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The Red Bulletin Februar 2020 (AT)

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Camo & Krooked<br />

„Wir wussten,<br />

unser Leben<br />

steht nun drei<br />

Monate still.“<br />

Die Perfektionisten Camo & Krooked<br />

vor ihrem ersten Analogkonzert<br />

Drum ’n’ Bassgeige<br />

Camo & Krooked sind die Könige des Drum ’n’ Bass. Jetzt<br />

wagen sie sich an klassische Musik. Diese Welt ist für sie<br />

neu, ihr Weg jedoch derselbe: mitten durch die Mauer.<br />

Text STEFAN NIEDERWIESER<br />

Foto ANDREA BLESÁKOVÁ<br />

Elektronische Musik braucht Bass.<br />

Bevor sie dir in die Beine fährt,<br />

tritt sie dir in den Magen. Wenn’s<br />

in den Eingeweiden nicht mächtig<br />

scheppert, bleibt der Dancefloor leer.<br />

So einfach ist das, so funktioniert<br />

Drum ’n’ Bass. Das österreichische<br />

DJ-Duo Camo & Krooked hat dieses<br />

Bauchgefühl perfektioniert, seit<br />

zwölf Jahren feilen der Salzburger<br />

Reinhard „Camo“ Rietsch, 36, und der<br />

Niederösterreicher Markus „Krooked“<br />

Wagner, 30, an Tunes, die in dem<br />

schnelllebigen Genre eine bemerkenswerte<br />

Konstante bilden: Sie bleiben<br />

international an der Spitze.<br />

Die Magie von Camo & Krooked<br />

liegt in ihrer Akribie: „Für ein Stück<br />

brauchten wir neulich einen Finger-<br />

snap, also haben wir ihn rein synthetisch<br />

nachgebaut. Das hat zwei<br />

Wochen gedauert.“ Kann es jemand<br />

hören? „Nein.“ Verrückt? „Ja, aber<br />

irgendwer muss es machen.“ Wenn<br />

es darum geht, neue Klangräume zu<br />

betreten, nehmen die beiden nie den<br />

Weg durch die Tür, sondern stets den<br />

durch die Mauer. „Du kannst neunmal<br />

gegen die Wand rennen. Beim<br />

zehnten Mal bricht sie durch. Aber<br />

du nimmst alles mit, was du bei den<br />

vorigen neun Mal gelernt hast – hof-<br />

fentlich keine Gehirnerschütterung.“<br />

Bei ihrem neuesten Projekt stehen<br />

Camo & Krooked nicht nur vor einer<br />

Mauer, sondern auch vor einem<br />

Graben. Einem Orchestergraben,<br />

um genau zu sein. Bei <strong>Red</strong> Bull<br />

Symphonic interpretieren sie ihre<br />

besten Tracks mit einem Orchester –<br />

eine Idee, mit der sie schon länger<br />

schwanger gingen. Als Hebamme für<br />

das opulente Werk fungiert niemand<br />

Geringerer als Christian Kolonovits,<br />

67, Altmeister des Austropop, Komponist<br />

und generell Mensch vieler<br />

Talente. Schon bei den Proben wurde<br />

klar: Klassische Musik und Drum ’n’<br />

Bass klingen nicht nur unterschiedlich,<br />

Arbeitsweise, Energie und Fachbegriffe<br />

sind es ebenfalls.<br />

Camo & Krooked und Christian<br />

Kolonovits mussten erst eine gemeinsame<br />

Sprache finden, die Essenz der<br />

Tunes, Grooves und Klangfarben her-<br />

ausarbeiten. Töne, die am Computer<br />

synthetisch erschaffen wurden, für<br />

ein siebzigköpfiges Orchester über-<br />

setzen. Harte Arbeit, hart am Burnout,<br />

aber erneut hat sich die Akribie<br />

in Magie verwandelt. „Wir wussten,<br />

unser normales Leben steht nun<br />

drei Monate still. Aber dafür ist das<br />

Ergebnis am Ende einzigartig.“<br />

<strong>Red</strong> Bull Symphonic – Camo & Krooked,<br />

Christian Kolonovits, Max Steiner Orchestra,<br />

1. und 2. <strong>Februar</strong> <strong>2020</strong>, Wiener Konzerthaus;<br />

die Doku über die Zusammenarbeit wird<br />

ab <strong>Februar</strong> auf <strong>Red</strong> Bull TV ausgestrahlt.<br />

44 THE RED BULLETIN

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