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UmweltJournal Ausgabe 2017-04

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PERSPEKTIVEN ... 2

PERSPEKTIVEN ... 2 UmweltJournal /Juli 2017 Matura … was jetzt? Freiwilliges Umweltjahr! FUJ: Jugendliche im Umwelteinsatz Für alle, die nach Schul- oder Lehrabschluss noch nicht genau wissen, was sie machen wollen, ist das „Freiwillige UmweltJahr“ (FUJ) die perfekte Möglichkeit, sich zu orientieren und praktische Berufserfahrungen zu sammeln. Für junge Männer besonders interessant: Seit 2013 wird das Freiwillige Umweltjahr als „Zivildienstersatz“ angerechnet. Junge Menschen engagieren sich beim Freiwilligen Umweltjahr sechs bis zwölf Monate in Organisationen aus dem Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich, so zum Beispiel bei NGOs wie Klimabündnis oder BirdLife, in Tierschutzvereinen oder in Nationalparks. Die Tätigkeiten sind sehr unterschiedlich und reichen je nach Einsatzstelle von Veranstaltungsplanung über Tierpflege bis hin zu Wald- oder Gartenarbeiten. Insgesamt werden österreichweit mehr als 40 verschiedene Einsatzstellen angeboten. FUJ Geschäftsführerin Claudia Kinzl hofft im Gespräch mit dem UmweltJournal, dass sich dieses Angebot bald deutlich erhöht: UJ: Das „Freiwillige UmweltJahr“ hat in den letzten Jahren stark an Bekanntheit gewonnen. Wie erleben Sie den Zuspruch der österreichischen Jugendlichen für das Angebot? Kinzl: Der Andrang ist immer mehr und mehr geworden, besonders seit dem Jahr 2013, mit dem das FUJ auch als Zivildienst anerkannt wurde. Daher haben wir aktuell auch 70 Prozent Burschen und 30 Prozent Mädels. Früher war das genau umgekehrt. Insgesamt haben wir jedes Jahr etwa 40 bis 45 Plätze und bekommen derzeit weit über 100 Anfragen dafür. Wir haben also eine Warteliste von jungen Leuten, die sich auch schon fürs nächste Jahr anmelden wollen. Aber es gibt trotzdem immer noch einige freie Plätze bei eher abgelegenen, schwer erreichbaren Einsatzstellen – für diese Restplätze kann man sich immer noch bis Mitte September bewerben. Würden Sie sich mehr vergebbare Stellen wünschen? Es wäre toll, wenn sich noch mehr Einsatzstellen bei uns melden würden, die Interesse haben Jugendliche für ein Jahr aufzunehmen. Alles im Umweltbereich ist denkbar, von Naturschutzstellen über Wasserkraftverbände und Abfallverbände, kommunale Aufgaben oder NGOs. Diese Stellen werden ja auch gefördert – wenn auch die Finanzierung dann von Bundesländern und Bund entschieden wird. Mittlerweile sagen aber sogar manche unserer Einsatzstellen, dass sie Jugendliche auch ohne Förderung aufnehmen würden, weil unsere Burschen und Mädels einfach sehr motiviert bei der Sache sind. Die Jugendlichen bekommen also ihr Gehalt aus Fördertöpfen? Sozusagen. Während des Freiwilligeneinsatzes sind die Teilnehmer 34 Stunden pro Woche für die Organisation tätig und erhalten dafür Familienbeihilfe, Taschengeld (in der Regel 200 Euro im Monat), Unterkunft, Verpflegung und die Jugendnetzfahrkarte für ihr Bundesland, sowie die Vorteilscard der ÖBB. In manchen Fällen bekommen sie sogar die Wohnung zur Verfügung gestellt beziehungsweise erhalten einen Kostenzuschuss für eine Wohnung. Darüber hinaus sind sie für die Dauer ihres Einsatzes unfall-, kranken-, pensions- und haftpflichtversichert. 