SOCIAL Menschen im Mittelpunkt – so lautet das Motto des <strong>VPLT</strong>. Wir lassen sie ausgiebig zu Wort kommen, ob zur Bewältigung der Krise, neuen Allianzen oder einer nachhaltigeren Veranstaltungswirtschaft. 10 • <strong>VPLT</strong> MAGAZIN <strong>94</strong>
SOCIAL Kolumne Liebe Leserinnen und Leser, weltweit und zu jeder Tag- und Nachtzeit waren wir immer für Veranstaltungen im Einsatz. Aber seit März letzten Jahres herrscht so gut wie Stillstand. Das Geschäft läuft eher schlecht als recht. Einige haben neue Modelle im Business entwickelt. Andere sind mit dem Mut der Verzweiflung erfolgreich in andere Branchen gewechselt. Dennoch sind die meisten von uns daran interessiert, endlich wieder in weiten Teilen das berufliche Leben zu führen, das wir kannten und schätzten. Aber es bleibt nach wie vor das Problem der fehlenden Nachfrage. Was können wir also tun? Ich sprach kürzlich mit Olaf Lies, dem Umweltminister in Niedersachsen, über die Nöte der Veranstaltungswirtschaft. Er hat mir grundsätzlich bestätigt, dass unsere Branche weiter gewollt ist. Die Menschen möchten endlich wieder auf Events zusammenkommen und dort miteinander kommunizieren – ob nun in Kultur, Wirtschaft oder Politik. Ich sprach mit ihm auch über die großen Herausforderungen der Umweltpolitik, denen sich nun unser Wirtschaftszweig, wie jeder andere, stellen muss und in deren Mittelpunkt der europäische Green Deal steht. Im Übrigen muss auch der kommuniziert werden – das geht natürlich am besten über Live-Kommunikation, also Veranstaltungen. Der <strong>VPLT</strong> engagiert sich diesbezüglich schon seit Jahren in der Lobbyarbeit, zum Beispiel im Rahmen der European Entertainment Ecodesign Coalition. Während die EU den Energieverbrauch senken möchte, müssen wir dagegen aufpassen, künftig nicht als Branche von Stromverbrauchern gesehen zu werden. Wir sollten deshalb jetzt die Zeit nutzen, um unsere Produkte und Dienstleistungen nachhaltiger zu gestalten und die Emissionen unseres wirtschaftlichen Handelns messbar zu machen. Nachhaltigkeit bedeutet ebenfalls mehr soziale Gerechtigkeit: Denn Umweltpolitik ist gleichzeitig immer Sozialpolitik und unsere Branche muss beides verbinden. Natürlich lässt sich eine gerechtere Zukunft nicht gestalten, wenn uns nach dieser langen Durststrecke die nötigen Einnahmen fehlen. Diese Krise zeigt uns, wie wir uns als Arbeitgeber verhalten, auch im Vergleich zu anderen Branchen. Gerade zurück aus einem Call mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Wirtschaftszweige, sage ich Euch, dass es genau in den Branchen, in denen „unsere Leute“ während Corona ein paar Euros nebenbei verdient haben, brummt! Allein in der Energiewirtschaft suchen sie zurzeit dringend Techniker, die Solaranlagen auf Dächer schrauben oder Windräder aufstellen. Deshalb wird neben unseren speziellen Arbeitsbedingungen auch der schnöde Mammon künftig wirklich interessante Fragen aufwerfen. Die Lebenshaltungskosten werden für niemanden geringer und geflügelte Worte wie „you pay peanuts, you get monkeys“, die wir seit Ewigkeiten kennen, klopfen nun als Weisheit an unsere Tür – und zwar mit der Faust! In diesem Zusammenhang sprechen jedoch viele Kolleginnen und Kollegen bereits über den vermeintlichen Preiskampf im kommenden Jahr. Lasst uns lieber bemühen, genau diesen Kampf untereinander zu vermeiden. Verlangt, was Eure Arbeit wirklich wert ist – und geht so positiv voran! Denn nur mit vollem Tank können wir weiter auf der Überholspur unserer geliebten Arbeit nachgehen. Ich vermisse Live-Kommunikation, den Stehtisch beim Event und den Moshpit vor der Bühne. Wir sehen uns hoffentlich bald. Euer Helge Leinemann Vorstandsvorsitzender <strong>VPLT</strong> MAGAZIN <strong>94</strong> • 11