Christina Schwanitz der
neuen Europameisterin mit einer herzlichen Umarmung
102 LEICHTATHLETIK 2018
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NervenMalaika Mihambo: Doppel-Olympiasiegerin
Heike Drechsler hatte die
Grube für sie gerichtet. Und Weitspringerin
Malaika Mihambo bedankte
sich mit einem Satz auf 6,75
Meter, der EM-Gold bedeutete. 20
Jahre, nachdem Heike Drechsler die
letzte deutsche Weitsprung-Europameisterin
war.
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
Faire Verliererin
Obwohl die Polin Paulina Guba ihr mit dem letzten Stoß Gold
weggeschnappt hatte, gratulierte Christina Schwanitz der
neuen Europameisterin mit einer herzlichen Umarmung
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Die Zukunft des Laufens
Alina Reh & Konstanze Klosterhalfen: Sie sind
21 Jahre jung und gehören zur europäischen
Spitze. Und sie lieferten in Berlin Klasse-Leistungen
ab, obwohl sie bis zum Frühsommer von Verletzungen
geplagt wurden. Konstanze Klosterhalfen wurde in
einem stark besetzten und schnellen 5000-Meter-
Rennen EM-Vierte. Alina Reh finishte über 10.000
Meter ebenfalls auf Rang vier. Und hatte bei Redaktionsschluss
dieses Buchs die Aussicht, dass ihr die
Bronzemedaille noch nachgereicht werden könnte.
Alina Reh hat mit einem ausgezeichneten
vierten Platz im 10.000-Meter-
Finale den Anschluss an die kontinentale
Spitze über diese Distanz gefunden.
Nicht ausgeschlossen ist allerdings,
dass die Schwäbin vom SSV Ulm 1846
noch auf Rang drei vorrückt und damit
die EM-Bronzemedaille erhält. Denn die
im Berliner Olympiastadion drittplatzierte
Schwedin Meraf Bahta hatte zuletzt gegen
die Anti-Doping-Regeln verstoßen, indem
sie dreimal nicht korrekt angegeben hatte,
wo sie für Dopingtests anzutreffen ist.
Top-Leichtathleten sind verpflichtet,
für die Doping-Kontrolleure immer erreichbar
zu sein, indem sie angeben, wo
sie sich aufhalten. Wie die schwedische
Zeitung Aftonbladet schon vor der EM
berichtete, hat die 5000-Meter-Europameisterin
von 2016 dies dreimal nicht den
Regeln entsprechend getan. Drei solcher
sogenannter „Missed Tests“ können eine
Dopingsperre nach sich ziehen, dabei
werden allerdings auch die Umstände be-
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LEICHTATHLETIK 2018 Die Stars der Saison
112 LEICHTATHLETIK 2018
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Endlich
Edelmetall
Marie-Laurence Jungfleisch: Die Hochspringerin gehört
zum erlesenen Kreis der Zwei-Meter-Springerinnen. An
einer internationalen Medaille flog die 27-Jährige bislang
aber immer knapp vorbei. Ausgerechnet bei der Heim-EM
in Berlin ging der Medaillen-Traum in Erfüllung.
