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UmweltJournal Ausgabe 2018-05

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20 AUTOMATISIERUNG |

20 AUTOMATISIERUNG | PROZESSE UmweltJournal /September 2018 Prozesse in der Abfallwirtschaft digitalisieren Ein Telematik-System für alle (Ab-)Fälle Mit dem Telematik-Manager couplinkyourfleet automatisiert der Entsorger Reinigingsdiensten Rd4 in den Niederlanden seine vielfältigen Standard- und Sonderabläufe. Oftmals wird Telematik als reine Ortung von Fahrzeugen verstanden – doch heutige Systeme können viel mehr. Sie unterstützen Unternehmen in all ihren Geschäftsfeldern. Wie man als Entsorger die Möglichkeiten ausschöpft, zeigt Reinigingsdiensten Rd4 aus dem niederländischen Heerlen. Um sein Einzugsgebiet mit 200.000 Einwohnern und 3.500 Firmen effizienter betreuen zu können, automatisiert der Spezialist für Abfallentsorgung und Straßenreinigung im Süden der Provinz Limburg seine Abläufe. Seit 2010 setzt Rd4 auf die Standardversion des Telematik-Managers couplinkyourfleet und erweitert ihn gemeinsam mit dem Softwareanbieter Couplink seither kontinuierlich um weitere Funktionen, um immer mehr Prozesse zu digitalisieren. Kurzer Prozess für Hausmüll, Sperrmüll und Container Die branchenspezifische Lösung der Aldenhovener Telematik-Experten ist nun speziell auf die Bedürfnisse von Entsorgungsbetrieben ausgelegt. Monika Tonne, Vorständin der Couplink Group AG, erklärt: „Mit unserer Kenntnis der Branche ermöglicht unsere Software eine transparente Echtzeit-Kommunikation zwischen Disposition und mobilen Einheiten – und zwar unabhängig vom jeweiligen Endgerät.“ So profitiert auch Rd4 vom umfassenden Flottenmanagement und der individuell angepassten Servicesteuerung. Für die kommunale Hausmüllentsorgung beispielsweise werden alle Touren einmalig aufgezeichnet: Fällt der Stammfahrer aus, führt das mobile Endgerät auch den ortsunkundigen Ersatzfahrer durch alle Routenpunkte. Über ein weiteres Modul kann Rd4 auch die Sperrmülltouren passgenau planen: Die Software berechnet anhand der Adressdaten die optimalen Routen; die Fahrer erhalten diese wiederum direkt auf ihr mobiles Endgerät. Das Containergeschäft in der gewerblichen Entsorgung ist ebenfalls digitalisiert: Alle Behälter werden per Scanner erfasst und mittels Barcode und Geocodierung ins System übertragen. Auf diese Weise behält Rd4 jederzeit den Überblick über ausgegebene Behälter, deren Standorte und Leerungsrhythmen. Bei der Abholung werden sie von der in jeden Lkw integrierten Welvaarts-Waage automatisch gewogen – couplinkyourfleet übermittelt die Daten über eine Standardschnittstelle direkt zur Abrechnung in die bestehende Entsorgersoftware enwis von Tegos. Grünes Licht für Gelbe Säcke und Co Die flexible Telematik-Lösung optimiert zusätzlich die Abrechnung beim Einsammeln von Gelben Säcken, die Rd4 als halbstaatliches Unternehmen zwischen mehreren Gemeinden aufteilen muss. Bislang erfolgten Wiegevorgänge und Datenerfassung manuell. Nun wird der Abfall eingesammelt und sofort automatisch nach Straßen getrennt gewogen; die Wiegedaten werden zur Abrechnung sofort im System hinterlegt. Auch die Ausgabe von Müllsäcken wird digital transparent gemacht: Per Android-Lösung auf den mobilen Industriescannern werden die in den Niederlanden üblichen Abfallpässe gescannt – auf diese Weise erhält jeder Haushalt nur die vorgeschriebene Anzahl