Aufrufe
vor 8 Jahren

LERNEN MIT ZUKUNFT März 2016

  • Text
  • Kinder
  • Menschen
  • Eltern
  • Zukunft
  • Wien
  • Zeit
  • Kindern
  • Schwimmen
  • Mensch
  • Wasser

information &

information & nachhaltigkeit No blame: Zeit für eine neue Fehlerkultur JEDER FEHLER ERSCHEINT UNGLAUBLICH DUMM, WENN ANDRE IHN BEGEHEN (GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG) Bettina Bartsch-Herzog Dipl. Lebens- und Sozialberaterin Trainerin & Autorin Das vor kurzem erschiene Handbuch „No blame-Kultur im Magistrat der Stadt Wien“ hat mich dazu veranlasst, mir ein paar Gedanken über unseren Umgang mit Fehlern zu machen. In der Broschüre sollen MitarbeiterInnen und Führungskräfte Anregungen zu einer zeitgemäßen Fehlerkultur finden. Wie schaut es denn in unserer Gesellschaft aus, dass wir es nötig haben, zu lernen wie man mit Fehlern „richtig“ umgeht? Bei genauer Betrachtung wird man schnell feststellen, dass wir es da im täglichen Leben eher mit „Vernaderungen“, als mit einer verantwortungsvollen Fehlerkultur zu tun habe. Schon im frühen Kindesalter lernen wir, Fehler möglichst zu vermeiden. Lieber nichts sagen, als etwas Falsches! Fehler werden oft negativ bewertet und der „Schuldige“ wird an den Pranger gestellt. Damit ist der Grundstein zur Vermeidung von Fehlern gelegt. Jede/r will perfekt sein und stellt mitunter zu hohe Ansprüche an sich selbst. Das dadurch ein enormer Druck entsteht, der häufig bis zum Burnout führt, liegt auf der Hand. Doch erscheint ein Fehler nicht nur deshalb falsch, weil er gegen geltende Normen verstößt? Vielleicht zeigt er auch eine neue Herangehensweise auf? Viele große Erfindungen dieser Welt wären nicht zustande gekommen, wenn niemand es gewagt hätte, Fehler zu machen. Je mehr Entscheidungen getroffen werden, das heißt, je öfter man das Risiko eingeht, sich möglicherweise falsch zu entscheiden, desto mehr Erfahrung kann man gewinnen. Wir alle kennen den Satz: „Aus seinen Fehlern soll man lernen!“ Ja natürlich, aber dazu sollte man auch die Gelegenheit bekommen und nicht schon von Vornherein verurteilt werden. Schließlich können wir das, was wir durch einen Fehler gelernt haben, am effektivsten in unser Leben integrieren. Niemand würde einem Kleinkind, das gerade Laufen lernt, erklären, dass Hinfallen schlecht ist. Ganz im Gegenteil: wir ermuntern es weiter zu machen und es noch einmal zu versuchen. Fördern wir also unsere Kinder bei ihren täglichen Entdeckungsreisen, lassen wir sie ihre eigenen Fehler machen und sie werden lernen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Oder wie Wilhelm Busch es sagte: "Durch Fehler wird man klug, darum ist einer nicht genug." Foto: © pixabay.com 14 | MÄRZ 2016

information & gesundheit Nicht unumstritten: Textverarbeitung für Gene AUS SICHERHEITSGRÜNDEN GIBT ES DIVERSE GESETZLICHE BESCHRÄNKUNGEN Die Technologie, Gene im Erbgut von Tieren und Pflanzen zu verändern, ist mittlerweile gut 30 Jahre alt. Ideen für ihren sinnvollen Einsatz sind vielfältig: Von der Biomedizin über Tier- und Pflanzenzucht bis zur Sanierung verseuchter Umwelt oder die Eindämmung von Parasiten. Am Menschen sind genetische Veränderungen höchstens zur Behandlung einzelner kranker Gewebe oder Organe zulässig. Weltweit ist eine dauerhafte Veränderung am menschlichen Erbgut über die Keimzellen (Spermien und Eizellen) verboten. Das bedeutet für Träger einer Erbkrankheit, dass sich auch ihre Kinder im Falle einer Vererbung dieser Krankheit einer entsprechenden Therapie unterziehen müssen. Vor ca. 2 Jahren wurde nun ein gentechnisches Verfahren entdeckt, mit welchem man gezielt ganze Gruppen von Genen auf einmal dauerhaft verändern kann. Dieses Verfahren wird als Gen-Editieren (Genome Editing) bezeichnet, in Anlehnung an das Bearbeiten von Texten am Computer. Chinesische Wissenschaftler haben letztes Jahr eine Linie überschritten, vor der alle anderen Forscher aus moralischen Bedenken, aus Sicherheitserwägungen und aufgrund gesetzlicher Beschränkungen Halt gemacht haben: Sie haben das Gen-Editieren bei einem menschlichen Embryo angewendet und damit eine dauerhafte genetische Veränderung im menschlichen Erbgut verankert! Diese Embryonen waren allerdings von Anfang an nicht lebensfähig, es haben sich also keine Babys aus ihnen entwickeln können. Die Wissenschaftler haben eine erbliche Bluterkrankung repariert, aber genauso gut könnte man alle anderen menschlichen Eigenschaften, deren genetische Grundlage bekannt ist, nach Belieben verändern. In Großbritannien geht man gerade einen Schritt weiter: Es wurde gesetzlich erlaubt, dieselbe Technologie an gesunden menschlichen Embryonen anzuwenden! Es leuchtet ein, dass es sinnvoller ist, Gendefekte ein für alle Mal in betroffenen Familien auszumerzen, als in jeder Generation alle betroffenen Personen zu behandeln. Aber die Grenze von der Entfernung von Brustkrebsgenen über die Senkung eines Risikos für Depressionen bis zur erwünschten Haar- oder Augenfarbe ist fließend. Und die Auswirkungen solcher Manipulationen im Erbgut lassen sich heute noch nicht ermessen. Die Auswahl eines gesunden Embryos durch die Präimplantationsdiagnostik, die Testung der Embryonen auf Erbdefekte, ist heute möglich und wäre der gefahrlosere Weg, vorausgesetzt, es gibt unter den untersuchten Embryonen gesunde. Gerade erst wurde gezeigt, dass sich sogar Umwelteffekte wie z.B. die Ernährung eines Menschen über die Gene bis in die nächste Generation auswirken! So etwas geschieht unwillkürlich seit Menschengedenken, wir akzeptieren es als Natur oder Schicksal. Wollen wir aber durch unser aktives Tun die Verantwortung für solche dauerhaften Effekte auf uns nehmen, wenn wir jetzt gezielt im menschlichen Erbgut herumstochern?! Thomas Kolbe Fachwissenschaftler für Versuchstierkunde, Ass.-Prof. für die Service-Plattform Biomodels Austria Veterinärmedizinische Universität Wien Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG): https://www.ris.bka. gv.at/GeltendeFassung. wxe?Abfrage= Bundesnormen&Gesetzes nummer=10003046 Foto: © pixabay.com 15 | MÄRZ 2016