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KnapsackSPIEGEL 4/2023

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Das Magazin des Chemieparks Knapsack

„Hollywood szenarien

„Hollywood szenarien haben mit der Realität nichts zu tun. Der Aufzug kann sich nicht unkontrolliert bewegen“ Bildmaterial Hintergrund : Alexandr Bognat – stock.adobe.com Nico Kiel Arno Büscher (links) und Nico Kiel IM ERNSTFALL SCHNELL VOR ORT F ahren Sie gerne Aufzug? Oder sind Sie froh, wenn Sie wieder aussteigen können? Ist da ein mulmiges Gefühl: „Was, wenn der Aufzug steckenbleibt?“ Ist Ihnen das vielleicht schon einmal passiert? ZÜGIGE BEFREIUNG Viele Menschen nutzen tagtäglich Aufzüge und verlassen sich darauf, dass diese gut gewartet sind und dass zur Not, falls doch mal etwas nicht funktioniert, schnell Abhilfe da ist. Sei es in einem Bürogebäude, im Einkaufszentrum – oder auch im Chemiepark Knapsack. Hier gehen sowohl die Beschäftigten von YNCORIS und der Standortbetriebe als auch Externe, zum Beispiel Besucher:innen oder Paketbot:innen, ein und aus. Da Sicherheit im Chemiepark großgeschrieben wird, gilt dies natürlich auch für die Aufzüge in Gebäuden und Anlagen. Darum kümmert sich das Team AST Aufzüge/Fördertechnik bei YNCORIS. Dazu gehört auch Nico Kiel. Er kennt sich mit Funktionen und Tücken der fahrenden Kabinen genau aus und ist nicht nur im Chemiepark Knapsack, sondern auch an externen Standorten in Dormagen, Leverkusen und Uerdingen im Einsatz. Seit drei Jahren leitet er zudem die gemeinsamen Schulungen mit der Werkfeuerwehr zur Rettung von Menschen aus Aufzügen. Diese Aufgabe übertrug ihm die Fachabteilung auch aufgrund seiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Feuerwehr in seinem Heimatort. Dadurch hat Kiel einen guten Draht zu den Schulungsteilnehmern. Die Schulungen gibt es schon sehr lange. „Seit der Änderung der Alarmpläne ist die Werkfeuerwehr aber als erstausrückende Instanz mit dabei“, erklärt Kiel. Das bedeutet: Wird in einem Aufzug der Notrufknopf gedrückt, kommt der Notruf in der Zentrale an – beim Werksschutz – und von dort aus werden Fachabteilung und Werkfeuerwehr informiert. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr springen ein, wenn es Kiel oder seinen Kolleg:innen gerade nicht möglich ist, schnell vor Ort zu sein. „Wir können in kürzester Zeit jemanden befreien“, erklärt Arno Büscher, einer der stellvertretenden Leiter der Werkfeuerwehr. GUTE ZUSAMMENARBEIT Beide Teams sind 24 Stunden in Bereitschaft und haben für den Einsatzfall immer eine blaue Tasche mit neongelber Aufschrift „Aufzug/Türöffnung“ dabei. Darin: Die wichtigsten Werkzeuge zum Öffnen einer Fahrstuhltür. Büscher koordiniert die Schulungen, die einmal im Jahr stattfinden, gemeinsam mit Kiel. „Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Wir machen das in der Regel mit einer Wachabteilung und schauen, dass vor allem diejenigen teilnehmen, die es noch nie oder länger nicht gemacht haben.“ RUHE BEWAHREN! Es wird an verschiedenen Aufzugtypen geübt und vermittelt: Wo ist der Aufzug, welche Antriebsart wird genutzt, welche Maßnahmen sind erforderlich, wenn die Kabine stecken bleibt, wie befreit man Personen sicher daraus und, ganz wichtig: Wie kommuniziert man mit den Eingeschlossenen? „Das ist ja eine stressige Situation für die Leute. Manche bekommen vielleicht Panik. Da muss man möglichst beruhigend auf sie einwirken“, unterstreicht Kiel. Das zwi- 22 | KNAPSACKSPIEGEL 4 / 2023