an Müllsäcken. Außerdem hat Rd4 sein Entrümpelungsgeschäft – Der Entsorger Reinigingsdiensten Rd4 in den Niederlanden hat seine Prozesse bereits weitgehend digitalisiert – mit zahlreichen Effizienzsteigerungen in seinen sämtlichen detaillierten Abläufen. brauchbare Gegenstände werden aufbereitet und über das Secondhand-Geschäft wiederverkauft – deutlich optimiert: Damit diesem Kreislauf kein wertvolles Gut entgeht, erhält der Einsammler einen Auftrag über die zu entrümpelnden Gegenstände. Hat er sie aufgenommen, bestätigt er deren Empfang über sein Endgerät, erfüllt damit die gesetzliche Nachweispflicht und liefert sie an der Rd4-Annahmestelle ab. Über all diese Prozesse hinweg wird zur Fahrstilanalyse die FMS-Schnittstelle ausgelesen: Denn das individuelle Fahrverhalten eines Lkw-Führers hat direkten Einfluss auf Treibstoffverbrauch und -kosten. Dabei findet eine getrennte Aufzeichnung nach Sammelbetrieb und Transferfahrten statt. So kann Fällt beispielsweise der Stammfahrer aus, führt das mobile Endgerät auch den ortsunkundigen Ersatzfahrer durch alle Routenpunkte. Fotos: www.nicolezimmermann.de jeder Fahrer fair in seinem Fahrstil beurteilt – und nötigenfalls geschult – werden. Schrittweise sollen nun weitere Prozesse, die zurzeit noch analog laufen, digitalisiert werden.

September 2018/ UmweltJournal AUTOMATISIERUNG | PROZESSE 21 Zukunftsthema Recycling und Recovery of Waste an der Montanuniversität Leoben | WT12-02G | Projekt ReWaste4.0 Windenergieanlagen noch effizienter steuern. Grafik: MUL Mit offener PC- und EtherCAT-basierter Steuerungstechnik. Die Partner im Projekt ReWaste4.0 Ein Großteil der Unternehmen aus der Abfallwirtschafts- und Entsorgungsbranche beschäftigt sich bereits mit diesem Thema Abfallwirtschaft 4.0 – das ergab eine erste Unternehmensbefragung im Rahmen des Projekts ReWaste4.0 – Recycling und Recovery of Waste 4.0 der Montanuniversität Leoben. Das größte Potenzial wird beim Datenaustausch und der Vernetzung mit Kunden gesehen. Referenz Xinjiang Goldwind Science & Technology Co., Ltd. China Die Abfallwirtschaft ist einem stetigen Wandel unterworfen und der Weg geht unaufhaltsam in Richtung ressourcenorientierte Industrialisierung. Mit dem Projekt ReWaste4.0 – Recycling und Recovery of Waste 4.0 der Montanuniversität Leoben werden neue innovative Industrie 4.0-Ansätze erstmals im Bereich der Abfallwirtschaft implementiert und die Weiterentwicklung in Richtung Kreislaufwirtschaft forciert. Die kooperative Zusammenarbeit von zwei wissenschaftlichen und acht Industriepartnern soll das branchenspezifische Know-how erhöhen und das hervorragende internationale Standing österreichischer Unternehmen als Technologieentwickler im Umwelt- beziehungsweise Abfallsektor weiter steigern. ReWaste4.0 wird im Rahmen des österreichischen Kompetenzzentrenprogramms Comet (Competence Centers for Excellent Technologies) gefördert. Eckdaten zum Projekt Das Projekt startete erfolgreich mit 01. April 2017 und läuft 48 Monate. Die genehmigten Gesamtkosten belaufen sich dabei auf 4.880.000 Euro (circa 70 Prozent Geldmittel). ReWaste4.0 ist ein langfristig orientiertes Projekt. Zum ersten Mal in der Abfallwirtschaft werden neue Industrie 4.0-Ansätze (zum Beispiel „digital networking“, Kommunikation zwischen Abfall-Qualität und Anlagen-Performance, Robotics, et cetera) zur Weiterentwicklung der Abfallwirtschaft in Richtung Kreislaufwirtschaft („circular economy“) mit speziellem Fokus auf vernetzte Recycling- und Verwertungsprozesse höchster Qualität untersucht und implementiert. Unternehmensbefragung zum Thema Abfallwirtschaft 4.0 Im Zuge von ReWaste4.0 wurde eine Befragung von Unternehmen aus der Abfallwirtschafts- und Entsorgungsbranche zum Thema Abfallwirtschaft 4.0 durchgeführt. Die Umfrage richtete sich an insgesamt 2.350 Unternehmen unterschiedlicher Größe aus den Bereichen Entsorgungs- und Abfallwirtschaft sowie Recyclingtechnik im DACH-Raum. Zusammenfassend kann auf ein großes Interesse am Thema Digitalisierung in der Abfallwirtschaftsbranche geschlossen werden, das heißt, ein Großteil der Unternehmen beschäftigt sich bereits mit diesem Thema oder wird sich in Zukunft damit beschäftigen. Folgende digitale Lösungen wurden genannt: elektronische Rechnungen, Serviceportal für Kunden, papierlose Auftragsabwicklung, Behälterverfolgung, Fahrzeugortung und -verfolgung für Disponenten oder auch Füllstandsmessungen in Abfallbehältern. Das größte Potenzial wird beim Datenaustausch und der Vernetzung mit Kunden gesehen. Grundsätzlich fördert Digitalisierung das Ausmaß an Wettbewerb und trägt über eine Steigerung der Arbeitsproduktivität zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum bei. Jedoch sind hierfür entsprechende lenkungs- und ordnungspolitische Rahmensetzungen mit entsprechenden Maßnahmen wie unter anderem die Flexibilisierung von Beschäftigungsstrukturen, der Breitbandausbau, die Weiterentwicklung der Rechtsordnung (Datenschutz) sowie eine auf Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnik ausgerichtete Weiterbildungspolitik notwendig. www.beckhoff.at/wind Die PC- und EtherCAT-basierte Steuerungstechnik von Beckhoff ist weltweit auf über 40.000 Windenergieanlagen bis zu einer Größe von 5 MW im Einsatz – sowohl On- als auch Offshore. Der hohe Integrationsgrad sowie die Nutzung von IT- und Automatisierungsstandards machen die PC-basierte Steuerungstechnik zu einer leistungsstarken und effi zienten Lösung, die alle Funktionen auf einer einheitlichen Hard- und Softwareplattform vereint: Betriebsführung, Pitchregelung, Umrichter-, Getriebeund Bremsenansteuerung, Visualisierung bis zur Parkvernetzung. Die offene Steuerungstechnologie ermöglicht es, weitere Funktionen, wie Sicherheitstechnik oder Condition Monitoring, direkt in die Standardsteuerung zu integrieren – unser effi zienter Beitrag zur Energiewende. Projektkonsortium und Förderung Das Projektkonsortium mit dem Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben als Konsortialführer besteht aus zwei wissenschaftlichen Partnern (Montanuniversität Leoben und FH Münster) sowie acht Industriepartnern (BT-Wolfgang Binder GmbH – Redwave, IFE Aufbereitungstechnik GmbH, Ingenieurgesellschaft Innovative Umwelttechnik GmbH, Komptech GmbH, Lafarge Zementwerke GmbH, Mayer Recycling GmbH, M-U-T Maschinen-Umwelttechnik- Transportanlagen GmbH und Saubermacher Dienstleistungs AG). Die fünf öffentlichen Fördergeber sind: Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG), Comet, das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft sowie das Land Steiermark. Der Finanzierungsanteil der öffentlichen Hand (Bundes- und Landesförderung) beträgt dabei 40 Prozent. Die restlichen Mittel werden von den Partnern aufgebracht. Skalierbare Steuerungstechnik Modulare I/O- Busklemmen Modulare Software- Bibliotheken