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information & gesellschaft Weihnachten: Traditionen ändern sich DIE BEDEUTUNG DES FESTES FÜR JUNGE ERWACHSENE Dominika Letko Grafikerin Weihnachten naht. Es ist der erste Gedanke, wenn wir Anfang September im Supermarkt unterwegs sind und leicht kopfschüttelnd die ersten Lebkuchen im Sortiment bemerken. Oder, wenn die Herbst- und Halloween-Deko nach dem 31. Oktober plötzlich von Plastik-Weihnachtsmännern und Adventkränzen ersetzt wird. Spätestens dann, wenn im Radio das erste Mal „Last Christmas“ zu hören ist. Weihnachten ist für uns hauptsächlich mit diesen kulturellen Schmuckstücken verbunden – aber war’s das schon? So schön Weihnachten in seiner romantisierten Erscheinung voller feierlicher Dekoration, Glühwein und dem ersten Schneefall auch ist, so fragt man sich manchmal, wie bedeutend weihnachtliche Werte jenseits ihrer kulturellen Symbole sind. Wo früher Tradition und religiöse Aspekte die zentralen Motive an Weihnachten waren, distanzieren sich junge Generationen vermehrt von diesen Werten und feiern Weihnachten vor allem wegen seiner kulturellen Bräuche. Doch das bedeutet nicht, dass junge Erwachsene keine tieferen Wertvorstellungen mit Weihnachten verbinden. MEINE BEZIEHUNG ZU WEIHNACHTEN Mein Bezug zu Weihnachten weicht von dem eines durchschnittlichen Menschen in meinem Alter wahrscheinlich eher ab. Ich komme aus einer katholischen Familie mit Wurzeln in der Slowakei, wo Weihnachten hauptsächlich mit religiösen und traditionellen Werten verbunden ist. Das Weihnachtsessen wird von Jahr zu Jahr gleich zubereitet und das gemeinsame Tischgebet wird vor und nach dem Essen gesprochen. Danach bringt das Christkind die Geschenke und nach einem feierlichen Abend wird noch die Christmette besucht. TRADITIONEN ÄNDERN SICH Als ich noch ein Kind war, hatte dieser feste Ablauf des Weihnachtsabends immer etwas Besonderes. Im Vordergrund standen natürlich die Geschenke, die für mich – so wie für die meisten Kinder – das Beste an Weihnachten waren. Nun bin ich erwachsen und meine Familie, die recht groß ist, ist mittlerweile etwas zersplittert, wodurch sich auch am Weihnachtsfest einiges geändert hat. Ich habe sogar einige Weihnachtsabende bei anderen Familien verbracht, die eigene Traditionen für das Fest hatten, und es war auch etwas wie ein Blick in eine andere Welt. Da habe ich gemerkt, wie intim das Weihnachtsfest eigentlich ist und, dass es beinahe etwas Ungewöhnliches ist, wenn es mal anders als gewohnt verbracht wird. WEIHNACHTEN UND DAS MATERIELLE Was mir jedoch auch mit dem Erwachsenwerden bewusst wurde, ist, wie materialistisch Weihnachten oft ausgerichtet ist, vor allem in der Konsumgesellschaft. Auch wenn das im Sinne der Wirtschaft ist, so fällt doch auf, wie ab November die Menschen Foto: © S.Hermann & F.Richter | pixabay.com (Bildausschnitt) 20 | DEZEMBER 2021

in einen stressbehafteten Kaufrausch fallen, weil sie für unzählige Freund*innen und Verwandte Geschenke benötigen. Zu Weihnachten ist das Schenken zwar zentral, weil viele Menschen so ihre Liebe ausdrücken möchten, jedoch setzt es viele unter Druck. Dabei gibt es so viele Aspekte, die über das Materielle hinausgehen: die gemeinsame Zeit mit den Liebsten, die Besinnung und der Genuss dieser Momente. Das kann der vorweihnachtliche Stress jedoch alles etwas verschleiern. WIE SEHEN DAS ANDERE? Ich habe mich in meinem Freundeskreis etwas umgehört und gefragt, was Weihnachten für sie bedeutet. Eine Freundin erzählt mir: „Ich liebe das Schenken an Weihnachten. Eigentlich notiere ich mir schon das ganze Jahr über, was geschenkemäßig für meine Freunde und Familie in Frage kommt. Wenn man genau zuhört, dann schimmert immer etwas durch. Das kann schon stressig sein, aber ich liebe es einfach, den Ausdruck in den Augen des anderen zu sehen, vor allem wenn der gar nicht damit gerechnet hat. Es macht mich einfach glücklich.“ Eine andere Freundin erklärt mir: „Weihnachten ist für viele ein Anlass, Zeit miteinander zu verbringen, auch, wenn man sich sonst nicht so oft sieht. Das finde ich sehr schön. Da merkt man, dass vielen in dieser Zeit bewusst wird, was ihnen besonders wichtig ist, und zwar ihre zwischenmenschlichen Beziehungen.“ Ein Freund entgegnet mir: „Das ganze Drum und Dran mit Weihnachtsmusik und Geschenken brauch ich persönlich nicht unbedingt, aber Weihnachten mit der Familie feiern, das ist ein Muss.“ WAS ZÄHLT, IST DIE ZEIT ZUSAMMEN In einem Punkt sind sich meine Freund*innen aber einig: Zu Weihnachten steht die Familie im Vordergrund. Vor oder nach den Feiertagen widmet man sich noch dem Freundeskreis, zusammen in der kleinen Runde und mit Wichteln. Auch wenn der religiöse Aspekt von Weihnachten mehr und mehr in den Hintergrund rückt, so vergessen die Menschen aber trotzdem nie die Botschaft, die der christliche Glaube so gern vermittelt und vor allem an Weihnachten betont, die Nächstenliebe. Foto: © krakenimages | pixabay.com 21 | DEZEMBER 2021