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BINNENSCHIFF JOURNAL 5/2020

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BINNENSCHIFF JOURNAL 5/2020

BINNENSCHIFF Journal 5/2020 | S22 Das Schiff als Kulturgut Was ist eigentlich eine Veränderung? Schon der griechische Philosoph Heraklit stellte ca. 500 vor Christus in seiner Lehre vom Fluss aller Dinge fest: „Alles fließt“, d.h. „Alles bewegt sich fort und nichts bleibt.“ GASTBEITRAG: KAPITÄN PETER STEINDL der Lage war die Donau zu erobern. Einer der ersten, die die ungeahnten Möglichkeiten der Schifffahrt erkannten war Graf Szechenyi. Er war es, der die Hindernisse der Schifffahrt in der Kataraktenstrecke erforschte und maßgeblich an ihrer Beseitigung mitwirkte. Szechenyi unterstütze auch tatkräftig die technische Weiterentwicklung der Schiffe, sodass die damals marktbeherrschende Erste k.k.privilegierte Donau Dampfschiffahrts Gesellschaft zur Jahrhundertwende zur größten Binnenschifffahrt Reederei der Welt aufgestiegen war. Kpt. PETER STEINDL Quelle Privat Viele kultur- und technikinteressierten Menschen, die vom Donauufer aus die Schifffahrt beobachten und dabei Schiffe aus dem beginnenden 20. Jahrhundert betrachten, fragen sich ob es nicht Sinn machen würde, das eine oder andere Schiff weiterhin zu erhalten oder gar unter Schutz zu stellen. Bei den Beobachtungen fallen oftmals die besondere äußere charakteristische Formgebung des Schiffskörpers, der Aufbauten und der heute nicht mehr gebräuchliche Schiffsantrieb, wie die Schaufelräder auf. Den Wenigsten ist bei ihren Überlegungen bewusst, dass erst mit Beginn der 1830er Jahre das Dampfschiff nautisch und technisch in Wird nun ein historisches Schiff von Proponenten als erhaltenswert anerkannt, bedarf es oft jahrelanger Bemühungen bis es unter gewissen Voraussetzungen den Vorzug öffentlicher Beiträge für die Erhaltung und den Betrieb erhält. Im Zuge dieses Prozesses entsteht meist ein wünschenswerter Nebeneffekt, in dem Vereinsmitglieder oder eben besonders motivierte Schifffahrtsfreunde, die von ihrer Profession her nicht unbedingt vom Fach sind, also Schiffbauer, Schiffsbetriebsleiter oder erfahrene Schiffsführer, sich die erforderlichen Kenntnisse sukzessive mit Engagement aneignen und diese bei der Renovierung und im zukünftigen Betrieb auch anwenden. Auf diese Weise können die Technik und die Bauweisen erhalten und ein professioneller Fahrbetrieb gewährleistet werden. Anfangs ist es jedenfalls am zweckmäßigsten und hilfreich fachlichen Rat bei ehemaligen Schifftechnikern und Fahrensleuten, die ihre Kenntnisse im Laufe ihres Berufslebens bei Reedereien erworben haben, einzuholen. Mit dem Erwerb der erforderlichen nautischen und technischen Kenntnisse können auch der Erhalt und die Weitergabe immateriellen Kulturgutes sichergestellt werden. Seit den 1960er-Jahren werden auch Werke der technischen Kultur vermehrt als Kulturgut

NACHRUF Josef Kurt Darmstädter DDSG-Zentralinspektor, Prokurist und Träger des Verdienstzeichen 1. Klasse der BRD ist am 10. September 2020 im 95. Lebensjahr verstorben. anerkannt, beispielsweise historische Verkehrsmittel wie Donauschiffe. Dies ist insofern von bereichsübergreifender Bedeutung, da man erkannte, dass das Schiff durch die Personenbeförderung auf der Donau und den schiffbaren Nebenflüssen im Österreich–Ungarn der damaligen Zeit, ganz entscheidend zum Zusammenleben der Menschen und zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft beitragen konnte. Darmstädter, der viele Jahre die Passagierschifffahrt der Donau geprägt hat, hinterließ mit seinem Buch „DIE DONAU und ihre WEISSE FLOTTE“ (1988) eine bleibende Erinnerung an die Blütezeit der Passagierschifffahrt unter der Flagge in Rot-Weiß-Rot. FORUM INLAND SHIPPING (FIS) In Zukunft gilt es daher den Bereich der historischen Schiffe genauer zu beobachten und das Wissen um die seinerzeit verwendeten Materialien und deren Bearbeitung zu vertiefen. Nur so kann bestmöglich sichergestellt werden, dass das erforderliche Wissen nicht verloren geht. Wie in anderen Branchen sollten reparaturbedürftige Maschinenteile aufgearbeitet um schließlich weiterverwendet werden zu können. Dabei sollte es oberstes Ziel sein, verschleißbedingten Ersatz von Teilen bei historischen Schiffen, ähnlich wie bei anderen beweglichen Kulturgütern, mit dem Ziel vorzunehmen, möglichst große Teile der originalen Substanz zu erhalten. Darum ist es nur zu verständlich, wenn jedem Schifffahrtsfan, bei der Vorbeifahrt des letzten fahrtauglichen Personendampfschiffs (früher je nach Einsatzgebiet auch als Postschiff bezeichnet) „Schönbrunn“ auf der Donau, mit dem typischen Schlag der Radschaufeln, der Dampfpfeife und dem umlegbaren Kamin das Herz höher schlagen lässt. Dem Betreiber des Schiffs, der ÖGEG (Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte) und ihren vielen fleißigen Helfern, die zum Gelingen des Projektes beitragen und beigetragen haben, muss an dieser Stelle ein aufrichtiger Dank ausgesprochen werden. Nicht auszudenken was aus dem Schiff, das einige Jahre ungenutzt stillgelegt worden war und von dem ohnehin schon das eine oder andere Sammlerstück „abhandengekommen“ war, gewor- Das Kompetenzforum FIS ist ein unabhängiger Zusammenschluss von Experten aus unterschiedlichen Bereichen der europäischen Binnenschifffahrt. Alle Experten haben langjährige Berufserfahrung in der europäischen Binnenschifffahrt und sind bereit, mit allen Gruppierungen zusammenzuarbeiten und ihr Fachwissen einzubringen, um die Binnenschifffahrt nachhaltig zu stärken. Ansprechpartner für FIS sind insbesondere Interessensvertretungen, die Juristerei, Politik und Medien, die sich mit dem Thema Binnenschifffahrt beschäftigen. Darüber hinaus sind alle Stakeholder die sich mit Fragen zur Binnenschifffahrt beschäftigen eingeladen, die Expertise von FIS anzunehmen. Die Motivation hinter FIS ist, dass mehr Fakten, Sachkunde und Kompetenz in Diskussionen und Entscheidungen rund um die Binnenschifffahrt Platz greifen müssen. Sonntagsreden und Wohlfühlaktionen haben im Kompetenzforum jedoch keinen Platz. FORUM INLAND SHIPPING (FIS) erwartet von allen Personen die einen Kontakt mit FIS suchen, eine sachliche, völlig transparente und unpolitische Kommunikation. Peter BAUMGARTNER Kapitän, Redaktion Binnenschiff-Journal Tel.: 0664 2634362 E-Mail: ibbs@a1.net