85 Prozent der Jugendlichen haben später entweder in dem Bereich zu studieren oder zu arbeiten begonnen. Wie werden die Teilnehmer für die Einsatzstellen ausgewählt beziehungsweise zugeteilt? Die Jugendlichen schicken uns jeweils Bewerbungsunterlagen mit Lebenslauf, Motivationsschreiben und einem Anmeldebogen. Zuerst bewerben sie sich also bei uns und danach bei der von ihnen gewünschten Einsatzstelle. Wenn es dann für die Einsatzstelle passt und auch für den Jugendlichen, dann wird die Stelle vergeben. Die Bewerbungen sind also wie im realen Leben und es gibt auch einige Stellen, die sehr begehrt sind. Foto: Claudia Kinzl, FUJ Welche zum Beispiel? Etwa die Einsatzstelle BirdLife in Wien, wo es um Vogelschutz geht. Da sind die Jugendlichen zum Beispiel bei Vogelzählun- gen dabei oder arbeiten mit dem Naturhistorischen Museum zusammen. Eine weitere ist die Konrad Lorenz Forschungsstelle in Oberösterreich, wo es um den Schutz von Graugänsen aber auch um generellen Artenschutz geht. Auch National- und Naturparks sind sehr beliebt, wie auch viele NGOs. Wie sieht dann das Jahresprogramm für die Jugendlichen aus? Das freiwillige UmweltJahr ist eine duale Ausbildung. Parallel zum Freiwilligeneinsatz absolvieren die Teilnehmer den begleitenden „FUJ-Lehrgang“, der die Schwerpunkte Berufsorientierung, Umweltbildung, Persönlichkeitsentwicklung und Social Skills sowie Projektmanagement umfasst. Darüber hinaus führen die Teilnehmer im Rahmen des Lehrgangs ein eigenes „Umweltprojekt“ durch und kommen in diesem Rahmen auch alle zusammen. Das Thema dazu wählen die Jugendlichen – zum Beispiel „urban farming“. Wir richten dann das Programm speziell auch auf dieses Projekt aus. Mit der Absolvierung des Lehrgangs erhalten die Teilnehmer sieben ECTS, die für ein späteres Studium, unter anderem an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, angerechnet werden können. Welche Vorteile oder „Nachwirkungen“ können sich mit dem Absolvieren des Jahres auch später für die Jugendlichen ergeben? Wir haben schon einige Umfragen dazu gemacht und herausgefunden, dass 85 Prozent der Jugendlichen entweder in dem Bereich zu studieren oder zu arbeiten begonnen haben. Sie alle haben behauptet, dass das UmweltJahr sehr prägend für sie war. Viele können auch gleich bei ihren Einsatzstellen weiterarbeiten. Der Großteil unserer Teilnehmer ist da zwischen 18 und 20 Jahren alt, manche machen das UmweltJahr aber auch zwischen Bachelor- und Masterstudium; einige auch erst nach dem Studium. Generell sehen viele daher das FUJ auch als gutes Sprungbrett, um im Umweltbereich Fuß zu fassen. Wenn nun ein Jugendlicher mit dem Gedanken spielt das Umweltjahr zu machen – was würden Sie ihm raten? Sich früh melden und vielleicht sogar schon vorab einen eigenen Verein oder eine Forschungsstelle finden, bei der er arbeiten kann und die wir in unser Förderpool aufnehmen könnten. Wenn es schon zwischen den beiden passt, kann die Förderung nämlich auch flexibel vergeben werden. Vor allem im Westen und Süden von Österreich bräuchten wir noch mehr Einsatzstellen. Übrigens: Bis Mitte September kann man sich noch bei uns für Restplätze bewerben – los geht’s dann aber schon am 2. Oktober. EEA17 181.5x140-Umwelt Journal-EN out.pdf 1 22/6/2017 上 午 11:22 Das Freiwillige Umweltjahr ist ein Projekt der Jugend-Umwelt- Plattform JUMP und der einzige Freiwilligendienst im Umweltbereich in Österreich. Das FUJ wird finanziell unterstützt vom BMLFUW sowie allen Bundesländern. Interessierte können sich noch bis September für einen Restplatz bewerben. Weitere Informationen: www.fuj.at C M Jugend – Umwelt – Plattform: tel: +43 1 31304-2015 mail: angelika.rainer@jugendumwelt.at web: www.jugendumwelt.at FB: www.facebook.com/jugendumwelt Y CM MY CY CMY K Einsatzstellen gesucht Das Programm „Freiwilliges UmweltJahr“ sucht Einsatzstellen – vor allem im Westen und Süden Österreichs! Ihr Verband, Verein, Ihre NGO, Institution oder Organisation, die im Umweltbereich tätig ist, kann in die Liste der Einsatzstellen für das FUJ aufgenommen werden und erhält damit die Möglichkeit Jugendliche gefördert an Ihrem Projekt mitwirken zu lassen. Von Abfallverbänden bis Umweltschutzgruppen über sämtliche kommunale und private Umwelt- und Naturschutzvorhaben ist alles denkbar. Hier die aktuelle Liste der Einsatzstellen in ganz Österreich: jugendumwelt.at/einsatzstellen/karte