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LEICHTATHLETIK 2018 EM | Hallen-WM | Athletics World Cup | Deutsche Meisterschaften
Ergebnisse
auf einen Blick
Freudensprünge
Sie gehörten zu den Favoritinnen auf eine Medaille und hielten dem Druck
stand. Unter dem Jubel des Publikums rannten Rebekka Haase, Lisa Marie
Kwayie, Gina Lückenkemper und Tatjana Pinto (von links) über 4x100 Meter
zu Bronze und feierten danach ausgelassen
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LEICHTATHLETIK 2018 Die EM-Ergebnisse von Berlin
Männer
100 Meter (+0,0) | 07.08.2018
1. Zharnel Hughes (Großbritannien) 9,95
2. Reece Prescod (Großbritannien) 9,96
3. Jak Ali Harvey (Türkei) 10,01
4. Chijindu Ujah (Großbritannien) 10,06
5. Filippo Tortu (Italien) 10,08
6. Churandy Martina (Niederlande) 10,16
7. Emre Zafer Barnes (Türkei) 10,29
Jimmy Vicaut (Frankreich)
DNS
HF: 16. Lucas Jakubczyk (Deutschland) 10,32
HF: 18. Julian Reus (Deutschland) 10,37
VL: 16. Kevin Kranz (Deutschland) 10,41
200 Meter (+0,7) | 09.08.2018
1. Ramil Guliyev (Türkei) 19,76
2. Nethaneel Mitchell-Blake (Großbritannien) 20,04
3. Alex Wilson (Schweiz) 20,04
4. Bruno Hortelano (Spanien) 20,05
5. Adam Gemili (Großbritannien) 20,10
6. Eseosa Desalu (Italien) 20,13
7. Leon Reid (Irland) 20,37
8. Solomon Bockarie (Niederlande) 20,39
HF: 15. Steven Müller (Deutschland) 20,76
HF: 18. Robin Erewa (Deutschland) 20,79
HF: 20. Aleixo Platini Menga (Deutschland) 20,83
4x100 Meter | 12.08.2018
1. Großbritannien 37,80
(Ujah, Hughes, Gemili, Aikines-Aryeetey)
2. Türkei 37,98
(Barns, Harvey, Hekimoglu, Guliyev)
3. Niederlande 38,03
(Garia, Martina, Paulina, Burnet)
4. Frankreich 38,51
5. Ukraine 38,71
6. Finnland 38,92
7. Portugal 39,07
Tschechische Republik
DNS
VL: Deutschland DNF
(Kranz, Domogala, Reus, Jakubczyk)
400 Meter | 10.08.2018
1. Matthew Hudson-Smith (Großbritannien) 44,78
2. Kevin Borlée (Belgien) 45,13
3. Jonathan Borlée (Belgien) 45,19
4. Karol Zalewski (Polen) 45,34
5. Luka Janežic (Slowenien) 45,43
6. Óscar Husillos (Spanien) 45,61
7. Ricardo Dos Santos (Portugal) 45,78
8. Karsten Warholm (Norwegen) 46,68
HF: 18. Patrick Schneider (Deutschland) 46,58
VL: 19. Johannes Trefz (Deutschland) 46,53
4x400 Meter | 11.08.2018
1. Belgien 2:59,47
(Borlée D., Borlée J., Sacoor, Borlée K.)
2. Großbritannien 3:00,36
(Yousif, Cowan, Hudson-Smith, Rooney)
3. Spanien 3:00,78
(Husillos, Bua, García, Hortelano)
4. Frankreich 3:02,08
5. Polen 3:02,27
6. Italien 3:02,34
7. Tschechische Republik 3:03,00
8. Deutschland 3:04,69
(Schneider, Junker, Dammermann, Trefz)
800 Meter | 11.08.2018
1. Adam Kszczot (Polen) 1:44,59
2. Andreas Kramer (Schweden) 1:45,03
3. Pierre-Ambroise Bosse (Frankreich) 1:45,30
4. Michal Rozmys (Polen) 1:45,32
5. Mateusz Borkowski (Polen) 1:45,42
6. Andreas Bube (Dänemark) 1:45,92
7. Álvaro De Arriba (Spanien) 1:46,41
8. Lukáš Hodbod (Tschechische Republik) 1:46,60
VL: 19. Christoph Kessler (Deutschland) 1:48,13
VL: 22. Benedikt Huber (Deutschland) 1:48,33
VL: Marc-Leo Reuther (Deutschland) DQ
1500 Meter | 10.08.2018
1. Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) 3:38,10
2. Marcin Lewandowski (Polen) 3:38,14
