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UmweltJournal Ausgabe 2018-04

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16 NACHHALTIGKEITS-,

16 NACHHALTIGKEITS-, QUALITÄTSMANAGEMENT UmweltJournal /Juli 2018 Integriertes Umweltmanagement in der Druckproduktion Wie Dokumenten-Management-Software beim Audit hilft Als erste Druckerei in Deutschland hat das Druckhaus Berlin-Mitte (DBM) die strengen Kriterien des „Blauen Engel“ für eine umweltschonende Druckproduktion erfüllt. Seit mehr als 15 Jahren nimmt das Unternehmen an einer freiwilligen Umweltbetriebsprüfung teil. Bei der jährlichen Validierung unterstützt ein integriertes Managementsystem. Ob Zeitschriften, Plakate, Kalender oder Bücher: Das Druckhaus Berlin- Mitte bildet von der Beratung bis zum fertigen Produkt den kompletten Service ab. „Die grüne Qualitätsdruckerei“ nennt sich der Betrieb mit zwei Standorten und rund 70 Mitarbeitern. Seit mehr als 15 Jahren nimmt das DBM teil an EMAS (Eco-Management and Audit Scheme), einem System für freiwilliges Umweltmanagement mit einer entsprechenden Umweltbetriebsprüfung. Christin Lieke ist verantwortlich für das Qualitäts- und Umweltmanagement: „Als ich vor etwa zwei Jahren beim DBM anfing, habe ich von meinem Vorgänger, der in Rente ging, zwei Aktenschränke mit Ordnern übernommen“, erinnert sich die studierte Druck- und Medientechnikerin. Darin enthalten: Das Unternehmenshandbuch in der aktuellen und allen Vorgängerversionen. Außerdem alle dazugehörenden Arbeitsanweisungen, Formulare und Prozessbeschreibungen. Die Herausforderung für Lieke: diese umfangreichen Dokumentationen aktuell zu halten. Ändert sich eine Vorschrift, ist in der Regel nicht nur ein einzelnes Dokument zu aktualisieren, sondern mehrere Blätter, die sich auf dieselbe Vorschrift beziehen. „Früher bedeutete das: In Laufwerk-Ordnern nach allen betroffenen Word-Dokumenten suchen, ändern, ausdrucken, in den Papier-Ordnern alte durch aktuelle Versionen ersetzen und zusätzlich die neuen Ausführungen an alle Verantwortlichen zur Kenntnisnahme senden“, erklärt die Berlinerin den aufwändigen und umständlichen Prozess. Gemeinsam mit der Geschäftsführung beschließt sie deshalb, alle relevanten Dokumente zu digitalisieren und mithilfe eines integrierten Managementsystems (IMS) zu strukturieren. Eine Recherche nach einem geeigneten Anbieter führt zu Orgavision, einem Softwareanbieter, der – wie das Druckhaus – in Berlin zuhause ist. „Schon beim Einpflegen der Dateien fiel positiv auf, wie flexibel das System ist“, sagt Lieke und gibt ein Beispiel: Einmal aktualisiert, übernimmt die Software die neuen Daten in alle verknüpften Dateien und dokumentiert, wer wann etwas geändert hat. Ein integrierter Workflow informiert automatisch alle hinterlegten Prozessbeteiligten über die Änderung. Ist zusätzlich eine Freigabe, Prüfung oder Kenntnisnahme notwendig, erinnert das System die Verantwortlichen daran. Ein weiterer Vorteil: Orgavision arbeitet mit einem visuellen Versionsvergleich und hebt alle Änderungen hervor. So sieht jeder sofort, was geändert oder gelöscht wurde und was neu dazugekommen ist. Innerhalb eines dreiviertel Jahres baut das Druckhaus Berlin- Mitte sein Umwelt- und Qualitätsmanagement in Orgavision nach den neuen ISO Normen 14001 und 9001 auf. EMAS Validierung Zertifizieren lässt sich das Unternehmen derzeit nicht mehr. Im Verhältnis zum Preis sei der Nutzen für die Branche zu gering, erklärt Lieke. „Wir haben uns stattdessen für die wesentlich anspruchsvollere EMAS Validierung entschieden, die zusätzlich Öffentlichkeitsarbeit mit einbezieht.