Wie funktioniert der Notrufknopf? Falls ein Aufzug nicht mehr fährt, ist der Notrufknopf schnell gedrückt und Rettung naht. Aber was genau passiert eigentlich, wenn man den Knopf drückt? Seit einigen Jahren ist ein Zwei-Wege-Kommunikationssystem in allen Aufzügen, die Personen befördern, vorgeschrieben. Das funktioniert über die Telefonleitung. So können die Menschen in der ständig besetzten Notrufzentrale mit den Eingeschlossenen sprechen und umgekehrt. Durch ein autarkes, akkugestütztes Sicherheitssystem funktioniert die Kommunikation selbst bei einem Stromausfall noch eine ganze Weile. Aber Achtung: Ein Antippen des Notrufknopfs reicht meistens nicht, er muss schon ein paar Sekunden gedrückt werden. Im Chemiepark Knapsack öffnen sich beim Auslösen des Notrufs in der Zentrale sofort Informationen über den Standort des betroffenen Aufzugs sowie der entsprechende Notfallplan. Zudem wird der Alarm auf den Tablets der Werkfeuerwehr angezeigt. Sämtliche Aufzüge sind inzwischen mit einem Selbstwahltelefon ausgestattet, so dass schnell Kontakt mit eingeschlossenen Menschen aufgenommen werden kann. Zunächst wird geklärt: Was ist passiert? Dann werden Fachabteilung und Werkfeuerwehr informiert. Bei einem medizinischen Notfall wird ggf. extern die Leitstelle alarmiert. Außerhalb des Chemieparks, etwa im Einkaufszentrum, werden nach dem Notruf die zuständigen Techniker*innen oder Hausmeister*innen informiert. sondern man bleibt auf der Ebene. Spektakuläres Abseilen oder Klettern wie im Film findet nicht statt. Wer Hollywoodszenarien im Hinterkopf hat, wenn er/sie einen Aufzug betritt: Das hat mit der Realität nichts zu tun. „Heutzutage sind in den Schächten Fangvorrichtungen eingebaut. Der Aufzug kann sich nicht unkontrolliert bewegen“, beruhigt Kiel. „Wenn Sie mal stecken bleiben: Bewahren Sie Ruhe! Es mag eine unangenehme Situation sein, aber Ihnen kann nichts passieren!“ TÜR AUF – MIT VORSICHT schenmenschliche Know-how wird also ebenso trainiert wie das technische. „Die Schulungen sind zielführend und effizient und dienen der Sicherheit jedes Einzelnen“, sagt Büscher. „Wir wollen die Befreiung zügig, aber gewaltfrei durchführen.“ Denn schließlich soll die Aufzugtür anschließend möglichst noch funktionstüchtig sein. Damit alles ganz bleibt, vermittelt Kiel verschiedene Tricks und Kniffe. Durch seinen ehrenamtlichen Einsatz weiß er, dass eine robuste Herangehensweise bei der Feuerwehr nicht gescheut wird. „Man kann bei der Aufzugrettung aber viel verkehrt machen. Meistens ist es besser, bestimmte Knöpfe zu drücken, als mit der Brechstange ranzugehen“, schmunzelt er. Es sei auch gut zu wissen, ob es sich um eine moderne Anlage oder ein altes Schätzchen handele: „Neuere Aufzuganlagen sind tatsächlich sensibler und anfälliger als alte.“ So komme es natürlich auch immer wieder mal zu Fehlalarmen. Erfahrungen, die bei Einsätzen gemacht werden, fließen in die Schulungen ein, etwa von der Hochwasserkatastrophe 2021, als einige Aufzüge durch ihre Position am Schachtboden im Wasser standen. Sie wurden damals gründlich überprüft, um auszuschließen, dass sich Menschen darin befinden. Glücklicherweise kam niemand zu Schaden. Eine Sensibilisierung für Maßnahmen in Katastrophenfällen wird seither in den Schulungen vermittelt. Übrigens: Rettungen aus dem Aufzugschacht werden nicht trainiert, KNAPSACKSPIEGEL 4 / 2023 | 23

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