3. Jake Wightman (Großbritannien) 3:38,25
4. Henrik Ingebrigtsen (Norwegen) 3:38,50
5. Charlie Da’vall Grice (Großbritannien) 3:38,65
6. Simas Bertašius (Litauen) 3:39,04
7. Timo Benitz (Deutschland) 3:39,28
8. Ismael Debjani (Belgien) 3:39,48
13. Homiyu Tesfaye (Deutschland) 3:47,83
VL: 14. Marius Probst (Deutschland) 3:42,37
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5000 Meter | 11.08.2018
1. Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) 13:17,06
2. Henrik Ingebrigtsen (Norwegen) 13:18,75
3. Morhad Amdouni (Frankreich) 13:19,14
4. Yemaneberhan Crippa (Italien) 13:19,85
5. Marc Scott (Großbritannien) 13:23,14
6. Polat Kemboi Arikan (Türkei) 13:23,42
7. Rinas Akhmadiyev (Athlet unter neutraler Flagge) 13:24,43
8. Julien Wanders (Schweiz) 13:24,79
17. Florian Orth (Deutschland) 13:37,46
18. Marcel Fehr (Deutschland) 13:37,66
10.000 Meter | 07.08.2018
1. Morhad Amdouni (Frankreich) 28:11,22
2. Bashir Abdi (Belgien) 28:11,76
3. Yemaneberhan Crippa (Italien) 28:12,15
4. Adel Mechaal (Spanien) 28:13,78
5. Andy Vernon (Großbritannien) 28:16,90
6. Soufiane Bouchikhi (Belgien) 28:19,04
7. Julien Wanders (Schweiz) 28:22,02
8. Florian Carvalho (Frankreich) 28:29,78
16. Amanal Petros (Deutschland) 29:01,19
24. Sebastian Hendel (Deutschland) 29:53,45
Richard Ringer (Deutschland)
DNF
Marathon | 12.08.2018
1. Koen Naert (Belgien) 2:09:51
2. Tadesse Abraham (Schweiz) 2:11:24
3. Yassine Rachik (Italien) 2:12:09
4. Javier Guerra (Spanien) 2:12:22
5. Faniel Eyob Ghebrehiwet (Italien) 2:12:43
6. Jesús España (Spanien) 2:12:58
7. Maru Teferi (Israel) 2:13:00
8. Lemawork Ketema (Österreich) 2:13:22
11. Tom Gröschel (Deutschland) 2:15:48
28. Jonas Koller (Deutschland) 2:19:16
33. Sebastian Reinwand (Deutschland) 2:19:46
38. Philipp Baar (Deutschland) 2:19:59
46. Marcus Schöfisch (Deutschland) 2:22:57
Philipp Pflieger (Deutschland)
DNF
110 Meter Hürden (+0,0) | 10.08.2018
1. Pascal Martinot-Lagarde (Frankreich) 13,17
2. Sergey Shubenkov (Athlet unter neutraler Flagge) 13,17
3. Orlando Ortega (Spanien) 13,34
4. Damian Czykier (Polen) 13,38
5. Gregor Traber (Deutschland) 13,46
6. Andy Pozzi (Großbritannien) 13,48
7. Aurel Manga (Frankreich) 13,51
8. Balázs Baji (Ungarn) 13,55
HF: 16. Erik Balnuweit (Deutschland) 13,59
HF: Alexander John (Deutschland) DQ
400 Meter Hürden | 09.08.2018
1. Karsten Warholm (Norwegen) 47,64
2. Yasmani Copello (Türkei) 47,81
3. Thomas Barr (Irland) 48,31
4. Ludvy Vaillant (Frankreich) 48,42
5. Patryk Dobek (Polen) 48,59
6. Rasmus Mägi (Estland) 48,75
7. Sergio Fernández (Spanien) 48,98
8. Timofey Chalyy (Athlet unter neutraler Flagge) 49,41
HF: 9. Luke Campbell (Deutschland) 49,20
3000 Meter Hindernis | 09.08.2018
1. Mahiedine Mekhissi-Benabbad (Frankreich) 8:31,66
2. Fernando Carro (Spanien) 8:34,16
3. Yohanes Chiappinelli (Italien) 8:35,81
4. Yoann Kowal (Frankreich) 8:36,77
5. Zak Seddon (Großbritannien) 8:37,28
6. Daniel Arce (Spanien) 8:38,12
7. Krystian Zalewski (Polen) 8:38,59
8. Topi Raitanen (Finnland) 8:40,11
VL: 17. Martin Grau (Deutschland) 8:33,81
VL: 26. Johannes Motschmann (Deutschland) 8:51,65
Hochsprung | 11.08.2018
