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Trend<strong>Daheim</strong><br />
26. AUGUST 2012<br />
78<br />
Tanja Fischbach und Christoph Aberegg auf dem Leopardensofa von Archizoom, vor der Kopie eines Bildes von Francesco Clemente; Esszimmer; Schlafzimmer; Wohnzimmer; Villa mit Pool<br />
«Wir sind brutal bodenständig»<br />
Für die Interior-Designer Tanja Fischbach und Christoph Aberegg ist ihre Villa in Zufikon AG eine Art Visitenkarte<br />
VON CLAUDIA SCHMID (TEXT)<br />
UND PHILIPP ROHNER (FOTOS)<br />
Tanja Fischbach serviert Rüeblitorte.<br />
«Schliesslich sind wir im<br />
Aargau – das ist hier eine regionale<br />
Spezialität», sagt die Interior-Designerin.<br />
Sie ist eine, die<br />
nichts dem Zufall überlässt. Die<br />
Servietten haben dasselbe Leopardenmuster<br />
wie das Sofa im<br />
Wintergarten, ein Designklassiker<br />
der Siebzigerjahre. Fischbachs<br />
perfekt manikürte Nägel sind<br />
apricotfarben wie ihre Lippen.<br />
Gekleidet ist sie in Schwarz und<br />
harmoniert damit mit ihrem Mann<br />
Christoph Aberegg, ebenfalls in<br />
Schwarz. «Wir sind fast immer<br />
schwarz angezogen. Weil man am<br />
Morgen nie überlegen muss, was<br />
man anziehen soll», sagt dieser.<br />
Seit sechs Jahren wohnt das<br />
Ehepaar in einer Siebzigerjahrevilla<br />
in Zufikon AG an bester<br />
Hanglage. Die Aussicht ist dementsprechend:<br />
klare Sicht auf<br />
Bremgarten und ein Stücklein<br />
Reuss, das sich durchs Tal schlängelt;<br />
in der Ferne Eiger, Mönch<br />
und Jungfrau. «Sie glauben gar<br />
nicht, was da abgeht, wenn die<br />
Sonne untergeht», schwärmt Aberegg.<br />
«Alles wird orange.»<br />
Sein Metier und das seiner Frau<br />
ist es, Inte rior-Konzepte für Gastrobetriebe,<br />
Hotels und Privathäuser<br />
zu entwickeln. So zählt<br />
unter anderem die Frascati-Bar in<br />
<strong>Zürich</strong> oder das Hotel Grischa in<br />
Davos zum Portfolio von Fischbach<br />
& Aberegg. Als Paar zusammenzuarbeiten,<br />
sei kein Problem.<br />
«Wir sind uns immer brutal einig»,<br />
sagt Aberegg, gelernter Innendekorateur.<br />
Fischbach ist<br />
Quereinsteigerin. Die Kunstinteressierte<br />
hat vorher als Geschäftsleiterin<br />
im elterlichen Bilderrahmenunternehmen<br />
gearbeitet.<br />
Dort hat sie auch ihren Mann<br />
kennen gelernt. «Irgendwann<br />
tauchte er auffällig oft mit zerstörten<br />
Rahmengläsern auf», sagt die<br />
39-Jährige und lacht.<br />
Mittlerweile kennt sie ihren<br />
Mann 13 Jahre – und geniesst mit<br />
ihm das Haus nicht nur als privaten<br />
Rückzugsort, sondern auch<br />
als «Visitenkarte für Kunden».<br />
Schon bei manchen Grillabenden<br />
seien hier Konzepte entstanden.<br />
«Es mag alles perfekt arrangiert<br />
Das Paar mag den Stil der 70er-Jahre<br />
Die Interior-Designer Tanja Fischbach,<br />
39, und Christoph Aberegg,<br />
46, bewohnen mit ihren zwei<br />
Katzen in Zufikon eine 230 m 2<br />
grosse Villa. Der Geist von 1970,<br />
als das Haus gebaut wurde, wird<br />
mit einzelnen Designstücken,<br />
die aus dieser Epoche stammen,<br />
zitiert. Ansonsten dominieren bei<br />
den Wohnprofis zeitgenössische,<br />
harmonisch arrangierte Möbel<br />
und viele Textilien. Aberegg ist in<br />
Kloten aufgewachsen, Fischbach<br />
im aargauischen Villmergen. Die<br />
beiden sind seit sechs Jahren<br />
verheiratet und arbeiten seit vier<br />
Jahren unter dem Namen Fischbach<br />
& Aberegg. Im Haus befindet<br />
sich auch ihr Büro; ein Raum voll<br />
mit Tapeten- und Stoffmustern.<br />
sein, aber pingelig sind wir nicht.<br />
Wir sind bodenständig und lieben<br />
Gäste. Berühren darf man hier alles»,<br />
sagt Aberegg.<br />
Er führt mit seiner Frau ins<br />
dunkelgrau gestrichene Wohnzimmer.<br />
Obwohl es durchgestylt<br />
ist – französische Interieurzeitschriften<br />
liegen Kante auf Kante,<br />
die Kirschen und Pfirsiche in den<br />
antiken Schalen bilden ein wohlüberlegtes<br />
Stillleben –, ist es gemütlich.<br />
Das liegt an den vielen<br />
weichen Sofas, aber auch an den<br />
bunt durcheinandergemischten<br />
Kunstwerken. «Bilder sorgen für<br />
Charakter», sagt Fischbach. Zur<br />
Sammlung gehört auch das Bild<br />
«Skin» von Francesco Clemente,<br />
das hinter dem Leo-Sofa hängt.<br />
«Eine Kopie. Das Original befindet<br />
sich leider im Guggenheim-<br />
Museum.»<br />
Im Bad fühlt man sich wie in der<br />
Nasszelle eines Mafiabosses<br />
Viel Originales aus den Siebzigerjahren<br />
findet man dafür in der<br />
unteren Etage, in der sich unter<br />
anderem ein Gäste- und Ankleidezimmer<br />
befindet. So stammt<br />
der Flur aus Marmor genauso aus<br />
dem Baujahr 1970 wie das Marmorbad<br />
mit goldigen Armaturen<br />
und einer Badewanne, in der mindestens<br />
vier Leute Platz haben.<br />
Man fühlt sich wie in der Nasszelle<br />
eines zu schnell reich gewordenen<br />
Mafiabosses. Richtig kuschlig<br />
dagegen ist das Schlafzimmer.<br />
Auf dem Bett liegt eine Felldecke,<br />
an den Wänden hängen Engelbilder.<br />
«Eigentlich finde ich Engel<br />
kitschig. Aber im Schlafzimmer<br />
erträgt man sie», sagt Fischbach.<br />
Am Ende des Gangs empfängt<br />
einen gleissendes Licht. Es ist die<br />
Sonne, die draussen auf dem dunkeltürkisfarbigen<br />
Pool reflektiert<br />
wird. Aus Musikboxen dringt<br />
Loungemusik. Ibiza im Aargau.<br />
«Wir gehen trotzdem manchmal in<br />
die Ferien», sagt Fischbach. Wo<br />
eigentlich die Chätzli seien? Sie<br />
ruft nach Jack und Sushi, die zum<br />
Pool geschlendert kommen. Beide<br />
seien extrem scheu. «Jack, der Arme,<br />
hat acht Jahre im Keller gelebt.»<br />
Deshalb wird er aufgepäppelt<br />
und verwöhnt.<br />
Sein Lieblingsschlafplatz: in<br />
der Garage, auf dem Dach des<br />
schwarzen Porsches.