“ Dazu gehören etwa regelmäßige Umwelterklärungen, in denen das DBM seine Kennzahlen, Umweltziele sowie seine Ökobilanz veröffentlicht. „Erreichen wir unsere Ziele nicht, müssen wir das begrün- Das Druckhaus Berlin-Mitte nimmt seit mehr als 15 Jahren an der freiwilligen Umwelt-Betriebsprüfung EMAS teil. den. Kündigen wir etwa eine Umweltmaßnahme an, führen sie aber nicht durch, sind wir zu einer Erklärung verpflichtet“, beschreibt die Umweltbeauftragte die strengen Vorgaben. EMAS fordert außerdem, Beschäftigte in den Prozess einer kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung mit einzubeziehen. So sind beim DBM alle Mitarbeiter am Umweltmanagement beteiligt, der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen oder die umweltgerechte Entsorgung von Papier, Glas oder Tonerkartuschen sind selbstverständlich. „Neu beschlossene Maßnahmen, wie beispielsweise die Bestellung unseres Büromaterials bei einem nachhaltigen Versender, kann ich über Orgavision direkt einem Verantwortlichen zuordnen“, beschreibt Lieke, wie die Software Foto: DBM die Vorgabe der Mitarbeiter-Einbindung unterstützt. Für Audits nutzt die Qualitätsmanagerin ein zusätzliches Modul des Softwareanbieters. Darüber kann sie etwa einem externen Prüfer online zeigen, wie das gesetzte Ziel, 30 Prozent des Stromverbrauchs im Stammhaus einzusparen, mit modernen T5-Leuchtstoffröhren und dem Einsatz von Bewegungsmeldern erreicht wurde. TECHNIK + RECHT ENERGIE + UMWELT + Compliance Management + Umwelt-, Energie-, Anlagen- und Arbeitsschutzrecht + Datenschutzrecht - DSGVO + EHS Software Compliance+web + § 82b GewO Prüfungen und Audits + Begleitung Anlagengenehmigungsverfahren + Ausbildungen und Schulungen + Energieaudits (nach EN 16247 bzw. EEffG) + Energiemanagementsysteme nach ISO 50.001 + Energiedatenerfassung & -monitoring + Schulung von Energiebeauftragten & MitarbeiterInnen – Akademie+ + Fördermanagement + Planung und Begleitung der Umsetzung von Energieoptimierungsmaßnahmen + Energieberatungen für Unternehmen und öffentliche Organisationen St. Pölten | Wien Tel: 05 / 98 98-201 WISSEN WAS GEHT. TUN WAS WIRKT. office@conplusultra.com ConPlusUltra.com

Juli 2018/ UmweltJournal NACHHALTIGKEITS-, QUALITÄTSMANAGEMENT 17 Kommentar der Umwelt Management Austria Klima schützen – besser Leben mit weniger Energie! Die Umwelt Management Austria nimmt Stellung zur neuen Klima- und Energiestrategie #mission 2030: Autoren: DI (FH) René Bolz, DI Rupert Christian Umwelt Management Austria Nun liegt sie vor – die Klima- und Energiestrategie der österreichischen Bundesregierung (#mission 2030). Fünf Wochen standen zur Verfügung, um Ideen zur Energiewende einzubringen. Die eingerichteten Arbeitsgruppen waren – wie immer – zu einem guten Teil mit Interessensvertretern der Wirtschaft besetzt. Der gesamte Prozess war nicht besonders transparent. So fand am 11. Juni 2018 – also lang nach dem Ministerratsbeschluss – noch eine Diskussionsveranstaltung statt, in deren Folge der „Leuchtturm 11: Kommunikation – Bildung und Bewusstsein schaffen für eine nachhaltige Zukunft“ in die integrierte Klima- und Energiestrategie eingefügt wurde. Aus der Sicht des Umweltund Klimaschutzes enthält #mission2030 durchaus erfreuliche Grundsätze und Kernaussagen – insbesondere ein klares Bekenntnis zu den Zielen der EU bis 2030. Damit soll ein Schritt zur Erreichung des Pariser Klimaschutzabkommens gesetzt werden. Hinter diesem Abkommen stehen allerdings große Herausforderungen: Vorgaben der EU für 2030 Bis zur Mitte des Jahrhunderts muss eine Dekarbonisierung erfolgen. In erster Linie geht es dabei um Energie. Umwelt Management Austria hat gezeigt, dass eine Vollversorgung Österreichs mit heimischen erneuerbaren Energieträgern möglich ist. Das setzt allerdings eine Halbierung des Bruttoinlandsverbrauchs voraus! Es geht aber auch um nicht-energiebedingte Emissionen. Mit dem Gelingen von effizienter Energienutzung und der Umstellung auf erneuerbare Energieträger wird der Beitrag dieser Treibhausgase immer deutlicher merkbar. In Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kreislaufwirtschaft besteht daher großer Handlungsbedarf auf dem Weg in eine klimaverträgliche Zukunft. Die Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung konzentriert sich freilich auf die Vorgaben der EU für 2030, die von Rat und Parlament noch immer diskutiert werden. Dabei schlägt das Parlament deutlich ambitioniertere Ziele vor, und selbst deren Erreichung wäre nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zur Realisierung von „Paris“. Die verbindlichen Ziele auf nationaler Ebene müssen also höher gesteckt werden. Für hohe nationale Ziele sprechen zumindest zwei weitere