1. Mateusz Przybylko (Deutschland) 2,35
2. Maksim Nedasekau (Weißrussland) 2,33
3. Ilya Ivanyuk (Athlet unter neutraler Flagge) 2,31
4. Gianmarco Tamberi (Italien) 2,28
5. Alperen Acet (Türkei) 2,24
5. Andrii Protsenko (Ukraine) 2,24
7. Sylwester Bednarek (Polen) 2,24
8. Douwe Amels (Niederlande) 2,19
8. Eike Onnen (Deutschland) 2,19
Q: 16. Tobias Potye (Deutschland) 2,21
Stabhochsprung | 12.08.2018
1. Armand Duplantis (Schweden) 6,05
2. Timur Morgunov (Athlet unter neutraler Flagge) 6,00
3. Renaud Lavillenie (Frankreich) 5,95
4. Piotr Lisek (Polen) 5,90
5. Pawel Wojciechowski (Polen) 5,80
6. Konstadínos Filippídis (Griechenland) 5,75
6. Sondre Guttormsen (Norwegen) 5,75
8. Axel Chapelle (Frankreich) 5,65
Q: 13. Torben Laidig (Deutschland) 5,51
Q: 15. Bo Kanda Lita Baehre (Deutschland) 5,51
Q: Raphael Holzdeppe (Deutschland) NM
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Heiß, heißer – EM 2018 in Berlin
Die ersten Tage der Europameisterschaften
in Berlin waren von extremer Hitze geprägt.
Besonders litten darunter die Geher über
50 Kilometer, die stundenlang in der Sonne
bei weit über 30 Grad ihren Runden in der
Berliner City drehten. Carl Dohmann trotzte
den Bedingungenen und ging auf einen
tollen fünften Platz – genau wie Nils Brembach,
dessen Wettkampf über 20 Kilometer
aber bei etwas angenehmeren Bedingungen
stattfand
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Leichtathletik
Die großen Momente der Saison
2018
Was war das für ein Fest! Berlin war wieder mal Leichtathletik-Hauptstadt. Die besten Athletinnen
und Athleten haben im Kampf um Medaillen, Platzierungen und Bestleistungen dafür
gesorgt, dass die Europameisterschaften im Olympiastadion, aber auch mitten in der City
am Breitscheidplatz im Schatten der Gedächtniskirche zu einem Sommermärchen wurden. Mit
sechs Goldmedaillen für Deutschland. Erleben Sie noch einmal, wie Gesa Krause zum Hindernisgold
stürmte. Wie die Speerwerfer Thomas Röhler und Andreas Hofmann ihre Dominanz, die sie die
gesamte Saison über gezeigt hatten, in Gold und Silber umwandelten. Wie sich Arthur Abele zu König Arthur krönte und
sich endlich mit 32 Jahren seinen großen Zehnkampf-Traum erfüllte. Wie sich Christin Hussong mit dem Speer im entscheidenden
Moment so steigerte, dass ihr Gold nicht zu nehmen war. Wie Mateusz Przybylko alle Höhen bis zum
EM-Titel ohne Fehl und Tadel nahm. Und wie Weitspringerin Malaika Mihambo im dritten Versuch Nerven wie Drahtseile
zeigte und mit 6,75 Metern zu Gold flog. All‘ das, aber natürlich auch die Erfolgsgeschichten der weiteren deutschen
Medaillengewinner und internationalen Stars, wird in diesem Buch mit fast 200 tollen Bildern noch einmal lebendig. Dokumentiert
vom Deutsche Leichtathletik-Verband in Kooperation mit dem Kölner Verlag DLM RunMedia und den besten
Leichtathletik-Fotografen von Imago Sportfoto. „Leichtathletik 2018“ wird Sie mit Sicherheit über viele Stunden sehr gut
unterhalten. Mit diesem Bildband holen Sie sich die Erinnerungen an fantastische Europameisterschaften in ihr Bücherregal.
ISBN 978-3-9818230-2-8 | 22,90 Euro
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