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UMWELT JOURNAL 2022-6

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UMWELT JOURNAL Nr. 6/2022 mit den Themen: Grüne Transformation, Energiewende, Datenmanagement, Kläranlagen, Green Finance; Buch: Kampf ums Wasser, Ausbildungen, Seminare, Sonderausgaben

UMWELTjournal 6/2022 | S14 Nachhaltiges Handeln und Profitabilität verbinden Der weltweite Datenhunger wächst ins Unermessliche und damit auch die verbundenen CO2-Emissionen durch den Stromverbrauch, der durch die Kühlanlagen in den Rechenzentren entsteht. Mit dem richtigen Datenmanagement können jedoch gerade Technologieunternehmen zu Vorreitern in Sachen Nachhaltigkeit werden. Warum Nachhaltigkeit und Profitabilität dabei keine Feinde sind, erklärt Peter Hermann, Geschäftsführer Österreich beim Cloud- und Daten-orientierten Softwareanbieter NetApp, im Gespräch. Warum ist es für Technologieunternehmen lukrativ nachhaltig zu handeln? Peter Hermann: Um diese Frage zu beantworten, muss man nur einmal auf die enormen Zahlen zur Datenerzeugung der globalen Gesellschaft schauen. Bereits 2030 wird das weltweite Datenvolumen mehr als ein Yottabyte erreicht haben! Datengenerierung und -nutzung heißt aber immer auch Stromverbrauch, insbesondere durch die Kühlung der riesigen Server-Anlagen in den Rechenzentren. In Zeiten von rasant ansteigenden Energiekosten ist es für Unternehmen somit schlicht nicht mehr hinnehmbar, Nachhaltigkeit und damit Einsparpotential von Strom und Emissionen außer Acht zu lassen. Nachhaltigkeit lohnt sich also nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Unternehmen selbst. Was ist die größte Herausforderung für Technologieunternehmen hinsichtlich Nachhaltigkeit? Peter Hermann: Der enorme Energiehunger von Unternehmen wird zu einem großen Teil durch den Datenverbrauch verursacht. Lange Jahre haben Unternehmen jedoch nur wenig auf diesen Aspekt geachtet. Wenn man an Nachhaltigkeitsmaßnahmen dachte, ging es eher um simple Forderungen wie „keine E-Mails mehr ausdrucken!“. Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass der Versand einer E-Mail selbst schon einen beachtlichen CO2-Abdruck hinterlässt. Etwa 5g bis 20g CO2 fällt pro E-Mail an, je nachdem wie groß der Anhang ist – und zwar pro Empfänger. Noch ein Grund mehr, gut zu überlegen, wen man in Kopie setzt. Es ist zwar gut gemeint, aber in Wahrheit lässt sich kaum CO2 sparen, wenn man lediglich auf Papier verzichtet. Klüger wäre es stattdessen, den Datenverbrauch, bzw. die Menge an Daten, die erzeugt werden, an sich zu reduzieren. Das ist die große Herausforderung. Peter Hermann, Geschäfstführer Österreich bei NetApp Wie können Technologieunternehmen zu einer nachhaltigeren Umwelt beitragen? Peter Hermann: Das Zauberwort lautet Infrastruk-

tur. Die Technologieunternehmen, die die Infrastruktur, also die Hard- und Software, für die Daten bereitstellen, haben das Potential, die Umweltauswirkungen von Daten nachhaltig zu verringern, wenn diese Technologien effizient angewendet werden. Im Klartext heißt das: Mehr Augenmerk auf das Innere des Rechenzentrums! Und zwar nicht nur auf die physische Ausrüstung, sondern auch auf digitale Speicher-Strukturen. Data-Storage, also die Speicher an sich, sind beispielsweise für bis zu 20 Prozent des Stromverbrauchs von Rechenzentren verantwortlich. Schätzungen zufolge werden jedoch knapp 70 Prozent der gespeicherten Daten nie wieder verwendet. Wir schaffen also von Jahr zu Jahr eine immer größer werdende Datenmülldeponie, die sich auf Geräten befindet, die Strom verbrauchen. Dies kostet Unternehmen Millionen und verursacht Emissionen. Das Problem ist also nicht die Technologie an sich, die übrigens immer effizienter wird, sondern die verschwenderische Art und Weise, wie wir Daten speichern und managen. Wie können Cloud-Unternehmen zur Nachhaltigkeit beitragen? Peter Hermann: Gerade die großen Cloud-Anbieter wie Amazon Web Services, Google Cloud und Microsoft Azure spielen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Stromverschwendung, indem sie effiziente Rechenzentren bauen. Zudem machen sie schnelle Fortschritte auf dem Weg zu einer Netto-Null-Lösung. Man muss verstehen: Effiziente Datennutzung fängt mit dem Speicherort an. Am besten gelingt dies eben mit Cloud-Diensten über externe Rechenzentren, obwohl diese – zugegebenermaßen – viel Strom und Energie ziehen. Es klingt also erstmal paradox. Es ist jedoch so: Erneuerbare Energiequellen werden immer noch zu langsam ausgebaut. Der Grund ist, dass Energieversorger erst bereit sind, in Wind- und Solarparks zu investieren, wenn sie wissen, dass der Strom auch abgenommen wird. Ein Rechenzentrumbetreiber, der einen neuen Standort plant, garantiert dem Versorger Abnahmesicherheit und bestimmt mit, aus welchen Ressourcen der Strom stammt. Das Energievolumen, das nicht für das Rechenzentrum benötigt wird, fließt der Allgemeinheit zu. Zudem gestaltet es sich für die Eigentümer der Rechenzentren einfacher, die Hardware zu erneuern und effizientere Technik, beispielsweise für die Kühlung, zu installieren und somit auch in Zukunft die Energieeffizienz zu verbessern. Natürlich müssen Unternehmen nun nicht ihre ganzen Daten auslagern. Eine hybride Lösung aus lokal gespeicherten und in die Cloud ausgelagerten Daten und Prozessen ist für viele Unternehmen ein guter Kompromiss zwischen Nachhaltigkeit und Sicherheit. Mit welchem Lösungsansatz unterstützt NetApp andere Unternehmen, um nachhaltiger zu werden? Peter Hermann: NetApp verfolgt einen vielschichtigen Ansatz, um Unternehmen zu helfen, ihre Emissionen zu reduzieren. Dazu gehören Services wie Speicher-Effizienz, Laufwerke mit hoher Kapazität und die Möglichkeit, Daten intelligent auf kostengünstigere Speicher zu migrieren oder an einen umweltfreundlicheren Standort zu verlagern. Zudem bieten wir Datenanalytik-Lösungen an, damit Unternehmen einen Überblick bekommen, wo ihre Daten genutzt oder eben nicht genutzt werden. Infrastruktur-Analysen verschaffen hingegen Klarheit über die Verwendung von Rechen- und Speicherressourcen in allen lokalen und Cloud-Umgebungen eines Unternehmens. Diese Informationen bilden die Grundlage, um Verschwendung und Ineffizienzen zu erkennen und zu beseitigen.