Phänomene. Einerseits werden gesteckte Ziele praktisch nie zu 100 Prozent erreicht, andererseits treten im Zusammenhang mit Effizienzmaßnahmen die sogenannten In der neuen Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung finden sich in zwölf Leuchttürmen erste Ansätze von Maßnahmen und grobe Angaben zu Zuständigkeiten und Zeitplänen. Konkrete Aussagen zur Finanzierung, zur erwarteten Wirkung von Maßnahmen und zu Möglichkeiten für ein Nachjustieren oder Sanktionen bei Nicht-Erreichung von Zielen fehlen aber noch. Rebound-Effekte auf, die die Erreichung von Reduktionszielen weiter erschweren. Konzentration auf Raumwärme und Mobilität Es überrascht auch, dass einige Sektoren des Treibhausgasinventars in der integrierten Klima- und Energiestrategie kaum betrachtet werden. Zur Landwirtschaft heißt es: „die sektorübergreifenden Leistungen der Land- und Forstwirtschaft durch die verstärkte Bereitstellung nachwachsender Rohstoffe müssen berücksichtigt werden“, im „Leuchtturm 12: Bioökonomiestrategie“ findet sie keine Erwähnung. In der Abfallwirtschaft sowie bei den fluorierten Gasen (F-gase) sollen durch EUrechtliche (F-Gasverordnung) und österreichische (Umsetzung Kreislaufwirtschaftspaket) Maßnahmen die Emissionen gesenkt und die internationalen Zielsetzungen erfüllt werden. Man konzentriert sich im Wesentlichen auf Raumwärme in Wohngebäuden und Mobilität – dies wiederum durchaus verdienstvoll. So können die Verdoppelung des Radfahreranteils, die Förderung der E-Mobilität, der Ausbau der Bahn, die Steigerung der Sanierungsrate von Gebäuden und auch das (letztendliche) Verbot von Ölheizungen durchaus nennenswerte Beiträge zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern leisten. Erneuerbare Energieträger Im Bereich der erneuerbaren Energieträger wird die „100%ige bilanzielle Stromversorgung durch erneuer- bare Energie im Jahre 2030“ angestrebt. Regel- und Ausgleichsenergie zur Stabilisierung des Netzbetriebs und die Verwendung von (fossilen) Kuppelprodukten zur Eigenversorgung in der Sachgüterproduktion (zum Beispiel Stahl- und Papierindustrie) werden in die Berechnung allerdings nicht einbezogen! Foto: iStock Die Glaubwürdigkeit, das Fernziel „wesentlich unter 2°C“ erreichen zu wollen, wird zusätzlich relativiert durch die Aussage „geänderte externe Faktoren müssen bei der regelmäßigen Evaluierung berücksichtigt werden“. Wichtige Instrumente, mit denen die gesteckten Ziele erreicht werden sollen, werden abgelehnt (eine aufkommensneutrale Ökosteuer) und Unklarheit (rechtliche Aspekte: keine neue Ölheizung ab 2020, zugleich aber „keine Verbote“) geschaffen. Immerhin findet sich der Abbau umweltschädlicher Subventionen in der Klima- und Energiestrategie. Warum allerdings eine neue Liste solcher Subventionen erstellt werden soll, statt sofort auf die diesbezügliche WIFO-Studie oder die Forderungen des Umweltdachverbandes zurückzugreifen, ist nicht ersichtlich. Zwölf Leuchttürme In der Klima- und Energiestrategie selbst finden sich in Form der zwölf Leuchttürme zwar erste Ansätze von Maßnahmen und grobe Angaben zu Zuständigkeiten und Zeitplänen, konkrete Aussagen speziell zur Finanzierung, zur erwarteten Wirkung von Maßnahmen und zu Möglichkeiten für ein Nachjustieren oder Sanktionen bei Nicht-Erreichung von Zielen fehlen aber noch. Wie in anderen Ländern auch braucht es eine wissenschaftliche Begleitung der Umsetzung und eine Kontrolle des Erfolgs. Die Herausforderungen sind groß, das Zukunftsbild eines dekarbonisierten Österreich mit mehr und besseren Energiedienstleistungen, mit attraktiven Lebensräumen in den Siedlungen und in der Natur, unabhängig von Energieimporten, mit regionaler Energieversorgung – verbunden mit Arbeit und Einkommen in der Region – lohnt die notwendigen großen Anstrengungen! Wie Unternehmen, Gemeinden und Städte, sonstige Institutionen aber natürlich auch Privatpersonen den Anforderungen gerecht werden können, kann man im traditionsreichen und zukunftsweisenden MSc- Lehrgang Management & Umwelt von Umwelt Management Austria lernen. Dort erwirbt man neben dem Master-Titel auch ein Zertifikat für Energieberater und -auditoren.