16.08.2022 Aufrufe

Pädagogik für DICH – 1/2022 NEUSTART

Es gibt kleine und große Neubeginne, einschneidende und kaum spürbare Veränderungen in unserem Leben. Verbunden ist jeder Neustart mit Risiken, Unsicherheiten, aber auch mit Vorfreude, Motivation und vielen Chancen. Wie erleben Kinder den Neustart in der Kita und wie kannst du sie dabei unterstützen? Welche innovativen Wege kannst du als Fachkraft bei der Auswahl eines Arbeitgebers gehen und was bedeutet die Columbusenergie für dich persönlich? Wie sehen die "Macher" der Kitafachkräfteverbände ihren Neustart und was kannst du verändern, wenn du an deiner Berufswahl zweifelst? Welche Chancen bietet eine Waldgruppe? Diese und viele weitere Themen beinhaltet unsere kostenfreie Online-Schnupperausgabe von Pädagogik für DICH, die du hier gleich lesen kannst.

Es gibt kleine und große Neubeginne, einschneidende und kaum spürbare Veränderungen in unserem Leben. Verbunden ist jeder Neustart mit Risiken, Unsicherheiten, aber auch mit Vorfreude, Motivation und vielen Chancen. Wie erleben Kinder den Neustart in der Kita und wie kannst du sie dabei unterstützen? Welche innovativen Wege kannst du als Fachkraft bei der Auswahl eines Arbeitgebers gehen und was bedeutet die Columbusenergie für dich persönlich? Wie sehen die "Macher" der Kitafachkräfteverbände ihren Neustart und was kannst du verändern, wenn du an deiner Berufswahl zweifelst? Welche Chancen bietet eine Waldgruppe?

Diese und viele weitere Themen beinhaltet unsere kostenfreie Online-Schnupperausgabe von Pädagogik für DICH, die du hier gleich lesen kannst.

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<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Kindertränen im<br />

Eingewöhnungsprozess<br />

Vom liebevollen Loslassen und Ankommen<br />

von Ulrike Karner<br />

Das Herzenswunschkind fremden<br />

Menschen anzuvertrauen,<br />

erfordert viel Mut und Zuversicht.<br />

Mein Sohn war bei der<br />

Eingewöhnung in den Kindergarten<br />

etwas über zwei Jahre<br />

und konnte sich sprachlich gut<br />

verständlich machen. Doch<br />

würde er es auch sagen, wenn<br />

er Hilfe braucht oder Durst<br />

hat? Würden seine Erzieher<br />

bemerken, wenn andere ihn<br />

benachteiligen?<br />

Zur Vorbereitung auf das neue<br />

Abenteuer wurden wir zum<br />

Elternabend eingeladen. Ich saß<br />

dort eingequetscht mit all meinen<br />

Unsicherheiten zwischen anderen<br />

Eltern auf einer niedrigen Turnbank.<br />

In einem Film wurde ein<br />

vierzehnmonatiger Junge beispielhaft<br />

von seinem Vater eingewöhnt.<br />

In den Trennungsphasen<br />

begann der Junge zu weinen und<br />

wurde dann von den Erziehern<br />

getröstet und mit Spielzeug abgelenkt.<br />

An mehr kann ich mich nicht<br />

mehr erinnern, da ich längst in<br />

meinen eigenen Film gewechselt<br />

hatte. Ich sträubte mich gegen<br />

die Vorstellung, mein weinendes<br />

Kind in einer unsicheren Situation<br />

mit wenig vertrauten Menschen<br />

zurückzulassen <strong>–</strong> eigentlich zu<br />

verlassen. Würde ich damit die sichere<br />

Bindung gefährden, die ich<br />

zu meinem Kind geknüpft hatte?<br />

Für mich war klar: Das schaffe ich<br />

nicht. Deswegen musste der andere<br />

Elternteil die Eingewöhnung<br />

übernehmen.<br />

Konsequent verabschieden?<br />

Es gab streckenweise Tränen<br />

beim Abschied und pädagogische<br />

Diskussionen mit den Pädagoginnen<br />

und Pädagogen, wie darauf<br />

zu reagieren wäre. Die Aufforderung,<br />

unser Kind trotz Tränen<br />

konsequent zu verabschieden,<br />

weil es sich in der Gruppe schnell<br />

beruhigt, fanden wir beide nicht<br />

hilfreich. Mein Sohn gewöhnte<br />

sich im Kindergarten ein, obwohl<br />

wir keine zufriedenstellende Lösung<br />

gefunden hatten.<br />

Ein Jahr später trat meine Tochter<br />

in unser Leben <strong>–</strong> und damit<br />

die Weigerung meines Sohnes,<br />

weiter den Kindergarten zu besuchen.<br />

Wieso sollte er in den Kindergarten<br />

gehen müssen, wenn<br />

seine kleine Schwester zu Hause<br />

bleiben durfte? Damit standen<br />

mühselige Verhandlungen jeden<br />

Tag auf unserem Frühstückstisch,<br />

die mich nach und nach<br />

zermürbten. Wir verkürzten die<br />

Kindergartenwoche auf drei bis<br />

vier Tage und probierten erfolglos<br />

unterschiedlichste Verführungsund<br />

Überredungstaktiken aus. Ich<br />

wusste nicht mehr weiter, spürte<br />

jedoch, dass ich auch exklusive<br />

Zeit mit meiner Tochter verbringen<br />

wollte und mein Sohn von<br />

den Angeboten im Kindergarten<br />

profitieren konnte. Und dann kam<br />

der Tag, an dem mich mein Sohn<br />

eine wichtige Lektion lehrte …<br />

Nie wieder<br />

An diesem Morgen verfrachtete<br />

ich meinen widerständigen,<br />

knapp Vierjährigen in den Kindergarten.<br />

Er zog sich in der Garderobe<br />

aus und begann zu weinen,<br />

weil er wieder mit nach Hause<br />

gehen wollte. Eine Erzieherin, die<br />

er seit mittlerweile zwei Jahren<br />

kannte und mochte, zog ihn in<br />

den Arm und bedeutete mir mit<br />

einer wegweisenden Handbewegung<br />

zu gehen. Würde er sich<br />

gleich in ihrer Umarmung beruhigen?<br />

Mir wurde von Seiten der<br />

Pädagogen immer wieder rückgemeldet,<br />

dass er im Kindergarten<br />

ein fröhliches Kind und gut in die<br />

Gruppe integriert ist. Also ließ ich<br />

ihn mit einem dumpfen Gefühl im<br />

Bauch zurück.<br />

Als ich ihn zu Mittag abholte,<br />

setzte er sich in der Garderobe<br />

neben mich und bedachte mich<br />

mit einem vorwurfsvollen Blick.<br />

„Du bist gegangen, OBWOHL<br />

du gesehen hast, dass ich weine.<br />

Tu das NIE WIEDER!“, fauchte er<br />

mich an und verlor seither kein<br />

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