Juli 2017/ UmweltJournal ... UND INNOVATIONEN 3 Mit Mehlwürmern gegen Plastikabfall Die Verschmutzung der Umwelt durch Plastik ist derzeit so hoch wie nie zuvor. Fraunhofer UMSICHT forscht an umweltfreundlichen Prozessen zum Kunststoffabbau und bedient sich dafür kleinen biologischen Helfern: Mehlwurmlarven, die Plastik verwerten und als organische Substanzen wieder ausscheiden. Ob Plastikflaschen oder -tüten: Viele industriell genutzte Kunststoffe sind in der Umwelt nicht abbaubar und verschmutzen weltweit Landschaften und Gewässer. Aufgrund dieser Entwicklung stellt die Kunststoffzersetzung auf umweltverträgliche Weise derzeit ein relevantes Forschungsthema dar. Beim Kampf gegen Plastikmüll setzen Forscher deshalb neben Mikroorganismen, Pilzen oder isolierten Enzymen vermehrt auch auf Insekten: So konnte kürzlich eine spanische Forscherin zeigen, dass die Larven der großen Wachsmotte den Kunststoff Polyethylen (PE) in relativ kurzer Zeit zersetzen können – zumindest schneller, als es Bakterien in vergangenen Versuchen schafften. Die Kombination einer mechanischen Zerkleinerung durch die Beißwerkzeuge des Insekts und einer nachfolgenden mikrobiellen Zersetzung im Darm ist offenbar besonders leistungsfähig. Ähnliche Ergebnisse zeigt auch die Forschung der Biologiestudentin Elma Mehovic, die für ihre Abschlussarbeit am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik „Umsicht“ in Oberhausen und an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf den Abbau von Polystyrol durch Mehlwürmer untersucht. Der Kunststoff, der durch die Polymerisation von Styrol gewonnen wird, findet im Rahmen der energetischen Sanierung von Altbauten durch Wärmedämmung, aber auch in der Verpackungsindustrie vielfältigen Einsatz. „Mehlwurmlarven haben auf ihrem Biofilm im Darm unterschiedliche Bakterien, die das Polystyrol zersetzen“, erklärt Elma Mehovic. Auf diese Weise können sich Mehlwürmer ohne großen Aufwand durch Styropor fressen und dabei den Kunststoff gleichzeitig auf natürlichem Wege abbauen. Aus Plastik wird Fischfutter Im Rahmen ihrer Arbeit, die sie am Institut für Stoffwechselphysiologie in der Arbeitsgruppe Ökophysiologie und bei Fraunhofer Umsicht durchführt, versucht Mehovic nun herauszufinden, unter welchen Rahmenbedingungen die Mehlwurmlarven das Polystyrol optimal verwerten. Dabei untersucht die junge Forscherin insbesondere den Einfluss der Umgebungstemperatur und der Luftfeuchtigkeit auf das Fressverhalten der Larven. In einem nächsten Schritt soll dann geprüft werden, ob sich die Ergebnisse von Polystyrol auch auf andere Massenkunststoffe übertragen lassen. In einem letzten Schritt wird Elma Mehovic schließlich die Darmbakterien der Mehlwurmlarven Mehlwurmlarven in Messbecher mit Styropor. Die Larven zersetzen das Polystyrol und scheiden es als organische Substanzen wieder aus. untersuchen und prüfen, inwieweit es möglich ist diese nach einer Extraktion zu vermehren und in Abbauprozesse in der Industrie, in Mülldeponien oder in Klärwerken einzusetzen. Die Wirkung der Mehlwürmer