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Binnenschiff Journal 3/2020

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Binnenschiff Journal 3/2020

BINNENSCHIFF

BINNENSCHIFF Journal 3/2020 | S28 Schiffbau in der Ukraine Im Zusammenhang mit dem Schiffbau in der Ukraine, denkt man hauptsächlich an die militärische Seemacht und an „Jagd auf Roter Oktober“ der ehemaligen Sowjetunion. Die Ukraine und die dort angesiedelten Werften, waren jedoch ein bedeutender Teil davon. REDAKTION: PETER BAUMGARTNER PETER BAUMGARTNER HERAUSGEBER BINNENSCHIFFF JOURNAL Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion, kämpft die Ukraine als unabhängiger Staat noch immer um die einstige Bedeutung gegen eine mächtige internationale Konkurrenz - und gegen interne Malversationen. Obwohl, 2019 wurde in der Ukraine vor dem Hintergrund des Krim Konfliktes, zumindest eine Absichtserklärung zur Entwicklung einer Marinestrategie abgegeben, die auch der Schiffbauindustrie helfen sollte. Aber, „Die Ukraine war, ist und wird ein Seestaat sein“ (Poroschenko), bedeutet auch, dass die Schiffbauindustrie Sextant und Kompass schnell und zielorientiert einsetzen muss, wenn auch der international umkämpfte kommerzielle Schiffbau an Bedeutung gewinnen soll. Wie überall auf der Welt, setzt ein Warenaustausch über Seehäfen, einen funktionierenden Hinterlandverkehr voraus. Zumindest einzelne Erfolge sind in der Ukraine aber schon sichtbar und zeigen, dass Potential vorhanden ist. Ein wesentlicher Hoffnungsträger für den Schiffbau in der Ukraine ist die Absicht der Regierung, in die Wasserstraßeninfrastruktur und in die Binnenschifffahrt zu investieren. Derzeit befindet sich ein Gesetz in Ausarbeitung (vor Redaktionsschluss noch offen), dessen Ziel es ist, das Potential der Binnenschifffahrt voll auszuschöpfen. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Von den 66 Mio. Tonnen, die in den 90er Jahren auf Flüssen der Ukraine transportiert wurden, sind jetzt gerade noch etwa 12 Mio. Tonnen übrig. Damit ist natürlich auch der ursächliche Zusammenhang mit dem Bedarf an inländischer Nachfrage im Schiffbau erklärt. Hier setzt die Regierung mit dem neuen Gesetz an. Wenn es gelingt, die zahlreichen unterschiedlichen Interessen in der Flussverkehrsreform zu bündeln, gibt es eine reelle Chance, dass auch der Schiffsbau in der Ukraine davon profitiert. Schüler zeichnen ein Schwimmdock. Bild SMG

Quelle: VEKA Shipbuilding Fehlende staatliche Unterstützung ist jedoch nur ein Teil des Problems. Die Ukraine leidet wie viele andere Ostblockstaaten unter der Abwanderung von Fachpersonal. Gerade der Schiffbau lebt aber von gut ausgebildeten Experten. Daher müssen und werden auch bereits Wege gesucht, um für die wachsende Nachfrage auch ausreichend Personal zur Verfügung zu haben. Die Smart Maritime Group (SMG) hat zum Beispiel ein Projekt mit dem Namen „Schiffbauer – Beruf der Zukunft“ initiiert. In diesem Rahmen konnten im vergangenen Jahr immerhin 700 Schüler die Arbeit auf der Werft hautnah erleben. Noch immer eine Galionsfigur für angehende Schiffbauer ist die nun schon historische Admiral Makarov Universität für Schiffbau in Nikolaev. Die einzige international anerkannte Universität für Schiffbau in der Ukraine feiert 2020 das 100jährige Gründungsjahr. 7500 Studenten aus verschiedenen Ländern belegen aktuell eines der zahlreichen universitären Angebote. Admiral Makarov Universität Schiffbau Nikolaev Die SMG Werft ist das größte Schiffbauunternehmen in der Ukraine und vereint zwei Werften in Nikolaev und Kherson. Kunden der Werften sind Unternehmen aus den Niederlanden, Norwegen, Großbritannien und anderen Ländern der Welt. So konnten die Schüler beispielsweise sehen, wie der Chemikalien-Tanker "SYNERGY" in der Kherson Shipyard für die niederländische VEKA Shipbuilding B.V gebaut wurde. VEKA zählt schon zu den Stammkunden von SMG und unterstützt den ukrainischen Schiffbau dadurch auch bei einem weiteren Problem: Die Finanzierung. Ohne Finanzierungshilfe aber mit Importsteuern hat es der Schiffbau genauso schwer, wie ohne Fachpersonal. Eine zentrale Forderung der Schiffbauer an den Staat ist daher, für die nötige Anziehungskraft von Investoren zu sorgen. Relativ schnell entwickelt sich die Binnenschifffahrt mit privater Initiative und damit die Nachfrage im Schiffbau, im Bereich der Agrarwirtschaft. Die Ukraine ist in der glücklichen Lage, Agrarprodukte weit über den Eigenbedarf hinaus produzieren zu können. Der Export von Agrarprodukten ist ein typisches Geschäft für die Binnenschifffahrt. Daher verwundert es nicht, dass aktuell gerade in diesem Transportbereich die Binnenschifffahrt und der Schiffbau auch im Inland stärker nachgefragt wird. SMG Werft Kherson baut Tanker SYNERIE für VEKA Shipbuilding