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prima! Magazin - Ausgabe Mai 2020

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Beim Glasfasernetz

Beim Glasfasernetz werden die Signale nicht mit Stromimpulsen, sondern mit Hilfe von Lichtsignalen übertragen In den unendlichen Weiten des World Wide Web Ausgangssperre, Lockdown, Homeoffice – bedingt durch das Coronavirus ist unsere Verbindung zur Außenwelt auf das Internet beschränkt worden. Wie wichtig eine gut funktionierende Infrastruktur ist, ist vielen erst in den letzten Wochen bewusst geworden. Man stelle sich vor, man ist wochenlang daheim, auf sich und maximal seine engste Familie reduziert – und das Internet funktioniert nicht oder nur langsam. Schnell wird der Ruf nach Breitband-Internet laut oder 5G-Technologie, die das zu verhindern verspricht. Aber was genau verbirgt sich hinter diesen Begrifflichkeiten, die jeder verwendet, aber nur ein Fachmann wirklich versteht? Olga Seus Kaum zu glauben, aber das Internet ist bereits über 50 Jahre alt und ist aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken: Heutzutage nutzen laut Statista.com rund 87 Prozent der Österreicher ab 14 Jahren das Internet. Nicht nur die Nutzung via Computer, Tablet oder Smartphone ist dabei bedeutend, inzwischen ist das sogenannte „Internet der Dinge“ (Internet of things – Iot) auf dem Vormarsch. Damit werden „smarte“ Anwendungen bezeichnet, die in elektronische Geräte eingebaut werden und dem Nutzer die Bedienung erleichtern sollen. Nicht nur Drucker sind dabei mit dem Internet verbunden, auch Waschmaschinen, ganze Häuser und natürlich auch Produktionsstraßen etc. können von außen mittels Mobilfunk gesteuert werden. Ein Musterbeispiel im Privatbereich wären hier die Smart-watches, die Puls und Herzfrequenz überprüfen und mittels eingebautem Sturzsensor bzw. eingestellter Überprüfungszeit abfragen, ob der Träger gesund ist und gegebenenfalls mittels gespeicherter Kontaktdaten die Rettung oder Angehörige informieren. 5G – der Mobilfunk der 5. Generation Für all diese Anwendungen wird ein schnelleres mobiles Internet gefordert. Die fünfte Generation an Mobilfunk- 16 MAI 2020 www.prima-magazin.at

Foto © shutterstock INTERNET REPORTAGE Foto © zVg IT-Fachmann Sebastian Thaller aus Schildbach standards, kurz 5G, stellt die Lösung dar. Bis 2022 soll diese Technologie flächendeckend in Europa eingeführt werden. Der Vorteil: Höhere Datenmengen, hohe Bandbreiten, eine deutlich geringere Latenzzeit. Das sind die Ansprüche. „Durch sogenanntes Network Slicing kann das Netz an die jeweiligen Ansprüche angepasst werden und somit insgesamt allen Anforderungen gerecht werden“, erklärt Sebastian Thaller aus Schildbach, seit bald zwei Jahrzehnten in der IT tätig. Während für private Nutzer vor allem die Übertragungsgeschwindigkeit und die Datenmenge interessant sind, sind für viele Anwendungen wie das autonome Fahren vor allem die deutlich geringere Latenzzeit entscheidend. Das Zauberwort heißt Latenz „Latenz ist die Zeit, innerhalb derer sich ein Endgerät mit einem Server verbindet und von diesem eine Antwort bzw. eine Handlungsanweisung erhält“, erklärt der Fachmann. Bei 4G lag diese noch bei 30-40 Millisekunden. Wer nun denkt, dies sei ja auch unendlich kurz, der hat zwar einerseits recht, „aber schon 2017 gab es auf dem Mobile World Congress sowie auf der Cebit Versuche zur Latenz. Hier wurde beeindruckend gezeigt, dass wir die Verzögerung von 30-40 Millisekunden wahrnehmen. Wenn man jemandem einen Tennisball zuwirft, kann er ihn in der Regel recht leicht fangen. Wenn man den Ball nun nur durch den Bildschirm einer Virtual Reality Brille sieht, die via Mobilfunk mit einer Kamera verbunden ist, ist es mit den in 4G üblichen Latenzzeiten kaum möglich, den Ball zu erwischen. 5G hingegen ermöglicht es, quasi in Echtzeit zu agieren“, erklärt Sebastian Thaller. Doch was haben der Breitband- und Glasfaserkabelausbau damit zu tun? Breitband als Basis Festnetzgeräte, Mobilgeräte, alle Geräte laufen über das verlegte Kabel. „5G-Mobilfunk funktioniert nur dann, wenn das zugrunde liegende Breitbandnetz entsprechend ausgebaut und leistungsfähig ist. Dabei muss man genau sein mit den Begrifflichkeiten“, warnt Sebastian Thaller vor einer Vermengung. „Ein Breitband-Internetzugang oder -Anschluss charakterisiert sich vor allem durch eine hohe Datenübertragungsrate und gilt somit als schnell“, so die Charakterisierung bei A1. Eine Unterform des Breitbandnetzes und die schnellste bekannte Technologie ist das sogenannte Glasfasernetz. „Während bei der Kupferkabel-Technologie Signale mittels Stromimpulsen übertragen werden, kann dank der Übermittlung mithilfe von Lichtsignalen auf Strom verzichtet werden“, klärt das Anmelde- und Wechselportal Selectra.at seine Kunden auf. Sebastian Thaller ergänzt: „Damit ist das Ausfallrisiko bei Stromschwankungen, Blitzschlag oder elektromagnetischen Impulsen (z.B. durch starke Sonnenstürme) nicht nur geringer, auch können Daten mit Lichtgeschwindigkeit übertragen werden.“ Doch ein paar Einschränkungen gibt es auch hier: Zum einen ist da die sogenannte last mile, also der direkte Anschluss zum und vom Endkunden zum Glasfasernetz, der häufig noch via Kupferdraht erfolgt. Zurecht fragen viele, ob man als Privatkunde das teure Glasfaserkabel bis ins Haus hinein benötigt? Die Antwort lautet in den meisten Fällen nein. Anders sieht es hingegen bei Firmen, großen Mietshäusern, Großraumbüros etc. aus, bei denen viele Nutzer gleichzeitig auf große Datenmengen zugreifen. Hier lohnt, laut Thaller, ein Anschluss bis zur letzten Meile, also direkt bis zu den Endgeräten. Die Obergrenze ist das Licht Die andere Einschränkung, bitte umblättern >> MAI 2020 17

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