beschränkt sich übrigens nicht nur auf den biologischen Abbau von Kunststoffen: „Die Larven wandeln das Polystyrol in Biomasse für den eigenen Organismus um. Die Mehlwürmer lassen sich dann im Anschluss beispielsweise als hochwertiges Fischfutter weiterverwenden“, so Mehovic. Auch wenn noch zahlreiche Fragen zur ökologischen Gesamtbilanz oder zu einer denkbaren technischen Umsetzung Fotos: Fraunhofer UMSICHT offen sind, scheinen daher die Insekten einen neuen vielversprechenden Weg im Umgang mit Kunststoffabfällen aufzuzeigen. umsicht.fraunhofer.de Entkommen zwecklos Steinert entwickelt Nichteisenmetall-Scheider für sehr feines Material: den Steinert EddyC Fines. Wenn sich das belgische Unternehmen Galloo, einer der größten Recycler Europas sowie Vorreiter im Metallrecycling, und der Kölner Sortier- und Separationsspezialist Steinert zusammentun, dann gibt es für Sortiergüter im Feinkornbereich kein Entkommen mehr. Die zwei Branchenschwergewichte haben gemeinsam einen neuen NE-Scheider für feines Material Der neue Nichteisenmetall-Scheider Steinert EddyC Fines spürt auch Sortiergüter im Feinkornbereich auf. Praxisbuch zur ISO 14001 entwickelt. Sein Trennscheitel lässt sich millimetergenau einstellen, wodurch NE-Metalle (Aluminium, Kupfer, Zink et cetera) noch erfolgreicher abgeschieden werden. Gleichzeitig ist das neue Wartungskonzept so genial, dass ein Bandwechsel in zehn Minuten erledigt ist. Der Einsatz von Hebezeug und ein halber Tag Stillstand ist Vergangenheit. steinert.de Foto Steinert Umweltmanagementsysteme ISO 14001:2015 – Das Praxishandbuch zur Umweltmanagementnorm: Die neue Publikation der Quality Austria unterstützt bei der erfolgreichen und nachhaltigen Umsetzung des Standards ISO 14001:2015. Greenpeace, Mitja Kobal Jetzt bestellen! Vision OMV: Eine Zukunft ohne Öl und Gas Die Umweltschutzorganisation stoff sowie die Entwicklung von Greenpeace präsentiert Mitte klimaverträglichen Kraftstoffen Mai eine zukunftsfähige Vision für die Luftfahrt. Mit dem Vorschlag für den österreichischen Mineralölkonzern will Greenpeace die OMV. Erdöl und Erdgas spielen darin keine Rolle. Vielmehr werden im Dossier mögliche Wege aufgezeigt, die nicht nur gewinnbringend, sondern auch klimafreundlich sind. Dazu zählen Bereiche wie die Geothermie, der Ausbau bereits bestehender OMV-Tankstellen Transformation des Konzerns unterstützen. „Die OMV kann auch in einer Energiezukunft ohne Öl und Gas eine zentrale Rolle spielen“, sagt der Studienautor sowie Energie- und Umwelttechnologe Thomas Steffl. „Zwar können wir der OMV Optionen für klimaverträgliche für die Elektromobilität, die verstärkte Geschäftsfelder aufzeigen – Produktion von Wasser- den Weg beschreiten muss der Konzern aber selbst. Es braucht schnellstmöglich eine neue Konzernstrategie, die mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vereinbar ist.“ Denn die im Konzernbericht präsentierte Strategie setzt vor allem auf Erdöl und Erdgas. Im Greenpeace-Dossier „Vision OMV“ werden zukunftsträchtige Optionen aufgezeigt: Die Überlegungen in dieser Vision bauen auf bestehenden Projekten, der Infrastruktur und dem Wissen der OMV auf. Dossier unter: http://bit.ly/2rm4vqF Quality Austria (Hrsg.): Umweltmanagementsysteme ISO 14001:2015 - Das Praxishandbuch zur Umweltmanagementnorm 1. Aufl age 2017; 332 Seiten; Austrian Standards plus Publishing, Wien Buch. ISBN: 978-3-85402-342-5 | Preis: € 79,90 (inkl. USt) ISBN E-Book ePub: 978-3-85402-343-2 | Preis: € 69,99 (inkl. USt) www.qualityaustria.com/umwelt Umweltjournal_135x196_2017.indd 1 27.06.2017 12:53:05